Normales Essen. Wie funktioniert das eigentlich?

#1
Die Theorie ist ja eig ganz simpel. 3 feste Mahlzeiten, kein Erbrechen.
Aber ich bekomm das einfach nicht gebacken.

Sobald ich anfange mit essen... dann esse ich.
Meist solange, bis nichts mehr da ist. Eine Mahlzeit, dass funktioniert ja ganz gut. Aber sobald Nachmittag/ noch schlimmer Abend ist, funktioniert garnichts mehr.

Jeden Abend nehme ich es mir vor, alles besser zu machen. Doch leider endet dieser Versuch oft im Fasten oder im Bad.
Das alles macht einen so kaputt, es raubt enorme Energie. Energie, die ich endlich wieder für ein schönes Leben nutzen möchte.
ICh WILL ES NICHT MEHR.
Keine Isolation, kein Dauerrattern im Kopf, was man essen darf was nicht. Ein schöner Gedanke.
Außerdem spart man dann auch ein haufen Geld. Geld, was man für schöne Erlebnisse ausgeben kann.

Aber ich komme irgendwie nie ganz aus dem Kreislauf raus.
Es ist unglaublich erleichternd, meine Gedanken, in Zeichen umzusetzen. Vilt ist das ja möglicherweise der erste hilfreiche Schritt für mich. :D

Allerdings weiß ich nicht wie das mit den Futtern funktionieren soll.
Ich versuche für max. 3 Tage einkaufen zu gehen. Doch sobald diese, ungesteuerte Leere beginnt, ist es gerade mal eine Mahlzeit.
Aber ich will es schaffen.

Ich erwarte keine Rückmeldungen.
Diesen Post abzusenden, ohne ihn wie alle anderen vorher zu löschen, ist so ... mir fehlen da echt die Worte.
Alle Enttäuschungen sind gering im Vergleich zu denen, die wir an uns selbst erleben.

Re: Normales Essen. Wie funktioniert das eigentlich?

#2
Halloooo

neeeeeein bitte lösche diesen Pot nicht, nicht denke es geht viele so.
also zumindest mir auch ^^

Ich kann dich echt beruhigen mir gehts genau gleich, ich kann frühstücken, mittagessen geht auch noch und dann am nachmittag kommt mein mein psychisches Tief :(
Heißhunger voll vorprogrammiert.

Was ich dagegen mache:

1-Essen immer genau abwiegen exakt 1 Portion (so isst genau das was dein Körper braucht und hast auch nen besseres Gefühl für Mengen auch wenn es oftmals voll viel aussieht)
Hast du nen Plan zu Mengenberechnung ?
2-Nachmittagssnack, wäre sicher hilfreich wenn du merkst das dein Hirn verrückt spielt.
-Kakaobohnen 5-6 Stück dahin knabbern wirken wunder- Heißhunger adeee
-Wassermelone mit Gurke
-Energieriegel (mit Datteln, Mandel usw...)
-Gemüsesticks

Bzw der Energie das kann ich nur nachvollziehen, wenn ich mir vorstelle was ich an sinnvoller Energie verschleudere nur wegen der scheiß ES :(
Wie sagt man so schön hinfallen-aufstehen-weiterkämpfen, jaaa ich steh halt jeden Tag wieder auf und versuchs und versuchs
manchmal gehts für ne Zeit echt gut aber wenn dann wieder nen Scheiß kommt hauts mich wieder voll zurück.

^^ ach wer weiß vlt. schaffen wir es irgendwann....

Re: Normales Essen. Wie funktioniert das eigentlich?

#3
Hallo zusammen,

erst mal zu
@Sweetie:
ich denke nicht, dass es was bringt, wenn du hier Essensvorschläge postet, die sich nur darauf beschränken, mit wenigst möglich Essen das maximale Verlangen zu stillen. so funktioniert diese Essstörung nicht. Im Gegenteil: Immer mehr abwiegen und darauf achten, dass es genau Menge X ist, und nicht Menge y, macht aus dir auch keinen gesünderen Menschen.

