Sucht, Beziehung, Krise, Angst

#1
Hallo! 💛

Ich bin neu hier und schreibe heute in dieses Forum, um mich weniger allein zu fühlen, mich auszutauschen und um Rat zu bitten!

Kurz zu mir: Ich leide seit ~12 Jahren unter Bulimie (durch eine starke Anorexie bin ich leider hineingerutscht und mir und meinem Umfeld wurde erst viel zu spät bewusst, dass ich krank bin).

Trotz vieler stationärer/ambulanter Therapien ist die Bulimie noch immer ein Bestandteil meines Lebens.
Ich habe mich damit arrangiert und es gibt Tage, da will und kann ich nicht mehr und dann gibt es Tage, da schöpfe ich wieder neue Hoffnung!
Sie ist einfach das Einzige was mir bleibt, wenn alle andere gehen. Eine Art, mit meine Emotionen zu recht zu kommen. Und ich weiß, dass ich mich dadurch zerstöre.

(Meine Familie und mein Freund/Umfeld wissen von meiner Erkrankung.)

Ich lebe seit bald 5 Jahren mit meinem Freund zusammen (er wusste vom ersten Tag an von meiner Essstörung und hat sich dennoch für mich entscheiden).
Ich bin momentan schon längere Zeit arbeitslos und mir geht es psychisch nicht besonders gut.

Während er in der Arbeit ist, kümmere ich mich um den Haushalt, Einkauf, etc., und schreibe an meinen Bewerbungen.
Momentan eine Absage nach der anderen (Bewerbungen).

Mein Freund kommt nach der Arbeit nach Hause und hat keine Lust mit mir zu reden, baut quasi eine Wand auf.
Verständlich dass er seine Ruhe haben will nach einem langen Arbeitstag, aber er nimmt mich gar nicht mehr wahr.
Auch am Wochenende unternehmen wir nichts gemeinsam (so wie früher), er hat keine Lust über seine Gefühle, Träume, Wünsche, Ängste mit mir zu reden. Er schließt mich aus seinem Leben aus und doch bin ich ein Teil seines Lebens!

Zusätzlich hängt er nur mehr am Handy und macht mir Vorwürfe, dass ihm Reden/Konversationen mit mir zu viel seien, ich immer nur alles schlecht rede und mein Geld verkotze.

Ich habe ihm schon öfter gesagt, dass wir uns gerne trennen können, wenn er das will, da ich ihn nicht belasten will und ihm auch nicht im Weg stehen will, ihn ausbremsen will, etc., aber er meinte immer: “Nein, das passt schon so!“

Es passt aber ganz und gar nicht. Mir fällt ja auf, dass sich sein Verhalten mir gegenüber verändert hat und er auch nicht daran interessiert ist, über den weiteren Verlauf unserer Beziehung zu reden, über seine Gefühle zu reden, oder an Problemen gemeinsam zu arbeiten.

Ich liebe ihn sehr und will ihn selbstverständlich nicht verlieren und merke, dass ich mir immer mehr von ihm gefallen lasse.

Ich werde immer unsicherer und erkenne ihn ihm immer weniger den Menschen, in den ich mich vor fünf Jahren verliebt habe.

Er war da für mich, hat mich in den Arm genommen und getröstet, mir zugehört, wenn es mir schlecht ging.

Derzeitige Situation: Er demütigt mich, indem er mich ignoriert und auf fragen nur forsch reagiert, oder nur nickt.
Ich bin nicht nur emotional von ihm abhängig geworden, sondern nun auch finanziell (durch die Arbeitslosigkeit).

Das scheint ihm fast zu „gefallen“, da er somit die Oberhand hat. Er will sich jetzt sogar eine Eigentumswohnung kaufen und will, dass ich mitkomme. Ich bin ja nicht ein Haustier. Ich bin doch seine Freundin!

Ich fühle mich überrumpelt, da ich finanziell nichts beisteuern kann, da ich arbeitslos bin und auch nicht viel angespart habe.

