Habe ich Bulimie, oder was stimmt nicht mit mir?

#1
Hallo liebe Forum-Mitglieder :-)

Ich bin 22 Jahre alt, Studentin und eins ist klar: irgendetwas stimmt mit meinem Essverhalten nicht.

Ich habe mich in diesem Forum angemeldet, weil ich glaube dass ich Bulimie habe. Aber genau wissen tu ich es nicht. Vielleicht könnt ihr mir helfen? Ich schildere euch einfach mal mein momentanes Essverhalten (seit ziemlich genau 2 Monaten):

Angefangen hat alles mit einer Diät, vor 4 Monaten. Kalorien zählen, abends keine Kohlenhydrathe, nur gesunde Lebensmittel, viel Sport usw. (und das alles wegen einem Typen :roll: ). Ich wollte unbedingt abnehmen und anfangs lief alles ziemlich gut.
Irgendwann nahm das Kalorienzählen überhand und begleitete mich den ganzen Tag über. Meine Gedanken gehörten nur dieser bescheuerten App. Alles noch im Rahmen, bis die ersten FA kamen. Wie solche FA aussehen, wisst ihr ja.
Erst habe ich diese FA einfach als "cheat-days" abgestempelt, die ich mir von da an einmal die Woche erlaubt habe.
Leide wurde irgendwann aus einem "cheat-day" die Woche, zwei und teilweise drei. Ab da an gab es keine Ausrede mehr und der Wahnsinn fing so richtig an. Kontrolle, Kontrolle, Kontrollverlust, Kontrolle, Kontrolle, Kontrollverlust, Kontrolle, ...

Ich übergebe mich nach dem FA (noch) nicht, jedoch rechne ich jede Kalorie vom FA zusammen und hungere danach zwei bis drei Tage und treibe exessiv Sport. So lange, bis ich den FA "ungeschehen" gemacht habe. Bis dann der nächte FA kommt und alles von vorne los geht. ALLES wird ausgerechnet, ohne Ausnahme. Meine Gedanken gehören alleine meinem Essverhalten. Ich kann mich weder auf die Uni, noch auf Freunde konzentrieren.
Dazu kommt außerdem, dass ich mich mehrmals am Tag auf die Waage stelle. Eigentlich immer nachdem ich auf der Toilette war, in der Hoffnung dann weniger zu wiegen. Außerdem merke ich wie das Bedürfnis, sich nach Mahlzeiten zu übergeben, immer größer wird. Davor habe ich bisher allerdings noch zu große Angst, die Hemmschwelle ist zu groß.


Was sagt ihr dazu? Wäre um ein paar Antworten sehr dankbar :-)

Liebste Grüße,

eure Lotti.

Re: Habe ich Bulimie, oder was stimmt nicht mit mir?

