Ich lese hier schon seit einiger Zeit mit und es hilft mir sehr mit meiner komischen "Angewohnheit" (ob ich es Krankheit nennen kann, weiß ich nicht) umzugehen. Ich kann mich sehr gut mit euren Geschichten identifizieren und möchte jetzt eine aktive Mitschreiberin werden.
Ich stelle mich mal kurz vor: ich bin schon Ende 20, stehe kurz vor dem Abschluss meines Studiums und die Bulimie begleitet mich fast 2 Jahre. Es fing wie so oft mit einer zunächst relativ normal verlaufenen Diät an, ich hatte schon viel Körpergewicht verloren aber wollte noch mehr abnehmen um ein bestimmtes Gewicht zu erreichen. Dann fingen die extremeren Hungerperioden an und irgendwann schlich sich langsam aber sicher die Bulimie ein. Ich war eigentlich schon seit meiner Kindheit immer etwas übergewichtiger und Anfang der 20er erreichte ich irgendwann mein Höchstgewicht. Dann änderten sich einige Umstände in meinen Leben, ich verliebte mich hoffnungslos und irgendwie machte es da Klick im Kopf und ich nahm konstant über mehrere Monate ab ohne größere Probleme. Meine Motivation war sehr hoch. Da das Gewicht immer weiter runterging erhoffte ich mir endlich die tollen Maße zu bekommen, die ich mir erträumt hatte. Ich hatte diese dann auch dank sehr strenger Diät fast schon erreicht. Mein Körper sah toll aus, ich war mir allerdings selber total fremd, was ein sehr komisches Gefühl gewesen ist. Richtig freuen konnte ich mich da auch nicht über meinen Erfolg, da ich wohl unterbewusst spürte, dass ich das so nicht lange durchhalten kann. Da sich mit der Abnahme meine Probleme dennoch nicht alle in Luft auflösten und ich mich auch irgendwie sehr schwach auch im mentalen Bereich fühlte, kam irgendwann wieder die Lust aufs Essen, erst vorwiegend gesündere Sachen, dann das ungesunde Zeugs und irgendwann die FAS. Nun kämpfe ich seit über nem Jahr mit meinem Gewicht, es ist ein ständiges Auf und Ab. In der letzten Zeit habe ich leider wieder einiges zulegt. Ich habe versucht die Attacken soweit es geht zu vermeiden und regelmäßig zu essen, aber selbst wenn man nicht auf die Waage steigt merkt man wie die Klamotten enger werden und das führt bei mir dann immer wieder zur Panik, Hungerperioden oder wie gestern eben wieder zu nem erneuten Rückfall. Es ist bei mir momentan so bei 1-2x in 2 Wochen, ich hatte Phasen da war es öfters aber ich schwörte mir dann jedes Mal endlich mit diesem Mist aufzuhören. Ich habe mir schon sehr viel zu dem Thema durchgelesen, war auch in verschiedenen Foren unterwegs aber konnte da auch keine Lösung für meine Probleme finden. Was mich momentan sehr beunruhigt ist eben, dass sobald Essen zuhause verfügbar ist, ich den ganzen Tag lang essen könnte. Ich werde nie satt, egal was ich esse. Ich habe Angst irgendwann wieder mein altes Gewicht zu erreichen, wenn ich so weitermache und fühle mich total verloren. Auch sonst läuft bei mir vieles nicht so, wie ich es mir vorstelle. Mein Studium habe ich zwar zu einem guten Abschluss gebracht, aber sonst liegt vieles bei mir im Argen. Ich hatte gehofft, dass sich durch das Schlanksein mein Leben komplett ändert aber das war nicht der Fall und das macht mich sehr traurig. Leider ist viel von meiner damaligen Motivation nun flöten gegangen, auch wenn ich mir geschworen habe nie wieder zu der Person zurückzukehren, die ich mal gewesen bin. Jetzt bin ich meiner alter Persönlichkeit wieder sehr nahe und ich habe Angst, dass sich das Gewicht dementsprechend angleichen wird. Vielleicht können einige von euch das etwas nachvollziehen. Eine Therapie würde ich gerne in Anspruch nehmen, aber da es so lange Wartezeiten gibt, fehlt mir da auch der Mut und der Ansporn das in Angriff zu nehmen. Ich bin momentan ziemlich ratlos, was meine Situation betrifft, alles ist bei mir Baustelle und ich habe das Gefühl, dass ich so gut wie nichts auf die Reihe bekomme. Das Verhältnis zu meiner Familie ist auch etwas schwierig, wir können nicht mit aber auch nicht ohne einander. Meine Mutter weiß darüber Bescheid, aber kann mir auch nicht helfen, da sie selber viele Sorgen hat, was unsere Familie betrifft und auch gesundheitlich nicht so belastbar ist. Gute Freunde, mit denen ich darüber reden kann, habe ich leider auch nicht. Eine Beziehung habe ich auch nicht und meine hoffnungslose Liebe musste ich leider auch aufgeben, was mir wohl den größten Rückschlag diesbezüglich versetzt hat.
Jedenfalls freue ich mich, jetzt Teil dieses Forums sein und mich mit euch austauschen zu können. Das ist vielleicht für den Anfang das Beste. Ich kann mich auch mit vielen eurer Geschichten identifizieren, auch wenn unser Hintergrund so unterschiedlich ist, haben wir eine entscheidende Gemeinsamkeit. Danke schon mal für eure Anteilnahme
![Smile :)](./images/smilies/icon_smile.gif)