Die Zahl

#1
Hallo zusammen,

ich bin länger nicht mehr hier gewesen und auch nie wirklich mit Fortschritten. Da hab ich immer so ein blödes Gefühl zu denen zu gehören, die nichts schaffen. Ist ja nicht so und seit ich wieder in Therapue bin udn auch in einer SHG mit Essgestörten weiß ich, es gibt leider genug von mir, die so ewig krank sind, täglich Essanfälle haben und denen noch keine Therapie geholfen hat.

Darum geht es jetzt weniger. Ich komme mit einem Thema, was ich auch schon mit meiner Thera besprichen habe und auch den anderen Mädels, aber es sind alle ratlos, wie man damit am besten umgeht bzw. wie man weiter macht.

Mit 'Zahl' ist natürlich das Gewicht auf der Waage gemeint. Zur Vorgeschichte: Ich bin seit ich 18 bin bulimisch, davor eher Fas ohne Erbrechen. Ich habe leider täglich fas und das seit 11 Jahren. Ausnahmen waren die Klinikaufenthalte..*wunderbar* :cry: :roll: Daneben habe ich zu wenig gegessen. Meist einmal am Tag, als schon besser wurde. Besser, weil ich finde, dass auch das Essverhalten drum herum ausreichend werden muss, damit die Fas irgendwann gestoppt werden können. Wobei sie bei mir echt eher Gewohnheit sind und ich sie brauche und auch will, um mich mal für ein paar Stunden gut zu fühlen (ja, ich fühle mich recht gut dabei, essen und lecker essen bereitet eben Freude...). Ich hoffe, ihr versteht das. Es ist mein Beruhigungsmittel und auch Mittel, mich gut zu fühlen. Sonst bin ich getrieben von dem, was ich machen muss, was gar nicht viel ist...aber ja, Freude fühlen kenne ich nicht. Man, ich schweife ab...sorry.

Erfreulich ist, dass ich bei meinem Freund (Vorgeschichte in anderen Threads) ausgezogen bin und angefangen habe, nach den Fas noch etwas zu essen. Am Abend! :shock: Für mich eine riesige Leistung. Und noch besser. Es ist teilweise etwas ausgeartet und ich bin nicht in einen richtigen FA gegangen und habe danach erbrochen. Zusätzlich habe ich die Mahlzeiten auf 2 ausgebaut bis zum Abend, so dass ich jetzt (mittlerweile) - ging alles Stück für Stück - meist 3 Mahlzeiten habe mit KH, Eiweis und Fett und viel trinke etc. Von den Kalorien her ist es ok, manchmal mehr, manchmal weniger als mein Bedarf. So, das ist gut, aber ich habe ja dennoch meist nur einen, manchmal zwei fas pro Tag. Und jetzt, wo ich immer mehr zunehme (mein Gewicht war seit 10 Jahren sehr stabil im UG durch dieses Essverhalten zuvor), hasse ich mich mehr und mehr und fühle mich aufgedunsen, nicht wohl teilweise. ich weiß ja nicht, wo es endet mit dem Gewicht. Das kann mir auch niemand sagen. Wenn ich keine FAs mehr hätte, könnte ich mir sage: 'HEy Schlafquala, du kannst stolz sein, so gut zu essen, jetzt ist es doch gut, dass du zunimmst und dein Körper reguliert sich irgendwann von allein und wenn du ihm immer genug gibst, reguliert sich auch dein Stoofwechsel und dein Gewicht bleibt irgendwann stehen." Ich habe aber die fas noch und 'ja' :oops: :oops: :oops: :oops: ich will sie irgendwo auch noch nciht hergeben. Ich fühle mich so hilflos, unsicher und verloren, da ja diese Sicherheit des stabilen Gewichts nicht mehr da ist. Jetzt halte ich mich daran fest und vergesse diese Sorgen mal für ein paar STunden. Aber so wird mein Körper nicht normal, also gewöhnt sich dran oder doch? Fas sind nicht gut, weiß ich ebenso wie jeder andere. Therapeutin meint, ich müsse Geduld haben und dass sie nie gedacht hätte, dass das so schnell geht mit dem Essen und dem Gewicht. Immerhin bin ich ja seit 11 Jahren konstant am kotzen ud fressen und nix essen und das immer gleich.

Ich will so mit dem Essen weitermachen, versuchen immer so auf diese 'normal übliche' Kalorienzufuhr zu kommen, damit mein Stoffwechsel sich dran gewöhnt und dann muss ich auch an die fas dran. :oops:

Wer kennt so eine Situation, wo er auch noch gefressen und gekotzt hat, täglich und nebenbei versucht hat, ausreichend zu essen. Ich hasse diese Reiterhosen und diese Aufgedunsene. Sport mache ich 2mal die Woche, Muskelaufbau mit freien Gewichten im Fitnessstudio...ist gut, aber muss ich mich immer zu überwinden. Aber das hilft etwas für das Körpergefühl.

