Alles wieder auf Anfang ?

#1
'nabend liebe Foris,

Da bin ich mal wieder. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das Forum noch einmal brauchen würde aber habe meinen Nick zur Sicherheit aktiv gelassen. Tja und jetzt bin ich wieder da. Ich weiß gar nicht wo genau ich anfangen soll, also verzeiht bitte eventuelle Verwirrung :wink: ich versuchs dann mal :
vor einandhalb Jahren habe ich eine Therapie angefangen und diese auch vor einigen Monaten beendet. Deshalb habe ich damals den Entschluss gefasst mich zurückzuziehen, ohne ganz zu verschwinden, damit ich mich auf die Therapie konzentrieren konnte. Dies hat auch überraschend gut geklappt, sodass ich, bis auf wenige kleine Rückschläge, sehr gut zurecht gekommen bin. Seit einem Jahr war ich jetzt schon völlig symptomfrei und hatte die ES fast vergessen. Dann kamen einige Rückschläge in den letzen Monaten, mein Freund hatte mich auf eine ziemlich miese Art abserviert in der Uni wuchs mir der Stress über den Kopf und die Herbst/Winterzeit ist sowieso immer kritisch. So kam eins zum anderen. erst ein Fa und jetzt ist es schon seit einigen Tagen so. Ich weiß nicht wie ernst ich das nehmen sollte, verzeiht mir bitte meine etwas unglückliche Wortwahl. Mit erst nehmen meine ich : Wieder zu sehr den Fokus darauf richten oder sollte ich es besser einfach abhacken und weitermachen ? Ich habe Angst wieder ganz reinzurutschen und verstehe auch nicht, dass nach all dem was ich in der Therapie über mich gelernt habe, es wieder so anfängt..war es also alles umsonst?
Liebe Grüße eure Zoe
Aut viam inveniam aut faciam!

Re: Alles wieder auf Anfang ?

#2
Liebe Zoe,

ich kann dich gut verstehen, mir ging es jetzt schon häufiger genauso. Innerhalb von sieben Jahren hatte ich drei längere "Rückfall-Phasen", meistens aus ähnlichen Gründen wie bei dir. Ich habe mir keine Hilfe gesucht, weiß aber, dass die Phasen wohl schneller vorüber gewesen wären, hätte ich es mal getan. Ich konnt mich aber einfach nicht durchringen..
Ich finde, du hast schon das richtige Wort gewählt-man ist "symptomfrei", aber bei mir habe ich das Gefühl, die ES wird immer in meinem Kopf bleiben. Daher sind solche Rückschläge vielleicht unvermeidbar.
Ist es vielleicht möglich, dass du mit deiner/m Thera telefonierst oder so? Oder hast du eine Vertrauensperson, mit der du sprechen könntest?
Zur eigentlichen Frage: Ja, ich würde das ernst nehmen! Aber umsonst ist eine Therapie nie :) Momentan hilft mir am Besten, meine Panik herunterzufahren-anfangs dachte ich oft "Das war einmalig, ignorier es, da war nichts", mittlerweile gestehe ich es vor mir selber ein und habe auch wieder angefangen, jeden Tag meine Tagesportion Essen einzukaufen, statt auf Vorrat. So komme ich schon gar nicht in Versuchung, zu fressen :roll:
Ich hoffe, es geht dir bald besser, alles Gute für dich!

Re: Alles wieder auf Anfang ?

#3
Ich möchte dir meine Meinung und Erfahrung nur ganz kurz dalassen:

Ich bin selber seit mehreren Jahren bulimifrei, hatte aber immer wieder Phasen, in denen ich mir gewünscht habe, dünner zu sein, das Verlangen hatte, mehr zu essen als ich eigentlich brauche oder mir die ES fast "zurückgewünscht" habe. Diese Gedanken und teilweis Handlungsmuster habe ich immer als Warnzeichen gesehen. Als Indikator dafür, dass igendwas in meinem Leben nicht in Ordnung ist.
Das hat mich dazu veranlasst, genauer hinzukucken - aber nicht auf die Symptome (in deinem Fall also die neuerlichen FAs), sondern auf das, was die "Ursache" ist. Mal war es Liebeskummer, mal Streit mit meinem Dad, mal Unausgeglichenheit in meiner Laune..
Ich kann dir das nur empfehlen, darauf zu kucken, was im Moment nicht gut läuft. Du scheinst das ja schon sehr gut analysieren zu können. Und dann zu kucken, was du grade brauchst. Ob das jetzt Stress-Rausnehmen in der Uni ist, Nähe, die du brauchst etc.

