Ein ewiger Kampf...Wie geht es Euch dabei?

#1
Hallo!

Mein Name ist Carrie und ich bin neu hier. Na ja, ganz so neu bin ich nicht, da ich immer wieder Eure Zeilen, Gefühle und Gedanken anonym mitverfolgt habe. Immer wieder wenn es mir nicht so gut ging, dann habe ich versucht mich mit Euren Zeilen zu trösten und immer wieder Mut gefasst. Nun, kurz zu mir und warum ich mich dazu entschieden habe mich hier zu registrieren. Nach sieben Jahren Bulimie, Krankenhausaufenthalt, Psychotherapie und und und, habe ich mich vor rund drei Jahren entschlossen meinem Leben wieder Sinn zu geben und damit aufzuhören. Aber der eigentliche Grund war und ist, meine große Liebe, den ich vor 3 Jahren kennengelernt habe. Wir können über alles reden, lieben uns sehr (werden heuer heiraten) und er ist wirklich jederzeit für mich da. Mein Problem ist aber, dass er sich wahnsinnig Sorgen um mich macht und verständlicherweise totale Angst hat, dass diese "Sucht" mich wieder vollkommen einnimmt und unser(e) Liebe/Leben zerstört. Womit er auch absolut recht hat, da ich weiß, wie sehr mich FA's verändern bzw. auf mein Gemüt drücken. Bis jetzt gab es viele auf und abs, ich meine FA's und oft bin ich wirklich am verzweifeln, warum ich es nicht ganz in den Griff bekomme :cry:
Mittlerweile sind die FA's schlimmer geworden und ich hatte in den letzten 3 Monaten drei Rückfälle. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass es wieder passiert ist (nach 2,5 Jahren clean sein) und ich fühle mich echt schlecht. Kann nicht mit ihm darüber reden, da er vollkommen ausflippen bzw. sich Sorgen machen würde. Fühle mich als, ob ich ihn betrogen hätte.... Da ich ihn schon öfters brutal angelogen habe, nur um meinen FA's Platz zu machen.. 2 x die Woche kommen nun die FA's und jedes Mal schwöre ich mir, damit aufzuhören. Bitte helft mir, wie soll ich aus diesem Teufelskreis raus kommen??? Warum wird es schlimmer, ist es der Druck der auf mir lastet, ihn zu enttäuschen oder ist es die Angst vor dem Versagen bei dem Studium (bin bereits im Endspurt...). Wie lerne ich mich selbst zu lieben und meine Wut über mich und mein wieder ansteigendes Gewicht zu unterdrücken? Es erschreckt mich immer wieder, wie sehr einem diese Sucht verändert und man beginnt sogar damit seine Liebsten anzulügen!!!

Vielleicht geht es ja einem von Euch ähnlich wie mir und wir könnten uns ein wenig austauschen bzw. in schweren Zeiten unterstützen...Ich hätte gerne eine(n) Freund / Freundin hier im Web, mit dem/der ich über diese Dinge reden kann! LG Carrie

Re: Ein ewiger Kampf...Wie geht es Euch dabei?

