Hej. Meine momentane Situation

#1
Hej, ich bin neu hier und habe im Folgenden versucht meine momentane Gefühlslage ein bisschen zu beschreiben.

Ich befinde mich gerade in einer Phase, in der ich die Bulimie ziemlich häufig ausführe.
Vorher kannte ich das in dieser häufigen Form noch nicht von mir. Ich habe immer mal wieder diese Fressattacken bekommen. Aber im Moment kommt es erschreckend häufig vor.

Ich führe regelmäßigen Sport und bin dabei abzunehmen. Abnehmen will ich schon seit Jahren. Ständig denke ich, dass ich dünner noch schöner aussehen würde. Alles dreht sich nur ums Essen. Ich bin nur dann zufrieden, wenn ich meiner Ansicht nach normal gegessen habe. Das bedeutet wenig und sehr kohlenhydratarm. Ich bin froh, wenn ich es abends ins Bett schaffe und einen leeren Magen habe. Manchmal, so wie heute, überkommt mich der Gedanke an etwas Süßes oder ich habe noch Appetit nach meinem Mittagessen. Schon alleine der Gedanke noch mehr zu essen oder ein Lebensmittel zu essen, das ich mir verboten habe, ist schädlich für mich. Entweder habe ich dann die Kraft keinen Fressanfall zu bekommen, oder ich stopfe so viel Essen in mich hinein, dass ich alles erbreche.
Wenn ich erbreche, denke ich immer, dass ich damit jetzt nun endgültig aufhören will und vor allem muss. Denn ich weiß, dass das immer und immer wiederkehrende Erbrechen schädlich für meinen Körper ist.
Mein Kopf ist immer wie ausgeschaltet, wenn ich eine Fressattacke bekomme. Ich kann mich dann von alleine nicht davon abhalten und habe immer nur das Ziel von Süßem oder verbotenen Lebensmitteln im Kopf. Mehr ist da nicht. Nur essen und dann die Toilette. Meinem Magen geht es danach natürlich gar nicht gut. Ich bekomme immer häufiger Magenschmerzen.
Außerdem betreibe ich regelmäßig Sport. Das ist mein Ausgleich. Ich brauche die Bewegung um glücklich zu sein. Naja, glücklich bin ich nie so richtig mit meinen Leistungen. Ich vergleiche mich eigentlich immer mit anderen. "Oh, die läuft ja viel schneller als ich, oder die sieht so gut aus." Ich versuche immer meinen Körper mit dem von anderen Mädchen zu vergleichen. "Ist die jetzt genauso dick wie ich? Ist das Mädchen dünner oder dicker als ich?"
Eigentlich bin ich zufrieden mit meinem Körper. Ich bin weder dick noch dünn. Ich mag meine Brüste, meinen Po und mein Gesicht. Ich habe schöne Haare. Ich kann mich auch nicht beschweren was die Männer angeht. Ich komme ganz gut an und wenn ich ausgehe, werde ich meistens angesprochen.
Trotzdem bin ich unzufrieden. Meine Welt dreht sich immer nur um Essen, Sport und Abnehmen.
Im letzten Monat habe ich ein paar Kilos abgenommen. Ob die schon wieder drauf sind kann ich nicht sagen. Ich traue mich nicht mehr auf die Waage. Mein BMI ist etwas über dem normalen.
Ich ernähre mich gesund. Vor drei Wochen habe ich eine neue Diät ausprobiert, bei der man fast keine Kohlenhydrate mehr ist. Eigentlich wollte ich die nur zwei Wochen machen. Nun ist schon die dritte Woche. Seit dem ich die Diät angefangen habe sind Kohlenhydrate für mich die schlimmsten Dinge. Ich habe Wochen lang keine Nudeln, Kartoffeln, Brot und Reis mehr gegessen. Auch Obst esse ich nur noch sehr eingeschränkt. Ich weiß auch, dass wenn ich eine Diät anfange, ich noch schneller Schuldgefühle bekomme, wenn ich ein mal ein „verbotenes“ Lebensmittel esse. Aber ich komme nicht mehr weg davon. Das ist ein nicht endender Teufelskreis. Und abnehmen tue ich trotzdem nicht. Ich trainiere hart und esse kaum. Dafür kommen die Fressattacken immer häufiger vor. Ich denke, wegen denen nehme ich auch nicht ab. Denn man kann ja gar nicht alles erbrechen. Irgendwas bleibt immer im Magen und das macht mich dann dicker.
Letzte Woche war ich bei einem Therapievorgespräch. Depressionen habe ich nämlich auch noch. Meine Eltern sind vor fast vier Jahren gestorben. Seit dem leide ich an denen. Man sieht es mir nicht an. Ich bin ein sehr fröhlicher Mensch, der nach außenhin sehr selbstbewusst und fröhlich wirkt. Innendrinnen geht es mir aber oft gar nicht gut. Ich fühle mich alleine und ungeliebt. Um munter zu sein, benötige ich die Bestätigung von anderen Menschen. Die kann ich ja nur erlangen, wenn ich gut aussehe. So meine Ansicht. Natürlich weiß ich, dass das totaler Quatsch ist. Für mich ist ja auch nicht das Aussehen einer Person wichtig, sondern deren Charakter, aber erzähl das mal meinem Kopf. Mein Kopf ist nur dann zufrieden, wenn ich hart lerne, viel Sport mache und mich richtig ernähre. Und noch nicht mal dann bin ich zufrieden, denn man kann ja immer besser sein. Irgendwer ist immer besser, an dem ich mich messen kann. Und somit kommt nach jedem Erfolg immer wieder die Ernüchterung, dass es andere gibt,die es schon wieder besser gemacht haben.