Was sonst eben echt noch schade ist, ist die Reaktion meines überempathischen Freundes darauf, so nach dem Motto. Ich seh nix, Essgestörte lügen doch immer, stell dich erstmal vor mir auf die Waage...lieber diese typischen Prototypengeschihcten rauskramen, als mir mal in 6 Jahren zugehört zu haben, wie ICH bin :roll:

Wer es bis hierher geschafft hat, vielen Dank, ich freu mich auf Anregungen

Alles Liebe
Schlafquala
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Die Zahl

#2
Hallo schlafquale

Erstmal finde ich es toll, dass du den Schritt gemacht hast auszuziehen, ich denke wirklich, dass dir die Zeit in dem Haus nicht gutgetan hat. Du schreibst zwar noch von deinem Freund und nicht Ex-Freund, vielleicht kannst du dich mal ganz von ihm lösen. Aber ja, Schritt für Schritt.
Deine lange Geschichte ist wirklich sehr traurig und vor allem eben LANG.

Zu deiner Frage mit der Zahl und das "veränderete" aussehen. ( wobei ich wirklich weiss, dass man im UG sicher keine Reiterhosen hat ( ich weiss, dass ich mit diesem Satze gerade an eine Wand rede, aber es ist schlicht unmöglich, es wird einfach der Weg zu einem normalaussehendem Bein sein, wenn man da nämlich Muskeln und einen Hüftknochen hat, schau dir mal ein Knochenaufbau an, und Haut hat, geht das da automatisch raus.))
Ich denke die Zahl kann man erst ertragen wenn man wirklich aus der Bulimie raus will, so der letzte Schritt. Wenn man es satt hat, täglich viel Zeit, seine Gesundheit, sein Geld etc verschwenden will. Frag dich mal wieso dein ganzes Glück von einer Zahl abhängt? Wieso du so eine grosse Angst davor hast, wenn die Zahl ein bisschen nach oben geht. Bei dir geht sie ja von einem ungesunden UG ist NG.
Bei mir hat das lange gedauert bis das in meinen Kopf ging, bis ich mir diese Fragen beantworten konnte. Jetzt ist es wirklich so, dass ich es mir wirklich scheissegal ist, ob es heute *kg mehr ist als auch schon, und dann mal wieder weniger. Mein Gewicht hat sich mittlerweile eingependelt. Ich habe ein "normales" Essverhalten, d.h. ich esse alles, 3x am Tag und ich habe keine Angst mehr davor. Ich habe nicht viel zugenommen, eigentlich fast gar nichts, bin aber auch im NG nicht UG. Jetzt frag ich mich schon ein bisschen ab mir, solche Angst, solche schlimme Massnahmen, solche Einschränkungen habe ich mir angetan für nichts, den ich sehe jetzt ja nicht dicker aus oder so. ich hoffe du weisst was ich meine.Irgendwann macht es mal klick und du sagst dir: es ist mir jetzt egal, ob ich im ÜG bin oder sonst wo, ich will das einfach nicht mehr! ich will gesund sein und für das gehe ich das ein. Ich bin so wie ich bin und das Leben so zu leben wie ich es jetzt tue nur um dünn zu sein, steht einfach in keinem Verhätnis. Dann bin ich lieber dick ( wirst du nie sein, verspreche ich dir) und gesund, habe Zeit, Geld, Freunde, bessere Gesundheit und ein Leben.
Aber das ist ein langer Weg und du musst vorallem an deiner Selbstliebe arbeiten, dann bist du dir mal zu Schade für diesen Kampf im UG. Ich denke schon, dass du ins NG kommen wirst, weil ein Körper einfach gesund ist wenn er im NG ist. Und ja ab und zu wird es schwierig sein, dass zu akzeptieren, wenn du Fotos anschaust etc. aber der zweite Gedanke wird dann deine neue Lebensqualität sein.