#2
Liebe Lotti,

"willkommen" hier mag ich natürlich gar nicht schreiben. Dein Beitrag erinnert mich extrem an meinen ersten Beitrag in einem (anderen) Forum für Essstörungen - leider. Ich erinnere mich aus meiner Sicht noch sehr genau an die Angst, als ich den Beitrag verfasste - stimmen meine Gedanken? Was passiert dann? Was passiert mit mir? Ist das vielleicht nur eine vorübergehende Phase die besonders schlimm ist? Wenn ich diesen Beitrag heute lese (er wurde nie gelöscht) kann ich es manchmal kaum begreifen, so offensichtlich war es schon wie krank ich war. Wie gesagt, deine Worte erinnern mich ein bisschen, leider, daran.
Du hörst dich an als würde dir dein eigenes Verhalten noch unerklärlich vorkommen, als würdest du Angst haben was passieren mag (du schreibst das Bedürfnis auf Toilette zu gehen wird größer) und wohl hoffen, dass das irgendwie von selbst weg geht vielleicht (nicht, dass du naiv rüberkommst, aber irgendwie hofft sowas doch jeder, oder?).
Vielleicht hilft es dir ein bisschen, über die Ursachen von Bulimie zu lesen. Das muss nicht gleich ein Buch sein, google doch einfach mal Bulimie mit Bärbel Wadetzki (oder so ähnlich) zusammen, da findet man eigentlich viele tiefgründigere Erklärungsversuche. Das schlage ich vor, weil ich denke, dass es vielleicht leichter ist sich einzuschätzen wenn man sich in solchen Beschreibungen wieder findet. Ich hoffe, ich wähle jetzt nicht die falschen Worte, du sollst natürlich keinen Schreck bekommen wenn du dich hier und da wieder findest, das ist ja oft der Fall bei den meisten Psychologie bezogenen Texten, aber ich denke man merkt schon, wie stark die Parallelen sind. Und vielleicht wird dir dann einiges ein bisschen klarer und du kannst versuchen, die Probleme direkt anzugehen ohne den langen Weg von ständigem Kontrollverlust etc. mitzumachen bis du es nicht mehr aushalten kannst.
Also kurz gefasst hört sich dein Essverhalten für mich überhaupt nicht mehr normal an - Fasten und Fressanfälle ist schon extrem. ABER (!) gerade da du schreibst, du hättest mit einer Diät angefangen: so ein Essverhalten kann auch komplett durch den Körper bestimmt sein, also biologische und keine psychologischen Ursachen haben. Überlege dir doch mal dich komplett gesund zu ernähren für eine gewisse Weile, ohne wenn und aber. Also keine Diätanstalten, sondern ordentliches, ausgewogene Mahlzeiten + etwas Bewegung. Dann kommt dein Körper vielleicht nach etwas Zeit wieder alleine auf den Sprung. Mein Freund hat mir mal "anständiges Essen" verordnet als wir zusammen wohnten, und obwohl ich mich zwingen musste wie nichts Gutes hab ich es geschafft ausgewogen, genug und gesund zu essen (und keine Angst vorm Zunehmen, schon nach kurzer Zeit stellt sich dann ein gesundes Hungergefühl und Sättigungsgefühl ein. Musst nur eben dich zwingen da auch drauf zu hören). Jedenfalls gingen meine Essensgedanken, Heißhungerattacken etc. sehr stark zurück und sogar mein Gewicht blieb mal ne ordentliche Zeit gesund stabil.
Das war jetzt ganz schön lange, und es tut mir Leid nicht schreiben zu können "ach komm, das ist doch nichts gegen Bulimie, mach dir keine Sorgen" für dich. Aber eines, Unangenehmes noch für dich, zur Abschreckung damit du deinem größer werdenden Wunsch dich zu erbrechen vielleicht noch länger standhalten kannst:
Was im Internet als Folge beschrieben wird an den Zähnen, die Abreibung des Zahnschmelzes (die JEDES Mal passiert) fühlt sich so an: EXTREM sensible Zähne. Das bringt keinen Spass. Das bedeutet Zahnschmerzen wenn man lächelt und eine leichte Brise kommt. Kaltes Essen sowieso. Und die Zähne werden transparenter - wirkt gelblicher.
Deine Beine werden möglicherweise wie verrückt jucken - ich bin am Anfang nachts ständig davon aufgewacht. Du kannst trinken soviel du willst, die Haut trocknet.
Möglicherweise Ausschlag - dank des ungesunden Stoffwechsels.
Das sind drei kurzzeitfolgen, die auf mich damals (und natürlich heute) stark zugetroffen haben. Du überwindest dich nicht nur auf Toilette zu gehen, sondern auch all das (und noch VIEL mehr) in Kauf zu nehmen. Das sind ganz schön hohe Kosten.

Also: Ich drück dir die Daumen, dass du da noch rauskommst bevor es sich manifestiert und schick eine dicke alles-gute Umarmung mit.

Re: Habe ich Bulimie, oder was stimmt nicht mit mir?

#4
Hallo liebe itsMallie,

vielen lieben Dank für deine ehrlichen Worte.
Ich habe diesen Beitrag verfasst, um Antworten zu bekommen, die mich weiter bringen. Die mir vielleicht etwas Klarheit darüber verschaffen, was gerade mit mir passiert und in welche Richtung das geht. Von daher bin ich dir sehr dankbar, dass du so ehrlich bist und nichts verharmlost oder beschönigst, denn das bring mir im Endeffekt nichts.
Außerdem möchte ich dir dafür danken, dass du dir so viel Zeit genommen hast, um mir so ausführlich zu antworten.

Was ich vielleicht noch erwähnen sollte ist, dass ich schon seit 8 Jahren an schweren depressiven Episoden leide. Deshalb ist eine psychische Ursache leider nicht auszuschließen. Bisher habe ich nicht viel gegen meine Depressionen getan, aber diese sich möglicherweise anbahnende Essstörung zeigt mir ganz deutlich, dass eine Therapie bitter nötig ist.

