Ich bin neu hier und möchte mir ein bisschen was von der Seele schreiben, bzw auch mit Leuten schreiben, die verstehen wie verquer diese B. ist und auch kleine Fortschritte als ein kleines Wunder ansehen und sich evtl mit mir freuen können.

Zu mir ...ich bin mittlerweile Mitte 30 und kämpfe seit ca 15 Jahren mit B. Es wird jetzt sicher viel und durcheinander, ich bemühe mich aber es zu strukturieren....
Ich gehe mal ganz zurück...meine Mutter hat schon immer Diäten gemacht und die gesamte Familie musste mitziehen, da Extrakochen nicht für sie drin war und Sport ...niemals...ich habe nie mitbekommen dass irgendwer meiner Eltern Sport betrieben hat, also keinen wo man dabei körperlich richtig was tun muss, es gab nur den Schützenverein... Dick war ich nicht...ich nenne es mal fülliger aber ich wurde nie gehänselt oder dergleichen also alles gut bei mir.
Es kamen dann aber immer wieder so Kommentare von ihr ich müsse jetzt mal langsam machen mit dem Essen usw. Mit 8 1/2 Jahren bekam ich eine Schwester und das Drama nahm seinen Lauf. Meine Eltern tranken beide extrem viel Alkohol und ich war immer mehr alleine mit meiner Schwester, auch als sie ein Baby war. Ich musste in kürzester Zeit erwachsen werden und Verantwortung für alles übernehmen. Liebe bzw nette Worte bekam ich nur wenn ich meiner Mutter im Haushalt mal wieder etwas abnahm, wie Kochen, Putzen etc. Mein Vater kam abends erst Heim (betrunken), hat was gegessen und ist dann auf der Couch eingeschlafen. Meine Mutter immer unter Hochspannung und genervt deswegen, ausser sie hat auch getrunken.
Ich war gut in der Schule, es ist mir einfach alles zugeflogen, aber es war normal für meine Eltern, wurde nie anerkannt. Alles was ich tat war selbstverständlich und ich perfektionierte alles, nur Gefühle konnte ich keine mehr haben. Alles auf Eis gelegt. Mit 14 habe ich dann angefangen Sport zu machen, mit 15 kam die B.(hatte die Idee dazu aus dem TV

Abschluss als 2 Beste auf der Realschule und eine Ausbildung in der Tasche

Sport habe ich dann sein gelassen aber die B. ist geblieben. Ich hatte Freunde und einen festen Freund...das Leben plätscherte dahin...Party und B. vertragen sich nicht und noch weniger in Verbindung mit einer Ausbildung. Meine beste Freundin zog weg und war wie aus meinem Leben ausradiert...
Ich kippte um in der Arbeit und wurde per Sani dann Heim gebracht, ich bekam nur Vorwürfe und zu hören, dass ich in eine Klinik muss wenn ich nicht aufhöre mit k..., ich werde nie Kinder bekommen usw.
Hat mich nicht interessiert, ich wollte micht spüren so wie ich jetzt war, auch wenn es sich körperlich nicht gut angefühlt hat.... ich erfuhr von meiner Mutter, dass sie von ihrem Vater als Kind m*ssb**ch* wurde und eine wahnsinnige Wut staute sich in mir auf, er wurde nie verurteilt und lief noch frei rum. Erklärte aber, warum der Kontakt zu ihm unterbunden wurde.
Das Leben ging weiter. Mit 17 lernte ich meinen jetzigen Mann kennen...ich hatte nicht die Möglichkeit ihm von der B. zu erzählen, denn meine Mutter tat es. Ich war wütend

Samstags durften wir nie ausschlafen, sie hat demonstrativ mit dem Staubsauger gegen meine Türe geklopft bis ich aufgestanden bin. Dann musste gefrühstückt werden, ob mein Freund da war oder nicht, war ihr egal.
Mein Mann akzeptierte meine Krankheit und wir zogen dann nach meiner Ausbildung zusammen. Meine Mutter meinte aber, ich werde nie eine gute Hausfrau werden