Mich macht das total verrückt. Ich habe keine Kraft mehr. Ich will das alles nicht mehr. Ich bin ein echter Kämpfertyp. Warum setze ich so viel Energie für solche scheiß Sachen ein? Ich könnte sie doch genauso gut für positive Dinge einsetzen.
Ich weiß nur nicht wie ich das anstellen soll. In meinem Kopf kehren diese schlechten Gedanken an das Essen, den Sport und das Abnehmen immer und immer wieder. Ich möchte doch einfach nur glücklich sein. Ich möchte mir gar keine Gedanken mehr darüber machen müssen wann ich was esse. Ich möchte nicht morgens schon darüber nachdenken wann ich heute wie viel Sport mache und ob ich heute Abend ins Bett gehen werde und auf mich stolz sein kann oder nicht.
Ich würde so gerne einfach mal wieder in den Arm genommen werden und gesagt bekommen, dass ich ein toller Mensch bin. Das haben meine Eltern, als sie noch lebten, oft gemacht. Und das ist es was mir fehlt. Ein Lob. Eine Umarmung. Etwas Liebe. Aber ich kann selber nicht aussprechen, dass ich das brauche. Und selber fehlt es mir sehr schwer Liebe zu geben. So sehr würde es mich verletzen abgelehnt zu werden.

Ich habe mich hier angemeldet, weil ich es einfach nicht mehr aushalte. Ich habe mich zwar schon um eine Therapie gekümmert und war vor anderthalb Jahren auch schon in Therapie, damals allerdings nicht wegen meiner Essstörung, sondern wegen meinen Depressionen, aber ich muss wohl noch lange auf einen Therapieplatz warten. Deswegen möchte ich jetzt schon mal etwas tun, damit es mir vielleicht ein Stück besser gehen kann. Das wünsche ich mir jedenfalls.
LadyBlue
Zuletzt geändert von LadyBlue am Di Mär 16, 2010 21:37, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Hej. Meine momentane Situation

#2
hi, ladyblue,

schön, dass du hier angekommen bist! und es ist beachtlich, wie klar du deine situation erkennen kannst, dass du dich bereits um hilfe umgesehen hast und bereit bist, diese anzunahmen. riesenschritte! super!

