An Alle Mitkämpfenden

#1
Hallo Ihr Lieben,

da bin ich nun also. Habe lang mit mir gerungen, ob ich mich mal anmelde. Nun bin ich also da und hoffe von euch gute DEnkanstöße zu bekommen. Ich möchte die Bulimie bezwingen, stoße allerdings immer wieder an GRenzen. Seit einem Jahr ungefähr versuche ich bewusst aufzuhören. Die Zeit davor sollte nie stattgefunden haben... aber es hat mich ja auch viel gelehrt.
Ich breche immernoch fast jede Wioche. Bin sehr unstabil und hab ganz unklare Phasen. Mal gut mal ganz schrecklich.
Was meine Eltern zur Bulimie im moment glauben/denken weiss ich nciht ganz sicher. Ich hab das GEfühl sie wissen genauso gut wie ich, dass ich lüge und längst ncoh nciht "clean" bin.
Von eurem Forum verspreche ich mir einen hilfreichen Austausch, mit ERfahrungsberichten, Tips aber auch Augen/Ohren zum ausweinen.
Lasst euch tragen und nehmt an, was ihr bekommt!!!

Liebe Grüße,
BB
"Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns!" Franz Kafka

Re: An Alle Mitkämpfenden

#2
Hallo und herzlich Willkommen :)

Du hast geschrieben, dass Du seit einem Jahr versuchst, von der ES wegzukommen. Was genau unternimmst Du denn? Therapie?

Und wie lange bist Du essgestört und wie alt bist Du?

Hmm... Eltern sind ja auch nicht blöd. Ich denke, sie fühlen sich Deiner Erkrankung gegenüber etwas machtlos. Sprecht ihr denn darüber?

Liebe Grüsse, coco :wink:
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: An Alle Mitkämpfenden

#3
Seitdem ich ausgezogen bin fragen meine Eltern natürlich regelmäßig nach..sie gehen toll damit um. sind sehr zurückhaltend, dezent gegenüber fFreunden, geben mir Zeit und Freiraum. Leider tut es mir zu weh, sie zu verletzen, wesswegen ich, seit ich ausgezogen bin, sage, ich würde nciht mehr brechen.. habe zwar meiner Mutter gesagt, ich bin längst noch ncht über den Berg und es gibt "Rückfälle" aber die ganze Wahrheit ist für meine Eltern auch nicht relevant. Da ist eine zu große Kluft, welche man ohne dadrin zu stecken nciht erläutern kann. Helfen muss ich mir selbst. Aber dass wissen, dass sie dasind tut gut!

Nein also Therapie mach ich nciht. Hab da keine gute Meinung dazu, denn im Prinzip gehen die meisten hin, kommen nach hause und fangen leider wieder von vorn an. Der Knackpunkt besteht aber darin, es im richtigen Leben, im Alltag zu beweltigen, nicht in einer unwirklichen Klinikwelt, fern von Ursachen im persönlichen näheren Umfeld. Denn diese sind ja teilweise nciht wegzuzaubern, sondern man muss Wege finden AU?ER der B***** damit klarzukommen.
Dass ich seit circa einem Jahr bewusst dagegn ankämpfe heißt, dass ich das Geheimnis seitdessen mit meiner Familie (d.h. nur Eltern+Geschwister) teile. Seitdem weiss ich auch bewusst es muss geändert werden. Davor wusste ich zwar, es ist nicht normal, aber habe irgendwie diese Sucht immer in meine Lebensplanung mit eingebunden. Daran sterben ist ja etwas sehr unwahrscheinliches und Seltenes, aber es engt einen im Alltag so unheimlich ein. Man vergeudet zu viel Zeit und schafft nichtmal die Hälfte von all den Träumereien, die sonst nur Theorie blieben!
Kämpfen heißt also für mich Struckturen finden. Allein verantwortung zu übernehmen für meinen Körper, für meinen Kühlschrank und generell ;-)
Ich versuche zu lernen auch mal Stunden in meiner Wohnung zu sein und diesen tollen Ort einfach zu genießen. Nicht essen wenn ich hier sitze, sondern mich an meiner genialen Couch freuen pder was lesen bei ein paar Kerzen und nem Tee. Sowas kannst du in keiner Therapie. Dort wird dir das eher theoretisch vermittelt. Außerdem weiss ich von vielen, welche sich in Therapien nur selbst etwas vorgelogen haben - leider.
Zu meinem Alter wollte ich eigentlich nichts sagen und auch nicht zu meiner genauen Herkunft, da ich, was das Internet betrifft schon zu viele schlechte Erfahrungen gesammelt habe.. viellt. zu späterem Zeipunkt in diesem Forum ;-)