Alles Gute!

Re: Alles wieder auf Anfang ?

#4
Guten Morgen (wenn man das noch noch sagen kann) :D

Vielen Dank für eure schnellen und lieben Antworten. Diese "Kuscheleinheiten" haben mir in der "forumsfreien" Zeit manchmal ziemlich gefehlt!

bright : Ich hatten und habe immer den Wunsch, dass ich die Bulimie mit allem was dazu gehört ein für alle mal aus meinem Kopf kriege. Aber ähnlich wie bei dir glaube ich nicht mehr dran. Vielleicht bin ich eines Tages stark genug zu diesen Gedanken rechtzeitig "Nein" zu sagen, die Warnzeichen rechtzeitig zu erkennen und ihnen Einhalt zu gebieten. Wie ich schon oben geschrieben hatte habe ich die Therapie schon abgeschlossen und überraschend viel über mich und die Mechanismen, die die Bulimie auslösen gelernt. Jetzt muss ich wohl lernen es anzuwenden und meine "Hausaufgaben" zu machen. Zum Reden habe ich einerseits euch und für das ''real life'' meine beste Freundin. Ich habe ihr erst vor einer Woche davon erzählt und auch wenn sie es echt gut aufgenommen hat, habe ich Angst sie zu überfordern..
Ich habe es es eine Zeit lang genau so gehalten wie du, also dass ich immer nur Tagesportionen eingekauft habe und auch nie was süßes im Haus hatte. Wenn ich Lust auf Schoki hatte, bin ich in den Supermarkt und hab diese einzelnen Riegel geholt, die es an der Kasse immer gibt. Das hat auch einige zeit ganz gut funktioniert. Aber seit ich wieder in diesem Zyklus bin ist es leider völlig egal ob was da ist oder nicht. Wenn nichts da ist, bestell ich, was das ganze noch teurer macht.

Christie : Gerade dein erster Satz kommt mir so unglaublich bekannt vor. Es ist schön zu sehen, dass ich nicht alleine mit solchen Gedanken bin. So sehe ich das sehr oft auch, als die Muster der B als Indikator und sehr oft klappt es auch aber jetzt kommt es rückwirkend? Zur Erläuterung : die Trennung von meinem Ex liegt schon ein paar Monate zurück, die echt nicht einfach waren, die ich aber k-frei überstanden habe der Stress in der Uni ist nichts neues auch wenn es vielleicht gerad etwas mehr ist als sonst.( ist gut mit dem Abi-Stress vergleichbar ). Im Grunde kann man sagen, dass ich viel "aufgeräumter" bin als manch anderer gerade durch die Therapie habe ich auch viel über meine Handlungsmuster gelernt, die Mechanismen in meinem Kopf, wie das alles zusammenhängt und vor allem, dass ich nicht immer nur oberflächlich auf die Dinge schauen darf die mich gerade stören sondern ach auf alle anderen Bereiche, die sozusagen davon angestupst werden. Trotzdem verstehe ich mich gerade nicht. Ich weiß nicht was ich gerade brauche. Ruhe habe ich mir genommen, auch wenn ich es mir gerade eigentlich nicht erlauben kann. ich sehe oft meine Freunde, die für mich wie meine Wahlfamilie sind und beschäftige mich mit meinen Meerschweinchen, die es schaffen mich immer wieder zum lachen zu bringen. Eine Vertrauensperson wäre noch mein Dozent, der mich dummerweise mal erwischt hatte und seitdem für mich da war. Durch ihn habe ich damals erst eine Therapie in Erwägung gezogen und mit seiner Hilfe durchgezogen. Aber wie soll ich nach einem Jahr wieder auf ihn zukommen und sagen : Hey! Es geht wieder los? das pack ich nicht.