#2
hallo carrie, schoen, dass du nun auch mal schreibst! freut mich zu hoeren, dass du hier in schweren zeiten etwas findest, das dir hilft...
ich kann mir deine enttaeuschung wirklich sehr gut vorstellen und es tut mir auch so leid, dass du nach so einer langen zeit rueckfaellig geworden bist! ich denke, das ist das was passiert, wenn man fuer jemand anderen gesund wird, die eigentlichen ursachen jedoch nicht ergruendet hat und nicht gelernt hat sich selbst genug zu lieben. ich habe damals auch so gut wie aufgehoert als ich verliebt und dann in einer beziehung war - sogar fuer jahre. ich hatte mir vorher die krankheit auch noch nicht so richtig eingestanden und als es dann mit dem essen wieder ziemlich gut lief, das ganze auch fast verdraengt. als die beziehung auseinander ging kam die bulimie zurueck und diesmal so richtig.
du bist wahrscheinlich auf dem besten weg wieder voll reinzuschlittern! so faengt es leider an, erstmal 2 mal die woche, dann jeden tag. tu also jetzt etwas bevor es wieder dazu kommt.
was hast du damals gemacht um gesund zu werden? was hat dir geholfen? hast du eine therapie gemacht und vielleicht in betracht gezogen (wieder) eine zu machen?
wenn du sagst du kannst mit deinem freund ueber alles reden, dann solltest du ihm vielleicht auch darueber erzaehlen! vielleicht gleich mit einem loesungsvorschlag, zb. 'es geht mir grad nicht so gut, aber ich hab schon eine therapie beantragt'. das problem existiert ja sowieso, ob du's ihm nun sagst oder nicht.
Carrie hat geschrieben: Vielleicht geht es ja einem von Euch ähnlich wie mir und wir könnten uns ein wenig austauschen bzw. in schweren Zeiten unterstützen...
hier findest du immer jemanden, der dir zuhoert und dich aufbaut, wenns dir schlecht geht! :-)
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad

Re: Ein ewiger Kampf...Wie geht es Euch dabei?

#3
Hallo Mary Jane,

danke für deine prompte und vor allem ehrliche Antwort! Unfassbar, wenn ich diese Zeilen lese, dann denke ich gar nicht, dass es sich um mich handelt. Bin ein wahrer Verdrängungskünstler :roll: Trotzdem muss ich mir wirklich eingestehen, dass ich wieder voll drinnen bin...Was habe ich getan um gesund zu sein? Ich glaube so wirklich gesund war ich in den ganzen drei Jahren nicht. Ich meine, ich wurde nie die Essattacken los...aber die Liebe gab mir sehr viel halt und Zuversicht, jedoch glaube ich - im Nachhinein gesehen - dass ich wirklich nur wegen ihm gesund werden wollte bzw. die Liebe nicht gefährden wollte. Anfangs konnten wir über alles reden, nur jetzt blocke ich immer ab und lüge lieber, ehe ich es mir selbst und ihm eingestehen will. Dieses Thema "Essen" ist bei uns schon so überfordert, dass wir schon oft darüber streiten bzw. der arme schon so verunsichert ist, dass er auf sein Essen verzichtet um mir es leichter zu machen. Was wiederum mich fertig macht...Das Schlimmste aber dabei ist, dass er mich so gut kennt und so mit mir fühlt, dass er es jedesmal merkt, wenn ich kämpfe. Es ist unglaublich, aber in den Momenten bevor ich Essattacken habe bzw. im Supermarkt vor dem Schokoregal stehe, ruft er instinktiv an...und ich lüge dann wieder mal...
Verstehst du, wenn ich ihm jetzt erzählen würde, dass ich einen Rückfall (ich meine gebrochen habe) hatte, dann bricht eine Welt für ihn zusammen. Alle Lügen würden aufgedeckt werden....aber mir ist bewusst, jedes Mal wenn ich ihm in die Augen sehe, dann weiß ich, ich muss aufhören damit. Wir wissen ja beide, dass Bulimie Beziehungen kaputt macht.
Bezüglich Therapie, ja ich hatte eine Gesprächstherapie nach meinem Krankenhausaufenthalt. Nur leider neige ich dazu, immer wieder abzubrechen bzw. wenn es mir ein wenig besser geht, dann denke ich, dass es nicht mehr nötig ist....Ich war dazumals so verliebt, dass ich dachte mit Liebe lässt sich alles heilen...

Wie war es bei Dir dazumals in Deiner Beziehung? Und wie geht es Dir heute? Hast du Therapien gemacht wenn ja, welche? Denkst du, dass wir es je schaffen werden ein völlig normales Essverhalten zu bekommen?? Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich auch gerne ein wenig mehr von Dir erfahren.
Alles Liebe
Carrie

Re: Ein ewiger Kampf...Wie geht es Euch dabei?