So nun also nochmal eine ganze Menge zu meiner Person. Mannomann! So ehrlich wollt ich eigentl. garnich sein ;-)
So hoffe ich doch, es wird mir nciht zum Verhängnis - das Vertrauen in die Öffentlichkeit.

Liebe GRüße und werdet stärker!
"Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns!" Franz Kafka

Re: An Alle Mitkämpfenden

#4
Hallo Blaue Blume!
Blaue Blume hat geschrieben: Daran sterben ist ja etwas sehr unwahrscheinliches und Seltenes
Dieser Satz von dir ist mir sofort aufgefallen und leider ist es garnicht so selten wie man denkt.

Dein Schritt dich hier anzumelden ist aber sicher einer in die richtige Richtung.
Das du eine so schlechte Meinung zum Thema Therapie hast ist schade. Sicher ist es so, dass man in einer Klinik nicht unbedingt lernt seinen Alltag zu bewältigen weil der ja so ganz anders aussieht als der Tag in der Klinik. Damit hast du schon recht, aber man kann vieles mitnehmen aus der Klinik in das Leben "draussen". Neue Techniken mit den Dingen umzugehen, so das ein Tag eben nicht im Bad über der Schüssel endet weil man neue Wege gefunden hat. Also lernt man im Endeffekt auch doch irgenwie den Alltag zu bewältigen. Verstehst du wie ich es meine?
Und es gibt ja auch noch die ambulate Therapie wo man sehr wohl seinen Alltag lebt, parallel dazu durch die Thera aber unterstützung hat die eine sehr große Hilfe sein kann.
Du hast gesagt du erhoffst dir von diesem Forum Denkanstöße. Genau diese kannst du von einer Thera auch bekommen. Vielleicht denkst du nochmal darüber nach, denn ganz allein aus der Sucht raus zu kommen ist leider ein sehr schweres Unterfangen.
"Die Moral ist immer die Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen" Oscar Wilde

Re: An Alle Mitkämpfenden

#5
Danke dir Bibi, klingt einleuchtend. Und natürlich hast du auch Recht, was Therapien betrifft. Es kann einem viele gute Lösungsansätze bieten! Man muss sie dann eben nur beibehalten.
Was stationäre behandlung und private Hauskreisgruppen betrifft ist meine Meinung auhc bei weitem nciht so negativ. Sowas finde ich viel effektiver und natürlicher. aber das ist ja auch Typsache.
lg
"Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns!" Franz Kafka

Re: An Alle Mitkämpfenden

#6
Hey Blaue Blume,
Blaue Blume hat geschrieben:So nun also nochmal eine ganze Menge zu meiner Person. Mannomann! So ehrlich wollt ich eigentl. garnich sein
Wie willst Du es schaffen, ohne Ehrlichkeit? Vielleicht nicht hier im Netz, aber Dir selbst gegenüber?
Blaue Blume hat geschrieben:Daran sterben ist ja etwas sehr unwahrscheinliches und Seltenes,
Dann recherchiere doch mal ein bißchen bei Google usw. . Es gibt viele Faktoren, durch die die B* zu sofortigem Tod, oder schwerwiegender Krankheit führen kann.

