Klinikwoche 11 - einige Gedanken
Verfasst: Sa Aug 10, 2019 13:44
Es gab Augenblicke, Sekunden oder ganze Minuten, in denen Ich glauben wollte, dieser Abschnitt meiner Genesung würde nicht irgendwann auf mich zukommen. Als könnte ich Ihn einfach überspringen, übersehen, weglassen, einfach umgehen indem der Weg von Tag zu Tag leichter wird. In den Augenblicken , in denen Ich die ganze Angst und all ihre Unsicherheit und auch den Ekel spüre kommt es mir dann so vor, als hätte ich von mir selbst erwartet, aus einem Koma zu erwachen, wieder aufzustehen und ganz einfach in das Leben zurückzutreten. Alles was vor und während meinem Versinken in eine ungreifbare Welt war ist vergessen, wie nie dagewesen. Und mein Ich und meine Gefühle, alles, was ich Leben nenne, pendelt sich von ganz alleine zu Irgendetwas, das ich und andere für normal halten.
Überzeugt war ich davon mit sicherheit nie wirklich. Aber die Furcht vor dem, was Jetzt gerade passiert war so groß dass ich verdrängt habe und mir eingeredet habe, dieser eine Punkt an dem ich jetzt stehe wird mich einfach nicht erreichen…
Ja, ich verstehe, es ist Zeit diese Entscheidung zu treffen oder es zu lassen.
Ich verstehe, dass ich den Schmerz einer Verabschiedung und einer Trennung erfahren werde, wenn ich mich dafür entscheide, das loszulassen, was mir so lange Zeit ein Gefühl von einem Ich gegeben hat. Irgendein Ich, dass ich unbedingt sein wollte. Stark und schön, dünn und erfolgreich, von allen begehrt. Dem Ideal vieler Menschen entsprechend war es nicht schwer, mit dem Label der Außenwelt ein kurzzeitiges Gefühl von Selbstwert und Eitelkeit zu spüren. Ein Gefühl, nicht nur so gut zu sein wie die Anderen, nach all den Jahren von Selbstabwertung, Trauer und Einsamkeit. Nein, es war das Gefühl, besser als die Anderen zu sein. Sie nicht mehr zu brauchen. Ihre Bestätigung und Ihre Anerkennung nicht mehr zu brauchen. Denn alles was Ich sein wollte, was ich…nach außen. Ich hatte die Kontrolle und die Macht, mich so zu definieren wie Ich es wollte. Der Blick in den Spiegel gab mir in der meisten Zeit ein Gefühl von absoluter Erhabenheit gegenüber allem und allen, die mich davor verletzt hatten. Mir das Gefühl gegeben haben, wertlos und überflüssig zu sein.
Hinter mir liegt seit ich hier in der SchönKlinik Prien am 28.5.2019 angekommen bin schon ein unsagbar weiter weg. Wenn ich ehrlich bin hatte ich am Anfang nicht geglaubt, überhaupt einmal so weit zu kommen. Ich war davon überzeugt, dass der Kampf zwecklos ist. Es gibt nur ein „in Schach halten“ dieser Krankheit, ein kurzes Krafttanken für die noch übrig gebliebenen gesunden Anteile des Ichs bevor es wieder beginnt und Ich mich wieder mitten im mächtigen Strudel der Zerstörung wiederfinde, die mir immer wieder so glaubhaft einprägen möchte, wie viel sie mir doch in meinem Leben schon geholfen hat.
