Endlich Mut gefasst: Hallo zusammen!

#1
Hallo zusammen,
endlich habe ich mal genug Mut gefasst auch mal hier zu schreiben. Habe schon einige Beiträge gelesen, die mir mitunter auch helfen hier über Dinge zu schreiben, die man sich nicht traut auszusprechen!
Allerdings sind es nicht nur Eure Beiträge, die mich dazu ermutigen, sondern auch die letzten Wochen/Monate meines Lebens.
Bis Mai 2009 hatte ich eine gute Therapeutin in einer Beratungsstelle für Essstörung. Wir haben lange und intensiv zusammen gearbeitet, sehr ausdauernd, anstrengend mit Fortschriten, wenn auch nur sehr winzige!...
Ich stell mir heute Nacht eine Frage, die mir die letzen Tage schon mehrfach durch den Kopf spuckt. Ist es das alles wert? Mein Essverhalten könnte man als katastrophal bezeichnen. Tagsüber esse ich gar nichts, wenn beginne ich zwischen 18-20h(wenn absehbar ist,dass ich nicht mehr weggehe am Abend) etwas zu mir zunehmen (entweder Salat oder Babygläschen). Aber es gibt auch Tage, an den ich mal die Kontrolle verliere und mir dann den Finger in den Hals stecke oder ganz bewusst etwas esse, um Erbrechen zu können, i.d. Regel sind es dann keine wirklichen FA, wobei es auch schon solche Zeiten gab. Das Erbrechen macht mich ziemlich fertig - wie sehr ich es verabscheue. Gut, dass ich es moment nicht jeden Tag mache oder gar mehrmals täglich, wie es das auch schon gab. Was nun allerdings zum echten Problem geworden ist, ist der Abführmittelkonsum, nahezu jeden Tag. Es gibt eigentlich sogenannte selbstauferlegte Tabus: niemals Erbrechen, wenn andere mit in der Wohnung sind oder niemals Abführmittel schlucken, wenn ich wo anders übernachte. Nun habe ich beide Tabus schon gebrochen und es ist mir so peinlich. Oftmals lehne ich Einladungen von Freunden ab, weil ich das Zeug geschluckt habe und dann nicht dort übernachten will oder ich gehe früher, weil ich noch Tabletten schlucken ,,muß".
Heute ist es dann vollkommen eskaliert. Ich hatte Tabletten am frühen Abend geschluckt und später rief mich eine Freundin in Not an, wo ich auch noch hingefahren bin. (ca.40km Strecke mit dem Auto). Eigentlich war alles recht gut durchkalkuliert, d.h., dass noch genug Zeit gewesen wäre, bis die Tabletten sich bemerkbar machen, aber so war es nicht. Als ich dort ankam fühlte ich es schon, nach nur 2h.....Ich quälte mich so durch das Gespräch mit meiner Freundin und verschwand wieder recht schnell, weil die Schmerzen und Schweißausbrüche begannen. Auf der Autobahn nach Hause wurden die Schmerzen immer heftiger, immer stärkere Schweißausbrücke, warm und kalt zugleich. Ich musste dringend zur Toilette. Weit und breit kein Klo...nur dunkle Rastplätze auf der Bahn,wo man als junges Mädel nicht mitten in der Nacht alleine rumlaufen muss. ICh quälte mich so durch. Auf der Landstraße musste ich dann erstmal anhalten, mich übergeben, weil mir so schlecht geworden war....Zu Hause angekommen, Auto halbherzig eingeparkt, so dringend musste ich aufs Klo...Schnell die Treppen hoch, aber nicht mehr rechtzeitig geschafft. Da ging die Hälfte in die Hose und der Rest auf den Boden. Oh gott, wie peinlich! Also mitten in der Nacht noch möglichst leise das Bad putzen...,denn man Vater schlief nebenan. Es ist so peinlich, eckelig, abartig, primitiv....WOFÜR IST ES DAS WERT? Kann ich meinen Körper so sehr verachten, um so tief zu sinken??? Warum kann ich die Tabletten nicht einfach weglassen? IRgendwie hat es ein gewisses Suchtpotential???! Eine Nacht mal ohne Tabletten im Bauch durchschlafen, ohne Schmerzen, ohne stundenlanges Herumquälen auf dem Klo...das wäre doch mal was! Aber ich schaffe es irgendwie nicht. Ich fühle mich wie fremdgesteuert, wenn ich die Packung in der Hand habe und die Dosis wird stetig erhöht. Bin verzweifelt. Werde trotzdem nun versuchen ein wenig zu schlafen.
Bedanke mich schonmal bei den Leuten, die möglicherweise auf meinen Beitrag antworten oder sich die Zeit nehmen ihn zu lesen!
Vielen Dank!
Lieben Gruß
Illusion

Re: Endlich Mut gefasst: Hallo zusammen!