Dass dich meine Worte an den Anfang deiner Bulimie erinnern, macht mir noch einmal deutlich, dass ich das Thema wirklich ernst nehmen sollte. Natürlich beunruhigt mich die Tatsache auch ganz schön, aber das tat es auch schon vorher. Ich werde mich auf jeden Fall intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und die Augen davor nicht verschließen. Dafür habe ich in meinem Leben schon zu viel erfolgreich gemeistert. Einfach aufgeben kam noch nie in Frage :!: 8) (... auch wenn der Gedanke schon viel zu oft da war :wink: )

Die Folgen von Bulimie habe ich mir schon oft vor Augen geführt. Beängstigend und erschreckend, wie sehr nicht nur die Psyche, sondern auch der Körper leidet. Das macht mir große Angst... Doch so oft ist das Bedürfnis stärker als der Verstand. Davon kann hier wohl jeder ein Lied singen...

Allerliebste Grüße und eine dicke Danke-Umarmung zurück :)

Re: Habe ich Bulimie, oder was stimmt nicht mit mir?

#5
Hallo Lottie ,


ja dein verhalten erinnert mich ziemlich an mein früheres und eine therapie ist unbedingt nötig , wie du schon sagtest .

fang am besten , damit so früh wie möglich an . dann ist dein verhalten noch leichter zu ändern , bzw. du kannst besser an dir arbeiten . denn je länger du mit dieser problematik zu kämpfen oder zu tun hast , desto schwerer wird es sie zu lösen .

schau dir vllt die beiträge von einigen mitgliedern hier an , die schon lange mit ihrem problem umzugehen versuchen und führ dir vor augen wie weit das gehen kann . vllt hilft es dir auch bilder von den folgen , die bei dieser krankheit entstehen können zu googeln , damit zu erstmal negative assoziationen zu dem thema entwickelst .


aber eine therapie ist natürlich trotzdem sehr wichtig von dem her was du beschrieben hast würde ich dir empfehlen auf zwei wegen zu arbeiten .
das heißt nicht , dass du in einer therapie nur von deinen depressionen oder deiner ES erzählen solltest , sondern von beidem , aber dass du psychologisch auf zwei verschiedenen ebenen vorgehen solltest .

was glaube ich , von dem was ich herauslesen konnte , dir ganz gut helfen würden wäre :
- eine auf ES spezialisierte therapie ( beim therapeut ) oder vllt reicht dir auch eine selbsthilfegruppe zum thema ES
- eine (kognitivie) verhaltenstherapie ( beim therapeut ) oder eine psychoanalytische bzw. tiefenpsychologisch fundierte Therapie ( beim therapeut )

letztendlich musst du entscheiden was der beste weg für dich wäre .

ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen :wink:

ganz viel glück dir ! :D

Re: Habe ich Bulimie, oder was stimmt nicht mit mir?

#6
Hallo pergaminpuppe,

vielen Dank für deine Antwort :-)

Also ich war letzte Woche bei einer Beratungsstelle wegen der ES und heute hatte ich ein Kennenlerngespräch bei einer Therapeutin. Zu der Beratungsstelle möchte ich jetzt regelmäßig, dh einmal die Woche. Die beraten, unterstützen und begleiten mich durch diese aktuelle Situation. Ich denke, dass könnte mir ganz gut tun :-) die Therapie kann ich voraussichtlich erst im Sommer anfangen. Aber durch die Beratungsstelle bin ich bis zum Beginn der Therapie nicht alleine mit dem Problem. Die Therapeutin hat mir geraten zu einer Ernährungsberatung zu gehen, da der Wunsch, endlich wieder dünn zu sein, einfach viel zu groß ist, als dass ich mich jetzt einfach wieder normal ernähren könnte. Ich hab nur einfach keine Ahnung, wie ich mich normal ernähre und dabei noch abnehme. Außerdem hat sich dieser "Kontrollzwang" schon zu sehr manifestiert, sodass ich dieses Verhalten nicht mehr einfach ablegen könnte.
Glaubt ihr, dass eine Ernährungsberatung schon was bringen könnte, da ich ja noch nicht richtig drin stecke in der Bulimie (toi toi toi :roll: )? Vielleicht wenn ich lerne, wie ich gesund abnehmen kann? Ohne Kalorienzählen und dieser ständigen Kontrolle...