Und hier bin Ich nun. Es sind knapp 11 Wochen vergangen und ich habe mich verändert. Bin nicht mehr die Selbe – Wer? Die Erinnerung an Sie ist schwer. Wie verschwommen. Auch bei genauem Versuch mit dieser Person kontakt in mir aufzunehmen, spüre ich eine Leere. Ist sie noch da? War sie jemals Ich? Unsere Ziele und Ansichten unterscheiden sich Jetzt in vielen Bereichen, aber ich glaube, eines fällt uns beiden gerade jetzt gar unerträglich schwer :
Abschied nehmen. Abschied von der Essstörung. Abschied von dem Gefühl, immer perfekt auszusehen, sich perfekt anzufühlen und ein Gefühl starker Selbstdefinition. Ein Ich zu besitzen. Etwas, das wohl jeder Mensch braucht um Leben zu können, mit Emotionen, Gefühlen, Beziehungen. Etwas, das es in meiner Welt immer nur in Begleitung von Instabilität und Angst gab.
Wer ich Jemals war – ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ich es nur herausfinden kann, wenn ich jetzt zulasse dass der falsche Selbstwert den mir die Essstörung gab immer mehr zerspringt und von mir abbröckelt, wie eine Schicht von getrocknetem Schlamm der so lange mein Gesicht verdeckt hat…und Ich war davon überzeugt, dass das schöner ist als das, was sich darunter verbergen könnte.
Aber ja, was verbirgt sich darunter? Es ist verständlich, dass mir diese Zeit meiner Genesung so große Angst macht. Ich weiß es nämlich nicht. Ich weiß nicht, wer dieser Mensch der da in meinem Körper wirklich wohnt ,ist. Wartet er darauf, endlich frei zu sein? Wird er wütend sein, weil er so lange eingesperrt war?
Diese Unsicherheit ist vielleicht genau das, was mir so Angst bereitet. Die Angst vor dem Nichts zu stehen, vor einer Leere und der Verzweiflung, weil ich einfach Nichts in diesem Leben finde, was mir Halt gibt. Einen vergleichbar verlässlichen Halt, wie den, den mir die Essstörung immer gab.
Kann ich mich dazu entscheiden, diese Fassade verschwinden zu lassen? Dass Leben zu leben, nach dem der Vorhang gefallen ist? Mir erlauben, ein Teil der Welt zu sein, ohne das Gefühl zu haben, mich durch Aussehen abzuheben um eine Berechtigung meines Daseins zu haben? In vollkommener Stille mein Ich zu hören, auf das zu vertrauen was es mir sagt, auch wenn es nur flüsternd leise spricht während die Essstörung laut dagegen anschreit?
Ich wünsche es mir so sehr. Und zugleich schreit mir der Spiegel entgegen, dass es Liebe für mich niemals geben wird….doch ist der Wunsch nach Frieden nicht auch schon ein Teil der Liebe ?
Überzeugt war ich davon mit sicherheit nie wirklich. Aber die Furcht vor dem, was Jetzt gerade passiert war so groß dass ich verdrängt habe und mir eingeredet habe, dieser eine Punkt an dem ich jetzt stehe wird mich einfach nicht erreichen…
Ja, ich verstehe, es ist Zeit diese Entscheidung zu treffen oder es zu lassen.
Ich verstehe, dass ich den Schmerz einer Verabschiedung und einer Trennung erfahren werde, wenn ich mich dafür entscheide, das loszulassen, was mir so lange Zeit ein Gefühl von einem Ich gegeben hat. Irgendein Ich, dass ich unbedingt sein wollte. Stark und schön, dünn und erfolgreich, von allen begehrt. Dem Ideal vieler Menschen entsprechend war es nicht schwer, mit dem Label der Außenwelt ein kurzzeitiges Gefühl von Selbstwert und Eitelkeit zu spüren. Ein Gefühl, nicht nur so gut zu sein wie die Anderen, nach all den Jahren von Selbstabwertung, Trauer und Einsamkeit. Nein, es war das Gefühl, besser als die Anderen zu sein. Sie nicht mehr zu brauchen. Ihre Bestätigung und Ihre Anerkennung nicht mehr zu brauchen. Denn alles was Ich sein wollte, was ich…nach außen. Ich hatte die Kontrolle und die Macht, mich so zu definieren wie Ich es wollte. Der Blick in den Spiegel gab mir in der meisten Zeit ein Gefühl von absoluter Erhabenheit gegenüber allem und allen, die mich davor verletzt hatten. Mir das Gefühl gegeben haben, wertlos und überflüssig zu sein.
