#16
Hallo!

Diese Gedanken "Ich will krank sein" hatte ich auch lange, doch war nie Bulimie die Krankheit, die ich mir gewünscht habe. Und das hat wenig damit zu tun, dass ich diese Krankheit schön rede, nein, es ging darum, dass ich beachtet werden wollte, bemitleidet, geliebt- ich wollte Zuneigung, das Gefühl, dass jemand auf mich aufpasst. Wie ein kleines Kind. Auch heute noch will ich das manchmal, bemuttert werden, bemitleidet... aber ich lerne langsam aber sicher mir meine Aufmerksamkeit zu holen, indem ich es einfach ausspreche. Sage, dass ich jetzt grade einfach mal in den Arm genommen werden muss. Aber- zurück zum Thema.

An diesem Punkt, an dem ich es nicht einsehen wollte und konnte, stand ich vor knapp einem Jahr... heute mache ich eine Therapie, mir geht es nicht immer gut, aber öfter als damals.
Das mit dem "Abwarten" halte ich für eine ziemlich schlechte Idee... ich meine, worauf willst du warten? Dass es von alleine weggeht, so wie ne Erkältung oder so? Wird es nicht- das kann ich dir ziemlich sicher sagen.
Oder warten auf die Einsicht? Auf den Tag, an dem du dich fragst, wie es passieren konnte, dass dein Essproblem dein Leben, deinen Körper zerstört und dir deine Freiheit genommen hat?

Das mit der Therapie- bis zu einem bestimmten Punkt verstehe ich das durchaus, wobei du dir klar machen solltest, dass Therapie nicht zwangsläufig bedeutet, dass du die Schule unterbrechen musst, da du ja auch eine ambulante Therapie machen könntest. Das Verhältnis zu deinen Eltern scheint tatsächlich eher schwierig zu sein, doch klingt es doch immerhin so als wenn zumindest deinem Stiefvater bereits aufgefallen ist, dass du ein Problem hast. Dass er die Tragweite nicht zu erkennen scheint, ist hier eine andere Sache.

Ich denke du solltest dir tatsächlich nochmal ein paar Gedanken darüber machen, ob und wenn ja wie du gegen diese Krankheit kämpfen willst.

Liebe Grüße
Über den Wolken der Gedanken gibt es einen Himmel wunderbarer Stille, den nur die Seele kennt, die keine Angst vor´m Fliegen hat

#17
ich lerne langsam aber sicher mir meine Aufmerksamkeit zu holen, indem ich es einfach ausspreche. Sage, dass ich jetzt grade einfach mal in den Arm genommen werden muss.
hmm... da bist du nicht alleine mit dem wunsch nach etwas zuwendung.

Und wie wird so eine Therapie finanziell geregelt? Ich weiß, es gibt wichtigeres als Geld, aber ich kann einfach niemanden zur Last werden. Und ich habe keine Ahnung, ob mein Verhalten tatsächlich Behandlung braucht, ich habe Angst, dass man mich, weil es ja nicht soo schlimm ist, nach kurzer Zeit wegschickt, weil ich dann "therapiert" bin oder so.
Außerdem kann ich das alleine ja nicht planen. Ich glaube, es gibt genügend andere, die es nötiger haben als ich.

Das mit meinem Stiefvater: Das Gespräch fand statt, bevor ich "began" (glaube ich zumindest). Ich ko* nie so, dass man es mitbekommt
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

#18
Finanziell... also erstmal will ich sagen, dass Geld nicht der Grund sein sollte dafür, dass du krank bleibst.
Aber- die Krankenkasse zahlt meine Therapie. Keine Ahnung, wie viel Spaß die daran haben, keine Ahnung, was sie der ganze Spaß kostet, aber eigentlich ist mir das auch egal. Ich muss- trotzdessen ich ja schon volljährig bin- keinerlei Zuzahlungen leisten.
Die Angst, dass man weggeschickt wird- ja, die hatte ich auch. Immerhin hatte ich es 5 Monate lang alleine geschafft nicht rückfällig zu werden, war erst 4 Monate wieder wirklich drin, war körperlich noch wirklich fit, aber habe eingesehen, dass ich es alleine zwar vielleicht schaffen kann auf begrenzte Zeit sauber zu bleiben, aber das der Rückfall immer immer wieder kommen würde. Und sie haben mich nicht weggeschickt. Ich bin zu einem Beratungstermin gegangen, nicht lange danach das erste Mal zu meiner jetzigen Thera, dann zum Hausarzt (was heißt hier Hausarzt- ich war das erste Mal bei diesem Arzt) und seit dem mache ich meine Therapie- also, für die Erfolge, die ich heute sehe, war der Aufwand minimal.
Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass ich, wenn ich meine Therapeutin nicht ausdrücklich darum bitten würde, vermutlich keine Langzeittherapie genehmigt bekommen würde, weil die Erfolge dafür einfach zu schnell kamen, aber wenn es hart auf hart kommt, werde ich sie danach fragen. Und- ich weiß genau, dass ich, falls ich nach Ende der Therapie merke, dass ich zurück in mein altes Verhalten falle, jederzeit wieder eine Therapie beginnen kann.

Ich glaube nicht, dass es genügend andere gibt, die es nötiger haben. Jeder hier hat es nötig. Jeder auf seine ganz individuelle Art.
Über den Wolken der Gedanken gibt es einen Himmel wunderbarer Stille, den nur die Seele kennt, die keine Angst vor´m Fliegen hat
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