Liebste Grüße,
Eure Lotti :)

Re: Habe ich Bulimie, oder was stimmt nicht mit mir?

#7
Wenn du da rauskommen willst, solltest du dich nicht fragen "wie nehme ich am Besten ab" sondern " wie ernähre ich mich ausgewogen, so dass es zu keinem Essanfall kommen muss weil ich hungere". Und da wäre eine Ernährungsberatung nicht schlecht. Du solltest dich aber auch daran halten. Essgestörte neigen ja dazu, sich toll eine Ernährungsberatung zu holen und dann die Hälfte davon zu essen weil sie gar nicht gesund werden wollen. Ich denke das Ziel sollte es sein, sich keine Art von Lebensmittel zu verbieten. Es ist ein doofer Vergleich aber es ist wie bei Kindern. Wenn du dir etwas verbietest, willst du es umso mehr. Erlaube dir, alles zu essen, hald in normalen Mengen (wenn auch anfangs noch etwas kleiner als normal). Dann verliert Essen die Kontrolle über dich. Und schmeiß die Waage weg, auch das ist Kontrolle, die du momentan nicht brauchst. Du kannst dich ja 1x/Monat in der Apotheke oder beim Hausarzt abwiegen aber bitte nicht daheim. Aus 1x/Woche wird 1x/Tag wird 2x/Tag. ..ich kenn das zu gut. Gerade jetzt wo du noch nicht allzu lange in einer Essstörung steckst, hast du noch eher die Chance, der Hölle zu entgehen. Und glaub mir, die Hölle kann gar nicht schlimmer sein.

Re: Habe ich Bulimie, oder was stimmt nicht mit mir?

#8
Lotti hat geschrieben:Hallo liebe Forum-Mitglieder :-)

Ich bin 22 Jahre alt, Studentin und eins ist klar: irgendetwas stimmt mit meinem Essverhalten nicht.

Ich habe mich in diesem Forum angemeldet, weil ich glaube dass ich Bulimie habe. Aber genau wissen tu ich es nicht. Vielleicht könnt ihr mir helfen? Ich schildere euch einfach mal mein momentanes Essverhalten (seit ziemlich genau 2 Monaten):

Angefangen hat alles mit einer Diät, vor 4 Monaten. Kalorien zählen, abends keine Kohlenhydrathe, nur gesunde Lebensmittel, viel Sport usw. (und das alles wegen einem Typen :roll: ). Ich wollte unbedingt abnehmen und anfangs lief alles ziemlich gut.
Irgendwann nahm das Kalorienzählen überhand und begleitete mich den ganzen Tag über. Meine Gedanken gehörten nur dieser bescheuerten App. Alles noch im Rahmen, bis die ersten FA kamen. Wie solche FA aussehen, wisst ihr ja.
Erst habe ich diese FA einfach als "cheat-days" abgestempelt, die ich mir von da an einmal die Woche erlaubt habe.
Leide wurde irgendwann aus einem "cheat-day" die Woche, zwei und teilweise drei. Ab da an gab es keine Ausrede mehr und der Wahnsinn fing so richtig an. Kontrolle, Kontrolle, Kontrollverlust, Kontrolle, Kontrolle, Kontrollverlust, Kontrolle, ...

Ich übergebe mich nach dem FA (noch) nicht, jedoch rechne ich jede Kalorie vom FA zusammen und hungere danach zwei bis drei Tage und treibe exessiv Sport. So lange, bis ich den FA "ungeschehen" gemacht habe. Bis dann der nächte FA kommt und alles von vorne los geht. ALLES wird ausgerechnet, ohne Ausnahme. Meine Gedanken gehören alleine meinem Essverhalten. Ich kann mich weder auf die Uni, noch auf Freunde konzentrieren.
Dazu kommt außerdem, dass ich mich mehrmals am Tag auf die Waage stelle. Eigentlich immer nachdem ich auf der Toilette war, in der Hoffnung dann weniger zu wiegen. Außerdem merke ich wie das Bedürfnis, sich nach Mahlzeiten zu übergeben, immer größer wird. Davor habe ich bisher allerdings noch zu große Angst, die Hemmschwelle ist zu groß.