Ich denke, Du weißt worum es geht, aber warum nicht Hilfe holen, durch eine Therapie? Es klingt vielleicht auf den ersten Anschein etwas fremd, es wird Dir jedoch Möglichkeiten eröffnen, die Dir ansonsten verwehrt bleiben würden.

Die Therapie arbeitet mit Gedanken und Gefühlen. Das sind beides starke Kräfte. Dadurch wird sich Dein ganzes Leben verändern, und zwar genau in die Richtung, die Du Dir wünschst.

Eine B* kann man in der Regel nicht rein mental bewältigen. Die verschütteten Emotionen müssen aufgearbeitet und gefühlt werden, um sie dann loslassen zu können. Und um da ran zu kommen, braucht man eine Therapie.

Überleg Dir's vielleicht doch nochmal, Du kannst viel gewinnen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg, wie auch immer.

Liebe Grüße

Mary Mary
Zuletzt geändert von mary mary am Mi Jun 23, 2010 23:30, insgesamt 1-mal geändert.
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.

(Aus dem Hevajra-Tantra)

Re: An Alle Mitkämpfenden

#8
Hey ihr,

also ich muss sagen, dass es mir mehr hilft in meinem Gesprächskreis zu reden.
Ich habe zu viel Respekt vorm Internet. Ihr stellt sehr persönliche Fragen und dafür dass man sich noch nciht so kennt... hatte gehofft ihr lasst mir mehr Zeit, bis ich weiss woran ich bei euch bin..
Aber wahrscheinlich liegt mir diese Internetvariante auch nciht so. Nehmt mir das bitte nciht so übel. Ich bin kein Computermensch. Werd mir draußen Hilfe suchen!

Danke euch trotzdem, bewirkt habt ihr schon so einiges im Kopf.
Es tut mir leid dass ich hier erst in diese Gemeinschaft eingedrungen bin und jetzt so rasant mich wieder antziehe, aber wie gesagt, ist die unpersönliche onlinevariante nicht ganz meine Welt.

Trotzdem hoffe ich ihr findet einen Weg.
Glaubt an euch.

Liebe Grüße, BB
"Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns!" Franz Kafka

Re: An Alle Mitkämpfenden

#9
Sorry, wenn ich Dich mit meiner Frage angegriffen habe.

Ich wollte Dir eigentlich nur klarmachen: Weisst Du Deine Ursache für die ES nicht, kannst Du sie mit einer Therapie herausfinden und verarbeiten. Vielleicht brauchst Du die ES nicht mehr, wenn man Dir erstmal die Augen öffnet und Du Dich nicht hinter für Dich festgesetzten Ansichten versteckst.

Wünsche Dir alles Gute, Du bist hier immer herzlich Willkommen!
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Nächste Chance. Wieder mal aufgestanden

#10
Liebe Leidensgenossen,

ab heute soll sich was ändern. Und zwar diesmal nicht nur so halbherzig. Ich sage bewusst nicht, dass es das letzte mal war, dass ich überm Klo hing, sondern, ich sage, dass ich es jetzt endlich mal ERNST nehmen will und an mir arbeiten.

Habe gestern mit meinen Eltern geredet, zu denen ich ein unheimlich gutes VErhältnis habe. Habe ihnen gestanden, dass ich doch noch nicht soweit bin, wie sie hofften und dass ich ihre Hilfe brauch, den REst auch noch zu beweältigen, ich habe schon viele Fortschritte gemacht und nehme meinen Körper mittlerweile so, wie er ist. Nun fehlt es noch, die restlichen Bleibses zu bekämpfen und Ursachenforschung zu betreiben. Was im Moment noch dasteht ist nicht mehr so stark der Wille dünn zu sein zu wollen, sondern auch die Gewohnheit, sich bei anstrengenden Situation in diese "Bequemlichkeit der Sucht" zurück zu ziehen. Meine Ellies geben mir nun schon so lange Zeit und lassen mir den Raum, weil sie wissen, dass alles REden und Erklären nicht hilft, wenn der Betroffene es selbst nicht einsieht. Sie sind verständnisvoll und das tut gut so.

