Hallo ihr Lieben

#1
Hey ihr Lieben,
ich weiß gar nicht wirklich, wie ich anfangen soll zu schreiben.

Deswegen fang ich mit dem an, was mich zum Heulen bringt, während ich schreibe...Seit mehr oder weniger 6 Jahren leide ich an Bulimie, nie wirklich regelmäßig, aber es gibt immer wieder Wochen/Monate in denen ich mich **mal die Woche übergeben muss und ich mir selbst mittlerweile nicht mehr erklären kann warum.
Begonnen hat glaub ich alles (Achtung, wird ausschweifend) damit, dass ich nie ein hübsches, beliebtes Mädchen war und es doch immer sein wollte (wer will das nicht).
In der 5ten hab ich dann ein Mädchen auf Anhieb kennengelernt, die sich dafür nie interssiert hat, mit sich so im Reinen war, das ihr die Meinung anderer egal war und ich war vom ersten Moment (neue Schule, erstes Mal gesehen) eng mit ihr befreundet.
Eigentlich war sie meine beste Freundin, bis wir etwa 14waren (7te oder 8te), bis dahin hab ich mich nie um die Kommentare anderer geschert, weil sie ihr Selbstbewusstsein irgendwie auf mich übertragen hat.
Auf jedenfall ist sie dann weggezogen, in ein anderes Bundesland, über 3 Stunden weit weg von mir, weil ich an ihrem letzten Schultag krank war, hab ich mich nie von ihr verabschieden können, nie wieder gesehen und nur ein zweimal telefoniert.
So sind zumindest meine Erinnerungen, die müssen ja nicht zwangsläufig den Tatsachen entsprechen .
Ab dann gings bergab, ich war nicht mehr "immun" gegen Kommentare, bekam nur noch mit wie die anderen sagten "die war mit X befreundet und die war vollkommen bekloppt" "du bist fett und hässlich" oder ein bild von einem yeti an die tafel gemalt wurde und mein name daneben gesetzt wurde, dann fing es glaub ich an.
Mit den FA und dem Erbrechen, nicht viel später hat mein Vater mich erwischt ( ich glaub es war so ein halbes Jahr nach Anfang) und hat mich vor das Ultimatum gestellt entweder ich hör auf oder ich muss in eine Klinik.

Was dazu geführt hat, dass ichs heimlicher gemacht hab, gelernt hab Spuren zu verwischen und verbergen. Meine Mutter hat sich Millionen von Büchern über Essstörungen gekauft, gelesen, sich Gedanken gemacht, versucht mit mir zu reden, aber ich hab immer gesagt "ich machs nicht mehr" und ich mache es heute noch.
Ich weiß, dass meine Mutter mir nur weiterhelfen wollte, aber ich will ihr nicht wehtun, sie ist ja nicht die Ursache und ich will sie nicht mit Sachen, die ich verbockt habe, belasten.
Wenn ich ihr heute sagen würde, dass ich immernoch (heute regelmäßiger, aber im letzten sommer gar nicht) FA habe und mich übergebe, dann würde sie alles auf sich beziehen und das will ich nicht, weil ich doch dafür verantwortlich bin...
Auch meine Freunde wissen, dass ich es hatte, aber nicht dass es immernoch so ist, weil ich da eigtl niemanden mit reinziehen will...

Ich weiß aber nicht mehr weiter. Deswegen schreibe ich hier. Ist jetzt schon ziemlich langgeworden, aber ich will noch kurz erzählen, was im Moment los ist.
Ich habe jetzt seit 6 Monaten meinen ersten, richtigen Freund und er hat mir am Anfang super gut getan, ich bin aufgeblüht und hab gedacht "mensch, vllt bist du doch nicht so hässlich", aber mittlerweile kommt da auch das gefühl auf, dass er mich hinter seinen elektrokrimskrams stellt und ich ihm egal bin.
Desweiteren studiere ich im ersten Semester Psychologie (paradox, oder?) nicht um mich selbst zu kurieren, sondern weil ich andern helfen will, bevor sie so ein Wrack werden wie ich und in ihrer Umgebung mehr Trauer als Freude anrichten.
Das lustige ist, das meine Kommilitonen alle von meinem Selbstbewusstsein bei Referaten schwärmen, obwohl ich das nur spiele und manchmal wünsche ich mir, irgendjemand würde einfach mal zu mir kommen und sagen, hör auf dir was vorzumachen, so bist du gar nicht.
Aber ich will wie gesagt nciht, dass andere sich um mich kümmern, die haben selbst genug probleme und sollen sich nicht mit meinen lapalien rumschlagen, schließlich muss ich aus meinem selbstgebuddeltem loch wieder rauskommen.