Was sagt ihr dazu? Wäre um ein paar Antworten sehr dankbar :-)

Liebste Grüße,

eure Lotti.
Hallo Lotti

So wie du deine Situation schilderst, erinnert mich das stark an meine eigene damals. Wie du auch beschreibst, lebte ich lange vom Hungern und Fressen gleichzeitig und trieb danach exzessiv Sport um die Kalorien auszugleichen. War aber durch meine Magersucht stark untergewichtig. Ich hatte mich aber lange Zeit nie übergeben nach den FAs. Dann eines Tages hatte ich es ausprobiert nachdem ich, sowie du auch, schon lange den Drang dazu verspürte es doch nur einmal auszuprobieren. Jedenfalls als es dann einmal klappte, wurde aus diesem einen Mal zuerst nur jedes Wochenende und dann plötzlich jeden Tag. Ich konnte nicht mehr ohne. Jede Sekunde dachte ich nur noch ans Fressen und Kotzen. Heute kotze ich teilweise 5mal täglich und schaffe es kaum einen Tag ohne FA. Abgenommen habe ich dadurch nicht, im Gegenteil. Durch die täglichen FAs nehme ich stetig an Gewicht zu. Ich wäre genetisch dazu veranlagt im leichten Untergewicht zu sein, aber durch die Bulimie befinde ich mich im Normalgewicht. Ich wünschte ich hätte damals dieses "nur einmal ausprobieren zu kotzen" nicht gemacht. Ich könnte mich ohrfeigen dafür. Es ist der erste Schritt in eine heftige Bulimie. Ich kann dir auch nur ans Herz legen, es bitte nie auszuprobieren. Weil danach kommst du nicht mehr davon los. Ich spreche wirklich aus eigener Erfahrung.

Lg Joya

Re: Habe ich Bulimie, oder was stimmt nicht mit mir?

#9
Hallo ihr lieben,

dass ihr alle schreibt, dass euch mein Beitrag an den Anfang eurer Bulimie erinnert, macht mir große Angst :(
Einerseits habe ich unglaublich große Angst davor, bald richtig tief drin zu stecken. Vor allem, wenn ich eure Nachrichten lese. In solchen Momenten sage ich mir, dass ich ab morgen auf jeden Fall wieder normal esse und mich nicht mehr so kontrollieren möchte. Ich schmeiße die Waage weg, lösche die APP und befolge eure Ratschläge.
Denn ich möchte ja nicht krank sein... Wer möchte das schon, denke ich mir dann...

Wenn ich dann aber morgens aufstehe, ist dieser Gedanke schon längst wieder verflogen. Plötzlich gefällt mir dieses gestörte Verhalten. Ich kann fast sagen, dass ich mich darüber freue, mich so komisch zu verhalten! Wie kann das denn sein? Der Gedanke "ich möchte nicht krank sein. Wer möchte das schon!?" existiert plötzlich gar nicht mehr. Denn ich möchte es dann GENAU SO!

Ich habe das Gefühl, dass ich mich alleine mit dieser Einstellung immer tiefer in die Scheiße reite... :mrgreen:

Re: Habe ich Bulimie, oder was stimmt nicht mit mir?

#11
Hallo,

ich bin hier neu im Forum,habe etwas rumgestöbert und diesen Beitrag von Lotti gefunden.
Als Kind war ich immer schlank, nahm aber mit Beginn der Grundschule ordentlich zu, zog mit meiner Volljährigkeit zurück in meine Heimatstadt.
Hatte nur Stress mit meinem leiblichen Vater,den ich bis Dato nicht kannte.
Ich war durch seine tagtäglichen Beschimpfungen und dem psychischen Druck so am Ende, dass sich eine Essstörung entwickelt hat.
Ich aß eigentlich so gut wie nichts und erbrach danach auch noch.
Ich war für meine Verhältnisse ziemlich dünn, nahm aber mit dem Umzug ins betreute Einzelwohnen wieder ordentlich zu.
Mir ging es psychisch stetig besser, somit kamen auch die ganzen Kilos zurück...so viele Kilos, dass ich nun wieder übergewichtig bin. Dies ist nicht meine eigene Ansicht meines Körpers,sondern steht Tatsache auch in ärztlichen Befundberichten.
Ich werte das damalige Verhalten einfach als Psychische Belastung.
Das ich mir jedoch seither jeden Tag Gedanken um mein Essen mache und genau überlege, was ich esse,ist geblieben.
Für übermäßigen Sport habe ich keine Kraft...Ich habe einen derart verschobenen Tagesrhythmus, der mich schlapp macht.
Ich esse seit über einem Jahr extrem wenig und achte darauf,was ich esse.
Verliere trotzdem keine Kilos...
Der Arzt erklärte mir, dass ich einen extrem langsamen Stoffwechsel habe und einige Wochen die durchschnittliche Kalorienanzahl eines Erwachsenen aufnehmen soll.
Daran ist garnicht zu denken :roll:
Seit kurzem gehe ich zur Toilette, um selbst kleine Mengen wieder los zu werden...Ihr wisst schon.
Es kommt zwar nicht viel,aber immerhin.
Ich bin unsicher und weiß nicht, ob dies der Beginn einer Bulimie ist?
Vielleicht mache ich mir auch nur zu viele Gedanken und alles ist im Rahmen?