Ich wünsche euch beiden einen wunderschönen Tag. Versucht mal wenn es die Zeit zulässt auf die Bäume zu achten. jetzt gerade ist die Zeit der schönsten Farben gepaart mit den Kastanien und den paar Vögeln die noch da sind, ist es wirklich gemütlich. Mir hilft es oft das Triste zu vergessen
Liebe Grüße eure Zoe
Aut viam inveniam aut faciam!

Re: Alles wieder auf Anfang ?

#5
Guten Morgen Zoe :)

Zuerst möchte ich dir mal für den Hinweis mt den Bäumen danken-die sehen nämlich wirklich total schön aus momentan! Solche Kleinigkeiten reißen mich immer aus meinem Dunst aus Grübelei und Verkriechen vor der Welt.

Leider kenne ich das auch-wenn nichts da ist, renn ich wie angestochen los und kauf es ein oder, wie du schon sagtest, bestelle etwas. Aber ehrlich gesagt nützen in solchen Phasen alle erlernten Skills nichts. Z.B. bei Liebeskummer: Ja, ich weiß ganz genau, das ist der Auslöser, ich kenne meine Gefühle, die gerade diesen Heißhunger auslösen-aber was dann??
Du schreibst, dass ein Dozent dich die Therapie hindruch unterstützt hat-klar, ich würde auch nie sagen "Du, ich kotz grad wieder", aber vielleicht kannst du ihn einfach um ein Gespräch bitten oder (ich weiß nicht, wie nah ihr euch standet) einen Spaziergang.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Freunde sehr hilflos und überfordert waren. Sie wollten nichts über die Sache oder die Therapie wissen, mir war es daher nur peinlich, es erzählt zu haben. Wenn deine Freundin dir aber eine gute Hilfe ist, unternimm viel mit ihr und lenk dich ab, bei mir hat das immer am meisten geholfen :)

Hab einen guten Tag!

Re: Alles wieder auf Anfang ?

#6
Hallo bright,

Schön, dass es auch bei dir funktioniert :) ich dachte mir schon, dass was mir gut tut vielleicht auch anderen helfen könnte. Wir haben, finde ich, oft verlernt auf unsere Umgebung zu achten und nehmen deshalb immer weniger war, was eigentlich sehr schade ist.
Es ist wirklich schade, wie deine Freunde reagiert haben. Allerdings kenne ich diese Reaktion in extremer Form von meiner Mutter. Sie verdrängt es absolut und das macht es nicht gerad einfacher. Sie hat es sogar geschafft den Grund für die Therapie dem Stress in der Uni zuzuschieben obwohl sie den Grund kannte. Wie du siehst ist sie einsame Spitze im Verdrängen :|
Ich hab es dann irgendwann einfach gelassen und mich anderen Menschen anvertraut. Ich denke, dass es sehr wichtig ist Verbündete auch in der realen Welt zu haben, die ein Auge auf einen haben können, auch wenn man Gefahr läuft des öfteren verletzt zu werden. Aber ganz ehrlich, diese Gefahr besteht immer und überall. Man kann sich davor nicht schützen, außer raus zu lernen und es immer weiter versuchen bis es klappt. Ich versuche schon so viel Zeit wie möglich mit meiner Freundin zu verbringen aber das geht natürlich nicht 24/7.
Abgesehen von der Natur, helfen mir noch Bücher, mich abzulenken. Am liebsten mag ich nach wie vor Harry Potter :oops: :oops: Filme sehe ich zwar sehr gerne aber ich finde sie verleiten zum essen. Also lass ich es besser in Krisen zu viel vor dem Fernsehr zu sitzen. Wie gehst du denn mit dem Fa-druck um ? Gibt es Phasen in denen du es wirklich schafft ihn nicht nur aufzuschieben sondern ganz zu beseitigen?

Danke ich wünsche dir auch einen wunderschönen Tag, Zoe
Aut viam inveniam aut faciam!

Re: Alles wieder auf Anfang ?

#7
Hallo,

Bezogen auf Deine Anfangsfrage: Ich würde es abhacken und nicht noch weiter in dem Thema absinken. Vor allem würde ich auch Foren u. ä. meiden, die das Thema immer wieder in den Alltag einbringen. Ich finde, dass die Gefahr dann sehr groß ist, total abzurutschen. Mach einen cut, am Besten jetzt und gleich. Mach Dir einen Plan, wie Du die Uni besser strukturieren kann, unternehme was mit Freunden etc. Aber bloß nicht wieder über Bulimie, FAs usw. rumhirnen und rumphilosophieren.