Ok, das war etwas viel, es tut mir leid.
Die FA kommen nur, wenn ich alleine bin, ich kann nicht alleine sein. Ich weiß nicht woran es liegt.
Wenn ich bei meinem Freund bin, bei meinen Eltern, mit meiner Mitbewohnerin oder sonst wem zusammen bin, kommt ein FA in 5%der Fälle vor, wenn ich alleine bin 70%.

Ich weiß, dass war ein bisschen viel und ich glaube, ich könnte echt zufrieden meiner Situation sein, aber ich muss immer nach etwas suchen, damit es mir schlecht geht.
Ich hab den Beitrag von Hermelin gelesen und dachte mir am Anfang, ihr gehts so wie mir und dann nein, sie hat ein viel schwereres schicksal....
weshalb kann ich nicht einfach zufrieden sein mit dem was ich hab?

Glg und danke fürs durchlesen,
Bjalla

ps. Bjalla ist der Name von dem Pferd, das mir meine Eltern als Reitbeteiligung gegeben haben (hauptsächlich meine Mum) und die mir geholfen hat, mich von FA abzulenken und ich liebe sie über alles und sie war echt eine große hilfe (blöd, ne ein pferd, aber es war niemand anderes da, zumindest dachte/denke ich das) und hat mir glaub ich in der zeit (4,5jahre lang) echt geholfen, FA zu verringern...
Zuletzt geändert von Anonymous am Sa Feb 27, 2010 14:09, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Hallo ihr Lieben

#2
Nein und das ist auch mein Problem.
Klar könnte ich auch in Therapie gehen und vielleicht wäre es auch besser, aber irgendwie kann ich mich nicht dazu überwinden, zumal die auf Essstörung spezialisierte Psychotherapeutin sowie meine Hausärzte Freunde meiner Eltern sind und die natürlich Schweigepflicht haben, aber ich denen diese Belastung auch nicht aufhalsen möchte.

Damals hat mir wie gesagt das Reiten bzw. der Umgang mit Pferden extrem viel Kraft gegeben, aber aus geldtechnischen Gründen musste das leider auch wegfallen...
Wenn ich wirklich wüsste was mich ganz davon abhalten würde, wäre ich wohl nicht mehr krank :) :(

Re: Hallo ihr Lieben

#3
liebe bjalla,

warum du nicht mit dem zufrieden sein kannst, was du hast? ist doch klar, weil es dinge in deinem leben gibt, die dich verletzen, dinge, dir die fehlen, dinge, nach denen du dich sehnst - so wie jeder mensch auch. das streben nach glück ist doch schon einmal ein anfang. wäre doch traurig, wenn du dein leben lang versuchst, dich damit abzufinden, wie es ist, nur, weil du nicht zuviel verlangen und zufrieden sein willst. mit der einstellung wirst du nicht glücklich. wenn du erkannt hast, dass etwas nicht stimmt, in deinem leben, dann ändere es. und ja, vergleich dich nicht mit anderen schicksalen. es geht immer noch schlimmer, das stimmt wohl - doch auch mit dieser haltung kann man sich dem tod sicher entgegenkotzen. entschuldige meine direkte ausdrucksweise, doch ich habe gelernt, die bulimie beim namen zu nennen und nicht zu verschönern, weil es nunmal nicht gut und richtig ist, permanent zu erbrechen.

mach eine therapie. ausreden wirst du immer finden. es gibt wege, auch die, wo deine eltern erstmal nichts erfahren. gibt es bei euch im ort eine beratungsstelle? da könntest du mal anfragen. ansonsten doch zum arzt. tu ihm das bitte an, wie du so schön sagst, es ist sein job. und irgendwann musst du es eh deinen eltern sagen. wohin soll das führen, wenn du es noch ewig versteckst? ich verstehe dich sehr gut, habe es damals ja nicht viel anders gemacht, doch auch ich bin irgendwann zu der erkenntnis gekommen, dass mein leben wichtiger ist, als sich vielleicht einmal "bloßzustellen", eine schwäche zuzugeben und sich hilfe zu holen. all das habe ich gemacht und es hat mir geholfen.

sprich offen mit deinen mitmenschen darüber, wie es dir geht. lass dir helfen. nimm hilfe an. dann wirst du auch irgendwann den grund wissen und gegen ihn ankämpfen können.

lg, jen
Lauf der Sonne entgegen, anstatt auf sie zu warten...

