bin angehender radprofi und muss diesen müll endlich lassen

#1
Hall erstmal


Ich bin 19 Jahr alt, männlich und auf dem Weg in das Profilager des Radsports. Seit nun einem Jahr, übergebe ich mich in unregelmäßigen Abständen. Ich startete meine Sportkarriere als Skifahrer, wechselte aber dann zu meiner Leidenschaft, dem Radsport. Da ja bekanntlich Skifahrer viele Muskeln haben wurde ich von meine Radkollegen oft auf meine sehr muskulöse aber nicht dicke Figur angesprochen. Ich verstand das als Aufruf, Muskeln abzubauen und begab trudelte schön langsam in die Bulimie da ich unbedingt Gewicht verlieren wollte, was ja im Radsport ein wichtiger Faktor ist. Unbewusst wurde mein Essverhalten immer gestörter. Seitdem kämpfe ich leider noch vergebens gegen diese Krankheit an. Es sind mir schon mehrer Zwischenerfolge über längere Dauer geglückt, doch ich wurde bis dato immer rückfällig. Ich bin aber soweit, dass ich meinen Ernährungsberater (ist bei uns im Team angestellt) und meinem besten Freund ganz offen von meinem Problem erzählt habe. Ich habe den unbedingten Willen, diese bedrohliche Krankheit abzulegen, da sie meinem Körper und vor allem meiner Psyche schadet. Da ich männlich bin, fällt es mir nicht ganz so leicht über dieses Thema zu sprechen und hoffe daher auf eine nette Kommunikation hier in diesem Forum. Ich bitte euch daher, gebt mir Tipps um meinen Gegner zu besiegen, ich wäre euch sehr dankbar dafür!!!!

#2
Hallo Lance,

erstmal recht herzlich willkommen hier - ich hoffe Du wirst Dich hier wohl fühlen!
Die Leute hier sind unheimlich toll, hilfsbereit und lieb (klingt jetzt vielleicht ein bißchen kitschig ;) ) - mit kurzen Worten "Ein echt klasse Haufen".

Liebe Grüsse
boundless

trotz spitzensport

#3
Hallo Lance,
ich habe gerade deinen bericht gelesen, und ich finde es total gut dass du als männliche person darüber kommunizieren kansst. ich denke, wenn es schon für mich so unglaublich schwer ist, wie ist es wohl für dich.etwas mehr verstehen kann ich dich noch, da ich selber einst spitzensportlerin war. leider haber ich meinen körper (ich war wirklich verdammt fit...) kaputt gemacht...mit dem ständigen erbrechen habe ih immer mehr abgenommen und sämtliche muskeln abgeabut. ich war immer schon schlank, aber athletisch, jetzt bin ich fast nur noch haut und knochen...trotzdem schaffe ich es nicht, aufzuhören, denn habe ich mal eien ohase die gut geht, fühle ich mich aufgeblasen und habe das gefühl, mein gewicht wird sich nirgends einpendeln, auch, habe ich angst, dassmein stoffwechsel total gestört ist, und meine verdauung nicht mehr normal funktionieren wird. mich interessiert sehr, wie du dein training noch meistern kannst, ich war irgendwann am ende....erzähl mir doch noch etwas mehr von deinem trainingsalltag. wann hast du dann deine anfälle und wie viel isst du dabei??
alles gute
mika