Beispiel:

Ich war ja noch Sportsüchtig. Letzten Samstag hatte ich ein Rennen, Halbmarathondistanz, früher wäre ich da echt gut gewesen, wäre alleine da hingefahren, Konzentriert, sehr ehrgeizig und hätte dort alles wirklich alles gegeben ( nicht so das es noch in einer irgendeinerweise Spass gemacht hätte) Und für was? Für ein bisschen "Ruhm und Ehre" habe ich mich immer so gequält, für ein bisschen Anerkennung? Letzten Samstag hatte ich zuerst echt Mühe, weil ich ja jetzt "lieb" zu mir bin fällt das Träning, was mittlerweile wieder Spass macht, viel gemütlicher aus, also bin ich auch 10 Minuten langsamer als vor zwei Jahren. Zuerst schämte ich mich vor den Kollegen und ich musste mich von vielen, wo ich immer besser war geschlagen geben. Während des Laufens ist mir ein Licht aufgegangen, ja ich bin jetzt ein bisschen langsamer, aber ich bin mit Freunden dahin gefahren, es war lustig, mein Freund hat mir am Strassenrand zugejubelt und wir gingen danach alle fein essen. Das ist doch viel besser. Den Träningsaufwand früher stand einfach in keinem Verhältnis, was schlussendlich das Resultat war. Ich hoffe du kannst auf irgend eine Weise ein bisschen Nachvollziehen was ich dir sagen will.


Natürlich hat mir geholfen die Waage zu meiden und somit gar nicht mit dieser Zahl konfronitiert zu werden. Ich habe mittlerweile keine Waage mehr. Dann würde ich die ganz kleinen Kleider weggeben. Stell dich nicht vor den Spiegel und mustere dich die ganze Zeit. Aber der richtige Weg ist an dir zu arbeiten, an deiner Selbstliebe, dann kommt das sicher automatisch. Zähl dir immer wieder auf, was du für so eine Zahl im UG alles machst, oder eben nicht machst. Im übrigen ein *kg mehr auf der Waage sieht man nicht.
Du machst ja schon richtige Fortschritte mit dem Essen nach einer FA, ich weiss das ist nicht einfach. Bleib dran. Hab Freude, sei stolz und macht dich nicht fertig, wie in deinem ersten Abschnitt, es ist so wichtig. BEHANDLE DICH SO WIE DU DEINE BESTE FREUNDIN BEHANDEL WÜRDEST. Man hat ein Leben, wieso vergeudet man es damit streng miit sich zu sein, ist doch eigentlich echt blöd, zu allen ist man nett, lieb, verbiegt sich, nur zu sich selber nicht.
Ich wünsche dir viel Kraft und ein Aha -erlebnis.

Alles gute MeliBeli
Zuletzt geändert von melibeli am Fr Mai 20, 2016 8:45, insgesamt 1-mal geändert.
ich bin streng und böse- keine Angst, nur zu mir!

Re: Die Zahl

#5
Hallo MeliBeli und die anderen beiden,

ich danke dir für deine Worte.

Es hat sich seitdem doch wieder einiges getan in mir. Ich hatte ja vor allem Angst vor dieser Unsicherheit, wo das Gewicht stehen bleibt. Wo es dann stehen bleibt, ist mir mehr oder weniger egal. Weil ich dann wieder sicher bin und weiß: Das kann ich essen, und da bleibt es stehen und so sieht dann mein Körper aus. Diese ständige nach oben gehen war mir ein Graus. Unsicherheit halt. Ich hab auch früher schon gesagt: Gebt mir ein normales Essverhalten und einen normalen BMI und dann arrangiere ich mich schon.

Jetzt hat sich das Gewicht erstmal eingependelt, schätze ich. Zumindest steigt es seit 2 Wochen nicht mehr. Mal sehen. Ich weiß ja auch nicht, wie 'gut' mein Stoffwechsel wieder arbeitet. Daher hatte ich die kcal auf ein Minimum gesetzt. So viel muss sein und bloß nicht weniger (ist ein normales Maß an kcal). Man sagt ja, um ihn zu puschen, viel mehr essen als Bedarf, aber das habe ich nicht geschafft, aber so viel wie Bedarf.

Ich esse also jetzt das erste Mal seit Beginn der Krankheit mit 15 und mit 18 Bulimie (bin jetzt 29) normal. Tja, aber eben noch mit dem Fa 'dazwischen'...das ist der nächste Schritt. Wie lass ich den sein? Ich mag das Essen abends und es ist quasi in mein Gehirn eingebrannt. Was ich inzwischen auch schon schaffe seit wenigen Tagen, ist es, den Fa nicht vorzubereiten (wie sonst immer), sondern nur ein normales Abendessen zu machen (ich esse danach immer noch ein normales Abendessen, zur Info). Selbst das war schwer. Jetzt esse ich aber immer weiter und stoppe mich einfach nicht. Irgendwann ist es mir zu viel und dann geh ich über in den gewohnten Fa mit seinem typischen Ablauf seit 11 Jahren :oops: .
Ich habe jetzt oft gelesen, dass ein Fressen/Überessen am Anfang noch normal ist und man es schaffen muss, dass zu akzeptieren, dass man sich vielleicht noch nicht nach genug kcal stoppen kann. Das ging bisher noch nicht. Ich fühle mich dann voll. Hab ein schlechtes Gewissen und Panik zu viel zuzunehmen, wenn das so weitergeht. Ich hatte auch schon gedacht, dass ich es ja versuchen kann, das drin zu lassen und das für eine Woche...dann kann ich zurück, oder es reguliert sich, dass ich diese Angst vor dem Essen abends verliere. Denn ich setz mich schon vorher total unter Druck. Heute nicht, esse nicht wieder so viel und bin nervös...

