Herzlich Willkommen im Forum Didiii!
Ich finde es sehr mutig, dass du es deinen Freundinnen erzählt hast! Meinen ersten 2 Freundinnen hab ich es im Vollrausch erzählt...also nicht gerade überlegt angegangenn
Ich glaub für Freunde ist es immer schwierig damit umzugehen...war es für meine auch. Ich glaub ihnen hat es geholfen, dass ich manchmal von mir aus auf das thema gekommen bin und einfach erzählt hab wenn es mal ne zeit lang besser gelaufen ist oder auch wenn grad jedes essen der pure horror is...
Bezüglich deinen Fragen wegen Therapie und Arzt:
Ich hab damals zu erst bei einer Beratungsstelle unter anderem für Essstörungen angerufen (bzw meine Großcousine bei der ich damals viele Wochenenden verbracht hab und die die Bulimie mitbekommen hat und schließlich auch die anderen symptome hat mich gezwungen anzurufen). Dort hab ich meine damalige Therapeutin kennen gelernt bei der ich über eineinhalb jahre war.
Ich hab mir die Therapeutin privat bezahlt also brauchte ich keine Überweisung vom Arzt oder sonst was...ich weiß nicht wie das ist wenn man eine Therapie auf Krankenkasse möchte.
Zum Arzt bin ich das erste mal erst einige Monate später gegangen weil ich immer depressiver wurde und meine Therapeutin mich dann überzeugt hat zu einem Psychiater zu gehen. (Therapie hab ich übrigens juli 2011 angefangen, arzt oktober 2011)
Für den Psychiater brauchte ich jedoch eine Überweisung vom Hausarzt. Das heißt der Weg wird dir wenn du einen Psychiater möchtest vermutlich nicht erspart bleiben...
Richtig körperlich durchgecheckt wurde ich aber niergends. Der Psychiater hat ein langes Befundungsgespräch mit mir geführt um meine Problematik zu erfassen und mir bestmöglich helfen zu können.
Welche Therapien hab ich gemacht...
Ich war über eineinhalb Jahre in ambulanter Gesprächstherapie 1x/Woche.
Da haben wir zum Teil Ursachenforschung betrieben und zum Teil an der aktuellen Situationen und Geschehnissen gearbeitet. Mir hat die Therapie auf jeden Fall was gebracht. Ich bin zwar trotzdem immer tiefer in die ES und ins SVV und in die Depressionen gerutscht aber trotzdem konnte ich einiges über mich lernen.
Neben der Gesprächstherapie hab ich eine Zeit lang eine Atemtherapie besucht.
Mit der Therapeutin konnte ich auch gut reden und ich hab das erste mal wieder bewusst meine einzelnen Körperteile gespürt. Das war toll. Aber ob es mir sonst geholfen hat weiß ich nicht. Ich hätte es gern noch weiter gemacht aber Gesprächstherapie und Atemtherapie war einfach für mich als Studentin nicht mehr leistbar und ich hab mich damals für die Gesprächstherapie entschieden.
Überlege aber ob ich es jetzt noch einmal probieren soll um an einen gewissen thema zu arbeiten...mal schauen
Weiters hab ich in der Zeit begonnen alle 2 Wochen eine Selbsthilfegruppe für Essstörungen zu besuchen.
Das hat mir insgesamt sehr geholfen und ich besuche sie auch jetzt noch immer.
Ich fand es einfach schön nicht alleine mit seinem problem zu sein. Und man freut sich mit den anderen wenn es bergauf geht und das macht hoffnung!
DIe Shg war es, die mich schließlich überzeugt hat mein studium zu unterbrechen und stationär zu gehen. Ohne denen hätt ich mich das wahrscheinlich nicht getraut!
Nachdem es insgesamt trotzdem weiter bergab bis hin zum Suizidversuch ging, hab ich beschlossen stationär zu gehen.
Ich war dann 3 Monate voll stationär und über 3 monate teilstationär in einer Tagesklinik.
Da hatte ich jede Menge Therapien: Psychotherapie einzel, Gruppentherapie mit Ärzten, Ergotherapie Handwerksgruppe und Kochgruppe, Physiotherapie, SKillstraining, soziales Kompetenztraining, Arztgespräche, Bezugsbetreuungsgespräche, kognitives training,.... (das is mal alles was mir noch spontan einfällt^^)
Da hat mir die Kombination aus allen Therapien + die Gespräche mit meinen Mitpatienten sehr geholen. Aber ich glaub die allergrößte Hilfe war mir meine Bezugsschwester vom stationären. Die hat mit mir hart trainiert dass ich Skills einsetze. Dass ich lerne meine SPannung zu regulieren.
Und sie war einfach immer für mich da und ist zu mir gestanden.
Außerdem war sie es die mir immer wieder vor Augen geführt hat was ich schon erreicht hab. Und mir Mut gemacht hat. Und wenn ich irgendwelche Probleme hatte war sie die erste der ich davon erzählt habe. Auch wenn ich mich nicht getraut habe mit sonst wem zu reden. Sei es arzt oder thera. zu ihr bin ich gekommen.
(Sie fehlt mir grad voll