#4
hey,
ich weiss was du meinst!! ich bin bzw auch unglaublich gut, wenn's ums verdraengen geht!!! wirklich erschreckend im nachhinein!! da bin ich genau wie meine mutter geworden, obwohl das wirklich das letzte war was ich immer wollte!!
aber da sind wir hier sicher nicht die einzigen. sich ein problem einzugestehen und erst recht eins wie die bulimie!! ist eben nicht so angenehm. zudem man dann ja auch dahinter gucken muss und eben an dinge denken muss, die unangenehm sind, weh tun und einem allgemein schwer fallen!

bei mir war das damals halt so, dass ich doch gar kein problem hatte!! :roll: ich wusste nicht viel ueber bulimie und wollte mich auch nicht informieren und hab mir eben eingeredet, dass ich doch jederzeit aufhoeren koennte! halt nur ab und zu... ist doch nicht schlimm... idiotisch! dass das ganze auch schwerwiegendere ursachen haben koennte als den wunsch abzunehmen, darauf waere ich nie gekommen!!! unglaublich...

ich denke du solltest wirklich fuer dich gesund werden wollen und dir darueber klar werden, dass du es wert bist!! jedoch hast du ja den vorteil, dass du jemanden hast, der dich sehr unterstuezen kann UND dich motiviert an dir zu arbeiten! das kann doch sicher eine grosse stuetze sein!
Carrie hat geschrieben: Verstehst du, wenn ich ihm jetzt erzählen würde, dass ich einen Rückfall (ich meine gebrochen habe) hatte, dann bricht eine Welt für ihn zusammen. Alle Lügen würden aufgedeckt werden....aber mir ist bewusst, jedes Mal wenn ich ihm in die Augen sehe, dann weiß ich, ich muss aufhören damit. Wir wissen ja beide, dass Bulimie Beziehungen kaputt macht.
ist es nicht besser, wenn du dazu stehst, dass du gelogen hast (um ihm nicht weh zu tun) als ewig so weiter zu machen! so etwas kann man doch verzeihen, besonders wenn er schon von deinen problemen wusste!? er scheint doch sehr einfuehlsam zu sein!? im moment laesst du dich ja nicht unbedingt helfen. jedenfalls nicht von deinem freund.
was therapie angeht, ich denke nach diesem rueckfall in die krankheit weisst du es diesmal besser, dass man so schnell nicht geheilt ist und es sich empfiehlt die therapie durchzuziehen.

meine beziehung lief im grunde ueberhaupt nicht harmonisch und wir hatten immer viel streit. ich konnte damals ueberhaupt nicht ueber gefuehle sprechen... also wirklich kein wort rausbekommen, wenns darum ging... und das hat u.a. alles sehr sehr schwer gemacht -fuer beide. es war ein staendiges auf und ab. ich war soooo verliebt und haette es nie gewagt die b. zu erwaehnen. ich waere auf der stelle tod umgefallen vor scharm und selbstverachtung, wenn's rausgekommen waere!!! im nachhinein muss ich sagen, dass mir die beziehung und das reden zwar sehr geholfen hat mich zu oeffnen, aber ich glaube seit dem bin ich auch beziehungsgeschaedigt! ;-)

Ich habe vor kurzem eine therapie angefangen, arbeite aber seit ziemlich genau einem jahr an mir (seit ich wirklich ganz bewusst eingesehen habe, dass ich ein problem hab... ja blitzmerker...). ich warte grade auf die benachrichtigung fuer meine thera bei einem spezialisten fuer essstoerungen. ich habe aber auch sonst vieles versucht zb. selbsthilfebuecher. im moment nehm ich bachblueten und sie helfen sehr gut gegen meine depressionen.

ob man es schaffen kann ein normales essverhalten zu kriegen? schwierige frage bzw ist es schwer sich das vorzustellen, aber ich denke schon, dass es moeglich ist, wenn man alles aufarbeitet was dazu gefuehrt hat, lernt sich zu lieben und so zu akzeptieren wie man ist und ausserdem lernt mit seinen gefuehlen umzugehen. also das waeren so die wichtigsten punkte bei mir...
ich hoffe also, dass es nicht ein ewiger kampf wird! :-)
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad