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weiß manchmal nicht weiter
Verfasst: Mo Jun 06, 2005 13:14
von milwaukee
salut an alle,
sorry, aber ich weiß manchmal nicht weiter.
habe seit 2 monaten eine freundin und sie hat mir auch bereits nach 3 tagen gesagt, das sie an bulemie leidet, und das bereits seit 13 jahren.
ich bin wirklich über alles glücklich sie gefunden zu haben und wir haben auch ein großes gemeinsames hobbie und das freut mich umso mehr, aber ich weiß manchmal nicht, warum sie sich das antut? sie versorgt ihren körper nicht mit genügend nahrung oder eben zuviel und erbricht alles und betreibt dann wettkampfmäßig sport. und wenn es dann mal nicht so läuft wie sie es gern hätte, macht sie sich vorwürfe. das ist doch klar, ihr auch, aber . . .
dazu kommen ihre stimmungsschwankungen während denen sie mir sagt, sie wisse nicht ob sie mich sehen will, weil es ihr nicht gut geht und ich weiß auch was sie dann vorhat, bzw. sie sagt es mir sogar.
ich versuche dann so stark zu sein u sie zu überreden, das wir uns doch sehen sollten, denn ich merke, wenn wir beisammen sind ist es immer anders, auch wenn ich davon ausgehe, das sie das nie vor mir machen würde. sie ist dann immer froh, das ich so hartnäckig war und es noch bin, und ich bin auch sehr stolz auf und glücklich für sie, wenn sie über ihren schatten springt, aber im gleichen zug, wirfst sie das alles am tag darauf hin oder sogar stunden später.
ich denke mir manchmal, das ich scheinbar nichts machen kann, das ihr helfen könnte, nichteinmal meine anwesenheit oder liebe zu ihr und das macht es mir nicht leicht und ich fühle mich dann ebenfalls nicht so gut.
was kann ich tun, damit ich nicht demnächst die kraft verliere und mich nach und nach von ihr distanziere, weil ich es nicht verstehen kann und mir denke, das wird sich nie ändern und irgendwann möchte ich nicht aufwachen und es geht ihr immer schlechter und schlechter, weil sie ihrem körper so viel schaden zufügt.
Verfasst: Mo Jun 06, 2005 18:33
von krümelchen78
Hi!!
Ersteinmal finde ich es imer echt beeindruckend, wenn ein Partner einer Betroffenen sich hier registriert. Find ich echt super! Gibts von Deiner Sorte noch mehr???
Das Deine Freundin Dir ihr Problem gesagt hat ist ein Riesenschritt und zeigt, dass sie wirklich verdammt großes Vertrauen in Dich hat.
Damit sind die Probleme natürlich nicht behoben. Es könnte nun zu Anfang auch sehr schwierig werden, da sie sich evtl. von Dir beobachtet fühlen könnte.
Ich kann Dir nur raten, sie so zu behandeln, wie vorher auch (is vielleicht schwer, aber das Beste). Sei da, wenn sie reden will und setzt sie nicht damit unter Druck, jetzt unbedingt das Problem für sie lösen zu wollen.
Das kann nur sie ALLEIN!!! Egal, wie sehr Du verstehst, Verständnis zeigst ect. Sie hat diese Krankheit seit 13 Jahren. Das ist verdammt lang und es legt sich nicht einfach so wieder ab.
Macht sie ne Therapie oder hat schon eine gemacht? Sie in diese Richtung drängen zu wollen, sollte sie dazu nicht bereit sein, bringt ebenfalls nicht viel.
Versteh mich nicht falsch, ich finds echt genial, da Du helfen willst. Du liebst sie ja und willst nur das Beste, aber wirklich helfen kann sie sich nur selber. Du kannst nur zur Unterstützung da sein.
Wenn Du sie anfängst zu irgendwas zu drängen, sei es zur Therapie, aufzuhören zu kotzen, zu Gesprächen oder was auch immer, kann das dazu führen, dass sie bereut, es Dir erzählt zu haben und sich weiter distanziert.Beobachte ihr Verhalten nicht.
Behandele sie, besonders jetzt am Anfang, wo sie es Dir gesagt hat, so wie immer, damit sie sich entspannen kann und merkt: Es ändert sich nichts bei eurer Beziehung.
