nach Jahren wieder da

#1
Hey Leute,
ich weiß gar nicht so wirklich, wie ich diesen Thread starten soll. Nach Jahren schreibe ich nun wieder. Das erste Mal angemeldet hatte ich mich hier 2010. Das war damals wirklich eine üble Zeit, wo ich nicht nur bulimisch am Boden lag. In den folgenden Jahren war ich immer mal wieder weg und wieder da. Es gab gute und schlechte Phasen und dann 2016 direkt nach der Therapie hatte ich das Gefühl es wirklich geschafft zu haben. Es ging bergauf. Ich hatte mein Abi nachgeholt und studiere inzwischen Geschichte und klassische Philologie, was mich wirklich (!) glücklich macht. ich liebe mein Studium und möchte eine akademische Laufbahn einschlagen.

Wie ihr sicherlich schon ahnt ist das hier keine Geschichte, die an dieser Stelle mit einem "und sie lebten glücklich ..." endet. ich weiß gar nicht so wirklich, was passiert ist und deswegen bin ich hier. Es gab immer mal wieder kleinere und größere Rückfälle. Aber ich wusste im Nachhinein immer genau woran es lag und konnte den "Fehler im System" ausbessern, womit dann auch die FA´s Geschichte waren. Seit 4 Jahren gab es nicht mal mehr diese kleineren "Ausrutscher". Es war fast so als hätte es die Essstörung nie gegeben. Mein gesamtes Denken hat sich in dieser Zeit verändert und wie ich finde zum Positiven. Es geht mir heute nicht mehr nur darum "schlank" zu sein. Inzwischen kann ich dieses Wort nicht mal mehr leiden. Ich will nicht dürr und schwach sein. Ich möchte stark und gesund sein. Ich möchte fit sein. Umso weniger verstehe ich warum es mich seit ein paar Wochen wieder so reingerissen hat. Gott sei dank hungere ich nicht wie früher. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es das nur verschlimmern würde. Aber es kommt immer wieder zu Fressanfällen und verstehe nicht woher das kommt.
Deswegen bin ich hier. Wie gesagt ich habe bereits eine Therapie abgeschlossen und daraus sehr viele Skills mitgenommen. Ich habe mich selbst wirklich rauf und runter reflektiert, meine Kindheit aufgearbeitet, Glaubenssätze aufgelöst.. ich kenne all meine Baustellen und habe die meisten bearbeiten und über die anderen bin ich mir zumindest bewusst. Deswegen bin ich hier. Ich brauche keine Jahrelange Therapie mehr sondern jetzt gerade Verbündete, die mir helfen diesen einen blinden Fleck zu finden, damit ich den wieder mit meinen Skills bearbeiten kann. Denn wieder täglich fr** und ko*** passt nun wirklich nicht mehr zu meinem Leben und dem Bild, das ich von mir selbst inzwischen habe.

Vielen Dank fürs Lesen
Eure Zoe
Aut viam inveniam aut faciam!

Re: nach Jahren wieder da

#3
Guten morgen,
nicht wirklich .. der Druck baut sich langsam von selbst auf, weil ich durch die vielen Rückfälle meine akademischen Pflichten vernachlässige. Dabei ist mein Studium alles für mich. Klingt komisch und vielleicht traurig für Außensteheden, aber ich habe im Studium wirklich meine Berufung gerufen und liebe was ich tue.
Aut viam inveniam aut faciam!

Re: nach Jahren wieder da

#6
Im Sozialleben ändert sich gerade eine Menge aber zum Positiven. Nach Jahren des emotionalen m*ssb**ch* durch meine Eltern und meinen Bruder (alle samt pathologische Narzissten) habe ich endlich die Kraft gefunden mich gegen sie durchzusetzen.
Klar kam es immer wieder zu reichlich Gegenwind. Narzissten mögen es gar nicht wenn man sich abkapselt. Aber damit hatte ich vorher schon gerechnet und mich entsprechend gewappnet.
Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass es mich stärker gemacht hat. Aber vielleicht hat sich unbewusst wirklich etwas festgesetzt.
Aut viam inveniam aut faciam!

