Hey Ivy
Ich denke auch, dass die beiden Punkte, die Complessa anspricht entscheidend sind.
Du sprichst vom Drang. Ich habe für mich selbst auch gelernt, dass der Drang zu fressen der direkte Grund für meine Fressanfälle waren. Dieser Drang wiederum entstand bei mir 1. durch den Überlebensinstinkt (ich hielt lange Diät, mein Gehirn sendete automatisch starke Impulse zu fressen) und 2. durch Gewohnheit (auch in der Zeit als ich wieder ausreichend ass, hatte ich Dränge mich zu überfressen, weil ich mich (mein Gehirn) darauf konditioniert hatte).
Das einzige was mir half, war das Muster zu durchbrechen (wie Complessa beschreibt). Diese antrainierten Verhaltensmuster und ihr Durchbrechen sind übrigens in der Neurowissenschaft erforscht und bewiesen, echt spannend!
Dies ist sicherlich der eine grosse Punkt und hinzu kommt deine - ich nenne es mal - Diätmentalität (der zweite Punkt, den Complessa angesprochen hat). Ich versuche einmal zu beschreiben wie ich es sehe und was mir geholfen hat:
Für mich war es wichtig zu lernen auf eine Art zu essen, die mich nicht emotional berührt:
Bevor ich fortfahre, möchte ich erklären was ich mit Diät oder einer bestimmten Essensvorschrift meine, damit ich zeigen kann warum sie nie funktionieren werden. Eine Diät bedeutet nicht zwingend Paleo, Low-Carb, Atkins oder Weight Watchers sondern auf eine Art zu essen, die uns emotional berührt. Was meine ich damit? Wenn ich so esse (nach einer von mir auferlegten Vorschrift) ist es gut, wenn ich nicht so esse fühle ich mich schrecklich. Wann immer wir uns während dem essen oder danach schuldig fühlen sind wir emotional betroffen. Und dies führt uns oftmals zu einem Teufelskreis. Wenn wir wirklich ehrlich mit uns selbst sind, dann wissen wir aus eigener Erfahrung je stärker wir kontrollieren umso heftiger wird es in die andere Richtung umschlagen (binge eating/ Fressanfälle). Der Teufelskreis verstärkt sich immer mehr.
Was wäre, wenn diesmal das Ziel ist alles zu essen auf was du Lust hast. Zu essen wenn du hungrig bist. Denk mal über die meist normale Esserin nach, die du kennst. Und frage dich was macht sie was du nicht machst? Und noch wichtiger wie denkt sie wie du nicht denkst? Wie ist ihre Beziehung zum Essen? Wie ist deine? Das ist der Schlüssel für normales essen. Es startet mit dem Denken nicht mit dem Handeln. Der Unterschied zwischen uns (Frauen mit Essstörungen) und normalen Essern ist nicht Willensstärke. Normale Esser versuchen sich nicht ständig rund ums Essen zu kontrollieren. Sie wollen ganz natürlich auch nicht ein ganzes Glas Nutella essen, weil sie das wahrscheinlich schrecklich fühlen lässt.
Aber ich weiss aus eigener Erfahrung, dass es sehr schwer ist die Diätmentalität aufzugeben. Es ist ein langer Prozess, der viel Übung, sich selbst vergeben, Geduld und Ausdauer erfordert. Und natürlich gehören auch Rückschläge dazu. Ich durchlaufe diesen Prozess immer noch aber mache gute Fortschritte. Heute stehe ich bezüglich meiner Diätmentalität an einem ganz anderen Punkt als noch vor einem Jahr.
Ich weiss nicht ob ich dich mit meinem Beitrag angesprochen haben... Ich versuche so gut ich kann meine Erfahrungen und Sichtweise zu teilen. Und entschuldige, dass mein Text so lang wurde
Jasmin