Über hilfreiche Antworten wäre ich sehr dankbar!

Viele Grüße
Jennay

--> Tut mir leid,wenn ich irgendwelche ausführlichen Beschreibungen benutzt haben sollte, die hier nicht erwünscht sind :oops:

Re: Habe ich Bulimie, oder was stimmt nicht mit mir?

#12
Jennay hat geschrieben:Hallo,

ich bin hier neu im Forum,habe etwas rumgestöbert und diesen Beitrag von Lotti gefunden.
Als Kind war ich immer schlank, nahm aber mit Beginn der Grundschule ordentlich zu, zog mit meiner Volljährigkeit zurück in meine Heimatstadt.
Hatte nur Stress mit meinem leiblichen Vater,den ich bis Dato nicht kannte.
Ich war durch seine tagtäglichen Beschimpfungen und dem psychischen Druck so am Ende, dass sich eine Essstörung entwickelt hat.
Ich aß eigentlich so gut wie nichts und erbrach danach auch noch.
Ich war für meine Verhältnisse ziemlich dünn, nahm aber mit dem Umzug ins betreute Einzelwohnen wieder ordentlich zu.
Mir ging es psychisch stetig besser, somit kamen auch die ganzen Kilos zurück...so viele Kilos, dass ich nun wieder übergewichtig bin. Dies ist nicht meine eigene Ansicht meines Körpers,sondern steht Tatsache auch in ärztlichen Befundberichten.
Ich werte das damalige Verhalten einfach als Psychische Belastung.
Das ich mir jedoch seither jeden Tag Gedanken um mein Essen mache und genau überlege, was ich esse,ist geblieben.
Für übermäßigen Sport habe ich keine Kraft...Ich habe einen derart verschobenen Tagesrhythmus, der mich schlapp macht.
Ich esse seit über einem Jahr extrem wenig und achte darauf,was ich esse.
Verliere trotzdem keine Kilos...
Der Arzt erklärte mir, dass ich einen extrem langsamen Stoffwechsel habe und einige Wochen die durchschnittliche Kalorienanzahl eines Erwachsenen aufnehmen soll.
Daran ist garnicht zu denken :roll:
Seit kurzem gehe ich zur Toilette, um selbst kleine Mengen wieder los zu werden...Ihr wisst schon.
Es kommt zwar nicht viel,aber immerhin.
Ich bin unsicher und weiß nicht, ob dies der Beginn einer Bulimie ist?
Vielleicht mache ich mir auch nur zu viele Gedanken und alles ist im Rahmen?

Über hilfreiche Antworten wäre ich sehr dankbar!

Viele Grüße
Jennay

--> Tut mir leid,wenn ich irgendwelche ausführlichen Beschreibungen benutzt haben sollte, die hier nicht erwünscht sind :oops:

Hallo Jennay

Meiner Meinung nach leidest du schon jetzt unter Bulimie. Auch weil du geschrieben hast, dass du früher schon erbrochen hast. Weisst du denn, wie du damals wieder damit aufgehört hast?
So wie du deine Situation beschreibst, hört sich das für mich an, als würdest du am Anfang einer schweren Bulimie stehen. Ich würde versuchen so schnell wie möglich damit aufzuhören. Ich hatte früher einen super Stoffwechsel. Seit ich an Bulimie leide kann ich nichts mehr essen ohne davon zuzunehmen. Man bewegt sich einfach in einem Teufelskreis. Und der Körper gewöhnt sich auch sehr schnell ans Kotzen. Bald nimmt man trotz täglichem Kotzen zu. Das hab ich früher auch nicht geglaubt, musste es nun aber an der eigenen Figur erfahren.
Hast du schon mal eine Therapie in Betracht gezogen?
Lg Joya

Re: Habe ich Bulimie, oder was stimmt nicht mit mir?