in deinem text gibst du dir eigentlich alle antworten auf deine fragen schon selbst. du weisst, dass das mentale festkrallen an selbsterlegte essregeln garantiert zu druck, fressattacken und frustration führt, dass es deien gurndstimmung noch mehr verschlechtert. dir ist auch völlig klar, dass bulimie kontraproduktiv ist und du dadurch sämtlich vermeintliche "erfolge" abzunehmen zunichte machst. und genauso ist dir klar, woher dieser kranke diätzwang, die selbstdefinition durch die kleidergröße, eigentlich völlig andere ursachen hat. du schreibst, dir fehlen wärme, eine umarmung, lob, geborgenheit. kann es die leere sein die dich seit dem verlust deiner eltern "auffrisst"?

mir scheint, als wärst du innerlich der lösung deiner probleme sehr nahe. ich wünsche dir, dass die wartezeit bis zur thera kurz gestaltet. gibt es denn stellen, an die du dich zwischenzeitlich wenden kannst? um die wartezeit zu unterdrücken? eine essberatung oder sonstige anlaufstelle?

wünsche dir ganz viel kraft und nicht verzweifeln. vielleicht kann dir das forum ja mal als erstes "pflaster" dienen, das wünsche ich dir.

maruja
Zuletzt geändert von maruja am Di Mär 16, 2010 22:13, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Hej. Meine momentane Situation

#4
Oh ha, das war nicht meine Absicht. Ich habe die Angaben mal schnell rausgenommen.

Ich habe auch das Gefühl, dass mir nur noch ein bestimmter Schritt fehlt, damit ich wieder in die Normalität zurückkommen kann. Aber welcher das ist und wie ich das anstellen kann, dass weiß ich eben noch nicht. So lange wie ich noch auf die Therapie warten muss, werde ich hier und da nach diesem Schritt suchen. Ich habe so langsam wieder Hoffnung, dass auch ich irgendwann wieder ein bisschen unbeschwerter und glücklicher leben kann.Das wünsche ich mir so sehr. Und ich habe auch weiterhin die Kraft zu kämpfen. Ich glaube diese Fähigkeiten habe ich von meinen Eltern geerbt =)

Re: Hej. Meine momentane Situation

#5
Ich habe so langsam wieder Hoffnung, dass auch ich irgendwann wieder ein bisschen unbeschwerter und glücklicher leben kann.Das wünsche ich mir so sehr. Und ich habe auch weiterhin die Kraft zu kämpfen.
klingt doch nach perfekten voraussetzungen dazu, das thema erfolgreich anzugehen. und für die zwischenzeit hast ja uns hier :-X)

Re: Hej. Meine momentane Situation

#6
Hey Lady Blue,

es ist ok, wenn Du diese Frage nicht beantworten möchtest, ich frage mal vorsichtig nach.
LadyBlue hat geschrieben:Meine Eltern sind vor fast vier Jahren gestorben.
Was ist passiert?
LadyBlue hat geschrieben:Wenn ich erbreche, denke ich immer, dass ich damit jetzt nun endgültig aufhören will und vor allem muss. Denn ich weiß, dass das immer und immer wiederkehrende Erbrechen schädlich für meinen Körper ist.
Nun, es ist halt eine Sucht, es kann sehr mühsam sein, da wieder raus zu kommen. Je früher, desto leichter.
LadyBlue hat geschrieben:Ich bekomme immer häufiger Magenschmerzen.
Du könntest Dir fürs erste, mal "Omeprazol" vom Arzt aufschreiben lassen. Sonst hast Du noch ein erhöhtes Risiko für Magenkrebs.
LadyBlue hat geschrieben:Trotzdem bin ich unzufrieden. Meine Welt dreht sich immer nur um Essen, Sport und Abnehmen.
Wenn eine siebzehnjährige zugleich beide Eltern ganz unerwartet verliert, dann ist die Bulimie noch eine vergleichsweise gelinde Reaktion darauf, ebenso Depressionen.

