Wege zurück ins Leben??!

#1
Hallo Allerseits.
Mein Name ist Annika, ich bin fast 20 und bin seit ca. 8 Jahren bulimisch.
Mir fällt es trotz der Anonymität des Internets verdammt schwer einen Beitrag zu schreiben, über die Dinge zu sprechen, die mich schon seit so vielen JAhren belasten..
Ich mache seit drei Jahren eine Therapie, war letztes Jahr in der Klinik und gehe heut zum ersten mal zu einer Gruppe für Essgestörte Mädchen...Hab ziemliche Angst davor, bin mittlerweile aber bereit jede erdenklich mögliche Hilfe anzunehmen, vor allem weil mein Körper verständlicherweise zu streiken beginnt.
Das Problem ist auch, dass ich extrem dazu neige die Dinge viel zu sachlich und emotionslos zu beschreiben, lache lieber und überspiele meine Traurigkeit.Dadurch ist es sogar in der Klinik vorgekommen, dass meine MITPATIENTEN ernsthaft glaubten, mir ginge es doch blendend und Depressionen seien was anderes..Naja, vor allem deshalb hab ich Angst da heute hinzugehen und sogar hier zu schreiben..
Ich hoffe, hier ein paar Menschen zu treffen, zu denen ich endlich richtig ehrlich sein kann(spiele selbst meiner Therapeutin "heile Welt" vor).
Würd mich sehr über eine Antwort freuen, falls man dazu überhaupt was schreiben kann.
LG Annika

#2
Herzlich willkommen bei uns im Forum

Ich finde das gut das die in eine Selbsthilfe Gruppe gehst. Ich mache auch schon seit längere Zeit eine Therapie.


lg Jasmin22

#3
Hallo Annika!

Herzlich willkommen im Forum! Ich kann dich gut verstehen, mein Umfeld denkt auch meistens mir gehts es blendend da ich es schaffe meine Depressionen und meine ES mehr als gut zu überspielen. Ich hoffe du wirst hier Hilfe und Unterstützung finden. Auf jeden Fall sind hier immer Leute die dir zuhören werden.

LG

#4
Hallo du, schön, dass du den Mut gefunden hast für all die vielen Schritte, die du schon gegangen bist!

Aber ich frage mich, wozu du deiner Therapeutin etwas vorspielst!? Was wäre denn so schlimm daran, wenn sie wüsste, wie es dir geht? Wäre es nicht sinnvoller auch für den Verlauf der Therapie und deine Heilungschancen, wenn du ehrlich zu ihr und besonders dir gegenüber bist? Denn wenn nicht bei ihr, wo dann? Wo dann gibt es die Möglichkeit sich auszuzlassen ohne Rücksicht auf Verluste? Wer, wenn nicht sie, ist völlig vorurteilsfrei und verständnisvoll?

#5
Vielen Dank erstmal für die netten Antworten!!

[quote]Aber ich frage mich, wozu du deiner Therapeutin etwas vorspielst!? Was wäre denn so schlimm daran, wenn sie wüsste, wie es dir geht? [/quote]

Hope05:Da hast du recht, aber ganz so ist es auch nicht.Ich versuche schon ihr mitzuteilen, wenn es mir schlecht geht.
Ich kann auch gar nicht erklähren, warum ich es immer schaffe, selbst die schlimmsten Dinge so zu formulieren, als sei alles gar nicht so schlimm.
Ich nehme mir z.B. fest vor, heut sag ich wie es mir wirklich geht.....Dann bleiben wir meist an irgendeinem Thema hängen, weil ich grundsätzlich mit den Dingen anfange, die mich nicht soo besonders treffen.Am Ende der zwei Stunden kommt dann raus, dass es mir wegen etwas ganz anderem wirklich schlecht geht und wir haben fast keine Zeit mehr.
Ich stehe mir also irgendwie immer unabsichtlich/absichtlich?? selbst im Weg..
:x

#6
Liebe Annika!

Ich habe mich in deinen Zeilen zur Gänze wiedererkannt. Es ist echt ein Dilemma, denn immer und immer wieder bagatellisiert man alles, aber innerlich schreit man sich die Seele aus dem Leib und dennoch, bleibt man stumm bzw. schafft es aufs Neue, jedem (sogar der Therpeutin) das Gefühl zu vermitteln, dass alles in Ordnung ist.