Was ich sagen kann, ist, dass es tatsächlich (ja, wer hätte das gedacht? :roll: ) so ist, dass ich, wo ich jetzt normal genug esse, nicht mehr so den Drang habe und der Appetit auf essen weniger geworden ist. Bin nicht mehr ausgehungert. Aber dieser Akt des essens beruhigt und ist gewohnt.

Wie war das denn bei euch und wie konntet ihr das zu viel aushalten im Bauch mit dem Wissen: viel zu viel und Versager und du wirst fett usw.

ich möchte am liebsten sehr liebevoll und geduldig sein und mir sagen: Es ist ok, du isst jetzt noch mehr. Du bist noch nicht so geübt im Stoppen und du machst dir Druck, was ja dein Überessen provoziert. Also, sei geduldig und streichel liebevoll deinen vollen Bauch und sage dir...ja was? Ich find mich dann so widerwertig und eben die Angst, so plump zu sein und dick...rational kann ich da gerade nicht viel machen.

Was spricht für kleinen Fa bzw. Überessen drin lassen und nicht weiter machen mit fa?

LG
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Die Zahl

#6
Hi Schlafquala!

Wie heißt es so schön? `Der Weg ist das Ziel.´ Und dein Weg scheint gerade gut zu sein. :)

Aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass es leichter wird und richtig gut werden kann.
Dinge und Gedanken, die jetzt noch große Schwierigkeiten machen, werden zu kleineren und verschwinden irgendwann ganz.

Was FA und Druckabbau angeht, ist es wohl eine Frage der Moderation.
Als direktes und bewusstes Mittel zum Zweck ist es sinnvoller, als unter dem Druck zusammenzubrechen und frisch wieder in der Spirale zu landen.

Bei mir hat es auch damit begonnen, dass ich immer mehr Kontrolle (im wahrsten Sinne des Wortes) über die physischen Aspekte der ES bekommen habe. Weniger Kotzen wurde zu Nicht-mehr-kotzen, Hungern ging über zu Wenig-Essen, zu Mehr-Essen, zu Ausreichend-Essen und das Wiegen wurde so gut wie möglich unterbunden.
Es war ein täglicher K(r)ampf...
...denn die Kontrolle über die physischen Symptome der ES zählt eher zum Anfang der Genesung, als zum Ende.

In unserem Zustand und nachdem was wir durchgemacht haben, um an diesen Punkt zu kommen, fühlt es sich natürlich so an, als wäre man schon fast am Ende seiner Reise angelangt. Da drängt sich dann auch die ein oder andere Frage auf.
Das solls nun sein? Ewige Kontrolle? Ewige Angst? Ewige Gedanken um Essen und Gewicht? :shock:

Nein! Es ist nur ein weiterer Abschnitt auf dem Weg!
Es braucht seine Zeit, bis die Erfahrung ohne ES überleben zu können, auch emotional greift. Also keine Angst! Nur ein bissl Geduld! :)

Ich selbst bin seit etwa zehn Jahren ES-frei, wobei sich viele ES-Gedanken erst im Laufe von Jahren verloren haben oder verändert haben.
zB die Kontrolle zu essen und nicht zu kotzen: über die Zeit wurde aus der Kontrolle Selbstverständlichkeit. Der Gedanke zu kotzen drängte sich immer weniger auf... wenn ich mich regelrecht überfressen und Schmerzen hatte, dachte ich daran bzw. hatte das Bedürfnis... eine praktikable Lösung.
Heute ist es wirklich so, dass selbst bei viel zu viel Essen kein Gedanke hinsichtlich der ES auftaucht.
Dann die Waage... über die Jahre hatte ich zwar das Bedürfnis verloren, mich zu wiegen. Aber wenn es doch mal vorkam, hat mich die Zahl psychisch beeinflusst. Sie war mir nicht egal.
Und heute ist es so, dass ich nach wie vor kein Bedürfnis habe, mich zu wiegen, aber wenn es vorkommt, macht mir die Zahl nichts aus. Das Gewicht ist reine Info. Ich fühl mich weder besser noch schlechter wegen der Zahl.

Damals dachte ich wirklich, das höchste der Gefühle hinsichtlich ES-frei sein ist nicht kotzen, nicht fressen, normal essen... genauer das Bedürfnis nach kotzen und fressen nicht zu haben.
Ich hätte mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, dass es so sein kann, wie es heute ist: Keine ES-Gedanken!