danke für die netten antworten

#4
danke erstmals für die netten antworten


also bei mir ist das so: Ich achte zwar auf mein Gewicht,stelle mich aber nur alle 2 wochen einmal auf die waage, da die waage einge gaisel ist die einem zwingt an essen zu denken, bzw daran zu denkan dass man nichts ist und so indirekt eine fressattacke vorprogrammiert.
Ich trainiere zur Zeit sehr sehr viel (an die 30 Stunden) und bestreite min. 2 Rennen die Woche. Bei mir ist es nicht das Problem das ich hungere. Ich esse ganz normal, querbeet. Natürlich achte ich auf eine ausgewogene gesunde, kohlenhydratreiche und proteinreiche Nahrung um schneller zu regenerieren und um die Speicher aufzufüllen. Vor und nach einer Trainingsausfahrt esse ich ziemlich viel, bis ich voll bin da ich während des Trainings enomre Mengen verbrenne.
Mein Problem liegt generell nicht an der Menge was ich esse. Ich kann mich mit für mich "normalem Essen" wie z.b. Nudeln mit Olivenöl und Parmesan wirklich (aber wirklich) satt essen.
Mein Problem ist folgendes:
Da ich wenig Süßes (Kuchen ja, ich meine Schoko usw.) und wirklich Fettes esse, bekomme ich in unregelmäßigen Abständen Heißhunger auf diese Lebensmitteln. Wenn ich einmal damit anfange, kann ich nicht mehr damit aufhören und esse rein was nur geht. Wenn ich dann randvoll bin denke ich mir: "Man du wirst dick, pass auf deine Radform auf mit diesem Zeug blockierst du deinen Stoffwechsel und füllst deine Speicher nicht richtig auf") und schwub die wubs bin ich auf dem Klo und lasse alles raus.
Manchmal jedoch denke ich mir nach einer Fressattacke, dass ich das büßen muss und übergebe mich nicht. Ich fühle mich dann hundeelend, da ich so voll bin und gar nicht mehr weiß wie ich mich ins Bett legen soll, da mein Bauch so angefüllt ist,
Nachdem ich mich übergeben habe geht es mir moralisch ziemlich schlecht, da ich einfach nicht davon loskomme. Seit neuestem jedoch setzte ich mich auf mein Sofa und iss ganz in Ruhe,ohne Stress und ganz langsam meine Lieblingsschokolade um den Genuss (der Essen eigentlich sein soll) zu waren und um einfach abschalten zu können
Eines muss ich dir noch sagen: Vergiss dein Gewicht, ich schaue auch nicht mehr drauf, es geht rein um die Krankheit. Ich weiß, es ist schwer Tipps von einem Betroffenen anzunehmen doch du musst dir absolut sicher sein, dass du das schaffst. Es ist nichts anderes wie im Sport. Du hast ein Ziel und das willst du erreichen. DU musst an deine Ziele festhalten und dir selbst beweisen, dass DU es schaffst. Vergiss nicht, ohne Tal kein Berg. Es wird Rückfälle geben. Diese machen dich aber nicht schwach sondern stärken dich in deinem Willen, dein Ziel zu erreichen. Ein Ziel wäre nichts Wert, wenn man dafür nicht hart arbeitet. Stecke dir Zeilziele z.b. (nur ein Beispiel!!!!!) 1 Tag ohne Übergeben dann 2 Tage usw. und du wirst dann feststellen, es ist gar nicht so schwer, wenn du nur an dich und deine Ziele glaubst.

Ich bin mir sicher, dass ich mein Ziel erreiche und das macht mich stark!!!!

wenn du willst, kann ich mit dir noch gerne weiterplaudern

bis dahin

Mein Motto: I take nothing for granted, I now have only good days or GREAT days!!!!!!

#5
Klingt gut, so wie Du das 'rüberbringst aber auch nicht ganz so einfach ;).
Im Endeffekt geht es doch um die Sehnsüchte und Bedürfnisse, die wir in uns hegen und ersehnen.
Nicht ganz einfach, diese Bedürfnisse zu stillen.....

b.

me again

#6
es freut mich, von dir zu hören.
weisst du, im prinzip geht es mir ähnlich, da ich jahrelang auf alles süsse und fettige fast verzichtet habe, komme ich auch regelmässig anfälle. schlimm ist aber, seit ich den spitzensport an den nagel gehängt habe, und pro woche "nur noch 5 mal trainiere statt jedentag 2 mal, da weiss ich nicht mehr, wieviel essen normalö ist. oft esse ich den ganzen tag über zu wenig und am abend weiss ich nicht mehr was und dann esse ich oft und denke, jetzt ist ews zu viel und breche dann.....ich verdränge oft das hungergefühl, sage mir einfach, es kiann nicht sein, dass ich schon wieder hunger habe, wenn ich zum beispiel einen tag nichts sport gemacht habe....da denke ich einfach, ich muss auch nicht essen...ist doch total krank. ich will wieder meinen athletiischen sportlichen körper, und wieder genügend power voll sport zu machen, und ich will nicht mehr jede minute über mein gewicht und das essen nachdenken...ich kann es nicht mehr geniessen...ich k....manchmal nach dem normalen essen....
uhnd eigentlich weiss ich ja, dass ich viel zu wenig wiege (zahlen nennen sind ja nicht erlaubt...)
zu gerne würdeich auch glauben, dass i da raus komme von selber....meinst du ich werde unendlich zunehmen wenn ich aufhöre mit dem verdammten k....??
gute nacht
bleiben wir doch in kontakt!!!

