#5
von Ziveti
Naka, ich verstehe dich voll und ganz und all diese Gedankengänge hatte ich ebenfalls und teilweise habe ich sie immer noch.
Ich fing 1997 mit Diäten an, weil ich mich zu "propper" fühlte. Jedoch stellte sich sehr schnell der berühmt berüchtigte Jo-Jo Effekt ein. Das ging ca 1 Jahr bis ich dann einen Film im Tv sah, in der 2 Freundinnen auf die Idee kamen mit der ES. Die Eine M* die andere B*. Die B* hat mich damals nicht angezogen, noch konnte ich mir im entferntesten vorstellen, dass man einfach so erbrechen kann...ohne dass einem schlecht, man krank oder besoffen ist.
Also saß ich mit meiner mum in der Küche und aß wieder ganz lecker. Dann ging ich auf die Toilette und machte nicht einmal die Tür zu. Und dann? - es klappte tatsächlich! Meine mum saß im Wohnzimmer und fragte mich, was ich da gemacht hätte. Ich meinte nur: Ach, hab versucht zu k*, klappt ja wirklich!" Sie meinte dann nur, dass mir schon klar sei dass das total unnormal sei. Mehr nicht. Heute macht meine mum sich die größten Vorwürfe, dass sie das nicht ernster genommen hat, aber vorbei ist vorbei...ich mache ihr keinen Vorwurf.
Mein damals 1. Freund war der einzige, der es wusste und dem ich verbot es meinen Eltern zu sagen, sonst würde ich ihn verlassen. Auch diese Chance wurde nicht ergriffen, er schwieg ebenfalls.
Irgendwann merkte meine mum, dass ich immens abnahm, dass aber alle Essensreste töpfeweise immer verschwanden wenn sie abends ausgingen. Sie hat mich dann 2000 in flagranti ertappt und seitdem wissen es meine Eltern. Es wissen auch meine Mädels (Freundeskreis) davon und einige wenige andere Personen. Ich versuche offen darüber zu reden, was sehr schwer ist und ich versuche immer deutlich zu machen wie gefährlich diese Krankheit ist und was sie anrichten kann. Wenn ich Mädchen sehe, die den Eindruck erwecken, sie könnten ein Problem mit ihrem Körper und Essen haben, versuche ich vorsichtig an sie ranzukommen, ebenso wenn ich mit versch. Leuten irgendwo sitze und jmd reißt einen dummen Spruch wie korpulent, dick oder fett jmd sei.
Das größte Versteckspiel betreibe ich jedoch am We wenn ich weggehe abends und auf der Arbeit. Ich habe einen harten Job, viele Kollegen, einen Job in dem man ein gepflegtes Äußeres vorweisen muss und dort weiß niemand davon. Ganz schlimm sind die Mittagsessen und Geschäftsessen und Pausen...
Ich habe also den 1. Schritt gewagt und mich für die Einweisung in eine Klinik entschieden, da ambulante Therapien in einem solch Fall wie meinem recht wenig Sinn haben. Ich weiß nun, dass ich diesen Monat in die Klinik komme definitiv und das für 3 Monate. Und fair wäre es nur, wenn ich offen und ehrlich mit meinem Chef rede und nicht einfach klammheimlich für 3 Monate verschwinde und er nur einen Wisch von Krankschreibung erhält. Denn irgendwann komem ich ja dort wieder zurück...also werde ich nä. Woche, wenn er aus dem Urlaub zurück kommt mit ihm reden und ihm die Wahrheit sagen. Ich weiß noch nicht wie, ich weiß nicht wieviel ich sagen werde, aber ich werde ihm von meiner Krankheit erzählen und ich bin sicher, dass es bei ihm gut aufgehoben sein wird und nicht nach außen gelangt.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber für mich wurde es dann irgendwann einmal unheimlich befreiend darüber reden zu können und den Menschen um mich herum auch erklären zu können, warum ich manchmal depressiv, aggressiv, nervös, launisch oder einfach tierisch gemein und fies zu ihnen bin.. warum ich nicht gerne abends mit ihnen Pizza bestelle, warum ich nicht paar Tage mit ihnen wegfahren kann etc. etc.
Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht zu sehr "zugetextet" und konnte dir ein wenig weiterhelfen.
Du kannst dich jederzeit an mich wenden wenn du Tipps brauchst oder Fragen oder einfach nur ein offenes Ohr...
Drück dich!
Ziveti