Auch wenn ich ehrlich versuche mich hierbei selbst zu anlysieren und zu begreifen, warum ich das tue, knalle ich dennoch immer gegen eine Wand. Insofern kann ich wirklich nur vermuten, warum ich mich so verhalte:

Schlicht weg, Angst: Das heißt, wenn ich mal all meine aufgestauten Emotionen freien lauf lassen würde, könnte ich mich vermutlich gar nicht mehr richtig erfangen. Folglicherweise, würde ich meine "Maske" verlieren; könnte mich selbst nicht mehr ausstehen und zugleich würde ich mich als "Schwächling" bezeichnen, denn eigentlich ist alles ja nicht so schlimm und folglich, geht es mir noch schlechter als zuvor. Irgendwie paradox. :roll:

Andererseits ist mir dennoch bewusst, dass gerade in einer Therapie - das Aufrechterhalten solch einer "Maske" - nicht gerade zum effektiven Fortschritt beiträgt. Aber wo soll man denn anfangen? Es ist schwierig die Emotionen sprechen zu lassen - sie sind tief vergraben, aber dennoch für unser eins, immer wieder klar spürbar, wenn sie unsere Seele berühren. Und, was machen wir mit ihnen? Wir schicken sie skrupellos wieder zurück ins Verließ und sperren sie ein. Besser gesagt, wir sperren uns selbst ein. Folge: Wir werden krank! Letztlich versuchen wir, diese zu kompensieren mit etwaigen Maßnahmen und die darausfolgenden auftretenden Symptome - sowohl psychisch und physisch - kennen wir vermutlich beide genauer, als uns lieb ist.

Möglicherweise könnte man sagen: Ich trage und vertraue meiner mentalen Stärke. Betrachte die Dinge analytisch, rational und bekennend und was die Emotionen betrifft: Ich spüre sie, aber sie würden mich verletzen, wenn ich sie frei ließe. -> Denkfehler insofern, als dass Emotionen einen wesentlichen Beitrag leisten, uns überhaupt menschlich zu fühlen.

Letztlich habe ich selbst keine Antwort auf mein Verhalten. Aber was ich weiß, ist folgendes:

1. Die Situation spitzt sich in mir immer mehr zu. Innerlich schreie ich so laut ich kann, aber niemand hört mich - wie denn auch?!

2. Wenn du diesen Zustand (die Emotionen nicht zu artikulieren und zu zeigen bsp.weise in der Therapie) übertreibst und lange genug durchältst, "verstummt" man irgendwann innerlich im wahrsten Sinne des Wortes und das könnte einem selbst zu einem schweren Verhängnis werden.

Die Schlussfolgerung sollte demnach sein: Niemand verlangt, dass man sich im Hinblick auf sein Wohlbefinden mit seinem nahestehenden Umfeld austauschen muss, aber zumindest die Chance sich selbst zu geben, einen Therapeuten /in davon wissen zu lassen. Denn so gesehen, nehmen wir ja schon rücksicht genug, also sollten wir uns wenigstens ein wenig davon zugestehen.

Letztlich gestehe ich, klingt das alles schön und gut, aber die Umsetzung scheint dennoch kaum überwindbar zu sein. Aber wieso und warum? Ich weiß es nicht.

Ich wünsch dir das Beste und vielleicht kannst du mir sagen, was dich daran hindert, deine Situation bzw. dich selbst ernst zu nehmen und deinen Zustand offen und ehrlich zu zeigen, sei es innerhalb der Therapie?

Bis dann, liebe Grüße, Amy
"Das Menschlichste, das der Mensch besitzt, ist seine Sprache!" (Theodor Fontane)

#7
Liebe Amy,
danke für deine lieben, RATIONALEN Erklährungsversuche, unseres Verhaltens.Kann gut nachvollziehen, dass du dich wieder erkannt hast.
:) :?
Ja, die Angst treibt mich dazu meine Gefühle zu unterdrücken, stumm zu bleiben, obwohl ich innerlich zerbreche.
Ich denke, es ist auch die Wut.Wut auf mich selbst und mein völlig irrationales Verhalten, zumahl es mich zu genau dem macht was ich nie sein wollte, ein in Heimlichtuerei verstricktes, dadurch lügendes, verfressenes und überhaupt nicht glückliches Wesen. Jemand, der nach außen hin so völlig korrekt, lebenslustig, fröhlich und strahlend ist und innerlich genau daran zugrunde geht.

