Hallo Ihr Lieben,

ich bin neu hier.Ich bin mir nicht sicher, wie lang eine kurze Beschreibung meines Lebens aussehen wird...

Mit 17 begann die Bulimie. Mit ihr die typische Eßgestörten-Persönlichkeit. Vom großmäuligen Witzbold entwickelte ich mich zum stillen Mäuschen, hatte Angst vor mehreren Leuten zu sprechen, ging jeglichem Konflikt aus dem Weg. Naja, Ihr kennt das sicher... Mit 18 begann ich eine ambulante Therapie, die mir vieles bewußt machte. Es war eine Geprächstherapie, gekoppelt mit einem gewissen Maß an Verhaltenstherapie, aber letztere fruchtete wenig, weil eine Sitzung pro Woche nicht ausreichte.
Mit 18 Jahren war ich das erste Mal auf Station, aber es ging mir jede
Woche noch schlechter, also verließ ich das Krankenhaus nach 6 Wochen. Dort wurde die soziale Phobie und natürlich die Depression behandelt, aber wir waren nur 3 Eßgestörte und unterlagen keiner Art von Kontrolle.
Mit 19 war ich das zweite Mal im Krankenhaus (zu Hause hatte ich immer fortlaufend auch die ambulante Therapie). Dieses Mal hatte ich mich schlau gemacht und eine Klinik gefunden, wo es kein Kommen und Gehen war, sondern der Therapiezeitraum war vorgegeben. Auf der Station gab es alles an Krankheitsbildern, was es bei Depressionen so gibt, aber alle waren in Gruppen aufgeteilt. Ich war also in der Eß-Gruppe. Wir kamen alle am gleichen Tag und verließen alle nach exakt 12 Wochen das
Krankenhaus. Wir waren eine tolle Gruppe und ich habe wirklich tolle Menschen kennengelernt. Trotz der Kontrollen und der täglichen Verhaltenstherapie, ging keiner von uns ganz ohne Symptome dort raus.
Mit 20 war ich dann das dritte Mal im Krankenhaus- dieses Mal allerdings unfreiwillig nach einem Suizidversuch. Aber neben der Bulimie spielten da eine Menge anderer Dinge mit hinein, aber so charakterschwach und dämlich wäre ich ohne Bulimie nicht gewesen. Beinahe 5 Monate verbrachte ich dort und anscheinend war ich endlich soweit.
Die Klinik war wirklich spitze. Jedenfalls in meinem Fall !
ch war gerade einige Monate zu Hause, da brach ich das Abitur ab, weil ich aufgrund meiner Fehlzeiten einmal mehr das Jahr hätte wiederholen müssen. Ich wußte, daß ich selbständig werden mußte, wenn auch Jura immer mein Traum war, aber ich mußte die Kurve kriegen. Also fing ich mit 21 zu arbeiten an und lernte meinen Mann kennen. Aufgrund des Arbeitsstresses beendete ich zu diesem Zeitpunkt auch die ambulante Therapie.
Innerhalb kürzester Zeit blühte ich in meinem Job auf, der vorrangig Kundenkontakt beeinhaltete und als ich noch im gleichen Jahr mit meinem Mann zusammenzog, war ich wieder ganz wie früher. Extrem mitteilungsbedürftig, laut und witzig. Das Selbstbewußtsein war zurück und seit 3 Jahren habe ich GAR keine Depressionen mehr. Von der Eßgestörten Persönlichkeit ist nichts mehr über.

Aber ich wäre nicht hier, wenn alles perfekt wäre.
Die Symptome sind nie ganz verschwunden. Mal für Wochen, mal für Monate. Das schon, aber wenn ich irgendwelchen alltäglichen
Streß habe, wie Streit oder erst kürzlich hatte ich einen Unfall, reagiere ich noch immer mit Erbrechen. Das macht mich traurig, weil ich weiß, daß es den Sinn von damals gar nicht mehr erfüllt.
Außer Haus täte ich es NIE mehr- früher war es egal, wo ich war. Im Urlaub kann ich mich streiten und mich noch so unwohl fühlen, ich käme nicht einmal auf die Idee... Es ist, als wolle ich nicht aufhören, es zu können.
Dabei beherrscht das Essen mich nicht mehr. Ich frühstücke imme alleine- gezwungenermaßen. Das hätte ich mir früher nie vorstellen
können. Daran denken tue ich auch, aber meine Therapeutin hat immer gesagt, daß sie niemanden kennt, der irgendwann völlig unbefangen mit dem Thema Essen umgehen konnte. Man kann es sich halt abgewöhnen- schließlich hat man es sich auch angewöhnt.

Doch, wie gesagt... Perfekt ist es so für mich nicht. Ich will es GANZ los lassen.
Ich fühle mich geheilt, aber es ist, als wolle ich es nicht verlernen, falls ich es als Ventil irgendwie mal wieder bräuchte.
Versteht jemand, was ich meine ? Geht es jemandem ähnlich ?
So, eine ziemlich lange Kurzfassung. Ich werde mal in Euren Threads weiter stöbern...

Liebe Grüße,
Jassy

Hi jassy,
erstmal herzlich Willkommen hier! Du hast ja wirklich schon sehr viel geschafft.Meinen Glückwunsch. Du sprichst mir mit deinem Beitrag aus der Seele. Bin zwar noch nicht soweit wie du,aber doch ein großes Stück weiter als vor ein paar Wochen. Bin soweit auch clean.Hatte in den letzten Wochen nur ein Rückfall.Aber bei Stress und Problemen muss ich auch immer noch zum Essen greifen und das regt mich auf, vorallem weil sich die ganze Esserei so langsam auf dem Bauch sichtbar macht und ich hab soo große Angst wieder dick zu werden und das will ich nie mehr sein.Aber ich will nicht mehr aus Frust essen und hoffe ich schaffe das bald auch noch.
vlg msjones