einfach mal anfangen.

#1
so, hab mich jetzt mal angemeldet um einfach mal zu erzählen
ich hab mir jetzt schon ein paar beiträge durchgelesen und muss sagen
"toll, ich bin die einzige die so gestört ist, überhaupt keine hobbies hat und rein gar nichts auf die reihe bekommt"

mein leben besteht zurzeit nur aus essen und kotzen und darüber nachdenken. ich studiere zwar, aber 70% meiner zeit verbringe ich mit meiner essstörung, mir kommts sogar vor dass es mehr ist.
ich habe auch noch schafstörungen, unabhängig von der bulimie, habe ich schon seit ich zurückdenken kann und daher bin ich manchmal bis 7uhr morgens wach, liege im bett und versuche einzuschlafen oder aber esse und kotze rum. Bedeutet, mit vorlesungen ist nicht. ich bin vielleicht in wenns hochkommt 10 vorlesungen das gesamte semester gewesen. nur zu den pflichtveranstaltungen quäle ich mich aus dem bett, danach geh ich heim und esse und kotze erstmal.

ich schiebe alles auf, alles was ich mir vornehme kriege ich nicth auf die reihe. ich lebe ziemlich isoliert. ich habe zwar freunde, aber mit denen kann ich mich höchstens einmal in der woche treffen. ich gehe ungern raus und wäre am liebsten den ganzen tag allein. sms schreiben oder so geht, aber persönliche treffen sind mir dann irgendwie doch zu anstrengend.
ich war sicher schon seit fast 2 jahren nicht mehr beim frauenarzt oder beim zahnarzt, weil ich es irgendwie nicht gebacken bekomme einen termin zu machen.

hier angemeldet habe ich mich, weil ich diese woche die ganze zeit am weinen bin. ich weiß nicht wieso, vll weil ich was gegen meine essstörung machen will und weiß dass ich es muss, damit ich wieder mehr zeit habe (hört sich blöd an weil ich ja den ganzen tag daheim bin, aber ich bin ja mit der essstörung beschäftigt) aber es einfach nicht kann. wie soll ich denn einen termin bei einem psychotherapeuten machen, wenn ich nichtmal einen termin bei anderen ärzten machen kann. ich habe auch schreckliche angst zu versagen und vor zurückweisung anderer. schon der sinnloseste satz kann bei mir alles kaputt machen. als ich umgezogen bin und mir schlaftabletten holen wollte und die ärztin mir sagt, dass ich dann auch zum psychiater muss, habe ich mir einen rausgesucht und dachte mir "hey, der kann ja beurteilen wo ich hinmuss und was ich jetzt tun muss" aber als ich da angerufen habe um einen termin zu machen hat die psychiaterin am telefon total pampig gefragt "äh, warum brauchen sie einen termin beim psychiater" und ich hatte echt ein so schlechtes gefühl, dass die böse frau meine psychiaterin werden soll, dass ich nie zum termin gegangen bin.

wenn ich mein leben in diesem moment zusammenfassen müsste. ich erinnere mich an nichts aus dem letzen jahr ausser an das essen und kotzen.

Deshalb hoffe ich einfach, dass es mir vielleicht ein bisschen besser geht wenn ich hier ab und zu was schreiben kann oder von anderen was lese, was einem hoffnung gibt... oder ich es vielleicht schaffe mit ein wenig hilfe von euch mit kleinen schritten langsam ein leben zu bekommen dass ein kleines bisschen besser ist. sonst kann ich mit niemandem reden, keiner weiß von meiner bulimie.

Re: einfach mal anfangen.

#2
Hey und ein herzlich Willkommen hier!
Erst mal schön, dass du dich hier angemeldet hast, das find ich sehr positiv und das zeigt ja, dass du etwas verändern willst!
Deine Geschichte hört sich ziemlich festgefahren an und die Situation mit der Therpeutin ist wohl ziemlich unglücklich gelaufen, aber ich kann dich beruhigen - es gibt viel gute Therapeuten!
Hast du schon mal darüber nachgedacht eine stationäre Therapie zu machen? Dann hast du schon mal einen Anfangspunkt und weißt, wo du ansetzen kannst.... Weißt du denn, was die Auslöser für deine Bulimie sind?

Liebe Grüße, fühl dich gedrückt und Kopf hoch, das ist nicht so auswegslos, wies im Moment vielleicht scheint!!
Kinder dürfen nur leise weinen, damit sie keiner hört. Damit niemand merkt, dass sie gerade sterben. Kinder sterben leise und allein.

Re: einfach mal anfangen.

#3
Hi liebe Gänse!

Erstmal ein herzliches Willkommen hier bei uns im Forum :-)

Alles, was du schreibst, kenne ich sehr gut von mir (teilweise von Früher und teilweise von gerade jetzt).