Na ja, genug gequasselt!
Ich hoffe, ich konnte dir mit meiner Erfahrung Mut machen. Der Kampf wird leichter... es dauert nur etwas. :)

Liebe Grüße!

Ps: Zum Gewicht wollte ich noch was schreiben:
Ich hatte damals auch Angst, unaufhaltsam zuzunehmen. Ein *kg konnte ich verkraften, aber mehr? Und was dann?
Tatsächlich hab ich anfangs von unterem NG auf NG zugenommen, was sich aber relativ bald wieder auf unteres NG eingependelt hat und anschließend bei leichtem UG stehen geblieben ist... ohne ES.
Zuletzt geändert von blueberry am So Jun 05, 2016 1:34, insgesamt 3-mal geändert.

Re: Die Zahl

#7
Liebe Blueberry,

herzlichen Dank für deine Antwort! Hab ich mich sehr gefreut. Jedes Feedback tut gerade gut.

blueberry hat geschrieben: Was FA und Druckabbau angeht, ist es wohl eine Frage der Moderation.
Als direktes und bewusstes Mittel zum Zweck ist es sinnvoller, als unter dem Druck zusammenzubrechen und frisch wieder in der Spirale zu landen.
Wie genau meinst du das? Ich habe das nicht so wirklich kapiert... :roll: Ich hoffe nämlich genau daraus, noch mehr Anhaltspunkte zum Umgang mit den Fas zu bekommen. Mein Knackpunkt gerade. Dagegen war mehr und ausreichend essen easy.

blueberry hat geschrieben: Bei mir hat es auch damit begonnen, dass ich immer mehr Kontrolle (im wahrsten Sinne des Wortes) über die physischen Aspekte der ES bekommen habe. Weniger Kotzen wurde zu Nicht-mehr-kotzen, Hungern ging über zu Wenig-Essen, zu Mehr-Essen, zu Ausreichend-Essen und das Wiegen wurde so gut wie möglich unterbunden.
Es war ein täglicher K(r)ampf...
...denn die Kontrolle über die physischen Symptome der ES zählt eher zum Anfang der Genesung, als zum Ende.
Und wie hast du das weniger 'kotzen' geschafft? Hast du noch (kleinere) Fas gehabt zu Beginn? Ich hab sie ja abends und kann nicht aufhören zu essen. Ich spüre mittlerweile meine Gefühle mehr bzw. das habe ich schon früher geschafft. Nur jetzt weiß ich deutlich, was los ist. Zumindest zur Zeit und damit kann ich nicht umgehen. ich halte das nicht aus. Es ist Einsamkeit gepaart mit Traurigkeit über den Zustand meiner Beziehung. Ich weiß, dass er es wahrscheinlich nicht ist für die Zukunft, weil er meine Bedürfnisse nach echter emotionaler Nähe durch Austausch vonn Gefühlen absolut null befriedigen kann. Er ist irgendwie gefühlsblind und bringt teilweise Dinge, auch unabhängig von der ES, bei denen ich meiner Freundin ziemlich dringend raten würde: Verlass ihn, auch wenn es weh tut. Denn ich spüre bei ihm auch eine Wärme und habe das sichere Gefühl, dass er so dicht gemacht hat aufgrund seiner Kindheit (das aber nicht im geringsten spürt oder spüren will). Tja, bin ja nicht da ihn zu ändern und kann das auch nicht. Zumindest hänge ich jetzt in dieser verzwickte sch**** Situation, die nur weh tut :cry: :cry: :cry: :cry:

Also, wie geh ich mit Einsamkeit und Trauer über die Beziehung um? Ich fühle mich gerade auch einsam unter Menschen, die Trauer darüber überwiegt und das Essen lässt mich mich nicht so einsam und verlassen fühlen, gerade abends in meiner Bude. Ich habe sogar schon Abends was unternommen und es tat zu dem Zeitpunkt gut/mehr oder weniger, aber dann komm ich nach Hause - egal wie spät und diese Bedrückung und der Schmerz kommt..:(


