Krise

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Hallo,
ich bin noch neu im Forum und daher noch nicht so mit eurem Umgangston vertraut. Sollte mein Beitrag ein potentieller Trigger für andere User:innen darstellen oder im Allgemeinen. zu rau sein, dann verstehe ich natürlich, falls er wieder entfernt wird. Bzw. lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen, falls ich zu weit gehe. Ich brauche nur gerade dringend einen Ort, an dem ich die heutigen Geschehnisse anbringen kann- und den erhoffe ich mir hier.

Ich kämpfe seit circa 1,5 Jahren mit der Bulimie und bin in Therapie. Meine heftigste Phase der Bulimie war bisher eigentlich der Herbst: so von Oktober bis Dezember hat die Krankheit meinen Alltag dominiert: es ist um nichts anderes als um das Essen gegangen. Entweder meine Gedanken haben sich krankhaft um das Kalorienzählen gedreht und die Stunden gezählt, in denen ich nicht gegessen habe. Oder, die Kehrtwende die wir wohl alle kennen, der absolute Kontrollverlust, das Brechen, das schlechte Gewissen danach. Es war wirklich furchtbar und ich hatte das Gefühl, dass ich aus dieser Spirale nicht mehr rauskomme. Seit Jänner geht es mir deutlich besser. Ich habe immer noch ein absolut gestörtes Verhältnis zum Essen und bin auch den purging Teil noch lange nicht los: aber irgendwie fühlen sich die Anfälle nicht mehr so unglaublich verzweifelt und schwer an. Ich kann mehr annehmen, dass mein Körper das gerade tut um mich von etwas abzulenken. Und mir das dann auch irgendwie mehr verzeihen.

Am Sonntag hatte ich eine Auseinandersetzung mit einer wichtigen Bezugsperson- und das hat mich wirklich sehr aufgewühlt. Seitdem steh ich total neben mir- in meinem Kopf dreht sich alles wieder nur ums Essen, ums Brechen, ums schlechte Gewissen. Ich kann dem Druckgefühl überhaupt nicht entgegen halten und habe das Gefühl, dass ich die Kontrolle wieder so verloren habe, wie ich sie im Herbst verloren habe. Heute war dann mein absoluter Tiefpunkt. Jetzt liege ich schlaflos im Bett und bin fassungslos und schockiert, zu was ich mich da heute wieder selbst gebracht habe.

Es gibt mir Mut, dass ich mich aus einer ähnlichen Situation im Herbst schon einmal herausreissen konnte. Ich bin auch auf jeden Fall zuversichtlich, dass diese Krisenphase vorbeigeht und es mir wieder besser gehen wird. Ich weiß, dass ich einen Zugang zu meinen Gefühlen und Emotionen finden muss, die mich seit Sonntag so belasten. Aber irgendwie tu ich mir da gerade sehr schwer damit. In meinem Umfeld wissen zwar ein paar Leute von der Bulimie, wirklich besprechen kann ich das aber alles nicht mit ihnen.

Für die folgenden Tage werde ich versuchen, wieder ein bisschen eine Struktur und eine Routine in meinen Alltag zu bringen. Das fällt mir unfassbar schwer, aber ich weiß, dass es mir langfristig auf jeden Fall hilft und Halt gibt. Falls ihr irgendwelche Tipps habt, die euch in den akuten Phasen helfen, würde ich mich sehr darüber freuen.

Schönen Abend euch noch!