Es hört sich für mich so an, als ob du an Depressionen leidest, denn alles, was du aufzählst, macht genau diesen Eindruck auf mich. Die Aufschieberei, die Isolation, die ES, genau so ging es mir früher und tut es auch noch jetzt.

Du solltest auf jeden Fall einen guten Therapeuten für dich finden und lass dich nicht von miesgelaunten Sprechstundenhilfen oder den falschen Ärzten oder dir selber davon abhalten, den richtigen Psychologen für dich zu finden.

Hast du schon mal an den Ursachen für die ES und deine niedergedrückte Stimmung gearbeitet? D.h., weisst du, warum du dich in die ES geflüchtet hast, oder sie momentan zum Überleben brauchst?

Ich glaube, du brauchst jemanden, dem du alles erzählen kannst, was dir auf der Seele liegt und da in deinem Fall ja noch psychische Probleme hinzukommen, sollte das ein Fachmann tun.

Wenn du willst, kannst du mir auch gerne eine persönliche Nachricht schreiben. Ich bin momentan eh nur am Warten auf einen Klinikplatz und habe deswegen viel Zeit zum Schreiben. Ich hab' also gerne ein offenes Ohr für dich. "Persönliche Nachrichten" kannst du unten links unter "PN" versenden!

Lieben Gruß
Kitty
Zuletzt geändert von Kittycat82 am Do Sep 29, 2011 13:59, insgesamt 1-mal geändert.
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"

Re: einfach mal anfangen.

#4
hey danke für die antworten.... ne richtige depressionen sind das nicht... ich hatte vor der bulimie schonmal depressionen und da war das vieel schrecklicher... da habe ich wirklich überhaupt keinen sinn mehr gesehn, jetzt gibts für mich wenigstens den sinn, solange zu überleben wies halt mein leben hergibt :)

woher die bulimie kommt weiß ich nicht genau. ich könnte mir bis heute in den ars* beißen, dass ich so sinnlos damit angefangen hab... ich war schon immer ein mensch der soviel essen konnte wie er will und nicht zunimmt... als dann meine schwester bulimie bekommen hat, habe ich mich immer ein wenig schuldig dafür gefühlt, weil sie eine ganz andere statur hat und es vll ungerecht fand dass sie nicht einfach alles essen kann... zu beginn ihrer bulimie als ich das rausgefunden hab, hab ich immernoch mit ihr nach der schule beim essen gesessen und hab den ganzen nachmittag mit ihr verbracht, währrend sie sich ein toastbrot nach dem anderen gemacht hat und hab mitgegessen... ich dachte, dadurch kann sie ja dann nicht kotzen gehen, wenn ich die ganze zeit bei ihr bin... als ich gemerkt hab, dass das sinnlos ist, hab ich einfach aufgehört zu essen, bzw. hab nur noch ganz wenig gegessen, damit sie sieht dass ich mich auch zusammenreissen kann und ich nicht so schlank bin und es nicht verdient habe... das ging dann glaub ich 3jahre und zum ende hin, hab ich am tag nur noch einmal am tag gegessen..... und irgendwann kam dann der tag, das war währrend des abiturs, dass ich mir einfach dachte "DAS ist ungerecht, dass ich jetzt überhaupt nichts mehr esse, und meine schwester kann das schön wieder rauskotzen." also hab ich einfach mal ganz viel gegessen und es rausgekotzt.... lief immer besser und irgendwann wars dann auch schon zu spät.
aber ich denke alles in allem kann das nicht nur daran liegen. aber wenn ich zurückdenke, hatte ich nie eine albtraumjugend... mein vater trinkt viel alkohol und bei uns war einige male die polizei weil mein vater meine mutter geschlagen hat, und mich hatte der auch zweimal geschlagen. aber das waren die einzigen zwei male und ich denke da gibt es tausende familien bei denen es millionenmal schlimmer zugeht und die nicht so verweichlicht sind und gleich ihr ganzes leben zerstören...

Re: einfach mal anfangen.

#5
Hallo liebes gänschen,
willkommen im forum!

Ein satz ist mir grad aufgefallen:
gänse12 hat geschrieben:ber das waren die einzigen zwei male und ich denke da gibt es tausende familien bei denen es millionenmal schlimmer zugeht und die nicht so verweichlicht sind und gleich ihr ganzes leben zerstören...
du spielst es irgendwie runter, oder? Oder du meinst es wirklich, aber das ist egal! Ich dachte am Anfang auch: Was manche hier im forum durchmachen mussten :shock: und ich mach das nur, weil sich meine Eltern vor meiner Geburt scheiden ließen und ich jetzt mehr Aufmerksamtkeit von ihm will... Das ist NIX dagegen. Aber ich hab gelernt, dass es für mich persönlich schlimm war/ist, auch wenn andre vll "schlimmeres" durchmachen mussten... Denk mal drüber nach, Gewalt in der Familie prägt immer, egal ob 1 mal oder 100 mal!!

Liebe Grüße :)
Love is louder than the pressure to be perfect.