Und ich verstehe auch nicht, wieso er nicht Klartext mit mir redet. Was will er von unserer Beziehung? Liebt er mich, oder will er mich nur dominieren/besitzen? Wovor hat er Angst?

Es ist ein Teufelskreis, um so mehr er mich ignoriert, umso wertloser fühle ich mich, umso mehr verliere ich mich und flüchte mich in meine Essstörung.

Nun bin ich ganz alleine.
Meine Familie ist auf Urlaub und ich würde sie auch nie um Hilfe bitten (schwieriges Verhältnis zu meinen Eltern), mein Freund hat sich extra eine Woche Urlaub genommen um bei seinen Eltern auszuhelfen.

Er weiß, dass ich alleine nur sehr schwer mit dem Essen klar komme, entweder gar nicht esse, oder viel esse und dann erbreche und ich seine Unterstützung gerade jetzt mehr denn je gebrauchen könnte, da ich psychisch sehr labil bin.

Ich habe ihm von meinen Ängsten erzählt, aber er meinte nur, er sei nicht mein Babysitter und er brauche Erholung und Abstand von mir.

Auf die Frage, ob ich ihm zu viel sei, die Situation mit mir, kommt nur: „Reiss dich doch mal zusammen! Heul nicht rum, wie ein Baby,...!“

Diese Worte seinerseits haben mich sehr verletzt, da ich selber finanziell für meine Sucht aufkomme und auch gesundheitlich die Verantwortung dafür trage.
Ich bin immer für ihn da bin, wenn es ihm schlecht geht.
Hole seine Medikamente aus der Apotheke, wenn er mal krank wird, kraule ihm den Rücken, sage ihm wie wichtig er mir ist und habe immer ein offenes Ohr für ihn.

Ich verlange einzig und allein, dass er umgekehrt auch mal für mich da ist und mich liebt und annimmt wie ich bin.

Auf die Frage, ob er mich noch liebt, kommt keine direkte Antwort. Aber er will sich auch nicht von mir trennen. Also wirklich schlau, werde ich nicht aus ihm. Auf meine Frage, ob er mich heiraten würde, kommt die Antwort: „Nur, wenn du deine Sicht los bist!“

Ich verstehe nicht, wieso er sich mir gegenüber so kalt und unsensibel verhält. Denn trotz meiner Sucht, liebe ich ihn von ganzem Herzen und bin ein Mensch, der es verdient hat geliebt zu werden.

Gestern hatten wir einen riesengroßen Streit und nachdem er mal wieder dicht gemacht hatte und mich einfach ignoriert hat, als ich ihm eine Frage gestellt hat, habe ich mir mit einer Schere die Wade aufgeritzt, da ich nicht mehr wusste wohin mit meinen Gefühlen. Ich fühle mich so unsichtbar.

Wieso nimmt er mich nicht wahr, wieso reagiert er so emotionslos? Wieso lässt es ihn so kalt, wenn es mir schlecht geht.

Er kann mir nicht helfen, meine Sucht los zu werden, das verlange ich auch gar nicht. Das kann nur ich selber! Dessen bin ich mir durchaus bewusst!

Aber ist es zu viel verlangt, wenn der Freund für einen da ist, wenn man ihn darum bittet?

Ich fühle mich sehr allein und unverstanden und bin heute wieder einmal rückfällig geworden.
Zusätzlich quälen mich Gedanken, wie: ich bin nichts wert, ich bin allein, niemand liebt mich.

Ich denke daran mich von meinem Freund zu trennen, da ich aus seinem Verhalten nicht mehr schlau werde und mir diese emotional Abhängigkeit nicht mehr gut tut! 😔
Wo ich dann lebe? Keine Ahnung. Aber das spielt keine Rolle.

Ich liebe ihn und wollte eine Zukunft mitnehmen aufbauen, aber wenn ich nicht anfange mich selbst zu lieben, werde ich daran kaputt gehen!
Und sein abschätziges Verhalten trägt nicht dazu bei, dass es psychisch mit mir bergauf geht.
Ich weiß schon, dass meine Essstörung ein ausschlaggebender Faktor ist, aber ich habe ihm immer wieder gesagt, dass er jederzeit gehen kann, ich ihn nicht festhalte und ich auf keinen Fall will, dass er aus Mitleid mit mir zusammen ist/bleibt.

