An Kuni, Stella und Edith

#1
Von Chrissi Am 27.02.2001

Hallo, Ihr drei!

Ich habe nun schon einige Foren durchforstet und dachte schon, ich sei die einzige Bulimikerin, die sich schon 12 Jahre (werde 27) mit dieser Teufelskrankheit rumschlägt und sie bisher noch verdrängt hat. Ich habe immer versucht, allein damit fertig zu werden. Aber jeder Tag davon war eine Selbstlüge. "Das war das letzte Mal, ganz bestimmt" - kennt Ihr diesen Gedanken?? Ein langer Gedanke, denn immerhin hat er die letzten 12 Jahre mit mir verbracht.

In der letzten Zeit habe ich viel über mich und die Bulimie nachgedacht. Man fühlt sich wirklich sehr allein damit. Keiner weiß Bescheid, außer eine Psychologin... Ich glaube aber, ich bin bald soweit einzusehen, dass Hilfe BRAUCHE! Beruf hin, Alltag her, lange halte ich das nicht mehr aus!Ich glaube, ich werde mich nun auch für einen stationären Aufenthalt in einer Klinik kümmern. Denn ich bekomme langsam Angst. Besonders auch wegen der körperlichen Auswirkungen...

Ganz arg liebe Grüße von Euerer Leidensgenossin
Chrissi

#2
Von stella Am 27.02.2001

himmel ja!! ausreden ohne ende. ich verstehe überhaupt nicht, wieso ich mit meinen 28 jahren mir immer noch jeden fress-/kotzanfall so erfolgreich einreden kann. bzw. einreden muss ich ihn mir ja gar nicht. schönreden ist wohl das richtige wort.
bei mir weiss zum glück (oder auch nicht..) jeder bescheid, jeder, der mir nahesteht zumindest. ich denke nicht, dass ich es schaffen würde, ganz alleine mit der bulimie zu leben. da würde ich dann wohl endgültig in ein tiefes loch abtrieften. ohne wiederkehr...

die körperlichen auswirkungen sind enorm.. ich denke, ich werde mich sowieso niemals wieder so richtig regenerieren können.. aber ich glaube halt immer noch daran, dass es eines tages alles vorbei sein wird.. liebe grüsse, esther.

#3
Von Edith Am 27.02.2001

Hallo Ihr lieben "Oldies"!

Ich glaube, daß der erste Schritt gemacht ist, wenn man begreift, daß man ohne Hilfe nicht weiter kommt. Danach bin ich mir leider auch nicht sicher wie es weiter geht. Eine ambulante Therapie ist von der Zeit her für mich machbarer.
Den Mut wie Du Chrissi, zu beschließen in eine Klinik zu gehen, habe ich nicht. Wüßte halt einfach nicht, wie ich den ganzen Mist dann noch geheim halten könnte.
Ich glaube mein Bekanntenkreis wäre mehr als nur entsetzt. Eigentlich bin ich als die "Starke" und "Selbstsichere" bekannt. Allerdings geht es Euch bestimmt genauso.
Hilft Euch das Austauschen via Internet? Irgendwie bin ich zwar total erleichtert wenn ich lese, daß ich nicht ganz alleine bin. Auf der anderen Seite vollkommen am Ende wenn ich die Hoffnungslosigkeit von Euch allen lese.
Es muß aber doch einen Weg geben.....
Alles Liebe und weiterhin viel Energie zum Durchhalten
Edith

#4
Von Kuni Am 27.02.2001

Edih,ich kann Dine Einwende verstehen,denn mir geht es auch so.Ich bin in der Fam. auch die Starke,die für alle ein offenes Ohr hat.Dabei sieht mein Inneres so schwach aus.Wir wären bestimmt die besten Schauchspieler.Vielleicht sind wir für die "Neueisteiger"die besten Beispiele,dass man da allein nicht wieder rauskommt.Machmal wünsche ich mir ins geheim erwischt zu werden ,aber dann gibt es bestimmt wieder eine passende Ausrede(die gehen uns glaub ich nie aus).Ich hoffe ,dass wir es alle schaffen aus diesem Loch rauszukommen Schön das es diese Seiten gibt,man fühlt sich nicht mehr so allein.Habe heute Abend etwas gegessen und es immernoch in mir(ein kleiner Schritt),hatte aber heute nachmittag Schon eine Attacke.Kuni

#5
Von Lia Am 27.02.2001

Hallo Chrissi!