#13
Hallo Joya,

vielen Dank für Deine Antwort.
Damals hat es aufgehört,als es mir psychisch besser ging und ich aus meinem familiären Umfeld genommen wurde.
Habe danach normal gegessen...konnte Essen sogar mal genießen.
Aber das ich mir Gedanken darum mache,was wieviele Kalorien hat und das schlechte Gewissen nach der Nahrungsaufnahme, besteht eigentlich seit Kindheitstagen.
Ich war wie gesagt schlank bis zur Schuleinführung.
Ab da nahm ich stetig zu.
War nur in der Zeit bei meinem Vater vor 5 Jahren das erste mal seit meiner Schuleinführung wieder schlank.
Ich stellte vor gut 1 1/2 Jahren meine Ernährung um.
Süßes od. Knabberkram waren die Ausnahme.
Wurden nahezu von meinem Speiseplan entfernt.
Ins Haus kamen gesunde und frische Sachen.
Ich dachte,dass dies der Schlüssel zum Erfolg sei...gesundes Essen und Bewegung durch meinen Hund der aufgrund der Rasse sehr viel Auslauf benötigt.
Nichts da...ich nahm nicht ab..mein Stoffwechsel ist verlangsamt und meine Blutwerte vollkommen in Ordnung. Auch die Schilddrüse hat laut ärztlicher Aussage keinerlei Beeinträchtigung.
Ich schaffe seit Monaten an guten Tagen knapp die hälfte der normalerweise benötigten kcal.
Selbst ohne erbrechen,setzt mein Körper alles an..logisch der hat Angst,dass er lange auf Energiezufuhr warten muss. Wie bereits geschrieben,bin ich wieder in einem völlig falschen Tagesrhythmus und komme da nicht raus. Ich war schon immer ein Nachtmensch. Bin Musikerin und liebe nebenher die Kunst.. Treffe meine Freunde eigentlich nachts. Klar das ich dadurch tagsüber schlafe und nur sehr schwer in die Gänge komme. Bis ich hochkomme und fertig bin,sind zeitlich alle Messen gesunken,um zur Schwimmhalle zu fahren. Der einzige Sport,für den ich einen Faible habe und womöglich mit dem Bulimiekram nicht erneut angefangen hätte. Es ist leicht zu sagen "ändere dies doch" aber wirklich aus dem falschen Rhythmus und alledem raus zu kommen,was daran hängt,ist schwerer.
Ich habe gerade das Gefühl, dass die Bulimie meine einzige Rettung aus meinem Körper und all den damit verbundenen Problemen ist :( Ich habe erst eine Langzeittherapie wegen anderen Dingen hinter mir und bin ehrlich gesagt erstmal sprichwörtlich davon geheilt. Bin aber noch in psychiatrischer Behandlung. Aber der kann ich doch unmöglich davon erzählen. Hier ist das nochmal etwas anderes...man schreibt anonym. Aber die Ärztin kennt mich ja :|

Viele Grüße
Jennay

Re: Habe ich Bulimie, oder was stimmt nicht mit mir?