Denn was man liebt, lässt man frei. Ich kann und will nichts erzwingen!

Habt ihr einen Rat für mich? Seid ihr schon mal in einer ähnlichen Situation mit eurem Partner gewesen?
Hat das noch etwas mit Liebe zu tun? Wozu würdet ihr mir raten?


Ich würde so gerne aus dem Verhalten meines Freundes schlau werden, wissen was in ihm vorgeht 🥺

Re: Sucht, Beziehung, Krise, Angst

#5
Oh man das bricht mir fast selbst das Herz. Meiner Meinung nach macht dich das nur mehr kaputt. Finde das hat nichts mehr mit Liebe zu tun.. unglaublich was er zu dir sagt.
Wenn du irgendeine andere Chance hast unter zu kommen, würde ich mich von ihm trennen oder zumindest erstmal raus da. Bei Freunden oder Familienmitgliedern zu denen du ein gutes Verhältnis hast? Dann würde ich mich um einen Job kümmern und dann kannst du dir was Eigenes suchen. Hört sich grade alles so einfach an und ist wohl um einiges Kräfte und nervenraubender.. Aber ich wünsche dir den Mut und die Kraft das zu schaffen.

Re: Sucht, Beziehung, Krise, Angst

#6
ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll ...

eins vor weg diese Beziehung ist krank, destruktiv und hat absolut keine Zukunft! Gar keine !

Jetzt die Gründe:

Zunächst einmal möchtest du nicht mit jemandem eine Beziehung führen der dich liebt, respektiert und dich glücklich macht?
bei dem Satz "das passt schon so" wäre ich schon auf nimmer wieder sehen zur Tür raus !

Ich hatte mit meinem besten Freund mal ein sehr langes und intensives Gespräch über Männer. Weißt du so kompliziert wie wir denken sind Männer nicht. Wir machen es so kompliziert.
Eins vorweg: NICHTS von dem was ich jetzt schreiben werde, tue ich um dir weh zu tun. Ich schreibe es um dir die Augen zu öffnen.

Wenn dir ein Mann das Gefühl gibt ein Stück Dreck zu sein, dann weil er dich genau so sieht. Wenn dir ein Mann auf die Frage ob er dich liebt keine klare Antwort gibt, dann weil er dich nicht liebt. Wenn sich ein Mann nicht um dich bemüht, dir nicht den Hof macht, dann weil du es (in seinen Augen!!!!) nicht wert bist. Möchtest du wirklich mit so jemandem zusammen sein? Ihn sogar heiraten? WIRKLICH??? Ganz Ehrlich ???
Du schreibst du bist kein Haustier. Das ist richtig. Aber er behandelt dich genau so! Wie einen Goldfisch, den ,man sich mal unüberlegt im Glas angeschafft hat und jetzt nicht das Klo runterspülen möchte. Er ist eben da! Aber du bist kein Goldfisch sondern eine Frau, die es verdient hat geliebt und geachtet zu werden.
Dieser Mann hat keine Achtung vor dir, weil du selbst keine Achtung vor dir hast. Er dominiert dich, weil du es zulässt. Er behandelt dich so, weil du es mit dir machen lässt!
Steh bitte auf geh ins Schlafzimmer pack deinen Kram zusammen und geh erhobenen Hauptes aus der Tür und komme nie wieder ! Diese Beziehung ist pures Gift!
In einem einzigen Punkt hat er aber Recht. Es ist nicht SEINE Aufgabe auf dich aufzupassen und dein Essverhalten im Blick zu behalten. Er ist kein Therapeut und kein Arzt. Das übersteigt seine Kompetenzen bei Weitem. Überhaupt ist es nicht seine Aufgabe für dich zu sorgen sondern DEINE !
Sei mir bitte nicht böse, dass ich so deutlich geworden bin.

Liebe Grüße Zoe
Aut viam inveniam aut faciam!