Damit ich mich nicht selbst überliste möchte ich hier eine Art "Blog" beginnen, worin ich über meinen weiteren Werdegang berichte. So kann ich mir vor Augen führen, was schief läuft und was nicht und die Sachen, die ich mir vornehme auch machen.

Ich beginne also mit einer kleinen Liste für den morgigen Tag:

- Uni und Prüfungsvorbereitung
- Versuchen mich zum Mittag mit ner Freundnin in der Mensa zu treffen
- Wäsche machen
- Meine Bude aufräumen (wobei´s hier eigentlich immer recht ordentlich ist) ich leg´für morgen mal den Schwerpunkt auf´s Staubwischen!
- ne´Runde Radfahrn oder Skaten (wird allerdings zeitlich knapp, da ich bis abends an der Uni bin)

So, die erste Liste hab ich mal ganz einfach gehalten. Will mich selbst erstmal einfühlen in dieses Experiment und sehen, was es mit mir macht bzw. ob es mir gut tut, das hier öffentlich zu machen.

Nun denn,
das war´s für den Anfang.
Ich wünsch euch was und macht euch einen ruhigen Abend!

Grüße,
BB
"Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns!" Franz Kafka

Re: An Alle Mitkämpfenden

#11
2. Tag vom Selbstbeobachtungsprojekt

Bin heute mit einem guten Gefühl aufgestanden. Hab dann Kaffee gekocht und mich gleich ans Lernen gemacht. Das ging aber eher schleppend voran, was dazu geführt hab, dass ich die Seminare hab saußen lassen und zu haus weiter überm Hefter gehangen hab. Das ging eine Weile gut, bis ich unbedingt frische Luft brauchte und Radfahren gegangen bin. Tat soweit ganz gut. Trotzdem muss ich mir gestehen, dass ich das Staubwischen auf unbestimmte Zeit verschoben habe ^^ (nicht stolz sei, aber der Staub ist auch nicht das LEBEN)

Teil 2 bestand im Beantworten von Mails und Einkaufen gehen. Habe mich darauf beschränkt vor allem frische Säfte, Milch und ein Packen Nüsse zum besseren Lernen, zu kaufen (hab sie komplett gegessen - mit gutem Gewissen!).

Werde nun nochmal an die frische Luft gehen.
Meine Mam ruft mich später noch an. Sie will vielleicht noch nen Film mit mir sehen. Weis aber noch nicht genau, ob das was wird, da das erst gegen halb 10 wäre. Ich muss an meinen Schlaf denken.... :( Will sie aber gern sehen ...
Für den jetzigen Abend habe ich mir aber noch überlegt, mir einen Wein zu kaufen. Das Lernen belagert mich ganz schön und ich denke für heute habe ich es mir verdient, nochmal bisschen abzuspannen und da gönn ich mir auch mit gutem Gewissen die Kalorien!

Morgen muss aber mal bisschen mehr passieren. War heut nicht gar zu aktiv und das merk ich dann auch in den Knochen, wenn man Ewigkeiten am Schreibtisch rumsitzt, ist man einfach unausgelastet. Mein Körper will mehr!

Morgige Grobplanung:
- früh noch was an meinen Texten schreiben
- definitiv UNI (diesmal gibts keine Ausrede!)
- in den Freistunden noch um 2 Hausaufgaben kümmern
- nach den Vorlesungen nochmal in die Bibo gehen und dort weiterlernen (nicht immer gleich nach Hause, da gibts zu viel andere Aufgaben... morgen wird mal ordentlich gebüffelt!)
- bis zum Abend unbedingt nach ner guten Freundin sehen, die grad ziemlichen Kummer hat
- Abends dann zum Training --> fein abreagieren und auspowern
- UND DIE WOHL GRÖ?TE HÜRDE... danach NICHTS mehr rumfressen! lieber VORHER, sonst war wieder alles für die Katz und ich häng überm Klo... --> mein Lekerlie, falls ich abends doch noch was für mich brauch: ich gönn mir noch ne feine Zeitschrift am Kiosk! Aber NUR, wenn alles andere gut geklappt hat!