Ich habe diese Herangehensweise bei meinem Alkoholismus gewählt und bin jetzt seit fast 4 Jahren staubtrocken. Hätte ich im Alltag darüber ständig nachgedacht, nach dem warum, wieso, weshalb, dann hätte ich garantiert irgendwann doch noch etwas getrunken :| Ich habe das Thema einfach abgehakt (außer jetzt, wenn ich darüber schreibe ;) ). Während den 4 Jahren hatte ich auch mehr oder weniger schwerwiegendere Probleme, aber den Gedanken an ein wohliges, warmes Gefühl (bzw. bei Dir dann Gefühle, die während einem FA auftauchen) durch Alk habe ich dauernd im Keim erstickt. Das Thema ist passé.

Ist aber nur (m)eine Erfahrung, aber wenn Du wieder in irgendeine FA-Analyse einsteigen willst, weil Du Dir mehr Erfolge davon versprichst: Dann probiere es ;) für mich wäre das nichts, ich wäre da gleich volle Kanne wieder rückfällig :(

LG
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Alles wieder auf Anfang ?

#8
Hi Zoe,
ich geb den anderen Recht. Je weniger man sich mit essen oder der ES beschäftigt desto mehr tritt sie in den Hintergrund finde ich :)
Nicht reinsteigern!

Falls du das Gefühl hast es wird grade trotzdem schlimmer, ließ ein Buch zu normalem Essverhalten. Nichts was triggert, aber einfach um dir in Erinnerung zu rufen, dass es keine Grund gibt zu Fressen.

Das was du beschreibst: das Vermissen der ES, davor hab ich etwas Angst. Ich bin immer mehr auf dem Weg der Besserung, aber es ist manchmal eine Wehmut dabei. Irgendwie krank :D

Schöner Tipp mit den Bäumen, der Herbst ist so schön!
LG
Thief Lady :roll:
Lass uns gemeinsam wieder aufstehen,
Morgen ist ein neuer Tag, und Übermorgen auch

Re: Alles wieder auf Anfang ?

#9
Liebe CoCoRiCo , Liebe ThiefLady,

Vielen Dank für eure Antworten.Inzwischen sehe ich es genau so. Einfach abhaken und weitermachen. Inzwischen kommt es auch nur noch selten und in sehr großen Abständen wenn überhaupt vor. Ich beschäftige mich auch nicht weiter damit sondern belasse es dabei, weil ich ,wie ihr, denke, dass es zu nichts führt und mich im schlimmsten Fall nur wieder in die falsche Richtung drängt. Allerdings merke ich, dass im momentan allgemein "labil" bin. Nicht nur im Bezug aufs Essen sondern allgemein. Seit Jahren habe ich, wenn auch nur leicht, mit SVV angefangen. Vielleicht liegt es an der Jahreszeit oder vielleicht auch am Druck in der Uni. Ich hoffe und denke, dass es bei diesen paar "Ausrutschern" bleibt aber nachdenklich stimmt mich das schon ein wenig. Ich meine was kann mich so aus der Bahn geworfen haben?

@CoCoRiCo : Erstmal Gratuliere ich dir von ganzem Herzen dass du seit vier Jahren trocken bist. Ein sehr guter Bekannter ist/was Alkoholiker und ich habe mitbekommen wie hart der Entzug sein kann. Ich ziehe den Hut vor dir. Das ist der Beweis für mich, dass man alles schaffen kann, wenn man die richtige Einstellung hat! Danke, dass du es mit mir/ uns geteilt hast.

@ThiefLady : Danke für den Buchtipp, das werde ich mir mal zu Gemüte führen ;). Die meiste Zeit habe ich das mit dem "normalen" essen ziemlich gut im Griff,aber in solchen (schlechten) Phasen vergesse ich das gern mal und da wäre es vielleicht nicht schlecht, es schwarz auf weiß zu haben. Es freut mich, dass noch mehr Menschen sich an den natürlichen Farben im Herbst erfreuen können :) gern geschehen ..

Liebe Grüße eure Zoe
Aut viam inveniam aut faciam!