Ich denke, daß Du schwer traumatisiert bist, und auf alle Fälle noch Hilfe von außen brauchst. Wenn Du den Therapieplatz erst so spät bekommst, brauchst Du in jedem Fall eine Überbrückung. Sonst treibt Dich die B* ins Verderben. Du kannst sowohl körperlich als auch psychisch daran zu Grunde gehen.

Was fällt mir ein?
Sozialpsychiatrischer Dienst
Betreutes Wohnen
Ambulante psychiatrische Pflege

Ich weiß nicht, ob Du in DE oder Ö wohnst. In DE denke ich, ist die beste Stelle der sozialpychiatrische Dienst. Und mit denen zusammen alles weitere.

Die Tatsache daß Deine B* sich verstärkt hat, weist daraufhin, daß Du allein mit Deiner Situation überfordert bist.
LadyBlue hat geschrieben:Ich ernähre mich gesund. Vor drei Wochen habe ich eine neue Diät ausprobiert, bei der man fast keine Kohlenhydrate mehr ist. Eigentlich wollte ich die nur zwei Wochen machen. Nun ist schon die dritte Woche. Seit dem ich die Diät angefangen habe sind Kohlenhydrate für mich die schlimmsten Dinge
Diese Ernährungsweise kann ich persönlich nicht zu gesunder Ernährung rechnen. Wir haben das vor einer Weile im Forum diskutiert.

http://www.bulimie.at/board4/viewtopic. ... &t=7690806

Ich habe mich auf alle möglichen Arten schlecht ernährt. Mal ohne Eiweiss, oder ohne Kohlenhydrate, oder ohne beides...... . Bis vor zehn Jahren. Da bin ich erwacht aus meinem Dämmerzustand.

Die Folgen: Ich konnte plötzlich weder gehen noch stehen, mußte monatelang in Kliniken verbringen. Ich bin 47 Jahre alt, habe starke Nervenschäden (starke Nervenschmerzen, Polyneuropathien) in Armen und Beinen, muß die heftigsten Medikament in hohen Dosierungen einnehmen, und brauche außerhalb der Wohnung einen Rollator zum laufen.

Ich könnte das jetzt noch weiter ausdehnen ..... .

Was hat mir geholfen?

Erstens: Therapie ohne Ende.
Zweitens: ein "Eßplan" der Anonymen Eßsüchtigen (OA).
Drittens: die Gruppentreffen der OA

http://www.overeatersanonymous.de/shop/ ... hop_param=

So nun bin ich zu müde um weiterschreiben.
Morgen mehr.

Ich wünsche Dir Frieden in Deinem Herzen,
und auf Deinem Weg,

Liebe Grüße

Mary Mary
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.

(Aus dem Hevajra-Tantra)

Re: Hej. Meine momentane Situation

#7
Hey LadyBlue,
LadyBlue hat geschrieben:Deswegen möchte ich jetzt schon mal etwas tun, damit es mir vielleicht ein Stück besser gehen kann. Das wünsche ich mir jedenfalls.
Ich rate Dir ganz dringend, was zu tun. Du läufst mit verbundenen Augen direkt auf den Abgrund zu. Warte nicht auf einen Therapieplatz in fernen Zeiten. Besorge Dir Hilfe, Du bist zu verwirrt, um allein klar zu kommen, jetzt. Das ist wirklich ein absoluter Härtefall. Du hast beide Eltern verloren, mit 16 Jahren.

Du kannst das nicht verarbeiten, deswegen dieser Teufelskreis aus Kontrolle und Versagen. Du brauchst mehr als eine ambulante Therapie, irgendwann mal in weiter Ferne. Du mußt Dein "Kontrollschema" benutzen, um die schrecklichen Erfahrungen runter zu drücken. Die Erinnerungen daran mußt Du zuerst aufarbeiten, um die Symptome los werden zu können. Es tut mir wirklich sch* leid für Dich.

