hallo!
Erst einmal willkommen, gut, dass du es hierher geschafft hast!
Ich kann deine Situation sehr gut nachvollziehen, ich habe erstens mal auch schon seit ich 18 bin Bulimie (also nicht so lange wie du aber trotzdem bin ich leider keine Newcomerin!) und habe momentan wieder mal sehr zu kämpfen. vorallem die Gefühle, die du beschreibst, sind mir momentan leider sehr bekannt.
Ich will dir ganz dringend den rat geben, nie wieder einem Arbeitgeber (schon gar nicht wenn du so knapp vor der Anstellung stehst) von deinen Problemen zu erzählen!!!! Das darfst du nicht machen! Wieso glaubst du, sollte irgendein Boss Märtyrer spielen und jemanden mit derartigen Problemen aufnehmen? Ich weiß, es ist ernüchternd und macht einen unglaublichen Druck, die Bulimie und das eigene Befinden zu verheimlichen - zu wissen, dass man als Risiko gesehen wird und nicht immer gut arbeiten kann, ist schrecklich. Aber so ist die Realität. Und ich sage dir eines: einen fixen Job zu haben, der dir ein wenig Halt und einen geregelten Tagesablauf gibt, wird dir WEIT mehr gut tun, als das Outing schon am Anfang, dass dir letztendlich die Chance auf den Job kaputt macht!
bitte versuche in Hinkunft das nicht mehr zu tun. Du schadest dir einfach nur selbst. Offenheit gehört in die Familie, zu Freunden, in die Beziehung und in die Therapiestunde. Überall sonst wird sie wahrscheinlich nur gegen dich verwendet. Tu es für dich selbst. Ein Job wird dir nämlich helfen, da bin ich überzeugt.
Was mir geholfen hat, aus dem schlimmsten Kreislauf rauszukommen (bei mir kam "es" auch jeden Tag oft mehrere Male vor, SV inbegriffen, und sonstige Dinge):
- das Ende des Studiums
- ein Job (30 Stunden, 40 wären mir zu viel)
- Antidepressiva.
Hier im Forum gibt es unterschiedliche Meinungen zu den Medikamenten. Ich kann von mir sagen, dass sie die einzige Möglichkeit für mich waren, aus dem schlimmsten Suchtkreislauf rauszukommen. Sie nahmen mir den Fress-/Kotzdruck, die Nervosität, die Depression. zumindest teilweise und genau das machte mich wieder therapiefähig, lebensfähig und ÄNDERUNGSFÄHIG. Ich bekam wieder die Möglichkeit in mein Verhalten einzugreifen. Denn dazu sah ich mich vorher nicht im Stande, die Sucht hatte mich voll im Griff. Und genau das denke ich auch bei dir herauszulesen. dass du gar nicht dazu kommst, etwas zu ändern, ein wenig loszulassen von der Bulimie, ein wenig zu entspannen, weil du VOLL drin steckst und die Krankheit dich beherrscht.
Ich glaube, ich hätte es nur mit Therapie auch nicht geschafft, den Ausstieg zu schaffen (ich bin aber noch nicht clean, aber das Kotzen beschränkt sich auf max. 1x pro Woche und auch das ist dann nicht so absolut notwendig). Trotzdem: ohne Therapie geht gar nix. Auch wenn du unmittelbar keinen Erfolg siehst, ändert sich was. Außerdem hast du durch die Therapie auch die Möglichkeit, deine Beziehung zu entlasten - du weißt, dass du 1x pro Woche die Möglichkeit bekommst zu reden, loszuwerden, was dir auf der Seele brennt -> so ist nicht mehr nur dein Freund Anlaufstelle dafür. Das wird euch beiden sicherlich auch gut tun.
Ich für meinen Teil empfehle dir also: Kombination von Medikamenten und Therapie. Und einen Job! Du findest ihn bestimmt, aber lass das mit der Bulimie mal weg...
alles liebe!
PS: siehst du dich ausser Stande zumindest ein zweimal mit den Leuten im Büro zu Mittag zu essen? Ich hab früher manchmal gesagt, ich hätte eine Gastritis (stimmte ja auch...) und kann deshalb nicht so gut essen...jetzt weiß ich aber, dass auch das nicht so super angekommen sein muss...bemühe dich zumindest am Anfang, damit du die Anstellung kriegst. Wenn du das nicht schaffst, dann ist es jetzt wirklich Priorität Nr 1, dass du dir therapeutische und medikamentöse Unterstützung holst!!!!!!!!!!!