Ich geriet hinein in die Bulimie, damit alles anders, viel besser wird. Die Lösung für alle Probleme, über die ich nie sprechen konnte..Der Plan war, dadurch überhaupt keine Probleme zu haben, über die ich sprechen müsste. Mein alten fand ich schließlich "zum kotzen".
Positiver Nebeneffekt war der so entstandene Gefühlscontainer.
Luke auf, alles rein und wenn er zu voll ist, wird er sprichwortlich ins Klo entleert.
Spitzen Idee Annika, bloß hab ich vergessen was das alles mit sich bringt...
Scham, Angst, und nicht zu vergessen diese unglaubliche Wut in mir, die noch viel mehr Scham, Angst und natürlich Wut mit sich zieht.

Ich denke viel zu oft, selbst schuld, hätte ja gar nicht erst mit der Sch* anfangen müssen.
Aber damit mache ich es mir wohl zu leicht, es gibt schließlich einen Grund für meinen "Gefühlscontainer". :roll:

Schlicht weg, Angst: Das heißt, wenn ich mal all meine aufgestauten Emotionen freien lauf lassen würde, könnte ich mich vermutlich gar nicht mehr richtig erfangen. Folglicherweise, würde ich meine "Maske" verlieren; könnte mich selbst nicht mehr ausstehen und zugleich würde ich mich als "Schwächling" bezeichnen, denn eigentlich ist alles ja nicht so schlimm und folglich, geht es mir noch schlechter als zuvor. Irgendwie paradox. Rolling Eyes
Genau das ist es, die gute alte Maske, die man sich so dermaßen mühsam
"erarbeitet" hat, die einen "sicher" werden lässt.
Sie abzunehmen würde bedeuten völlig nackt da zu stehen, entblößt und verletzlich.
Die Frage ist nur: Ist nicht das EIGENTLICH Schwache daran, dass wir nicht in der Lage sind Schwäche zu zeigen?
Ist nicht diese genau das, was uns zu Stärke verhilft?
Ach, keine Ahnung!!
Du siehst, auch ich versuche alles zu rationalisieren, was natürlich wieder impliziert, dass die Emotionen überhaupt nicht die Möglichkeit bekommen
mich zu belasten und "schwach" zu machen.

Das Problem ist nur, dadurch werden meine Probleme ja auch nicht greifbarer.Ich hab sie mir ganz toll selbst und vielleicht auch anderen erklährt, bin aber keinen Schritt weiter!
:evil:

So denken alle, ich bin halbwegs ok, hab ja sooo toll zugenommen(BLA BLA), kanns nicht mehr hören.
Ich hab manchmal das Gefühl, niemand will wirklich wissen wies drinnen aussieht, denn das könnte ja wirklich düster werden.
So lässt man alles beim Alten, lacht ganz viel und laut, geht feiern, hat seinen großen Freundeskreis, alles ist super, alle sind glücklich alle sind froh.
Der Frust landet dann halt einfach im Klo.

Klasse Rheim,was?
:) :? (Wollt ich nur mal so in den Raum werfen)
Letztlich gestehe ich, klingt das alles schön und gut, aber die Umsetzung scheint dennoch kaum überwindbar zu sein. Aber wieso und warum? Ich weiß es nicht.
Weißt du was, ich werds versuchen, werde nicht resignieren!!!!!
Vielleicht ist das hier ein guter Schritt.Ein weiterer sehr kleiner, vielleicht aber zu großem fähiger.
Ich wünsch dir auch das Beste.
Lieben Gruß, Annika[/code][/quote]

#8
Liebe Annika,

lieben Dank für dein weiteres Posting und ich finde, wir haben uns beide zum Besten ergänzt. Fassen wir zusammen:

WARUM DAS SCHWEIGEN?