stimmt

#7
Sicherlich, stimme ich dir voll und ganz zu. Aber denke, wenn ich Bedürnisse wie z.b. Lust auf etwas Süßes aufschiebe und verdränge, stauen sich diese Bedürfnisse auf und kommen auf einmal zum vollen Ausbruch. Ich die Situation nur aus meiner Sicht schildern und nur diese Tipps weitergeben, die mir helfen meine Krankheit für mehrere Tage bzw. Wochen zu verdrängen. Ich will jetzt aber ganz damit aufhören, es macht einfach keinen Sinn. Es ist verdammt schwer, ganz ganz schwer doch wenn man schon mit der falschen Einstellung an die Sache herangeht kann das ganz nix werden. Also, die Sache so nehmen wie sie ist und das gewollte Ziel ansteuern!!!!


ich bin selbst betroffen und ich bin vielleicht nicht der richtige, der hier Tipps erteilt, doch wenn jeder Betroffene nur über seine schlechten Gefühle schreibt so wird man nie etwas daraus lernen. Auch ich bin über jeden Tipp,Ratschlag bzw. Kritik und Rüge heilfroh!!!!!!

#8
Hallo Lance,
ich hab das gleich Problem, wie du. Mit dem Süßen. Ich hab es nicht ganz gelöst, ich glaub, dass das unmöglich ist.
Meine Verhaltensweise ist folgend: ich erlaube mir Kochschokolade, die viel Kakao enthält. Die schmeckt nicht so toll, dass ich Unmengen davon verdrücke. Ein, zwei Rippen am Tag stillen den Hunger auf Süsses.
Fruchtgummi ist auch gut, die Gelatine hilft, die Gelenke zu schmieren.
Ich fahr übrigens auch Rad. Nicht so intensiv, wie du, es macht mir einfach Spaß, achtzig, hundert Kilometer dahinzurollen(dreißig-vierunddreißig schnitt). Außerdem kann ich dann essen, was ich will :-))).
Ich hab auch gemerkt, dass der Hunger nach dem Training nicht so schlimm ist, wenn ich nach den ersten sechzig km ein, zwei Müßliriegel vertilge...
lg, Gert

immer essen

#9
Hallo


Ja, das mit der dunklen Schokolade ist eine sehr gute Lösung. Persönlich schmeckt sie mir auch besser als normale Schokolade. Ich esse immer 70%-Kakao Schoko. Es ist wichitg, regelmäßig kleiner Portionen zu essen um eine Fressattacke zu vermeiden. Und wenn man viel trainiert, kann man es sich so und so nicht leisten zu hungern, da man sonst eingeht wie ein Fisch ohne Wasser.

Ich kann habe seit einiger Zeit meine Fressattacken mit folgendem Mittel gut unter Kontrolle (gilt jetzt nur für mich da ich Radsportler bin!!!!): Statt sinnlos Süßes in mich hineinzustopfen trinke ich eine 3/4l Eiweißshake (Magermilch und Eiweißpulver). Das schmeckt schön süß und sehr cremig, sättigt extrem und hilft mir schneller zu regenerieren und liefert wichitge spurenelemente!!!!! Danach habe ich auch keine Lust mehr auf was Süßes und habe somit eine Fressattacke verhindert

Was ich noch nicht mache: Ich kaufe mir kaum Light-Produkte: Diese beinhalten keine Zucker sondern nur Süßstoff. Man spart zwar an Kalorien täuscht jedoch den Körper. Man denkt, das was man trinkt ist süß-voila der Insulinspiegel geht nach oben. Da aber kein Zucker da ist um den Insulinspiegel auszugleichen, sakt der Insulinspiegel auf einmal nach unten und man hat Heißhunger- und schon hat man wieder eine Fressattacke!!!!!! Außerdem sind Süßstoffe ungesund und daher meide ich sie.


mfg Lance

#10
Lieber Lance,

ich finde deine Zweifel, ob du als Betroffener Ratschläge erteilen kannst, ganz unbegründet. Denn die Tipps und Anregungen von Betroffenen sind oft mehr wert, als die von total Ahnungslosen, weil nicht betroffenen.

Ich finde außerdem (bin ja schon lange im Geschäft und behaupte daher, schon einige Dinge erkannst zu haben), dass all deine Ansätze mit der Sucht umzugehen, sehr richtig sind! Egal ob das jetzt deine Einstellung zu Süßstoffen oder die Erkenntnis ist, dass ein hinausgezögertes Hungergefühl oder der Appetit auf Süßes unweigerlich einen Fressanfall heraufbeschwört!

Du hast schon sehr viel erkannt - du wirst die Bulimie sicherlich bald in den Griff kriegen.

Was ich vermisse, ist aber die Erkenntnis, dass die Bulimie eben nicht nur ein Feind ist, den es zu bezwingen gilt (siehe dein Vergleich mit dem Sport, bei dem es darum geht den nächsten Berg zu schaffen, o. ä.) sondern immer auch ein tieferliegendes Thema ihr zugrunde liegt.