Schon mal über Klinikaufenthalt nachgedacht, Trauma-Therapie? Denk mal drüber nach. Ich finde Deine Situation extrem Besorgnis erregend. Deine Eltern würden sicherlich nicht wollen, daß Du Dich auch noch zu Grunde richtest, damit ist niemand gedient.

Lerne für Dich einzustehen. Nimm Dich ernst. Das Leben ist kein reines Vergnügen, es gibt viel Leid, in einem Menschenleben. Aber Du kannst lernen, Dein hartes Schicksal aufzugreifen. Und das beste daraus zu machen. Um Dich aus diesem schweren Leid zu befreien.

Dann wirst Du irgendwann auch anderen helfen können, denen es so geht, wie es Dir ging. Das ist für mich der Sinn des menschlichen Lebens, Freude und Leid gleichermaßen zu transzendieren, um daraus zu lernen. Und die daraus gewonnene Weisheit miteinander zu teilen.

"Der Buddha sagte: Sei Dir selbst eine Insel."

H.H. 14. Dalai Lama

Ich wünsche Dir viel Kraft und den Mut, aufzuwachen. So schwer das auch ist.

*ganz liebe Umarmung*

Liebe Grüße

Mary Mary
Zuletzt geändert von mary mary am Fr Mär 19, 2010 2:03, insgesamt 3-mal geändert.
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.

(Aus dem Hevajra-Tantra)

Re: Hej. Meine momentane Situation

#8
Hey LadyBlue!

Ich kann mich Mary Mary nur anschließen. Therapie machen, am besten Traumatherapie, aber es ist auch ein Schritt sich erstmal einen kompetenten Therapeuten zu suchen, jemanden, mit dem du kannst. (Das ist gar nicht so einfach.)

:)

Alles Liebe, deine Colour
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Hej. Meine momentane Situation

#9
Vielen lieben Dank für eure Antworten.

Ich habe schon eine eineinhalbjährige Therapie hinter mir und für sechs Wochen war ich in einer Klinik. Die Therapie habe ich 2008 abgeschlossen. In der Klinik war ich 2007. Ich habe mich jetzt auch um einen Therapieplatz gekümmert, allerdings kann das durch eine lange Wartezeit dauern bis ich ihn in Anspruch nehmen kann.

Ich vermisse meine Eltern und eine Familie in letzter Zeit wieder so heftig, wie schon sehr lange nicht mehr. Vielleicht so sehr wie noch nie. Ich kenn das so nicht. Vorher war ich immer ein so starker Mensch und auf einmal stecke ich wieder mittendrinnen in einer Depression. So langsam geht es mir jetzt schon besser. Seit ein paar Tagen habe ich schon nicht mehr gek*. Aber ich glaube das liegt nur dadran, dass es meinem Magen richtig schlecht gegangen ist und ich einige wunde Stellen in meinem Mund hatte. Ich denke mal, dass das durch das ganze gek* gekommen ist. Glücklicher bin ich jetzt aber nicht. So lange ich mich ablenken kann ist alles gut. Aber ich kann gerade einfach nicht alleine sein. Dann baue ich nur scheiße. Das kenne ich so auch nicht von mir. Ich bin in den letzten Jahren ständig alleine gewesen. Warum stört mich das auf einmal? ich verstehe mich selber einfach nicht.
Ich hoffe im Moment einfach nur, dass ich aus der Depression rauskommen, wenn die Uni wieder losgeht und ich mich in Arbeit stürzen kann. Aber was kann ich denn machen, damit die Depression nicht mehr so schlimm ist? Manchmal kommen mir einfach die Tränen. Einfach so. In der Bahn, vorm Spiegel...überall.
Verdammt, ich bin doch so ein starker Mensch, was passiert hier mit mir???