zu
@pinkerschmetterling
Diese Situation kannte ich auch ziemlich gut. Da kommt man von der Arbeit und man ist fix und fertig. Und trotzdem schafft man es trotzdem noch, mehrere Stunden für Essen, Erbrechen, Putzen und Aufräumen hintendran zu hängen. Auch das Problem mit den Nahrungsmitteln die zuhause sind und im Kopf plötzlich "weg müssen" kenne ich.
Was mir sehr viel geholfen hat: Ich hatte bis auf Milch für den Kaffee und ein paar Kleinigkeiten nahezu nichts an Lebensmitteln im Haus. Ich habe dann tatsächlich auf dem Nachhauseweg nur das gekauft von dem ich mir sicher war 1) das bleibt drin und 2) mehr gibt es nicht. Und irgendwie hat mich das sehr beruhigt. Bin dann jeden Tag gemütlich einkaufen gegangen, auf was hab ich heute Lust und hab mir dann in angemessener Menge Lebensmittel gekauft. von dem ich wusste: auch wenn du von den Keksen die ganze Packung isst : es ist ok.
Natürlich scheint einem das am Anfang ziemlich verschwenderisch. Aber ich kam zu dem Schluss, dass es mir finanziell und körperlich besser geht, wenn ich dann zwar jeden Abend mein Essen selbst ranschaffen muss und es auch drin behalte, statt riesige Einkäufe zu machen, die dann sowieso im Klo landen.
Das hab ich dann einige Zeit betrieben und habe irgendwann gestreckt. Essen für zwei Tage gekauft, irgendwann für drei, dann eine Woche und irgendwann hats bei mir klick gemacht.
Und jetzt bin ich soweit, dass ich Schokolade, Kekse, Fast Food, alles mögliche in der Küche lagern kann und ich möchte es nicht essen.
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mir abends gar nicht das Essen gefehlt hat, sondern Kontakt. Man fühlt sich einsam und essen tröstet ja sooo gut.
Wenn man beginnt, die Zeit, die man fürs Essen/Brechen drauf gibt, mal dahinter zu kommen: "Warum muss gerade JETZT diese Menge an Essen sein" kommt man oft zu dem Schluss, dass es Frust ist. Oder wut. Oder einsamkeit. oder es ist Stress. Und ich muss sagen: wenn man das verstanden hat, kann man schon sehr viel entschärfen.

hilft dir das vielleicht ein kleines bisschen?
Ich denk an dich!
Oh, deine Zukunft ist so ungewiss,
Dein Leben voller Angst und Schiss, du fängst erst gar nichts an,
Denn es ist so gemütlich und sicher,
Auf deiner Insel voller Leid, jaja...

Re: Normales Essen. Wie funktioniert das eigentlich?

#4
Auch ich befinde mich in so einer ähnlichen Situation und kann pinkschmetterling da nur zu gut verstehen..

Ich finde deinen Text und die eigenen Erfahrung die du gemacht hast, recht Hilfreich.
Ich möchte nämlich nun auch etwas gegen meine Essstörung tun.

Und die meisten Gründe warum es erst soweit kommt, sind wirklich Seelische Probleme.
Danke für die Hilfreichen Tipps Colorama.

Und dir alles gute Pinkschmetterling auf das du es schaffst wieder ein normales Essverhalten zu haben :)
Drück dir die Daumen und kann es gut verstehen alles.

Re: Normales Essen. Wie funktioniert das eigentlich?

#5
@Sweetie:
Ich denke auch nicht, dass es hilfreich ist so detailiert darauf zu achten was man wann isst. Ich meine, toll wenn es dir hilft, aber ich denke damit fängt die ganze Esstörung doch überhaupt erst an, oder? Dass man sich den ganzen Tag Gedanken ums essen macht?!

@pinkerschmetterling:
Ich verstehe auch sehr gut wie du dich fühlst.
Was mir im moment sehr hilft ist ein Buch, dass ich momentan lese, und das heisst: "Brain over Binge" (nochmal danke an "Veilchen" für das Buch) :)
Und der Grundgedanke darin ist: Egal warum die Esstörung in erster Linie entstanden ist, ist sie in wirklichkeit nichts anderes wie eine Gewohnheit. In dem moment wo man eine FA hat, ist es völlig egal ob es einem gut oder schlecht geht, ob man traurig oder glücklich ist. Es zählt einfach nur mehr das Essen, das in dem Moment das einzig Wichtige ist.
Und obwohl einem das rationale Denken sagt, dass das kompletter Unsinn ist was man macht, kann man es nicht aufhalten.
Es ist einfach wie ein lebenswichtiger Instinkt (in dem Moment).