Der Auszug tat weh, war ja da noch meine kleine Schwester, die ich ja quasi gross gezogen habe, aber ich musste da raus. Dann habe ich richtig die Sau raus gelassen was die B. betraf, ich hatte keine Auswirkungen ausser der spürbar leichtere Geldbeutel und Müdigkeit.
Nach 6 Jahren haben wir geheiratet und bekamen einen Sohn. Gesund und munter ...wie ich das geschafft habe, ist mir bis heute ein Rätsel, aber ich danke Gott dafür.
Wir zogen um und da war ich nun, alleine mit einem Kind zuhause, wenn mein Mann arbeiten war, Geld war knapp, da ich wegen dem Kind nicht arbeiten konnte und dann fing ich an mir illegal Nahrungsmittel zu beschaffen, nur um B. zu befriedigen, die eine Leere in mir ausgefüllt hat, die niemand zu füllen vermochte.
Als unser Sohn 3 Jahre alt war ging ich in eine Klinik, ich wurde nicht eingewiesen oder hatte gesundheitliche Beschwerden, ich wollte es los werden und beantragte die Reha. Das werde ich nie nie nie wieder tun. Sie war psychosomatisch und ich völlig fehl am Platz. Ich war dort ohne meine Männer und habe gelitten, weil die Entfernung zu weit war.
Singen und Klatschen als Therapie gegen B. war für ein Wahnsinn...wöchentlich wechselnde Therapeuten, die nur die Oberfläche meiner Seele angekratzt haben und dann noch die Ernährungstherapie, wo einem quasi schon eingetrichtert wird, wie man fettfrei und möglichst wenig isst, kein Genuss dabei nix. Wir mussten aufschreiben was wir gegessen hatten und das war oft deren Meinung nach zuviel....
Essen gab es am Buffet

Das einzig Gute, was ich von der Klinik berichten kann ist, dass ich eine Seelenverwandte (ohne ES) gefunden hatte. Sie starb leider vor kurzem an Leukämie.
Ich versuchte zwar in der Einrichtung einen Weg zu finden aus dem Teufelskreis, doch es war grausam und aussichtslos, ich machte viel Sport, da mir ja eingetrichtert wurde ich darf von dem und dem nix oder wenig essen usw. Nach deren Bild durfte man sich nichts aber auch gar nichts gönnen. Familie fehlte mir unendlich....
Nach der Klinik machte ich eine amb. Therapie bei einer ziemlich schlechten Psychologin, die Chemie stimmte nicht und es hat wieder nichts gebracht. Sie wollte mein Verhalten ändern, hatte aber kein Interesse daran warum und wieso ich die B. entwickelt habe.
Letztes Jahr hat die 2te amb. Therapie geendet und ich verstehe warum ich so bin wie ich bin ... und ich bin auf dem Weg der Besserung.
Meine Zähne sind kaputt, ich bin müde, mein Körper ist komisch ausgemergelt, ich habe 2 Bandscheibenvorfälle und einen Gleitwirbel, Hashimoto wurde attestiert, ständig Kopfschmerzen Magenschmerzen oder Probleme mit dem Darm und ich habe die Haut eines Teenies.
Letztes Jahr musste ich wegen meinem Rücken auf Reha und mir wurde nahe gelegt Muskulatur aufzubauen um eine OP zu umgehen. Eine OP will ich nicht!!! Also mache ich seit Mitte letzten Jahres Sport. Erst auf Reha dann bei der Nachsorge und danach daheim. Ich mache es zuhause, weil ich neben mir ja auch noch den Haushalt, das Kind, den Hund und einen Mann habe und ich es mir von daher zeitlich besser einteilen kann und was soll ich sagen

Ich habe auf die B. keine Lust mehr. Früher habe ich keine Mahlzeit da gelassen wo sie hingehört. Durch die 2te Therapie wurde dann zumindest Frühstück und Mittagessen daraus und seit mehreren Tagen ist es sogar mehr, das ist für mich ein echtes Wunder.
Die B. ist für mich kein Mittel zum Abnehmen, war sie schon lange nicht mehr. Sie war ein Mittel Zeit und Langeweile totzuschlagen....traurig eigentlich, was könnte man alles Schönes mit dieser Zeit anfangen. Aber immer ich ertappe mich immer wieder, dass ich versuche Langeweile durch Essen zu kompensieren.
Ich will da weg und hoffe ihr könnt mir ein bisschen Zuspruch schicken und mich weiter aufbauen. Ich spreche schon mit meinem Mann darüber, aber für Nicht Essgestörte ist dass kaum greifbar wie wir uns fühlen dabei....
Danke für euer Gehör und einen schönen Tag euch Allen!