Ich will nur ganz kurz schreiben...also...du hast eingesehn das du eine Krankheit seit 12 Jahren mit dir herumschleppst und das sie dich kaputt macht! Das is der erste und wichtigste Schritt um gesund zu werden! Du wirst es schaffen ...ich glaub an dich und wünsch dir Geduld und Kraft!
Die liebsten Grüsse!
Lia

#6
Von stella Am 28.02.2001

hey ihr lieben,

es ist lustig, oder? da sind wir im grunde alle schon erwachsen und sollten die verantwortung für unser leben tragen - und im herzen sind wir noch kleine mädchen, die sich nach anerkennung sehnen..
für mich ist es immer dann am schlimmsten, wenn ich wieder einmal eine woche geschafft habe, wenn ich wieder mal eine woche stark war und mich gewehrt habe, gegen heisshunger und bodenlose gier. und dann, innerhalb einer stunde mache ich alles zunichte, fange wieder ganz von vorne an.

ich seh in das besorgte gesicht meiner freundin - und lache über mich selber, mache witze über die bulimie; nur, damit sie keine angst hat, sich nicht mehr so quält mit meiner krankheit. und jetzt sitze ich hier in der arbeit und möchte mich am liebsten in mein bett verkriechen.

ich habe diese stimmungsschwankungen so unendlich satt, ich sag´s euch!!!

#7
Von Edith Am 28.02.2001

Hallo Mädels,

vielleicht ist das tatsächlich unser "Ausstieg"!!! Das Leben ist so nicht mehr lebenswert - es gibt keinen Grund aufzustehen. Der einzige Trieb (ja Trieb, weil animalisch und nicht menschlich) ist der zum Kühlschrank. Dann die Lügen um alles zu verbergen....
Ich habe meinem langjährigen Freund versucht von meinem Problem zu erzählen und habe dann festgestellt, daß es der Fehler meines Lebens war. Er war zwar recht verständnisvoll, hat aber nicht geschafft, das Wort "Krankheit" in diesem Zusammenhang zu verwenden. Er meinte ich sollte doch mehr unternehmen. Dabei habe ich ihm nur einen Bruchteil der Wahrheit erzählt. Würde er alles wissen, müßte ich mich wohl erst um sein Wohl kümmern.......
Trotzdem hoffe ich,´daß uns diese Seite hilft - zumindest haben wir schon die Erfahrung zu sagen, daß es ohne Hilfe nicht heraus kommt, wie Du Kuni ja auch erkannt hast.

Ich wünsche Euch allen einen schönen Abend
Edith

#8
Von stella Am 28.02.2001

ja.. wir hätten wohl lieber zu drogen oder zu alkohol greifen sollen, nicht wahr?? dann wäre es legitim, uns "krank" zu nennen. uns jenen respekt und jenes verständnis zukommen zu lassen, das uns eigentlich schon so lange zusteht..

#9
Von Edith Am 01.03.2001

...oja, so traurig das auch klingt.
Allerdings sind wir es ja auch, die am Anfang am allerwenigsten glauben, daß wir Hilfe brauchen.
Und wir alle kennen ja bestimmt den Spruch "reiß Dich doch ein wenig zusammen und iß nicht soviel". Naja, ich möchte an dieser Stelle kurz feststellen, daß es schön ist, sich mich Euch auszutauschen!
Viele liebe Grüße
Edith