#14
Jennay hat geschrieben:Hallo Joya,

vielen Dank für Deine Antwort.
Damals hat es aufgehört,als es mir psychisch besser ging und ich aus meinem familiären Umfeld genommen wurde.
Habe danach normal gegessen...konnte Essen sogar mal genießen.
Aber das ich mir Gedanken darum mache,was wieviele Kalorien hat und das schlechte Gewissen nach der Nahrungsaufnahme, besteht eigentlich seit Kindheitstagen.
Ich war wie gesagt schlank bis zur Schuleinführung.
Ab da nahm ich stetig zu.
War nur in der Zeit bei meinem Vater vor 5 Jahren das erste mal seit meiner Schuleinführung wieder schlank.
Ich stellte vor gut 1 1/2 Jahren meine Ernährung um.
Süßes od. Knabberkram waren die Ausnahme.
Wurden nahezu von meinem Speiseplan entfernt.
Ins Haus kamen gesunde und frische Sachen.
Ich dachte,dass dies der Schlüssel zum Erfolg sei...gesundes Essen und Bewegung durch meinen Hund der aufgrund der Rasse sehr viel Auslauf benötigt.
Nichts da...ich nahm nicht ab..mein Stoffwechsel ist verlangsamt und meine Blutwerte vollkommen in Ordnung. Auch die Schilddrüse hat laut ärztlicher Aussage keinerlei Beeinträchtigung.
Ich schaffe seit Monaten an guten Tagen knapp die hälfte der normalerweise benötigten kcal.
Selbst ohne erbrechen,setzt mein Körper alles an..logisch der hat Angst,dass er lange auf Energiezufuhr warten muss. Wie bereits geschrieben,bin ich wieder in einem völlig falschen Tagesrhythmus und komme da nicht raus. Ich war schon immer ein Nachtmensch. Bin Musikerin und liebe nebenher die Kunst.. Treffe meine Freunde eigentlich nachts. Klar das ich dadurch tagsüber schlafe und nur sehr schwer in die Gänge komme. Bis ich hochkomme und fertig bin,sind zeitlich alle Messen gesunken,um zur Schwimmhalle zu fahren. Der einzige Sport,für den ich einen Faible habe und womöglich mit dem Bulimiekram nicht erneut angefangen hätte. Es ist leicht zu sagen "ändere dies doch" aber wirklich aus dem falschen Rhythmus und alledem raus zu kommen,was daran hängt,ist schwerer.
Ich habe gerade das Gefühl, dass die Bulimie meine einzige Rettung aus meinem Körper und all den damit verbundenen Problemen ist :( Ich habe erst eine Langzeittherapie wegen anderen Dingen hinter mir und bin ehrlich gesagt erstmal sprichwörtlich davon geheilt. Bin aber noch in psychiatrischer Behandlung. Aber der kann ich doch unmöglich davon erzählen. Hier ist das nochmal etwas anderes...man schreibt anonym. Aber die Ärztin kennt mich ja :|

Viele Grüße
Jennay

Hallo Jennay

Ich verstehe deine Sorgen, dass du aus deinem Körper ausbrechen möchtest und auch dass du Angst hast, dich deiner Ärztin anzuvertrauen.
Aber die Bulimie ist da der falsche Weg. Sie wird dir nicht helfen aus deinem Körper ausbrechen zu können. Sie wird viel eher dein Leben einnehmen und danach nach und nach zerstören. Du wirst zwar aus deinem Körper ausbrechen können, aber auf eine andere Art als du sie dir vorstellst. Mit der Zeit wirst du dich selbst nicht mehr erkennen, du fühlst dich als hässliches und widerwärtiges Monster. Und du hast bald auch das Gefühl, dass du nicht mehr über dich selbst bestimmen kannst. Isolation, Einsamkeit und Depressionen sind die Folge. Und der Körper macht wegen den Mangelerscheinungen auch noch schlapp. Also willst du dich wirklich für dieses Leben entscheiden?
Ich wünschte ich könnte die Bulimie von heute auf morgen besiegen... mir wäre es sogar egal wenn ich ein *kg Übergewicht hätte. Wenn ich dafür nur gesund wäre.
Hast du mal an Ernährungsberatung gedacht? Die können dir vielleicht auch Tipps geben.
Und übrigens musst du keine Angst haben dich der Ärztin zu öffnen. Essstörungen sind ein weit verbreitetes Thema. Du wirst nicht die Erste und nicht die Letzte sein. :wink:
LG Joya

Re: Habe ich Bulimie, oder was stimmt nicht mit mir?

#15
Vielen Dank für Deine Mut machenden Worte und für Deine Ratschläge!!
Als hässliches Monster sehe ich mich schon lange :cry:
Und Depressionen habe ich auch schon seit Jahren.
Ich bin gerade in so einem Zwiespalt zwischen Notbremse ziehen und noch rechtzeitig aufhören od. weiter machen.
Was Lebensmittel essen angeht bin ich fit auf dem Gebiet..weiß genau, was wann gut ist oder eben nicht.
Das regelmäßig essen wird mein Hauptproblem sein.
Zudem der verschobene Tagesrhythmus.
Zur Ernährungsberatung musste ich als Teenie, habe mich aber damals null für Ernährung interessiert.
Vielleicht ist es ein Versuch wert, so etwas nochmal anzugehen ohne den Weg der Bulimie?!
Ist solch ein hin und her überlegen normal?
Ich weiß,dass es falsch ist, was ich mache und möchte das einerseits nicht.
Andererseits habe ich das Gefühl, genau das Richtige zu tun.
Wie so einen Lichtschalter den man 'An' und 'Aus' drückt.

Viele Grüße
Jennay