#2
Hallo Bärta,
vielen Dank für dein schnelles Re-Posting.
JA,also über einen stationären Aufenthalt habe ich bereits schon nachgedacht. Habe mir auch mehrere Kliniken angesehen. Allerdings ist dabei nichts zustande gekommen. Die Klinik, die recht gut war, wo ich es mir hätte vorstellen können, hat mich abgelehnt. Naja, das ist alles etwas unglücklich verlaufen bei mir. Vielen dieser Institutionen bin ich zu ,,kompakt". Neben der Essstörung gibt es noch Selbstverletzendesverhalten, Dissoziationen, ......
Irgendwie hat mich dieses Bemühen um die Klinik enorm viel Kraft gekostet und nachdem ich mir dann 6 Stück angesehen hatte und nichts dabei rumgekommen ist, habe ich es aufgegeben. Zumal ich noch zur Schule gehe, ist das ganze noch etwas komplizierter. Vergangenes Schuljahr war recht locker für mich gehalten, da bereits im Februar nach 3monatiger Abwesenheit entschieden worden ist, dass ich die 12. wiederhole....Naja und in diesen Zeitraum hätte ein stationärer Aufenthalt gut hinein gepasst - jetzt ist dafür quasi keine Zeit mehr. Mitte August geht die Schule wieder los und dann muss ich mich wirklich dareinhängen und ordentlich machen - nicht wieder ewig fehlen.
Manchmal denke ich, wie erstaunlich es doch ist, wie belastungsfähig so ein Körper ist, denn ich bin trotz dieser Ernährungsweise(4-5Jahre geht es schon so) immernoch Leistungssportlerin im Bereich Kampfsport und Fußball. Natürlich ich merke,dass die Kraft nachlässt, aber es reicht irgendwo immernoch Erfolge einzufahren.....Naja, ob das jetzt nur ein Versuch ist mir selbst alles schön zu reden oder ob es Fakten der Realität sind....mhhhh...Irgendwann kommt sicherlich der große Zusammenbruch und dann ist der Katzenjammer groß und mögliche Folgeschäden nicht mehr zu beheben und die Vorstellung meinen Sport dann nicht mehr ausüben zu können, wäre einfach schrecklich.
Bin Hin und Her gerissen. *seufz*

Lieben Gruß Illusion

Re: Endlich Mut gefasst: Hallo zusammen!

#3
Hallo liebe Bärta,
entschuldige, war ein paar Tage nicht fähig zu posten - oftmals zu müde, selten zu Hause und als ich dann ein neues Posting erstellt hatte, ist mein PC abgestürzt kurz vom Abschicken! :x

Naja, also zunächst, ich komme aus Deutschland, Ruhrgebiet quasi....

Diagnostikarbeit mache ich gerade mit einer Traumatherapeutin - ambulant..ist sehr zehflüßig, da es sehr kompliziert und verstrickt ist.. - sehr chaotisch mein Leben, sowie mein Essverhalten auch!

Nun zu dem Leistungssport und Körper. Ja, ich denke immer es ist doch sehr erstaunlich, was er trotz dieser Ernährung noch alles zu leisten vermag, aber er MUSS auch! JA, das ist irrational, aber ich habe eine gewisse Erwartungshaltung an ihn und wenn er es nicht leisten kann, werde ich sehr wütend auf ihn. Selbsthass. Beim Joggen ist es oft so, dass er nach einigen Kilometern nicht mehr zu mitmacht, mir die Luft abschnürt etc. und meist ist es doch nur eine Kopfsache. Man DENKT man könnte nicht mehr weiter, es fühlt sich unangenehm an, aber wenn man darüber hinweg sieht und die Zähne zusammenbeißt, kann man meist doch noch viel viel weiter laufen - bis ins Ziel durchlaufen!!!! Es ist ein wenig ,,Psychodrama", wie ich es immer nennen.....und irgendwo weiß ich rational, dass es einen Punkt geben muss, an dem mein Körper wirklich nicht mehr weitermacht und mir mein Dickkopf auch nichts mehr nützt. - Ja, rational kann ich das wahrnehmen, aber diese emotionale Ebene ist einfach viel größer! Ich wünsche mir, dass alles so viel leichter wäre, dass ich nur joggen gehen, wenn ich Lust habe....,denn ich HASSE joggen...aber ich MUSS!!! Ich wünschte ich könnte so viele Dinge in meinem Tagesablauf bestimmen, je nachdem, wie ich gelaunt bin und nicht sowie ich denke zu müssen!!!!!! Einerseits suche ich die Kontrolle, versuche die Kontrolle an mich zu reißen, andrerseits ist es ein Trugschluß, denn es kontrolliert mich!!!!!

LG illusion

Re: Endlich Mut gefasst: Hallo zusammen!