Nun denn Freunde,
ich geh erstmal in die richtige Welt wieder nach draußen.
Die Sonne scheint hie rnoch so schön vor meinem Fenster.

Beste Grüße,
BB.
"Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns!" Franz Kafka

Re: An Alle Mitkämpfenden

#12
Hey Blaue Blume,

ich möchte Dir erst einmal meine Gratulation aussprechen, für Deinen Entschluss die ES* aufzugeben. Viel Erfolg!

Aus meiner persönlichen Erfahrung möchte ich Dir dazu berichten:

Meine B* begann 1984. Ich bin 48 Jahre alt. Im Januar 2000, nach vielen Jahren quälender ES*, habe ich denselben Entschluss getroffen. Seit nun mehr 11 1/2 Jahren lebe ich ABSTINENT von der ES* und esse mit einem Essplan. Ich habe meinen Entschluss nicht bereut. Es geht mir heute besser denn je, obwohl ich seit 11 1/2 Jahren auf Zucker und Weißmehl verzichte.

Der Verzicht ist verschwindend gering gegen das Leid das die B* mir all die Jahre gebracht hat. Ich bin dankbar dafür, dass ich wieder leben kann ohne den Horror. Ich habe eine gute Figur, bin schlank und esse gesund und genug. Mein Leben hat sich sehr zum Positiven entwickelt.

Meine Erfahrung im Laufe der 11 1/2 Jahre:

Rechne damit, dass es hart wird. Ich würde lügen wenn ich sagen würde "es ist einfach". Du wirst immer wieder in Situationen sein, wo Dein Willen schwach ist. Du wirst denken "Ich kann ohne die B* nicht leben. Ich werde fett, ich fühle mich nicht wohl in meinem Körper ohne die B*." Du wirst zwischenzeitlich vielleicht zunehmen. Aber: Sei getrost. Wenn Du Dein Ding durchziehst und konsequent auf die B* verzichtest, erholt der Körper sich. Dann brauchst Du nicht mehr so viel zu essen und nimmst das wieder ab.

Meine Strategie:

Konsequent
- eine grundlegende Psychotherapie machen, ambulant oder stationär
- den Essplan einhalten
- regelmäßig 3-4 Mal die Woche Sport
- in die Meetings der Anonymen Ess-Süchtigen (OA) gehen, mindestens 1-2 mal pro Woche
(Meinen Essplan habe ich auch dort bekommen)

Ich drück Dir die Daumen. Das Wichtigste: Wenn Du Rückfälle hast, sofort wieder aufstehen! Dir schnell professionelle Hilfe holen, egal ob beim Arzt, Therapeuten, in den Meetings von OA, beim Sozialpsychiatrischen Dienst o.ä. (Bloß nicht privat, bei Freunden, das funktioniert nicht)

Das ist, was ich dazu sagen möchte. Such Dir raus, was Du davon gebrauchen kannst.

Liebe Grüße,

Mary Mary
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.

(Aus dem Hevajra-Tantra)

Re: An Alle Mitkämpfenden

#13
Liebe Mary,

das ist sehr lieb von dir, was du mir geschrieben hast!
Vor allem aber ist es hilfreich.
Am Donnerstag gehe ich übrigens das erste mal zum Gespräch in einem Haus, wo Kurse und Seminare für Essgestörte angeboten werden. Dort gibt es Selbsthilfegruppe und Einzeltherapie. Da das Ganze in meiner Nähe ist, freue ich mich besonders und bin guter Dinge, mit deren Hilfe auch noch die letzten "Verborgenen Dinge" aufzudecken.
Dass es wahrscheinlich nicht jetzt auf gleich funktionieren wird, vermute ich auch, aber Rückfälle gehören wohl zur Genesung und ich WILL gesund werden! :)

Meine Eltern haben sich gefreut, als ich ihnen gesagt habe, dass ich nun auch diese Hilfe in Anspruch nehmen möchte.