Korrektes und Freundliches Verhalten nach Außen - innerlich zerbricht man. ANGST die Maske zu verlieren, in die man soviel Arbeit und zugleich Leid gesteckt hat. Es ensteht WUT auf einen Selbst, diese Maske nicht abnehmen zu können und letztlich SCHAM, der einen vermutlich ersticken lässt.

SUCHT
Annijay hat geschrieben:Ich geriet hinein in die Bulimie, damit alles anders, viel besser wird. Die Lösung für alle Probleme, über die ich nie sprechen konnte..Der Plan war, dadurch überhaupt keine Probleme zu haben, über die ich sprechen müsste.
Meiner Meinung nach, ist nicht nur die Bulimie ein scheitender Versuch Probleme zu kompensieren, sondern es ist ebenfalls bei vielen anderen Süchten so, dass SCHAM, WUT und ANGST miteinander verbunden sind. Stell dir doch einmal vor, du weißt, dass dein bester Freund Kokain abhängig ist. Er ist immer in guter Laune, lebensfroh und diszipliniert (im Sinne seines privaten und beruflichen Werdeganges). Du bist aber die Einzige die ihn innerlich erkennen kann. Du weißt, wie sehr er innerlich leidet. Du weißt, dass er eigentlich unglaublich Angst hat; dass er versucht mit Kokain seine Maske aufrecht zu erhalten; sich aber zugleich für seine Sucht unglaublich schämt. Du weißt auch, dass diese Maske nicht "wirklich" eine Maske ist, denn auch wenn er diese abnehmen würde, wüsstest du, dass er dennoch der gleich beste Freund ist wie zuvor. Er ist genauso eine liebenswerte und zuvorkommende Person, aber auch dieser muss einmal weinen dürfen. Und jetzt stell dir vor, du bist diese Person, die diese Tränen auffangen darf! Wie würdest du dich fühlen? Oder vielmehr wie intensiv wärst du ihm dadurch noch mehr verbunden?

Es geht darum, dass du jetzt selbst dein bester Freund bist und eine andere Person dich trösten darf! Spätestens jetzt sollten wir erkennen, wie menschlich und verbindet auch Tränen sein können, und nicht ansatzweise mit Schwäche in Verbindung stehen.

Oder in deinen Worten formuliert:
Annijay hat geschrieben:Ist nicht das EIGENTLICH Schwache daran, dass wir nicht in der Lage sind Schwäche zu zeigen?
Ist nicht diese genau das, was uns zu Stärke verhilft?
... folglich werden auch die Probleme greifbarer, weil man es endlich einmal schafft, sein Leben aus der Perspektive seiner Seele zu betrachten!

So weit so gut. Du hast aber etwas erwähnt, dass noch nicht von mir beantwortet ist und das ist wie folgt:
Annijay hat geschrieben:Ich hab manchmal das Gefühl, niemand will wirklich wissen wies drinnen aussieht, denn das könnte ja wirklich düster werden.
[/quote]

Genau das ist meiner Meinung nach der springende Punkt an der ganzen Geschichte. Das was uns vermutlich im eigentlichen Sinne wirklich stumm macht, ist die SORGEund zugleich die VERZWEIFLUNG, dass wenn es uns gelingen mag, die Maske abzuwerfen, wir unberührt nackt dastehen. Das heißt, wir haben gestanden um unser innerliches Befinden, aber es wird von den anderen einfach "ignoriert" oder übersprungen. FAlls wir wirklich - im tiefsten Inneren - diesen Gedanken hegen, sollten wir hierbei aber nicht vergessen, dass wir anscheinend GRUND dafür haben, unser "Leid" auszusprechen - denn sonst würde die mögliche "Ignoranz" der anderen nicht so sehr Schmerzen! Wir sollten daraus schließen, dass wir es zumindest probieren sollten. Wir haben sogar dieFREIHEIT uns aussuchen zu können, bei wem. Und hierbei ist die sicherste Instanz nun mal die Therapeutin! :wink:

Quintessenz aus all diesen Gedanken ist:

LASS UNS DOCH BEGINNEN, MENSCHLICH ZU WERDEN! :D

Liebe Grüße, Amy
"Das Menschlichste, das der Mensch besitzt, ist seine Sprache!" (Theodor Fontane)

#9
Hallo Annika,
hallo Amy,

ich habe gerade euer Gespräch gelesen, und bin völlig erschlagen: Genau so ging es mir jahrelang!