blueberry hat geschrieben:Ich selbst bin seit etwa zehn Jahren ES-frei, wobei sich viele ES-Gedanken erst im Laufe von Jahren verloren haben oder verändert haben.
zB die Kontrolle zu essen und nicht zu kotzen: über die Zeit wurde aus der Kontrolle Selbstverständlichkeit. Der Gedanke zu kotzen drängte sich immer weniger auf... wenn ich mich regelrecht überfressen und Schmerzen hatte, dachte ich daran bzw. hatte das Bedürfnis... eine praktikable Lösung.
Was soll ich sagen außer Daumen hoch! Fantastisch. Wie lang warst du bulimisch? Und wie alt bist du jetzt? Kann gerade nicht auf dein Profil schauen. Ein bisschen hat sich diese Selbstverständlichkeit schon beim 'genug' essen eingestellt und bei der zweiten Mahlzeit (die erste ging relativ leicht). Also, ich versteh und kann mir das Gefühl vorstellen. Nur wie schaffe ich es abends entweder nur ausreichend zu essen oder was ich eher denke, mehr zu essen (über den Bedarf) und es drin zu behalten. Denn ich denke, dass sich das dann mit der Zeit regelt. So war es bei meiner Mahlzeit nach dem Fa auch. Ab und zu echt zu viel, dann zweiter Fa, weil ich es nicht akzeptieren konnte, mich geschämt und als Versagerin gefühlt habe und natürlich ANgst hatte zuzunehmen plus das Körpergefühl. Tja und dann konnt ich es akzeptieren, aushalten und mittlerweile - zumindest seit ein paar Wochen - ist es geregelt...mehr oder weniger :)


Der fa hat noch nicht mal mehr was befriedigendes, zumindest gegen Ende...bin so allein momentan bzw. einfach traurig...will so gern Liebe... :cry:

Ich danke dir für deine Zeilen und hoffe, auch irgendwann in naher Zukunft so weit bzw. weiter zu sein.

LG
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Die Zahl

#8
Ich wollte mal berichten,dass ich heute u gestern nicht gek**** habe.gestern u heute war es abends viel.zu viel,aber ich wollte nicht schon wieder aufwachen u es nicht geschafft haben es drin zu behalten.körperlich ging es.ich weiß Nnur nicht genau,wie ich das geschafft hab...hab jetzt keine Methode,die ich für d nächsten Male anwenden kann...

Gefühlsmäßig gehts mir aber nicht gut.neben d Beziehungsthema hab ich ständig Angst,neue Krankheitssymptome zu bekommen.ich hab,seit ich angefangen hab mehr zu essen,ständig Symptome.von Zerrung u Haarausfall zu Schmerzen in d Brust (wahrscheinlich durch Schulter komplett kaputt;ist besser) u zuletzt Atemprobleme.das nicht gut atmen können war wahrscheinlich durch e Mangel,aber ich bin jetzt extrem sensibel und achte drauf u dann bekomm ich teils weniger gut Luft.ich denk,dass es z.t. auch psychosomatisch ist,aber das macht es nicht weniger schlimm.ich sitze dann hier u bei jeden ziehen im Körper oder sonst was bekomm ich ein dumpfes Angstgefühl.ist mit ein Symptome,was zur Einsamkeit beiträgt...vllt weiß wer was?oder kennt das?
Ich könnt voll glücklich sein.sowas hab ich noch nie geschafft...aber ich bin nicht gut drauf oder stolz?!

LG
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Die Zahl

#9
Hab mir gerade die alten Beiträge von mir und euch durchgelesen. Wann schaffe ich es, von ihm zu gehen? Ich kann genau für mich erklären, was mich hält und auch, was mir fehlt und was überlebenswichtig ist...man, man, man

Ich habe gestern auch eine Hiobsbotschaft erhalten. Hatte mich selbst aufgrund meines Blutbildes zum Nephrologen überwiesen (Hausärztin mal wieder nichts gesagt) und ja: Nierenschwäche 2. Grades wahrscheinlich durch das Erbrechen. Chronisch krank. Super. Selbst Schuld und immer noch fressen und kotzen...wobei es weniger wird. Das erste Mal seit fast 12 Jahren :oops: :cry: :oops: :cry: Der Arzt wird noch genauer mit mir reden, warum und was ich tun kann...kotzen aufhören ist klar...denke ich...

Ich geh meinen Weg. Ich hatte in den letzten Wochen 8 Tage (gestern auch nicht) ohne kotzen. Das ist für meine Verhältnisse super und ich mach so weiter. Ich habe den festen Vorsatz mir gut zu tun und ich will nicht mehr kotzen...Nur setze ich mich jetzt natürlich total unter Druck, auch nicht zu fressen etc. Jetzt muss ich alles richtig machen und ich mache mir die größten Vorwürfe, nicht früher einfach disziplinierter gewesen zu sein oder schon auf dem Standpunkt von jetzt.

Mein Freund hat ganz gut reagiert, nachdem er mich letzte Woche mit meinem Verdacht erstmal nieder gemacht hatte... :?

Es ist echt so, als reißt dir einer den Boden unter den Füßen weg. Und die Schuld und der Druck....