Ohne Therapie geht meist nur sehr wenig. Außerdem kannst du zwar mit deinem starken Willen, Disziplin und Leistung vielleicht vernünftiger umgehen, das ursächliche Thema wird sich dann aber GANZ BESTIMMT einen anderen Weg suchen, um deine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Die Erfahrung habe ich gemacht und viele andere hier auch.

Die Bulimie ist eben keine dumme Angewohnheit, die man durch verstärkte Kontrolle, etc. sich wieder austreibt. Meist ist eben dieser Kontrollzwang, das ewige Kreisen um Disziplin und Leistung Nahrung für das bulimische Verhalten (nicht umsonst ist sie ein Phänomen unserer westlichen Leistungs-, Kontroll- und Konsumgesellschaft!).

Ich selbst bin von 18 bis ca. 24 sehr viel Laufen gegangen (Marathons und so) - es ist mir heute ein Rätsel, dass ich damals nicht tot umgefallen bin. War in der Zeit sehr stark bulimisch. Ich weiß aber heute, dass mich dieser Mix aus "ich muss sportlich besser werden", "ich darf nicht zunehmen", "wie ernähre ich mich richtig, damit meine Leistung gesteigert wird", etc. mich immer tiefer rein geführt hat. Ich glaube, du musst jetzt mal Prioritäten setzen. Mit Bulimie kein Hochleistungssport - das muss dir klar sein. Also such dir unterstützung um die wahren Ursachen für die Bulimie zu finden, um Lösungen zu suchen und versuche deine Bedürfnisse zu erhören, nicht nur deinen starken Willen - denn der ist meist noch der Treibstoff für die Sucht...

alles gute für dich!

das gib mir zu denken

#11
Hallo



danke für deine klaren Worte und deine Tipps.

Sicherlich, du hast vollkommen Recht doch ich denke, ja bin überzeugt, dass ich es auch ohne Therapie schaffe. Ich will SELBER Herr über die Lage werden. Bitte, verstehe es nicht falsch, dass ich evtl. so arrogant und selbstsicher rüberkomme doch ich will es selbst versuchen.

Ich kam in die Bulimie, weil ich alles für den Radsport gab und weiterhin geben werde. Ich wollte so schnell wie möglic abnehmen um schneller zu fahren als alle anderen. Jetzt bin ich gewichtmäßig völlig ok, brauche nicht weiter abzunehmen, ja möchte ich gar nicht. Leider jedoch konnte ich die Bulimie bis dato noch nicht besiegen.

Deine Empfehlung den Leistungssport zu lassen, kann ich NICHT nachgehen. Vorher gebe ich mir lieber die Kugel, ich liebe den Sport bin vernarrt danach. Ist jetzt vielleicht etwas überspitzt dargestellt, doch so einfach wie du das sagst, so einfach ist es dann wohl doch wieder nicht. Um den Leistungssport eben nicht in Kauf zu nehmen um die Bulimie zu besiegen, werde ich jetzt und vor allem im Herbst in meiner trainingsfreien Zeit mich meiner Krankheit widmen.


freue mich schon auf eine antwort

Re: das gib mir zu denken

#12
Lance hat geschrieben: ... ja bin überzeugt, dass ich es auch ohne Therapie schaffe. Ich will SELBER Herr über die Lage werden....
natürlich kann dich keiner in die therapie zwingen. es hat keinen sinn, wenn du es nicht selber willst. aber warum kannst du die hilfe nicht annehmen?
außerdem: therapie ja oder nein... DU MUSST ES IMMER ALLEINE SCHAFFEN! ein therapeut steht schließlich nicht daneben und reißt dir die schokolade, die du gerade essen willst, aus der hand.
in einer therapie geht es viel mehr darum herauszufinden, WARUM du nicht aufhören kannst, 'verbotene' nahrungsmitteln in dich hineinzustopfen und es geht auch darum, dass du lernst, WIE du mit dem druck zu essen umgehst.

Lance hat geschrieben: ... Um den Leistungssport eben nicht in Kauf zu nehmen um die Bulimie zu besiegen, werde ich jetzt und vor allem im Herbst in meiner trainingsfreien Zeit mich meiner Krankheit widmen.
ähm... du weißt aber schon, dass das nicht eine sache von ein oder zwei monaten ist? sich mit der krankheit bulimie auseinanderzusetzen erfordert mehr zeit, monate, vielleicht sogar jahre... du bist schließlich nicht auch von einem tag auf den anderen hineingerutscht.

ich finde es gut, dass du etwas dagegen unternehmen willst, aber unterschätz die arbeit mit der person 'lance' nicht.

liebe grüße und viel glück, jill