Wie war das bei dir? Bis du in eine geschlossene Therapie gegangen oder hast du dir ambulant helfen lassen?

Danke für deinen Post!

einen schönen Abend dir noch,
BB.
"Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns!" Franz Kafka

Re: An Alle Mitkämpfenden

#14
Hey Blaue Blume,

danke für Deine Nachricht!

Schön, dass Du eine Anlaufstelle in einem Zentrum gefunden hast, viel Erfolg damit! :D

Deine Frage:
Ich habe ein Jahr nach dem Auftreten der B*, in 1985, den ersten Klinikaufenthalt gehabt. Für 4 1/2 Monate auf einer offenen Station für Depressionen, Ängste und Ess-Störungen im Universitäts-Klinikum Berlin Charlottenburg. Damals gab es noch so lange Klinik-Aufenthalte, heute gibt es höchstens acht Wochen. Ich war tierisch dankbar dafür, diese Zeit hat mein Leben grundlegend verändert. Ich habe danach mein Leben wirklich in die Hand genommen, habe gearbeitet und studiert und mich weiterentwickelt. Obwohl meine Eltern mich nicht unterstützt haben. Direkt nach der Klinik habe ich eine ambulante Gruppentherapie gemacht für 1 1/2 Jahre. Anschließend eine Psychoanalyse für drei Jahre und sieben Jahre stützende Gespräche bei dem Analytiker, 1-2 mal im Monat. Später noch diverse Kurzzeittherapien und einige Klinikaufenthalte. Ich war nicht bescheiden, habe um Hilfe gebetet noch und nöcher, und habe auch viel bekommen. Wenn mir erst mal "der Kittel brennt" muss ich laufen und mir Hilfe holen. Ich habe nichts davon je bereut, mit jedem Mal bin ich ein Stück gewachsen. Ansonsten wäre ich wohl schon nicht mehr am Leben.

Es war ein auf und ab über Jahre, drei oder vier Jahre clean und dann wieder Rückfälle, die immer heftiger ausfielen. In 1998 habe ich noch mal kapituliert und bin in eine sehr gute Klinik in Bad Zwesten, Hardwaldklinik II, gegangen. Da habe auch ich den Entschluss getroffen, so zu leben, dass ich dauerhaft clean bleibe. Es hat dann noch mal zwei Jahre gedauert mit hin und her, dann kam ich zu OA, bekam den Essplan. Das war im Januar 2000. Bis heute ist es gut gelaufen, keine richtigen Rückfälle mehr. Höchstens noch unwohlsein mit dem Essen, zu wenig, zu viel oder das Falsche gegessen. Und dann: das Aushalten. Das ist für mich auch heute noch schwer, auszuhalten, wenn ich chaotisch gegessen habe und mich körperlich "vollgestopft" oder "ausgehungert" fühle. Dabei ist es durchaus möglich dies "clean" zu überstehen, dann heißt es für mich wirklich "cool bleiben". Darauf vertrauen, dass ich es von selbst wieder in die Reihe bekomme. Das muss ich üben, mit jedem Mal, wo ich es schaffe wächst meine innere Stärke.