Re: einfach mal anfangen.

#6
hey gänse, da möchte ich noch etwas anfügen: ich komme aus einer vollständig heilen familie und habe keinen grund mich selbst so kaputtzumachen... bis auf sachen wie mobbing und "ganz normalen" problemen mit meinem körper. und trotzdem tue ich es! und wenn ich dann so etwas lese wie bei dir, dann läuft es mir kalt den rücken herunter... es tut mir sehr leid dass du diese erfahrung machen musstest. die vorstellung, dass mein vater meine mutter oder mich schlägt, ist einfach nur furchtbar. das muss fast irgendwelche schäden bei dir hinterlassen haben - und schon hast du um einiges mehr grund, essgestört zu sein, als ich...
natürlich gibt es immer wieder geschichten, die viel schlimmer erscheinen als die eigene. aber eigentlich ist es doch nicht so wichtig, was uns passiert ist - wir sind alle krank und wir wollen alle gesund werden!

hast du eigentlich meine PN gelesen? ich frage nur, weil ich bisher keine antwort bekommen habe ;)
Zuletzt geändert von joliana am Mi Okt 12, 2011 19:22, insgesamt 1-mal geändert.

Re: einfach mal anfangen.

#7
Die Gründe für die ES sind doch völlig egal, wenn es darum geht, dass man darunter leidet und man sie wieder loswerden will!
Und alle, die leiden, werden hier gleichermaßen in ihrem Kampf gegen die ES unterstützt. Das verdient jeder!

Re: einfach mal anfangen.

#8
Lari hat geschrieben:Die Gründe für die ES sind doch völlig egal, wenn es darum geht, dass man darunter leidet und man sie wieder loswerden will!
Und alle, die leiden, werden hier gleichermaßen in ihrem Kampf gegen die ES unterstützt. Das verdient jeder!
Hey Lari,

finde ich genauso ;) Gründe kann es immer geben, genauso, wie keine Gründe vorliegen. Ich würde eher sagen, dass jeder Grund zureichend ist, sobald eine ES ausbricht. Ich finde den letzten Nebensatz wichtigst: dass man darunter leidet und man dagegen jetzt ankämpft.
Scheisse, das klingt so schnell dahingetippert :(
Naja, man kann seine Gründe finden, um an der Ursache zu arbeiten, würde eher um ein vehementes Suchen danach kategorisch ablehnen, denn es gilt, sein Leben JETZT zu leben, als dass man in der Vergangenheit lebt. Klar, kann man nicht immer abschalten, oder auch nie, aber dann würden ja alle um mich herum nur noch weinen, ihr Leben nicht mehr weiterleben, weil ja die Vergangenheit ihre Existenz in der Gegenwart hat. Wenn man nur der Vergangenheit nachhängt, der lebt nicht. Und was bringt es sich, außer noch mehr Unglück? So mit der langen Zeit, wird man schon sehen, dass es trotz alledem weitergeht, nach vorne und nicht rückwärts (hehe, das wäre ja gegen den Evolutionsgedanke^^)

Re: einfach mal anfangen.

#9
light-up hat geschrieben:
Lari hat geschrieben:Die Gründe für die ES sind doch völlig egal, wenn es darum geht, dass man darunter leidet und man sie wieder loswerden will!
Und alle, die leiden, werden hier gleichermaßen in ihrem Kampf gegen die ES unterstützt. Das verdient jeder!
Hey Lari,

finde ich genauso ;) Gründe kann es immer geben, genauso, wie keine Gründe vorliegen. Ich würde eher sagen, dass jeder Grund zureichend ist, sobald eine ES ausbricht. Ich finde den letzten Nebensatz wichtigst: dass man darunter leidet und man dagegen jetzt ankämpft.
Scheisse, das klingt so schnell dahingetippert :(
Naja, man kann seine Gründe finden, um an der Ursache zu arbeiten, würde eher um ein vehementes Suchen danach kategorisch ablehnen, denn es gilt, sein Leben JETZT zu leben, als dass man in der Vergangenheit lebt. Klar, kann man nicht immer abschalten, oder auch nie, aber dann würden ja alle um mich herum nur noch weinen, ihr Leben nicht mehr weiterleben, weil ja die Vergangenheit ihre Existenz in der Gegenwart hat. Wenn man nur der Vergangenheit nachhängt, der lebt nicht. Und was bringt es sich, außer noch mehr Unglück? So mit der langen Zeit, wird man schon sehen, dass es trotz alledem weitergeht, nach vorne und nicht rückwärts (hehe, das wäre ja gegen den Evolutionsgedanke^^)
Das sehe ich genauso! Man sollte jetzt nach vorne schauen und ein neues Kapitel aufschlagen. Das Leben ist zu kurz um immer nur in die Vergangenheit zu schauen. Ich versuche auch einige Sachen aus der Vergangenheit abzuschütteln und den Blick nun auf den Alltag zu richten. Wir leben jetzt!