Ich hab Gefühle nie wirklich zeigen können, hatte aber immer das strahlendste Lächeln auf den Lippen, das man sich vrostellen konnte. Alle hatten immer das Gefühl, ich sei föhlich, glücklich und einfach immer guter Dinge.
Auch das Bild der Maske habe ich jahrelang benutzt für meine Tagebucheinträge- ich hatte immer das Gefühl, in der Welt außerhalb meines Tagebuchs eine Schauspielerin zu sein.
Ich habe mich immer dür alle eingesetzt, andere aufgeheitert, gehütet, beschützt, verteidigt- sogar bekocht und gefüttert. Und mich selbst immer mehr bestraft für Dinge, die ich gegessen habe, nette Worte, die ich nicht gesagt habe, eine Extrasportstunde, die ich nciht besucht habe.

Und ich fand mich so stark! Selbst die, die ich eingeweiht hatte in einer schwachen Minute konnten nicht richtig an mich ran. Wenn ich von vor der Toilette aufgestanden bin, war ich die Königin der Welt- ich hatte es allen gezeigt!

Und genauso hatte ich es meinem Therapeuten gezeigt, als ich seine Fragebögen mit falschen Angaben gefüllt habe...
...bis er es mir dann gezeigt hat.
Oje, wenn ich daran denke...was hab ich mich geschämt für meine Dummheit!
Er hat mir einfach auf den kopf zugesagt, dass ich mich "in den Tod kotzen" werde, wenn ich nicht langsam aufhöre, "die ganze Welt betrügen zu wollen". Er hatte es laso gemerkt- peinlich!
Er hat mich mich dann auf Tapetenrollenn malen lassen, und das hab ich auch gemacht- ich war so verwirrt und beschämt, dass ich gar nicht daran gedacht habe, ihn zu veräppeln.
Dann hab ich mich drauflegen müssen auf die Zeichnung, und er hat um mich rumgemalt- ich war extrem viel schmaler, als ich mich gezeichnet hatte!
Diesen Moment werde ich auch nie vergessen... Das war der Moment, in dem ich für mich persönlich verstanden habe, dass ich krank bin. genau wie all die anderen Bulimikerinnen- und das ich gar ncihts mehr unter Kontrolle habe.

Diese und die nächsten Sitzungen habe ich jedes Mal geweint. Bitterlichst. und ich ahbe alles erzählt, was er hören wollte. Alles. Es ist einfach so aus mir rausgesprudelt.
Und soll ich euch was sagen? Es hat verdammt gut getan!

Selbst heute habe ich noch Probleme, meine Gefühle zu äußern, wenn mir ein wirkliches Gefühl begegnet (also wenn cih mal richtig wütend oder ängstlich oder efreut bin). Und gleich danach treten mir die Tränen in die Augen- mein schauspielerisches Talent funktioniert also nicht mehr besonders gut.
Aber ich bin froh darüber.

Ich wünsche euch beiden auch alles, alles Gute.
Silja

#10
hey ihr!
also, mir geht es genau so!
ich spiele auch der ganzen welt vor wie toll ich mich finde, und manchmal fühle ich mich ja auch wirklich gut, aber eben nur selten. meine devise lautet: je schlechter es dir geht, umso besser mußt du auf die außenwelt wirken, damir es keiner merkt und damit ich selbst nicht in den abgrund gerissen werde...
ja, selbst meiner therapeutin spiele ich das vor (genau wie ihr). ich sage dass es mir schlecht geht und ich weiß dass das alles falsch ist und im nächsten satz wie albern das ist und das ich es ja ändern möchte. stimmt ja alles soweit, aber nie würde ich sie meine wirkliche seele sehen lassen, da schäme ich mich zu sehr davor. ich kann vor ihr auch nicht heulen, wie würde das denn aussehen, vor einer fremden person über so ein dämliches thema...
das sind so meine gedanken, ganz ähnlich wie bei euch.
ich find es jedenfalls sehr tröstlich, dass ich nicht die einzige bin, die so fühlt, das tut mir gerade sehr gut...
aber trotzdem müssen wir versuchen uns anderen zu öffnen...
ich hab das seit meiner thera teilweise probiert, aber da ich immer die war "mit der jeder super auskam" und plötzlich macken hatte, hat das einige, sogar enge freunde, sehr verwirrt. sie sehen überhaupt nicht was ich zu ändern versuche, denken nur, dass ich plötzlich so kompliziert bin... das gilt leider auch für meinen freund, der sich wirklich sorgen macht und alles tun würde um mich gesund zu kriegen, selbst er sieht das nicht... also zurück in meinem "miss charming lächeln".... :roll:
liebe grüße