Es wird sicher nicht leicht für Dich. Am Besten schaust Du Dich auch mal im Angehörigenforum um oder besogst Dir Literatur für Angehörige. Da kannst Du für Dich selbst erstmal etwas mehr über die Krankheit erfahren.
Und vergiß nicht: Alles was sie tut, muss sie selbst wollen und muss von IHR kommen. Du bist quasi ihre seelische Stütze, kannst aber aktiv wenig tun.
Ich wünsche Dir viel Kraft! Und ich finde es echt super, dass es solche Menschen wie Dich gibt!!!
Lieben Gruß Nadine
Verfasst: Di Jun 07, 2005 12:23
von milwaukee
hi retour und danke für deine worte
das hoffe ich doch sehr, das es noch viele mehr gibt.
tja, ich war auch anfangs überrascht, das sie mir gleich nach drei tagen davon erzählt hat. sie hat gesagt, das sie das normalerweise nicht so schnell machen wollte, aber sie keine geheimnisse vor mir haben will und ich es früher oder später eh gemerkt, erfahren, ... hätte. anfänglich hab ich mir auch noch nix dabei gedacht, aber mittlerweile muß und will ich mich mit der materie beschäftigen, denn sonst kenn ich mich nicht aus und ich will ja verstehen können - auch wenn es mir momentan unverständlich scheint.
leider sind damit die probleme nicht behoben - schön wärs und es ist mir schon klar geworden, jedoch komme ich mir so hilflos vor, denn es ist ja in der natur des menschen, helfen zu wollen.
ich hab sie schon des öfteren darauf angesprochen, wie es mit ihrem ex-freund war und so ... und ich fand es erschreckend, auch ihre familie betreffend. ich merke, das es ihr irgendwie schwer fällt darüber zu reden, aber sie tut es - zaghaft, aber doch. sie hat auch gesagt, das ich der erste sei, der ihr so viele fragen darüber stellt.
grundsätzlich wurde sie zu anfangs - also vor zig jahren schon mal 2 monate künstilich ernährt. danach wird sicher eine therapie gewesen sein, weiß ich jetzt nicht genau. dann war sie mal dicker und jetzt find ich sie einfach perfekt - aber leider nur ich. seit einiger zeit macht sie freiwillig eine gesprächstherapie 1x pro woche. sie fühlt sich danach auch immer wieder gut, aber . . .
auch wenn ich bei ihr bin ist sie eigentlich happy und ich baue sie auch immer wieder auf, aber sie setzt sich selbst so hohe ziele und will alles zu 100% perfekt machen, aber das geht doch nicht !!!
sie macht wie ich sport - läuft, so haben wir uns auch kennengelernt - und wenns mal nicht so geht, wie sie gern will, macht sie sich vorwürfe. zu wenig gegessen, usw - ich kann dann ja gleich damit aufhören ...
ich sag ihr dann, das das doch nicht schlimm ist, mir geht es ja nicht anders, ich kann auch nicht immer sooo gut sein, jedesmal die gleiche leistung bringen, und sie versteht es - scheinbar auch - aber eben erst nachdem sie sich schon fertig gemacht hat.
ich sag ihr auch, sie solle doch im falle, das sie schwach ist, schwach wird, an die schönen dinge denken - vielleicht auch an mich, wie wir uns kennengelernt haben oder viele andere dinge - aber das funktioniert scheinbar nicht. sie hat mir auch schon gesagt, das ich soetwas wie sie nicht verdient hätte und wie lange ich das noch aushalten werde mit ihr.
andererseits merke ich in ihren augen und ihren umarmungen, das ich ihr schon sehr viel bedeute und das macht mich auch glücklich (gibt mir das gefühl wirklich wichtig für sie zu sein und sie sagt auch dinge zu mir während ich schlafe, die ich leider nicht weiß, aber von ihr gehört habe, das sie sie mir sagt - über zukunft und so), aber irgendwie denk ich mir dann wieder - eben nur mich und nicht sie auch, obwohl sie sagt, das es so ist.