Aber das Gute daran ist: es ist eben NUR dieser "Instinkt", dieser "Drang" den man verspürt. Das Rationale denken schaltet sich deswegen nicht aus. Es ist noch immer da. Und die Entscheidung zum Kühlschrank zu gehen und sich vollzustopfen trifft man immer noch "SELBST".

Dieser Gedanke hilft mir persönlich wirklich sehr!

Wenn du z.B. am Abend zu Hause bist und schon weisst, dass eine FA praktisch vorprogrammiert ist, versuche dir bewusst zu werden, dass das nicht DU bist. Und dass DU selbst entscheidest ob du dem Verlangen, der Sucht nachgeben willst oder nicht. Und entscheide dich bewusst dagegen.
Auch wenn der Drang danach bestehen bleibt. Sag zu dir selbst: "Egal wie sehr irgend ein Teil von mir das jetzt will, werde ich es nicht machen!"

Und wenn du den Entschluss gefasst hast heute keine FA zu haben, merkst du wahrscheinlich wie sich deine Gedanken trotzdem noch ums Essen drehen.
Also so geht es mir zumindest dann. Und was ich dann mache ist: ABLENKEN.
Ich mache dann oft Musik, oder mache irgend was intressantes auf meinem Laptop. Fotos bearbeiten. Lustige youtube videos oder dokus streamen, raus gehen, laufen gehen, oder was auch gut funktioniert ist eine Beauty Session einlegen. Von Beinenthaarung bis zur gesichtsmaske. einfach alles. ^^und danach fühlst du dich so richtig gut weil du deinem Körper was Gutes getan hast.
:D

Ich hoffe der Beitrag hilft dir ein bisschen.
Lg Clara

Re: Normales Essen. Wie funktioniert das eigentlich?

#6
Ich hoffe, es ist okay, dass ich hier noch antworte, obwohl die letzte Antwort schon fast vier Wochen her ist.

mir geht es sehr ähnlich wie dir, pinker Schmetterling.

Das Frühstück behalte ich immer bei mir, damit habe ich gar kein Problem.. aber spätestens nachmittags oder Abends kommt es dann richtig durch. Da ich meist nur zwei Mahlzeiten am Tag esse, bin ich also bei 50/50 Behalten und ausk'. :(

Ich verstehe nicht, wie "andere" Menschen einfach normal essen können. Die gehen ins Restaurant oder machen sich morgens ihr Müsli oder essen Abends was sie wollen und werden nicht dicker.. ich habe das Gefühl, wenn ich auch nur einmal die Kontrolle übers Essen fallen lasse, wiege ich am nächsten Tag schon deutlich mehr.

Das Blöde daran ist, dass ich eigentlich gar nicht so wenig über Biochemie und Ernährung usw. weiß, aber ich kann es nicht umsetzen. Es funktioniert immer ein paar Tage, aber spätestens beim nächsten Streit mit meinem Mann kommt dann wieder eine FA.

Ich glaube, normales Essen funktioniert vor allem dann, wenn man das Essen selbst nicht mehr so stark mit Emotionen koppelt, wie wir das mit einer Essstörung tun. Solange Essen als Trost, Näheersatz oder sonstwas dient, ist ein "normales" Essen nicht möglich.
Jetzt ist nur die Preisfrage, wie man diese Kopplung auflöst...

Re: Normales Essen. Wie funktioniert das eigentlich?