#11
hallöchen!!
als ich die letzten einträge gelesen habe sind mir echt dir tänen gekommen...
ich war total überrscht dass es anderen meschen so geht...ich spiele auch allen etwas vor die nette brave mit guten noten immer freundlich und hilfsbereit und zuvorkommend, höflich,....
wenn mich wer fragt wie es mir geht ist meine antwort automatisch "sehr gut ,danke und dir?" auch wenn mir grade zum heulen zumute ist und ich am liebsten nur schreien würde. ich könnte auch nie vor anderen heulen...am begräbnis meiner mutter vor 2 jahren hab ich nur gelächelt um höflich zu sein und das schlimmste war als mich jemand fragte "bist du gar nicht traurig?" da hätte ich am liebsten geschriehen und geheult aber ich habe weiter gelächelt und mich einfach umgedreht und bin gegangen...ich denke mir immer ich muss doch jetzt die starke sein die auch auf ihren kleinen bruder (10) aufpassen muss...

da fällt mir noch eingedicht ein was ich mal gehört habe:

Zeige der welt dein lachend gesicht,
denn weinende augen versteht sie nicht,
wenn dein herz auch brechen will,
lache lache und weine still.

lg regentänzerin

#12
Hey ihr Lieben!

Ich würde gerne noch etwas dazu sagen! :wink:

@Silja: Ich denke, du hast es ganz gut auf den Punkt gebracht: Vermutlich sollte ein/e Therapeut/in nach vergehender Zeit - in der hoffentlich ein gewisses Vertrauen aufgebaut worden ist - einfach Klartext reden. Quasi, ein wenig "Schocktherapie" so wie es dir deiner nicht vorenthalten hat. Meiner Meinung nach eine passende Interventionstechnik, das Schweigen eines Klienten, zu brechen. Da die Voraussetzung eines Vertraunesbasis vorhanden ist und man selbst weiß, dass man innerlich zerbricht - kann ich mir gut vorstellen, dass das Reden einfach unglaublich befreiend sein kann, vor allem nach solch einem harten "Schlag" von Seiten des Therapeuten/in. :-) Das glaub ich dir von Herzen gern und innsgeheim, hofft man möglicherweise auch darauf, dass der/die zuständige Therapeut/in den ersten Anstoß dazu gibt.

Ferner freut es mich wirklich von dir zu lesen, dass du gelernt hast, deine Emotionen zu leben und nicht sie zu versperren. Das ist ein beachtlicher Fortschritt und ich hoffe, ich werde dir damit bald nachziehen! :wink:

@Anna02: Ja, genau, der Freundeskreis ist irritiert. Das ist auch so eine Sache, die subjektiv besonders bitter ist. Ich denke aber, dass wenn man es schafft, sich selbst wieder zu mögen und möglicherweise gesund zu werden, dann pendelt sich das mit den Mitmenschen auch wieder ein. Es ist nun mal ein Prozedere, welches mit vielen unterschiedlichsten Phasen bestückt ist. Hier sieht man, dass es sich hierbei um eine "seltsame" Phase unsererseits - gegenüber der Mitmenschen - handelt und folglich auch einmal vorüber geht! In diesem Prozess versuchen wir doch uns selbst erneut kennenzulernen und die unsrigen Grenzen, sowohl die der Anderen, neu zu entdecken, zu testen und zu erforschen. Insofern lernen wir uns selbst besser kennen und auch unsere Menschenkenntnis wird reifen! :D