je öfter sie mir jetzt sagt, das sie schlimme sachen gemacht hat oder gar machen will, desto mehr trifft sie mich damit und ich denke mir dann, was sie wohl jetzt macht, wenn sie allein zu hause ist. obwohl ich es nicht nachvollziehen kann, verletzt es mich. ich nehme an, das ich ihr das nicht sagen soll, das sie mir dadurch weh tut, und ich mir nur noch mehr sorgen um sie mache? aber so ist es nunmal, ich kann auch nicht aus meiner haut heraus.
ja, das mit der literatur? gibt es da besonders empfehlenswerte bücher oder zeitschriften, die ich mir besorgen kann? oder mit welcher art von gesprächen kann ich versuchen zu helfen?
lg ins nachbarländle
robert
Verfasst: Mi Jun 08, 2005 3:06
von krümelchen78
Hallo Robert!!
Ja, ich kann Dich gut verstehen. Du bist voller Energie Deiner Freundin zu helfen. Und das finde ich auch echt super. Aber verlange nicht zuviel. Sie ist sehr lange essgestört und es wird lange dauern, bis sie wirklich gesund ist, denn das schwierigste ist, sich von alten Denkmustern zu verabschieden.
Ich selbst merke das sehr doll an mir selbst und ich habe noch nicht allzu lange Bulimie.
Ich finde es schon mal sehr sehr positiv, dass sie sich in Therapie befindet. Das ist ein sehr guter Weg und es zeigt, dass sie gesund werden will. Weiterhin ist es echt positiv, dass sie mit Dir redet, bzw. Dich Dir anvertraut hat.
Du hast sicher schon einige Beiträge hier gelesen und festgestellt, dass das alles andere als selbstverständlich ist und viele mit ihrem "outing" auch schlechte Erfahrungen gemacht haben oder machen und es deshalb teilweise bereuen.
Umso wichtiger ist jetzt Dein Verhalten. Ich kann mir vorstellen, dass es schwer für Dich ist. Zu verstehen. Zu sehen was sie sich teilweise angetan hat, antut und noch antun wird. Aber Du kannst das nicht wirklich ändern, denn da muss sie selbst hinkommen ud das geht halt langsam und in kleinen Schritten. Deswegen musst Du viel Geduld haben. Glaub mir, ich weiß wie schwer das ist.
Ich kann absolut verstehen, dass es Dich trifft, wenn sie sich solche Dinge "antut", glaube Dir, dass es Dir weh tut, aber das darfst Du nicht dauernd zeigen. Das Problem ist, dass Bulimikerinnen meist wenig bis gar kein Selbstbewusstsein haben, sich selbst verachten, sich schämen und sich viel zu viel Gedanken darüber machen, was Leute über sie denken. Das geht mir selbst genauso.
Es ist so, dass man sich superschlecht macht, vor sich selbst, sich bei Misserfolgen selbst fertigmacht, teilweise sogar hasst, ein total mieses Körpergefühl hat und so weiter und so fort. Das tragische daran ist, dass man das dann auch auf die Umwelt pojeziert und denkt man ist es nicht wert. Nicht wert geliebt zu werden (obwohl man sich nichts mehr wünscht) nicht wert einen Menschen an seiner Seite zu haben....
Schwer das zu erklären. Man will niemanden mit sich belasten, weil man sich selbst als sehr belastend empfindet. Wenn Du zu sehr zeigst, dass es Dir wehtut, kann es auch sein, dass sie irgendwann sagt: Er hat was besseres verdient, was tue ich ihm an, er hat sowas wie mich nicht verdienst...naja und dann ist es meist zu spät.
Das Problem ist auch, dass man viele Dinge in der Theorie weiß (Kotzen ist schlecht für den Körper, so krieg ich meine POrobleme nicht in den Griff ect), es aber an der Umsetzung hapert. Naja und wenn man es nicht hinriegt, hält man sich für einen Versager, der es eh nicht besser verdient hat. Wie gesagt, für jemand Nichtbetroffenen ist das schwer nachvollziehbar. Ich weiß.
Ein weiteres Problem ist der Perfektionismus. Alles muss perfekt sein, so laufen wie man es will, sich vorstellt ect. Ist das nicht so: Kampf...verliert man: Selbsthass. Das beste Beispiel ist das Beispiel von Dir mit dem Sport. Das rationale Denken (obwohl vorhanden), dass man nicht immer gleichgut sein kann, gerät total ins Hintertreffen und was bleibt ist die Vorstellung: Es muss aber gehen...naja und den Rest kennst Du ja.