Re: Hallo ihr Lieben

#4
Hallo,

ich muss gestehen, ich wusste nicht ob ich schreiben sollte. Aber ich habe mir jetzt zum dritten Male dein Posting durchgelesen und kann nur mit dem Kopf schütteln.

Ich bin 23 (männlich), meine Ex-Freundin hat Bulimie, ein wenig „verstehe“ und „erkenne“ ich was du tust. Ich möchte dir keine Ratschläge oder sonst etwas erzählen, sondern nur meine Sicht schildern. (als jemand der NICHT ES hat, als jemand dessen Ex-Freundin sich ähnliche Gedanken macht wie du).
Bjalla hat geschrieben: Wenn ich ihr heute sagen würde, dass ich immernoch (heute regelmäßiger, aber im letzten sommer gar nicht) FA habe und mich übergebe, dann würde sie alles auf sich beziehen und das will ich nicht, weil ich doch dafür verantwortlich bin..
Natürlich kenne ich deine Mutter nicht, ich habe in manchen Situationen auch eine „übervorsichtige“ Mutter, die sich ersteinmal Gedanken darum macht, was SIE SELBST falsch gemacht hat. Und hier solltest du vielleicht gleich angreifen. Deine Mutter scheint dir sehr wichtig? Ich würde mit ihr reden UND gleich klarstellen dass das NICHTS mit ihr zu tun hat. Du solltest ihr das wirklich klar machen, ihr es nicht einmal sagen sondern schon im Ansatz ihr klar machen wenn sie sich fragt, was sie falsch gemacht hat (denn das wird sie bestimmt tun), das sie nichts damit zu tun hat und das es nicht Ihre Schuld ist.
Bjalla hat geschrieben: Auch meine Freunde wissen, dass ich es hatte, aber nicht dass es immernoch so ist, weil ich da eigtl niemanden mit reinziehen will...
Das kenne ich, ich kenne es von mir. Ich mag nicht von meinen Problemen erzählen, weil ich dann denke ich lade ihr noch mehr Last auf. Doch das solltest du nicht. Wenn es wirkliche Freunde sind, liebe Bjalla, dann wird es natürlich „schwer/hart“ für sie, aber sie werden auch für dich da sein.
Bjalla hat geschrieben: Aber ich will wie gesagt nciht, dass andere sich um mich kümmern, die haben selbst genug probleme und sollen sich nicht mit meinen lapalien rumschlagen, schließlich muss ich aus meinem selbstgebuddeltem loch wieder rauskommen.
Du musst den ersten Schritt machen, dass stimmt. Aber alleine wirst du da sehr schwer (wenn überhaupt) heraus kommen. Du hast einen ersten Schritt getan, indem du dich hier angemeldet hast. Das war sehr gut.
Bjalla hat geschrieben: Ok, das war etwas viel, es tut mir leid.
Du entschuldigst dich in deinem Posting etwas zu oft. Du musst dich nicht für deine Krankheit oder deinen Post entschuldigen. Ich habe hier auch einen Text geschrieben, glaube mir, der ist sehr viel länger ;) Siehe hier
Bjalla hat geschrieben: Ich weiß, dass war ein bisschen viel und ich glaube, ich könnte echt zufrieden meiner Situation sein, aber ich muss immer nach etwas suchen, damit es mir schlecht geht.
Ich hab den Beitrag von Hermelin gelesen und dachte mir am Anfang, ihr gehts so wie mir und dann nein, sie hat ein viel schwereres schicksal....
weshalb kann ich nicht einfach zufrieden sein mit dem was ich hab?
Meiner Freundin geht es ähnlich. 4 Tage am Stück glücklich sein, das hatten wir nie. Sie sucht sich auch teils etwas womit sie unglücklich ist. Sie zieht sich Klamotten an, wo sie von vornherein das sie ihr nicht passen werden, sie zieht sich Ringe an die zu klein sind…

Aber du solltest auf keinen Fall dein Schicksal herunterspielen. Niemals. Lass dir das von jemand sagen, der keine ES hat. Es gibt IMMER jemanden dem es schlechter ABER auch besser geht. Du darfst dich nicht unter Wert verkaufen, schon gar nicht vergleichen.
Bjalla hat geschrieben: ich liebe sie über alles und sie war echt eine große hilfe (blöd, ne ein pferd, aber es war niemand anderes da, zumindest dachte/denke ich das) und hat mir glaub ich in der zeit (4,5jahre lang) echt geholfen, FA zu verringern...
Daran ist gar nichts blöd. Meine Ex zeichnet sehr gerne. Das hilft ihr manchmal sehr. Wieso ist es blöd, wenn es dir hilft?