@Regentänzerin: Puh, echt schwer hier die richtigen Wort zu finden. Aber eines ist klar: Wenn du den Mund nicht aufmachst, wirst du innerlich daran zerbrechen! Du hast gewaltige Gründe dich mal auszusprechen, ausheulen und an jemanden anlehnen zu dürfen! Wenn du sie nicht hast, wer denn dann? Du trägst sehr viel Ballast mit dir herum, sei es der tragische Tod deiner Mutter; sei es die Verantwortung um deinen kleinen Bruder; sei es das Internat; sei es die neue Bekanntschaft deines Vaters, welche eine Tochter mitbringt; und und und! Das ist GENUG! mehr als genug! Das weißt du selbst, denn du lebst es auch anhand der Essstörung aus! Du ruinierst dich selbst; du bestrafst dich für etwas - für das du nicht verantwortlich bist. Es ist niemals zu spät und ich denke, Offenheit könnte ein erster wesentlicher Schritt in Richtung positiver Veränderung für dich sein. Bitte ergreife die Chance!

@All:

Ich bin mir sicher, dass jeder von uns greifbare Gründe für seine Essstörung hat, denn Niemand steckt sich freiwillig den Finger in den Hals! Das sagt uns der gesunde Menschenverstand und ihm sollten wir auch folgen. Wir sollten aufhören, unsere Situation als Bagatelle hinzustellen, sonst werden wir nie die Chance erhalten, gesund zu werden. Bitte sprecht über euch, zumindest innerhalb einer Therapie!

Alles Gute! Liebe Grüße, Amy
"Das Menschlichste, das der Mensch besitzt, ist seine Sprache!" (Theodor Fontane)

#13
hallo amy!

ich weiß nicht wem ich was erzählen sollte... ich würde es so gerne jemanden sagen mit jemanden über mich sprechen doch mit wem??
mein problem ist ich will auf keinen fall dass mein vater etwas mitbekommt...
im moment bin ich aber froh mich hier angemeldet zu haben und hier wenigstens leute zu finden die mir ratschläge geben und mir zuhören... mal schaun wies weitergeht..
(es war schon sehr schwer für mich hier mal anzfangen zu schreiben weil ich nie weiß was ich erzählen soll wie ichs ausdrücken soll..)

lg regentänzerin

#14
Hallo!

@Amy;
Danke dir für deine aufmunternden Worte; dadurch, dass ich selbst fast immer nur kommentiere, schreibt mir seltenst jemand so persänlich zurück wie du.
Es tut nämlich gut, auch mal von anderen zu hören, dass man schon ein großes Stück geschafft hat!
Das Problem bei mir ist ja eher, dass meine Therapie schon ein paar Jährchen zurückliegt- und ich mich letztens hier angemeldet habe, als ich vond er Toilette wiederkam. Gut, mein Abend war schrecklich gewesen, aber war das in den letzten fast fünf Jahren ein Grund gewesen für mich, mich zu erbrechen?! War es nicht.
So hatte ich plötzlich Angst vor mir selbst- ganz allein in meiner Wohnung, und hab gedacht, das will ich nie wieder...
Und so gesehen, ist es doch eigentlich ein wenig traurig, dass cih nach fünf Jahren des attestierten "Gesund-Seins" immer noch beizeiten Probleme habe; udn das Gefühle-Zeigen immer noch nicht klappt wie bei einer gesunden jungen Frau...
Gerade deshalb ist es gut, ein positives Wort zu hören.
Danke.

@regentänzerin:
Ja, ich finde auch, dass du dir jemanden zum reden suchen solltest- selbst wenn das hier in der Anonymität schon gar nicht übel ist, ist es doch nicht das gleiche wie ein Gespräch mit einer guten Freundin, einem Lehrer, dem man vertraut oder einem Therapeuten.
Es muss ja nicht immer gleich der Vater sein!
Ich weiß auch, wie schwer es ist, anderen davon zu erzählen, aber ich kann dir auch versichern, dass es gut tut, wenn andere mit ein Auge auf dich werfen.
Wie war das noch? Geteiltes Leid ist halbes Leid...und geteilte Freude ist doppelte Freude!

In diesem Sinne euch beiden, euch allen,
ein schönes Wochenende!
Silja[/i]