Hinter mir liegt seit ich hier in der SchönKlinik Prien am 28.5.2019 angekommen bin schon ein unsagbar weiter weg. Wenn ich ehrlich bin hatte ich am Anfang nicht geglaubt, überhaupt einmal so weit zu kommen. Ich war davon überzeugt, dass der Kampf zwecklos ist. Es gibt nur ein „in Schach halten“ dieser Krankheit, ein kurzes Krafttanken für die noch übrig gebliebenen gesunden Anteile des Ichs bevor es wieder beginnt und Ich mich wieder mitten im mächtigen Strudel der Zerstörung wiederfinde, die mir immer wieder so glaubhaft einprägen möchte, wie viel sie mir doch in meinem Leben schon geholfen hat.
Und hier bin Ich nun. Es sind knapp 11 Wochen vergangen und ich habe mich verändert. Bin nicht mehr die Selbe – Wer? Die Erinnerung an Sie ist schwer. Wie verschwommen. Auch bei genauem Versuch mit dieser Person kontakt in mir aufzunehmen, spüre ich eine Leere. Ist sie noch da? War sie jemals Ich? Unsere Ziele und Ansichten unterscheiden sich Jetzt in vielen Bereichen, aber ich glaube, eines fällt uns beiden gerade jetzt gar unerträglich schwer :
Abschied nehmen. Abschied von der Essstörung. Abschied von dem Gefühl, immer perfekt auszusehen, sich perfekt anzufühlen und ein Gefühl starker Selbstdefinition. Ein Ich zu besitzen. Etwas, das wohl jeder Mensch braucht um Leben zu können, mit Emotionen, Gefühlen, Beziehungen. Etwas, das es in meiner Welt immer nur in Begleitung von Instabilität und Angst gab.
Wer ich Jemals war – ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ich es nur herausfinden kann, wenn ich jetzt zulasse dass der falsche Selbstwert den mir die Essstörung gab immer mehr zerspringt und von mir abbröckelt, wie eine Schicht von getrocknetem Schlamm der so lange mein Gesicht verdeckt hat…und Ich war davon überzeugt, dass das schöner ist als das, was sich darunter verbergen könnte.
Aber ja, was verbirgt sich darunter? Es ist verständlich, dass mir diese Zeit meiner Genesung so große Angst macht. Ich weiß es nämlich nicht. Ich weiß nicht, wer dieser Mensch der da in meinem Körper wirklich wohnt ,ist. Wartet er darauf, endlich frei zu sein? Wird er wütend sein, weil er so lange eingesperrt war?
Diese Unsicherheit ist vielleicht genau das, was mir so Angst bereitet. Die Angst vor dem Nichts zu stehen, vor einer Leere und der Verzweiflung, weil ich einfach Nichts in diesem Leben finde, was mir Halt gibt. Einen vergleichbar verlässlichen Halt, wie den, den mir die Essstörung immer gab.
Kann ich mich dazu entscheiden, diese Fassade verschwinden zu lassen? Dass Leben zu leben, nach dem der Vorhang gefallen ist? Mir erlauben, ein Teil der Welt zu sein, ohne das Gefühl zu haben, mich durch Aussehen abzuheben um eine Berechtigung meines Daseins zu haben? In vollkommener Stille mein Ich zu hören, auf das zu vertrauen was es mir sagt, auch wenn es nur flüsternd leise spricht während die Essstörung laut dagegen anschreit?
Ich wünsche es mir so sehr. Und zugleich schreit mir der Spiegel entgegen, dass es Liebe für mich niemals geben wird….doch ist der Wunsch nach Frieden nicht auch schon ein Teil der Liebe ?