Dieser Artikel hat mir gut getan:
http://www.aerzteblatt.de/archiv/67071

LG

Ich habe auch ein wenig Angst vor euren Reaktionen. Ich hatte überlegt, ob ich das schreiben soll.
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Die Zahl

#11
Liebe Quala,

ich drück dich erstmal ganz fest. Ich erinnere mich auch noch ganz gut an deine älteren Posts. Umso schöner war es zu lesen, dass es so toll für dich läuft. Ich schreibe jetzt absichtlich "toll", weil ich es genauso meine. Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Verbesserungsschritte und weiss wie schwer es ist. Deshalb ist jeder Tag ohne kotzen echt toll und du kannst stolz auf dich sein.
Halt durch, es wird echt leichter mit der Zeit!
Deine Diagnose hat mich echt sehr erschrocken und traurig gemacht und auch veranlasst, gerademal alles stehen und liegen zu lassen und zu antworten!
Das tut mir sehr leid und es ist sehr schade, dass du bei deinem Freund nun nicht aufgefangen wirst. Ich kenne deinen Freund nicht und kann nicht urteilen darüber - allerdings wird ja deutlich, dass dir das nicht gut tut. Gerade in deiner jetztigen Situatuation.
Aber steck jetzt nicht den Kopf in den Sand, auch wenn dieser Schuldgedanke einen ohnmächtig machen kann! Verschwende damit keine Zeit! Ich vermag jetzt kein medizinisches Urteil darüber fällen können- aber dennoch ist das ja kein Todesurteil. Du musst jetzt echt ganz ganz dolle auf dich aufpassen und vielleicht nimmst du es zum Anlass, nun ein bisschen strenger zu dir zu sein im Bezug auf das Kotzen. Das heißt aber nicht, dass du jetzt alles richtig machen musst.
Gibt es denn außer deinem Freund Menschen die dich auffangen? Familie? Freunde?
Ich schick dir ganz viel Kraft, das wird! Nicht aufgeben!

Liebe Grüße
Schnuddelii
Let me take you down
'Cause I'm going to Strawberry Fields
Nothing is real
And nothing to get hung about

Re: Die Zahl

#13
heyhey...

Toll, hast du Tage durchgehalten und nicht gekotzt. Du machst Fortschritte, ich hoffe du bist dich am Loben und hast Freude.
Gut achtest du auf deinen Körper, wobei ich ganz sicher bin, dass der Haarausfall sich bessern wird, und Schmerzen zurückgehen, wenn dein Körper für eine längere Zeit mit Vitaminen versorgt wird.

So, ich musste heute eine längere Strecke Autofahren und irgendwie bin ich auf dich gekommen.... wieso du nicht von deinem Freund loskommst, wie grosse Angst du haben musst alleine zu sein.... Ich werde dir jetzt einen Tipp geben, der garantiert bei vielen nicht gut ankommt, aber ich denke du probierst schon so lange von ihm loszukommen, dass es nicht anders geht.
*räusper*
Also ich denke du wirst dich nie von ihm trennen, wenn du nicht einen anderen am Start hast. Ich kenne die ganze Geschichte mit man sollte sich zuerst selbst lieben bevor man jemand anders lieben kann blablabla, und ja es stimmt auch.... aber ich könnte mir vorstellen, dass ein wenig Aufmerksamkeit von jemand anderem dir sehr gut tun würde. Also meine Liebe: gehe auf eine Flirtinternetseite, melde dich da an, und fange an zu flirten... Vielleicht hast du ja Glück und du lernst einen anderen kennen und wenn nicht warst du abgelenkt. Ich weiss, dass dieser Vorschlag nicht fair ist, aber schlussendlich, musst du jetzt einfach auf dich schauen. Ich glaube nicht, dass du sonst den Mut hast dich von ihm zu trennen, auch wenn der Wunsch da ist.
mmhh.... ich denke wenn du das so liest undenkbar... überlege es dir mal vor dem Schlafen gehen.

Das wegen deiner Niere tut mir echt leid aber es ist noch nicht zu Spät es in den Griff zubekommen. Stelle dir vor du bist jetzt "angeschossen" worden, ein saftiger Denkanstoss und versuche jetzt daraus neue Energie zu gewinnen um FA zu umgehen, mach dich mal Schlau darüber Dialysepflichtig zu sein etc. ich weiss es ist hart, aber vielleicht Hilft es ja....

Und nicht vergessen jeden Fortschritt zu loben, ist er noch so klein...

lg
ich bin streng und böse- keine Angst, nur zu mir!