Re: nach Jahren wieder da

#8
nichts der Gleichen. In allein Bereich hab ich eher das Gefühl mehr zu mir selbst zu stehen und meine Rechte rigoroser einzufordern (was ich früher nie getan habe und was mich auch erst in die Essstörung getrieben hat).
Ich sag ja ich verstehe es nicht. Wäre es die zu Anfang der Coronazeit zu so einem Rückfall gekommen hätte ich es verstanden. Das hat mich damals wirklich aus der Bahn geworfen, weil ich plötzlich von heute auf morgen nichts mehr von all dem hatte, was mir wichtig war. Aber auch wenns psychisch hart war, kam es nicht zu Rückfällen. Ganz im Gegenteil. Ich hatte mich vorher katastrophal ernährt und während der Ausganssperre die Zeit gefunden gesund kochen zu lernen, mich gesund und ausgewogen zu ernähren, eine sportliche Routine zu etablieren. Bis vor wenigen Wochen lief das auch alles super.
Aut viam inveniam aut faciam!

Re: nach Jahren wieder da

#10
also, ich will nicht bohren, aber du suchst ja scheinbar nach einem grund, weil es (dir) vielleicht helfen könnte, das fehlverhalten wieder zu lassen. gesundheit ist btw immer ein guter grund. und man kann wieder was ändern, wenn man will. du hast es ja sogar schon mal geschafft! ...
Zuletzt geändert von ImLikeABird am So Mai 07, 2023 19:38, insgesamt 1-mal geändert.

Re: nach Jahren wieder da

#11
Wie kommst du darauf, dass ich keine Freunde habe? In meinem Sozialleben ist alles genau so wie es sein sollte (endlich). Ich bin zufrieden mit einem Alltag und den Menschen darin so wie es gerade ist. Manchmal wird es mir sogar zuviel, sodass ich mich bewusst zurückziehen muss.
Aut viam inveniam aut faciam!

Re: nach Jahren wieder da

#14
gute Frage.. das ist jetzt schon so lange her. Das lief automatisch während der Therapie. Ich "brauchte" es einfach nicht mehr weil der Druck weg war. Ich bin -jetzt rückblickend- damals aber in ein ebenso ungesundes Verhaltensmuster gerutscht, indem ich überhaupt nicht mehr auf meine Ernährung geachtet habe. Das war für die ersten Wochen sicherlich hilfreich aber langfristig waren es doch verdeckte FA´s nur eben ohne das kotzen. Wirklich ein Umdenken hat damals mit Corona stattgefunden, weil mir dieses Virus so eine Angst gemacht hat, dass ich meinen Körper bestmöglich unterstützen wollte um gesund zu bleiben und wenn ich krank würde dann zumindest damit gut klar zukommen, was sogar funktioniert hat. Ich hatte mir Corona vor einem Jahr eingefangen und durch die gesunde Routine also gesunde Ernährung, Sport usw hab ich das ziemlich gut weggesteckt. So meinte es zumindest mein Arzt damals sehr zufrieden. Das hat mich nur noch mehr bestärkt und meine Routine hat sich noch mehr verfestigt. Seit ein paar Wochen aber ist es irgendwie als wäre alles ins Wackeln geraten. Erst bin ich mit dem Sport nicht mehr hinterhergekommen und dann kamen die Rückfälle hinzu. Momentan ist es irgendwie so als wäre mein Körper wie ein Loch. Ich fülle Nahrung oben rein aber es stellt sich einfach kein Sättigungsgefühl ein und falls doch (wenns extrem und viiiel zu viel ist) halte ich es nicht aus. Das hatte ich schon so sehr lange nicht mehr. Ich versuche gerade nicht in in alle alten Verhaltensmuster zu verfallen und anzufangen zu hungern. Aus Erfahrung weiß ich, dass es das nur schlimmer machen würde. Also mache ich mir das Essen in den Portionen, von denen ich weiß, dass sie mich unter normalen Umständen sehr gut sättigen würden und auch von den Nährwerten genau dem entsprechen was ich als sportlich aktive junge Frau eben brauche. Aber wie gesagt es stellt sich kein Sättigungsgefühl ein, was dann wieder zu FA´s führt.
Aut viam inveniam aut faciam!

