Seit bald einem Jahr :(

#1
Hallo,

ich hab schon lange still hier mitgelesen ohne mich zu registrieren, aber ich denke, dass es mit helfen könnte mich aktiv hier zu beteiligen. Seit fast einem Jahr stecke ich in diesem bulimischen Verhalten und seit zwei Jahren habe ich arge Probleme mit dem Essen. Na ja, Essen war eigentlich schon immer problematisch. Meine Mutter ist extrem depressiv und leidet an compulsive overeating und wenn man so groß wird, dann ist überessen "normal".

Ich war bis vor zwei Jahren immer pummelig, dann habe ich angefangen abzunehmen. Zunächst sehr gesund und die kalorienmenge blieb auch im gesunden Rahmen, aber ich hatte extreme Kontrolle über mein Essen, konnte zu jeder Tageszeit sagen wieviel ich schon gegessen hatte und wieviel ich noch durfte. In dieser Zeit habe ich nicht zuhause gewohnt, musste dann aber für ein halbes Jahr zurück zu meinen Eltern und da fing das dann an mit dem erbrechen. Am Anfang hat es mich extrem erschreckt, dann war es eine Weile lang "normal". Es hat mir irgendwie geholfen.

Meine Mutter ist immer noch depressiv, mein Vater ist trockener Alkoholiker, extrem aggressiv meiner Mutter gegenüber (schon immer gewesen). Ich hab es zuhause fast nicht ausgehalten und hätte auch nicht zurückgehen sollen. Ich hatte Panikgefühle sobald ich einen der beiden gehört hab, wenn sie sich angeschrien haben hab ich in meinem Zimmer gesessen und über Kopfhörer die Musik so laut gedreht wie es nur ging.
Jetzt bin ich seit März schon weg von zuhause. Verbindung mit ihnen hab ich immer noch. Ich rufe an aus Pflichgefühl, mein Vater überweist mit Geld auf das ich auch leider angewiesen bin. Ich bekomme kein Bafög und zumindest dieses Semester kann ich noch keinen Nebenjob anfangen. Manchmal überkommt mich Panik wenn ich dran denke, dass ich Weihnachten zurück muss. Manchmal bin ich traurig und wütend darüber, was meine Eltern mir angetan haben. Ich wurde nie geschlagen, aber sie waren verbal sehr aggressiv mir gegenüber. Ich habe alte Tagebücher gefunden, mit 12, 13 habe ich schon geschrieben, dass ich sie hasse und wünschte ich könnte weg und dass ich nur "aushalten und warten" muss bis es soweit ist. Ich vermisse sie nicht, ich empfinde nichts positives für sie. Manchmal tun sie mir leid, manchmal bemitleide ich sie. Ich bin oft traurig darüber, dass ich keine Familie und keine Kindheit hatte wie andere. Ich weiß, ich bin damit nicht alleine und andere hatten es noch schwerer als ich. Aber trotzdem bin ich traurig darüber, dass Familie etwas ist, dass ich nie hatte und nie haben werde. Das es einfach keinen Weg gibt, das zu kriegen. Egal mit wieviel Geld oder Zeit oder Anstrengung.

Ich denke das alles hat damit zu tun, dass ich nicht von den FA und dem erbrechen loskomme. Ich erbreche eher selten (nicht so oft wie ich FA habe), denke aber immer über kalorien nach und habe angst zuzunehmen.
Im Juni habe ich hier versucht einen Therapieplatz zu bekommen. Allerdings wurde mir gesagt die Wartezeit sei ein Jahr, über den Psychologischen Dienst der Uni vlt kürzer. Bis jetzt ist da nichts, aber irgendwann wird ja was kommen.

Re: Seit bald einem Jahr :(

#2
Hey - herzlich willkommen hier im Forum!
schön, dass du dich hier registriert hast - ich denke der Austausch mit anderen wird dir gut tun :)
Du bist schon auf dem richtigen Weg und reflektierst meines Erachtens nach recht gut über den Krankheitsverlauf. Du erkennst schon die Gründe und bemühst dich um einen Theraplatz. Dass die Wartezeiten so lange sind ist leider ein Einzelfall...
Musst du Weihnachten wirklich zurück zu deinen Eltern - du merkst selbst, dass sie dir nicht gut tun - oder meinst du nur zu Besuch?
Liebe Grüße
désemparé
http://www.youtube.com/watch?v=AnG1fCFi9Yw

Re: Seit bald einem Jahr :(

#3
Hallo,
danke für deine antwort! Weihnachten "muss" ich zurück (es zwingt mich ja keiner, theoretisch könnte ich wegbleiben, aber irgendwie fühle ich mich verpflichtet), nur zu Besuch zwar, aber es belastet mich dennoch. Ich habe schon gesagt, dass ich Sylvester wieder hier mit meinen Freunden feiern möchte.
Ich denke auch, dass der Austausch im Forum mir helfen wird.
Liebe Grüße.