#8
Hallo du,

es geht nicht um die Kontrolle über deine Mahlzeiten. Wie du sicher schon weisst ist die Bulimie ein Zeichen deiner selbst, dass irgendetwas in deinem Leben nicht so läuft wie du es möchtest. Mir hat es sehr geholfen, das ganze durch die Freud'sche Theorie zu betrachten, ich weiss nicht, inwiefern du damit vertraut bist.
Auf jeden Fall geht das so: Die menschliche Psyche besteht nach Freud aus drei Teilen. Dem Es, dem Ich und dem Über-Ich. Das Es ist eigentlich das, was bei jedem Menschen von Geburt an vorhanden ist. Darin sind unsere Triebe (Sexualtrieb, Fresstrieb etc.), ganz persönlichen Wünsche und Träume enthalten. Das Es funktioniert nach dem Lustprinzip - das heisst, es strebt nach unmittelbarer Befriedigung seiner Bedürfnisse. Das Es ist für uns jedoch nicht wahrnehmbar, es nimmt also unbewusst Einfluss auf unser Verhalten. Dann kommt das Ich: dies ist der Teil der Psyche, der von uns bewusst wahrgenommen wird. Er vermittelt auch zwischen den Ansprüchen des Es und des Über-Ich. Diese Instanz handelt nach dem Realitätsprinzip, das heisst so, wie wir es für richtig und logisch befinden. Als letztes ist da noch das Über-Ich, welches für uns, die an Bulimie leiden, das eigentliche Problem bildet. Denn das Über-Ich ist der Teil, der all die Normen und Werte der Gesellschaft enthält, sowie auch die Moral und das Gewissen. Diese Instanz wird in erster Linie durch die Eltern geformt, später jedoch auch durch andere, für uns wichtige Personen.
Nun ist es so, dass wie schon gesagt das Ich zwischen den Ansprüchen des Es und des Über-Ich vermittelt. Bei einigen Personen, die jedoch irgendwie durch irgendwelche Erlebnisse mit der Familie, dem sozialen Umfeld etc. sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben, kann es sein, dass sich sehr starke, falsche Ansprüche an einen selbst im Über-Ich manifestieren. So zum Beispiel Überanpassung, starke Gehorsamkeit, übermässige Fixierung aufs Äussere usw. Diese Ansprüche wirken nun sehr stark auf das Ich, was zur Folge hat, das dieses diese befolgt. Nun gibt es da aber noch das Es. Dieses ist nicht zufrieden mit all diesen Ansprüchen, da es mehr darauf fixiert ist, die eigenen Ansprüche zu befriedigen als die äussernen, die wir mit der Zeit erlernt haben. Da wir aber von diesen Ansprüchen des Über-Ich so stark beherrscht sind und glauben, diese nicht vergessen zu dürfen, da sich dies sonst negativ auf uns auswirkt, werden diese Signale des Es quasi unterdrückt. Dies ist aber nicht sehr lange möglich, denn irgendwie muss sich das Unterbewusstsein entlasten, und dies geschieht dann mit der Zeit durch die sogenannten Abwehrmechanismen. Diese leiten sozusagen auf Umwegen die Bedürfnisse des Es ins Ich um und ersetzen die Wahrnehmung der eigentlichen Bedürfnisse. sen
Und nun der springende Punkt: Der Abwehrmechanismus, den wir mit der Zeit erlernt haben, ist das Essen und das anschliessende Erbrechen. Du kannst dir vorstellen, dass das Es alle Sachen, die sich mit der Zeit angesammelt haben endlich loswerden willl - genau so, wie du das Essen loswerden willst. Du musst also versuchen, ganz stark in dich zu gehen und dich zu fragen: Was will Ich, mein allerinnerstes Ich, möglichst ohne Normen und Ansprüche eingeschränkt, denn wirklich? Denn das Essen und erbrechen ist schlussendlich immer nur eine Ersatzhandlung für etwas, dass du sonst nicht zu machen getraust. Das kann alles mögliche sein - ich z.B. getraute mich nicht, gewisse Persönlichkeitsmerkmale von mir auszuleben oder auch mal meine Meinung zu sagen, anstatt mich immer zu verstecken. Natürlich ist dies keine Sofortlösung, doch wenn du dich wirklich darauf konzentrierst, deinem Leben wieder etwas mehr von dir selbst zu geben, und dies vielleicht mit einem Therapeuten/einer Therapeutin besprichst, könnte dies dir sehr helfen. Du muss einfach wieder das Leben finden, dass wirklich zu dir gehört!
Vielleicht denkst du jetzt, was ist denn das für eine Geschichteh :D natürlich klingt das ein bisschen komisch, aber nur schon wenn mann das ganze etwas verbildlichen kann und sich irgendwie einen Reim darauf macht, hilft es vielleicht schon ein wenig.
Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass ich helfen konnte.

Liebe Grüsse