Re: Die Zahl

#14
Schnuddel hat geschrieben: Aber steck jetzt nicht den Kopf in den Sand, auch wenn dieser Schuldgedanke einen ohnmächtig machen kann! Verschwende damit keine Zeit! Ich vermag jetzt kein medizinisches Urteil darüber fällen können- aber dennoch ist das ja kein Todesurteil. Du musst jetzt echt ganz ganz dolle auf dich aufpassen und vielleicht nimmst du es zum Anlass, nun ein bisschen strenger zu dir zu sein im Bezug auf das Kotzen. Das heißt aber nicht, dass du jetzt alles richtig machen musst.
Gibt es denn außer deinem Freund Menschen die dich auffangen? Familie? Freunde?
Ich schick dir ganz viel Kraft, das wird! Nicht aufgeben!
Hallo Schnuddel,

danke dir für deine Worte. Ja, ich habe zumindest ein paar Freunde, die mich da etwas auffangen konnten. Meiner Familie erzähle ich nichts. Die würden sich nur Sorgen machen (Mum hat eine generalisierte Angsstörungen und hätte Todesangst etc.pp....langes Thema).
Ich habe zwar mehr Tage jetzt ohne erbrechen, aber gestern zb einen Rückfall. Heute gehts mir psychisch dementsprechend. Ich besteh nur aus Angst, dass ich das bloß nicht wieder mache und habe so Angst dann vor abends. Ich baue totalen Druck auf...und dadurch wieder total schnell in alles reinzurutschen, ist bei mir typisch. Ich habe mich erstmal per google erkundigt, da ich noch keinen Besprechungstermin hatte mit dem Arzt und weiß, was passieren kann usw. Der Wert ist zumindest seit 2011 stabil, da habe ich auch mal ein Blutbild machen lassen. Natürlich hat niemand was gesagt...naja...ich weiß nciht umzugehen mit dem Druck, der Angst und der totalen Enttäuschung von mir. Ich kann dann die Fortschritte ncith mehr schätzen, weil ich Angst habe, es waren die letzten und ich hänge in 5 Jahren an der Dialyse...

Hallo melibeli,

natürlich habe ich mich schon erkundigt über Dialyse etc., aber das steigert, wie ich oben Schnuddel schon schrieb,nur den DRuck und die Angst und macht alles viel schlimmer...ich kann von einigen Tagen hintereinander ohne erbrechen berichten, ja, aber gestern wars eben nicht so und jeder Tag danach ist schwer und voller DRuck usw., was alles schlimmer macht. Könnt nur heulen...ich finds gerade so schlimm...dieses Gefühlsding

Ich musste echt grinsen, als ich deinen Tip las. Du bist nach meiner SHG, meiner anderen Gruppe, meiner Mutter und meiner Therapeutin die fünfte, die das sagt mit dem nach anderen schauen und Potential erkunden. Ich kann es noch nicht. Ich find es verräterrisch und gemein und er tut mir leid.

Oh man, ist das scheiße alles, wenn ich mich doch nur besser fühlen würde, mit Vertrauen und Mitgefühl oder Freude oder was auch immer...ich sehne den Termin mit dem Nephrologen herbei...ich muss ja wieder so eine 24hUrin-Sammlung machen. Beim letzten Mal habe ich nicht komplett gesammelt, weil ich musste, als ich unterwegs war. Jetzt werde ich mir ein Behältnis kaufen und ich will ncith kotzen die Tage bis dahin. Nur das Vertrauen in mich und meine Kompetenz, keine Fas zu haben, ist nciht gerade super und dieser Druck. Wenn ich dann von dir lese und auch anderen, dass mich das doch erst recht jetzt wachrütteln sollte und ich es nun doch endlich schaffen muss, ja, dann fühle ich mich alleine und noch mehr voller Selbsthass, wenn es schief geht. Das soll kein Vorwurf sein.Nur kann ich mit solchen Aussagen nicht umgehen, das stachelt direkt den Kritiker in mir an, der schreit: "Du wirst sterben, wenn du so weiter machst. Hab ne wieder einen fa und erbreche nicht. Verbiete es dir... Und ja, schaffste eh nicht. Selbst die Diagnose reicht nicht. Andere schaffen das und du? Du hast nichts anderes verdient..." :?

Danke, blueberry für deine Anteilnahme!

und complessa: Komplett scheisse nicht, aber gewisse Verhaltensweisen sind nicht gerade gut für mich und sollten mal reflektiert werden, was nur nie passieren wird...
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Die Zahl

#15
kennt das denn jemand mit diesem derben Selbsthass? Diesem DRuck bloß nichts falsch zu machen und der Angst es schlimmer zu machen. In dieser Verantwortung zu sein und dennoch zu versagen...Erfolge nicht zu werten und dadurch es nur schwerer zu machen?

Sorry, bin gerade echt am Ende
Zuletzt geändert von Schlafquala am Fr Jun 24, 2016 11:55, insgesamt 1-mal geändert.
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.