Das wird Dir vielleicht noch in vielen Dingen begegnen. Deswegen brauchst Du echt ne Menge Geduld und Kraft. Dräng Deine Freundin zu nichts. Ich weiß, es ist ein echter Balanceakt, da das richtige Verhalten zu finden und es ist sicher nicht immer leicht. Ich denke aber, wenn Du ein bisschen mehr Hintergrundwissen hast und das Thema nicht mehr ganz brandneu wie derzeit ist, wirst Du schon einen guten Weg finden.
Vergiss nicht, dass sie Dich mit dem was sie tut nicht treffen oder verletzten will. DSas ist ganz wichtig! Denn sie verletzt sich damit selbst schon sehr. Jedesmal wenn ich wieder einen FA habe (inzwischen werden die Abstände schon länger) fühle ich mich, als hätte ich wieder versagt. Ich sehe zuerst das negative, nicht das ich es so und so lange ohne ausgehalten habe. Man macht sich selbst schlecht und zieht sich runter. Ich lern auch grad Erfolge anzuerkennen und hoffe, dass ich mich irgendwann auch mal positiv annehmen kann. Aber der Umlern - und Umdenkprozess ist anstrengend und dauert halt. Naja und ist auch von Rückschlägen gekennzeichnet. Die gehören genauso dazu wie die Erfolge!
Ich wünsche Dir die Stärke Deiner Freundin und auch Dir Kraft zu geben! Ich glaube Du bist auf einem guten Weg. Und ich denke sie ist es auch!
Ach ja, genaue Bücher kann ich Dir grad nicht nennen. Es gibt eine Vielzahl von Ratgebern. Kannst ja mal in den Buchtips auf der Startseite gucken oder in den Beiträgen suchen oder bei Amazon. DSa hab ich die meiste Literatur her.
Ganz liebe Grüße Nadine
Verfasst: Mi Jun 08, 2005 7:09
von Marla
Hallo Robert!
Bulimie ist eine Krankheit, keine Laune, eine SUCHT!Es ist eben leider für manche Menschen eine Problemlösungsstrategie und es ist meiner Meinung nach nicht zielführend, die bulimischen Symptome zu verdammen.Deine Freundin schämt sich sicher selbst dafür und ekelt sich sicher auch z. T. vor sich selbst.Ein erster Schritt ist m. E. zu versuchen, sich mit dem Symptom anzunehmen, sich anzunehmen, dass es eben jetzt so ist, dass man an dieser Erkrankung leidet, es aber nicht immer so sein muss.Eine Therapie ist ein wichtiger und guter Schritt, man braucht aber Zeit und Geduld, um diese Krankheit zu behandeln.
Da immer wieder darauf hin zu weisen, wie sehr sie Dich mit dieser KRANKHEIT verletzt ist m. E. nicht zielführend, macht ihr womöglich noch zusätzlich Schuldgefühle. Dieses Symtom ist mit dem Willen nicht unbedingt beeinflussbar, wäre es so, wären wir alle, die betroffen sind, längst gesund!
Sie ist nicht nur Mensch MIT BULIMIE, sondern in erster Linie ein wertvoller Mensch, der eben auch(!) an dieser Erkrankung leidet.
Sicher ist es eine schlimme Krankheit, aber keine Krankheit ist lustig und da noch zu dramatisieren hilft m. E. nicht.
liebe Grüße
Marla
Verfasst: Mi Jun 08, 2005 7:18
von wegen_ihr
stimmt, es hilft nciht, wenn man dem an bulimie
erkranktem erzählt, dass er damit andere menschen
verletzt...
das halte ich auch für bedenklich... die schuldgefühle
könnten dann noch grösser werden...
ansonsten find ich es total gut, dass du dich m it dem
problem auseinandersetzen willst!
ich z.b. fand es sehr gut, dass mein göga gesagt hat, dass er
mitgehen will zum doc, wenn ich soweit bin... das stärkt auch
wenn man rückendeckung vom partner hat!
wünsche euch alles gute!
liebe grüsse
h