ich bin ende Juni entlassen worden und bis Dezember haben wir uns eigentlich trotzdem jede WOche gesehen oder gehört aber seit Mitte Dezember gar nicht mehr das is für mich noch ziemlich schwierig

)
Haben mir die Therapien in der Klinik was gebracht? JA!!!
Ich hab viel über mich gelernt. ich hab endlich offizielle Diagnosen bekommen was für mich sehr wichtig war, ich hab es geschafft von der Kotzerei wegzukommen (mittlerweile über ein halbes jahr ohne), ich verletze mich nicht mehr täglich sondern schaffe es auch teilweise mehrere wochen am stück ohne mich zu verletzen, ich hör mehr auf meine bedürfnisse, ich hab das erste mal seit jahren einen richtigen zukunftsplan. ich trau mich das erste mal wieder zu mein studium zu schaffen. ich halt es aus in gruppen über einen längeren zeitraum zu sein ohne mich verletzen zu müssen. ich genieß es sogar in gruppen zu sein. und ich esse gerne in gesellschaft. das war früher horror.
Das alles hätte ich ohne Klinik nie geschafft

Natürlich gibt es noch immer schwierige Zeiten. Ich mache immer wieder depressive Schübe durch, ich hab kleinere Essattacken (wobei ich die seit über nen monat auch im griff hab) und manchmal verletz ich mich noch. Es gibt tage da akzeptier ich mich so wie ich bin und dann wieder welche an denen purer hass da ist. Aber ich raff mich jedes mal wenn ich unten bin rigendwie wieder auf, erinner mich daran was ich in der klinik gelernt habe und kämpf weiter.
Jetzt hab ich nur mehr einzelne Nachbetreuungstage in der Tagesklinik und eine neue ambulante Psychotherapeutin. (Bin mit meiner alten absolut nicht mehr zurecht gekommen).
Jetzt GERADE sag ich dass das gut so ist und mich über mein Studium gut bringt. Wenn der nächste depressive Schub da is wünsch ich mich wahrscheinlich wieder ins Krankenhaus. Also mein Optimisumus und meine positive Einstellung schwankt noch sehr.
Aber allen in allem bin ich optimistisch und glaub ich am richtigen weg
Ich hoff ich konnte dir ein bisschen Einblick in meine Therapien gewähren und dir die Angst davor nehmen.
Wenn du irgendwelche Fragen hast: Immer raus damit!
Werd jetzt dann langsam mal schlafen gehen aber davor noch ein kurzes Erlebnis: Ich hab heut den ganzen abend mit musik am laptop verbracht und dabei vergessen zu abend zu essen. ALlein dass ich aufs essen vergesse wäre früher nie passiert. Aber dann hab ich mich um halb 1 in die küche geschliechen und dort meine eltern getroffen. Also haben wir uns alle gemeinsam eiernockerl und Nudeln warm gemacht und gemütlich um 1 in der früh warm gegessen. Und es hat mir spaß gemacht und ich hab es genossen. Sowas wäre vor nem jahr noch nicht gegangen!
Schlaf gut