Ich bin sehr dankbar, für alles was ich bekommen habe in meinem Leben, das Gute und auch das Schlimme. Es hat mir letztlich viel Nutzen gebracht. Ich lebe mit meinem Freund in einem Miethaus für alte Menschen und Behinderte mit 36 Wohnungen, die Leute dort sind alle sehr nett. Wir haben aber beide getrennte, eigene Wohnungen, das war lange Zeit schon unser Wunschtraum. Ich bin seit 2000 gehbehindert, mit Rollator. Zufall oder nicht? Ich weiß es nicht. Wie auch immer, ich bin seitdem in Rente und wirklich glücklich mit meinem Leben. Mein Freund ist seit neun Jahren der Mann meiner Träume. Ich habe einen super Nebenjob von zu Hause aus, Auftragstexte schreiben im Internet. Ist nicht so gut bezahlt, macht mir aber echt Spaß. Wir sind beide Buddhisten und wir haben hier mit einigen anderen einen Buddhistischen Verein gegründet, wo wir uns treffen und zusammen buddhistische Sachen lernen. Ich habe meine OA Gruppe, ein weiterer Stützpfeiler in meinem Leben. Eine gute Internistin und ein guter Neurologe helfen mir auch seit neun Jahren. Ich werde dort regelmäßig untersucht, mindestens alle drei Monate. Auch auf Gewicht und Ernährung. Mit ihnen ich absolut aufrichtig, sie kennen meine Story von Anfang bis Ende.

Was ich damit sagen will: seitdem ich clean bin, läuft mein Leben rund. Es ist eine starke, positive Kraft die dann zum Tragen kommt, wenn ich mich von der Negativität und Destruktivität abwende. Wenn ich nach positiven Lösungen Ausschau halte, laufen sie mir auch über den Weg. Es gibt immer einen positiven Weg, wenn ich konsequent für mich selbst lebe. Ohne Egoismus, nur so dass ich immer für mich einstehe, egal was abläuft.

Der Spruch "Sei Dir selbst eine Insel" (Buddha Shakyamuni) trifft es, was ich meine.

Ich wünsche Dir weiter einen guten Weg. Vor allem, dass Du Deine Wünsche verwirklichen kannst, statt im Käfig der Selbst-Ablehnung gefangen zu bleiben. Sprich Dir immer Mut zu, denk immer an das, was Du wirklich möchtest, egal wie absonderlich es für andere aussieht. Ich glaube, wenn Du konsequent zu Dir selbst stehst und Dich so liebst wie Du bist, egal ob in guten oder in schlechten Zeiten, wird alles andere gelingen. So erlebe ich es jedenfalls bei mir.

Liebe Grüße,

Mary Mary
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.

(Aus dem Hevajra-Tantra)

Re: An Alle Mitkämpfenden

#15
Liebe Mary,

Deine Geschichte macht Mut, zu kämpgfen und ich bin dir dankbar, dass du sie teilst und preisgibst. Trotzdem ist es auch eine traurige Geschichte und es tut mir leid, zu lesen, dass du eine Gehbehinderung bekommen hast. Was ist da passiert? (Wenn dir diese Frage nicht zu nahe geht!)

Ich habe festgestellt, dass dieses "blogartige" Schreiben, wie ich mir das vorgestellt hatte, rein zeitlich nicht machenbar ist :D Mir geht´s im Moment sowas von gut und ich komm grad gar nciht viel ins Internet.Habe die letzte Tage immer Sport gemacht (in der Natur, verweigere mich diesen künstlichen Studios...) Bei mir ist grad vieles im Umbruch und ich habe meine Einstellung geändert - zu mir selbst und zu dem, was mir wichtig ist. Es geht nicht um Status und das was man geleistet hat oder wie man es geleistet hat, sondern es geht darum, das man glücklich mit dem ist, was man tut und manch ein Postbote ist zufriedener, als ein Arzt, der jede Menge Schotter erwirtschaftet.

Ich werde wohl eher gelegentlich hier schreiben um mir im Falle des Falles über dies und das klarer zu werden.
Außerdem habe ich festgestellt, dass es zwar gut ist, sich Dinge vorzunehmen, aber wohl erher schlecht ist, den Tag konkret zu planen. Das nimmt diesen gewissen Zauber weg und es kommt ohnehin anders, als man sich das denkt.

Ich möchte dir wirklich nochmal von ganzem Herzen für deine Offenheit danken. Das ist unheimlich bestärkend. Ich will nicht aufgeben und ich will verhindern, dass es eine solange Zeit meines Lebens bestimmt. Auch ich bete ;)

Liebe GRüße,
BB.
"Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns!" Franz Kafka