Re: nach Jahren wieder da

#15
Das A und O ist es, auszuhalten, nicht zu kotzen. Sonst hältst du den Teufelskreis aufrecht, reißt dich immer wieder rein. Warum du gerade so emotionalen Hunger hast, ist vielleicht auch gerade nicht so wichtig. Wichtig ist, den Rückfall aufzuhalten. Kotzen ist, genauso wie Hungern (Mahlzeiten ausfallen lassen) oder AFM nehmen oder oder oder, eine aktive Handlung. Du hast es in der Hand, wieder damit aufzuhören. Je länger es schon wieder andauert, desto schwieriger wird es, keine Frage. Wenn du es nicht alleine schaffst, hol dir Hilfe, ganz schnell. Bloß nicht wieder in die Heimlichkeit abdriften, ins Verdrängen, ins Resignieren, ins Schämen. Mir hat es auf meinem Weg raus (der auch lange dauerte und immer wieder Rückfälle und Vorfälle beinhaltete) geholfen, "Mitwisser" zu haben, ganz bewusst Menschen in meinem Umfeld einzuweihen, dass ich gerade struggel (oder wie sagt man neudeutsch). Die haben dann regelmäßig gefragt, genauer nachgefragt, wie es mir geht, was mich gerade beschäftigt usw. (Gefühle!) und dadurch kam ich dann besser an das Problem, was gerade dahinter steckte, und hatte die Möglichkeit, es dann anzugehen. Wenn ich zum Beispiel (!) einen ureingesessenen, unausgesprochenen Konflikt mit meiner Mutter hatte (ich spürte, sie wünschte sich, dass ich sie öfter besuche und für sie da bin so wie früher, daher hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich von ihr wegfuhr und hatte tagelang das Gefühl, ich hätte dort bleiben müssen oder sollte jetzt schon den nächsten Besuch planen so bald wie möglich oder ich sollte sie öfters anrufen, obwohl es mir nicht gut geht damit usw usf.), hatte ich die Möglichkeit, einen gesünderen Weg zu finden als meine Gefühle ins Klo zu kotzen (über meine Gefühle zu sprechen, vermeintliche Pflichten und Verantwortlichkeiten für mich gerade zu rücken (Abgrenzung!), mir klar zu machen, dass es mir - unabhängig von meiner Mutter - gut gehen darf, dass ich mich nicht bestrafen muss, weil ich als Tochter vermeintlich versage, dass ich mein eigenes Leben führen darf, dass ich mich und v.a. um mich kümmern darf usw. usf.) und auf dem Weg dahin zu lernen, freundlichere Zwiesprache mit mir zu üben (mich nicht dafür zu verurteilen, dass ich Rückfälle gehabt habe oder Vorfälle habe, Nachsicht und irgendwo auch Verständnis für mich zu haben und gleichzeitig den Willen, es anders zu bewältigen und nach neuen Wegen zu suchen, netter zu mir zu sein, mich um mich zu kümmern usw. usf. vielleicht irgendwann in Konfrontation zu gehen mit meiner Mutter, mich verbal abzugrenzen usw. usf.) Das ist ein Prozess, das geht nicht von jetzt auf gleich, aber es ist wichtig, sich das Ziel (die Essstörung nicht mehr zu brauchen, gesund werden zu wollen) immer wieder ins Bewusstsein zu rufen.

Wie redest du mit dir selbst denn so (Zwiesprache)?
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