Re: Hej. Meine momentane Situation

#12
liebe ladyblue,
Ich hoffe im Moment einfach nur, dass ich aus der Depression rauskommen, wenn die Uni wieder losgeht und ich mich in Arbeit stürzen kann.
Verdammt, ich bin doch so ein starker Mensch, was passiert hier mit mir???
deine aussagen machen einem klar, dass du eine absolute kämpfernatur bist, deshalb wirst du auch wieder aus dieser auswegslos schinenden phase herausfinden. vor vier jahren, schreibst du, hat dein leben sich arg verändert, vor drei jahren der stationäre aufenthalt, bis vor 2 jahren therapie, da wurde sicher viel aufgearbeitet, was dir geholfen hat, die zeit bisher zu meistern. du warst also 17, 18 in den turbulenten jahren, aber du entwickelst dich eben wieter und es scheint dir ja auch eine menge zu gelingen. die antworten, die du damals gefunden hattest, haben genügt, um wieder frei atmen zu können. gesund zu werden, stark. hut ab erstmal, das hat bestimmt enorme kraft und arbeit an dir selbst erfordert.

und genau diese entwicklung hat dich hier hergebracht, wo du jetzt stehst. nur siehst du die dinge heute sicherlich anders, als damals. du bist nach vier jahren mit anderen themen und situationen konfrontiert. und offenbar reichen die pflaster, die dir damals zum überleben geholfen haben, nicht mehr aus. du bist weitergewachsen, aber sie sind gleich geblieben. zeit also, die heutigen themen und gedanken neu zu ordnen. deine stärke hast du aber sicherlich nicht verloren.

nimm es als chance, mit den themen der vergangenheit (und der gegenwart!) gründlich auseinander zu setzen. aus einer neuen perspektive, die die jahre eben automatisch mit sich bringt. es lohnt sich bestimmt und du wirst aus der geschichte gestärkt hervorgehen. ich wünsche dir, dass du die zeit gut überwindest, bis du hilfe in anspruch nehmen kannst. gibt es schon einen konkreten zeitpunkt, wann du die therapie beginen kannst? wenn ja, teile dir die zeit bis dahin ein. lege fixpunkte (Ziele) fest, auf die du kurzfristig hinarbeiten kannst (kleine schritte!). ich wünsche dir für viel kraft dazu!

alles liebe
maruja

Re: Hej. Meine momentane Situation

#13
Danke Maruja,

dein Beitrag hat mich geholen etwas besser zu verstehen warum ich im Moment so anders drauf bin.
Mit war in letzter Zeit zwar bewusst, dass sich da etwas triftiges ändern muss in meinem Leben, aber ich hatte keine Kraft dazu mich wirklich damit zu beschäftigen. Ich bin auch immer noch schlapp und fühle mich kraftlos, aber ich sehe, dass meine Lebenskraft Stück für Stück wieder kommt. Ich möchte es jetzt auch echt schaffen mit der scheiß Essstörung klarzukommen. Mich nervt das so. Ich habe da kein Bock mehr drauf immer ein schlechtes Gewissen zu haben und mir bei jedem Bissen darüber Gedanken zu machen wie viel ich noch essen darf, etc. Aber leider merke ich jetzt, da ich einen kompletten Neustart wagen will, wie sehr ich schon an die ES gewöhnt war und wie wenig ich eigentlich noch weiß wann ich Hunger habe und wann ich satt bin. Ich weiß nicht was ich essen soll und wie groß eine normale portion ist. Ich versuche immer schön langsam zu essen, schaffe es aber was nie, da ich noch zu sehr an die Schlingerei der Fressattacken gewöhnt bin.
Ich denke, dass ich mal im Internet nach forschen werde um an Infos zu kommen wie man sich selber wieder zu einem normalen Essberhalten bringen kann.
Denn ich denke, dass ich mich schon nicht mehr so leer fühlen werde, wenn ich das bekloppte Essen wieder in den Griff bekomme. Dann kann ich mich auch besser um meine Depressionen kümmern.

Ich kann nicht abschätzen wann ich einen Therapieplatz bekomme. Die Therapeutin vom Erstgespräch sagte nur, dass es Monate dauern kann....