#4
Liebe Bärta,
also das mit dem Sport hat jetzt nun nochmal eine drastische Wendung genommen. Ich war gestern in Dortmund bei einem Frauen-Bundesliga-Verein. Naja, nicht so ganz freiwillig irgendwo.. Mein alter Fußballtrainer ist dahin gegangen und hat mich quasi mitgeschliefen... Bundesliganiveu ist natürlich ne klasse Sache an sich - ich habe noch nie so hochklassig gespielt. Überhaupt habe ich seit November nicht mehr gespielt, wegen einer OP am Sprunggelenk. Naja.., so war ich eben bei diesem Training gestern. Es war vereinbart, dass ich bei der zweiten Mannschaft mittrainiere, die in der Bezirksliga spielt - auch schon sehr hochklassig. Ich habe mittrainiert und dachte eigentlich, dass ich es total vermasselt hätte, denn mithalten konnte ich im Spiel nicht, da die Kräfteverhältnisse einfach zu stark differenzieren - da trainieren Fußballnationalspielerinnen mit. Jedenfalls nun gut...Fußball wird für meine Begriffe da neu definiert. Ich spiele eigentlich, weil es mir das Gefühl von Freiheit gibt, um Emotionen auszuleben......,sich gehen zu lassen...., auszutoben... und dort geht es eben um ,,intelligentes Spielen". Hm, jedenfalls sagte der Trainer danach zu mir: ,,Ja, Glückwunsch Du bist dabei...Du wirst in der ersten Mannschaft trainieren, zwischendurch in der zweiten, zunächst für die zweite Mannschaft spiele machen und dann mal sehen, wie schnell Du dich entwickelst und wenn die Spielpraxis dar ist, spielst du in der ersten mit!"
Gott, ich weiß gar nicht, ob ich das alles will, ob ich das alles mit Schule etc. vereinbaren kann - zualledem mache ich Kampfsport (Judo und Jiu-Jitsu). - schon seit dem ich denken kann! Bin da auch weit - schwarz Gurt! Jetzt bin ich ziemlich hin und her gerissen und eigentlich sollte ich mich einfach freuen, dass mir so ein Verein die Möglichkeit gibt zu spielen. Weiß doch auch nicht.

Zum Borderline - es ist nicht diagnostiziert worden. Es gibt sehr wohl Symptome dessen, aber es nicht ganz eindeutig. Die Tendenz geht eher dahin, dass es nicht so ist! Mit den Traumatas ist es nicht so leicht, weißt Du... Die ES und SVV waren ja schon vor diesen Traumatas da. Die Kliniken, die ich mir angesehen habe, waren meist Traumakliniken, weil ich erst nach Mai 2009 mir wünschte in der Klinik zu sein... - nach drei Akutsituationen.... März 09 - Tod meiner Mutter ( wir hatten keinen Kontakt, sie hat mich nicht gewollt, aber das macht es nur schlimmer, heute ist sie schon 4 Monate tot), ein Verkehrsunfall, bei dem die angefahrene Fußgängerin in meinen Armen verblutet ist, Mai 09 - Tod meines besten Freundes - sehr sehr überraschend...Vor diesen drei Ereignissen war ich der Meinung, dass ich es hinbekommen würde, gerade weil das SVV sooo selten geworden ist. Dieses Jahr erst 3 mal!!!! Nur dafür ist mir die ES aus dem Ruder gelaufen, nachdem meine Therapeutin da leider gegangen ist.... *seufz*

Oft ist mir nach Jammern und Schreien, schreien auf die Welt..... Sätze wie ,,Warum ausgerechnet ich??? Das ist doch viel zu viel für so einen jungen Menschen (bin gerade 18)." JA, Sätze, die nicht wirklich helfen...,aber es ist enorm schwer auszuhalten und egal, wie sehr man versucht sich abzulenken, die Gedanken beiseite zu schieben, es funktioniert nicht......

Mal eine Frage an Dich...vielleicht zu persönlich - dann entschuldige bitte! Also es geht um Menstruationsschmerzen im Zusammenhang mit Bulimie!!!!! Bei mir ist das immer sehr unregelmäßig.. Erst hatte ich gar keine Menstruation mehr und seit Februar eigentlich recht regelmäßig, auch wenn es nur 2 - 3 Tage meist sind.... Jedenfalls macht es mich auch oft wütend und ich denke "Shit, dann hast du viel zu dir genommen, deinen Körper zu gut versorgt, wenn das wieder funktioniert..." Nur jedes mal, wenn es nun kommt, habe ich enorme Unterleibsschmerzen....(woran die große Menge Abfüh....m... sicher nicht unschuldig ist?!) Letzte Nacht war es soooo heftig. Ich lag 4h in der Badewanne - nicht geschlafen. Es tat einfach so weh und eigentlich jammer ich nicht so schnell.... Kennst Du sowas vielleicht von Dir??? Hängt sowas mit der B. zusammen? Ich weiß, Du bist kein Arzt, aber vielleicht hast du Erfahrungen diesbzgl.?!
LG Illusion