Du hattest mit deiner damaligen guten Freundin und mit deinem Pferd zwei starke Säulen in deinem Leben. Du hast einen Freund, ich weiß nicht inwieweit du dich ihm anvertraut hast oder was er weiß, aber du solltest ihn vielleicht mal darüber aufklären. Nicht nur über ES, sondern auch über deine Gefühle und Gedanken. Ich weiß, das ist schwer, war es bei uns auch. Aber vielleicht hilft es dir, immer nur kleine Schritte zu machen. So ging es bei uns auch.
Vielleicht gibt es in deinem Bekanntenkreis jemanden, bei dem du denkst er könnte für dich da sein oder ihn würde ES nicht „stören“, er würde dir Halt geben und Helfen. Es klingt doof, aber du solltest nicht immer sagen „ich mach das alleine“. Auch wenn deine Freunde weit weg wohnen. Ein Telefonat am Tag/alle zwei Tage (mit jemanden, der bescheid weiß) würde dir vielleicht schon helfen/gut tun?!
Zuletzt geändert von kane am So Feb 28, 2010 10:18, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Hallo ihr Lieben

#5
Eine auf Essstörungen spezialisierte Therapeutin in der Nähe zu haben ist in vielen Gegenden wie ein 5er im Lotto, ebenso ein Arzt, der einen bei dem Wort Bulimie nicht anschaut wie ein Auto. Beide haben gegenüber Deinen Eltern Schweigepflicht, die bei Nichteinhaltung zumindest in Deutschland bis zu Haftstrafen führen kann.

Natürlich. Aber zum Einen kenne ich die Therapeutin persönlich, hab bei ihrem Mann (Betriebspsychologe) Praktikum gemacht, war schon öfter auf Festen von denen etc, ich weiß, wie sehr es sie belasten würde, wenn ich zu ihr käme und sie meinen Eltern nichts erzählen dürfte.
Zumal ich diese Belastung von befreundeten Ärzten schon oft mitbekommen hab, zB. ist ein gute Freund meines Vaters letztes Jahr innerhalb von 2Monaten an Krebs verstorben, unser Nachbar (auch ein sehr guter Freund meines Vaters), sein Hausarzt, hat die tödliche Diagnose bei ihm festgestellt und bekam fast depressive Anzeichen, weil er mit niemanden darüber reden konnte und es ihm so nahe ging.

@kane
Ich hab deine Geschichte komplett gelesen und muss sagen, ich bewundere deinen Mut und deine Geduld.
Wie Jen gesagt hat, bist du zu überengagiert gewesen (ich hoffe ihr geht es mittlerweile besser), ich glaube ich hätte an ihrer Stelle ähnlich reagiert, einfach aus Angst, weil man ja auch mehr oder einen Neuanfang macht und das macht Angst.
Mir zumindest.
Ich weiß nicht, wie mein Freund reagieren würde, weil ich weiß, dass seine Ex-Freundin labil war, sich selbst geritzt hat und er ihre Sachen (Ritzzeug) aus dem Fenster geworfen hat und ihr gesagt hat, sie solle damit aufhören.
Schluss gemacht hat er deshalb aber nicht, aber es war trotzdem eine ziemliche Belastung für ihn und ich weiß nicht, ob er sich das nochmal "antun" würde, weil er glaube ich froh ist, dass ich stärker bin (bzw. wirke) und er sich nicht ständig um mich kümmern muss.

Das hab ich halt mittlerweile ganz gut gelernt, in eine Rolle zu schlüpfen und die geht erst weg, wenn ich alleine bin. Alle wissen, dass ich "nicht gut allein sein" kann, so sage ich das immer, aber keiner warum.
Wenn ich nicht allein bin, gehts mir in 95% der Fälle super. Da denke ich noch nicht einmal an ES

Danke für eure Antworten

Re: Hallo ihr Lieben

#6
hey du,
der gedanke, dass man eine Therapie doch eigtl gar nicht braucht oder andere vll den Platz dringender braeuchten kenn ich- versuch dich trotzdem zu ueberwinden. Wenn du dann Glueck mit deiner Therapeutin hast, wirst du merken wie gut es tun kann mit einer "fremden" Person ueber deine Gefuehle zu reden...ich meins ernst!