Familie des Freundes

#1
Hey Leute!

Ich bin hier nicht so aktiv aber muss mich kurz mal zu Wort melden und was von der Seele schreiben, was mir echt nah geht. Hab es nun schon einer Freundin erzählt, die auch eine ES hat und es daher versteht, aber…
Ich muss kurz ausholen. Ich bin seit 2,5 Jahren mit meinem Freund zusammen und liebe den wirklich! Das ist keine Frage. Dennoch würde ich nicht wollen, dass er alles von der Bulimie erfährt. Von meiner damaligen Magersucht weiß er und hatte später als ich dann mit ihm zusammen war (vor einem Jahr) noch mal einen Rückfall gekoppelt mit der Bulimie. Da war ich dann wirklich wieder untergewichtig. Derzeit arrangiere ich mich sozusagen mit der Bulimie. Ich brauch es teils, habe aber Normalgewicht und komme klar damit. Natürlich könnt ihr nun sagen „lass es!“ und werdet das sicher auch wenn ihr hier weiter lest, weil es die logischste Schlussfolgerung wäre, keine Frage. Aber ihr wisst, denke ich, auch, dass es SO einfach nunmal einfach nicht ist.
So... die Familie von meinem Freund ist definitiv nicht schlecht gestellt. Die Eltern sind zwar recht alt, aber ok. Der Vater war Arzt. Mein Freund und ich studieren beide, haben uns im Studium kennen gelernt. Der Unterschied ist, dass ich eben von BaföG lebe, mein Freund von seiner Familie finanziert werden kann. Ohne Probleme mit Auto etc. Umso unverständlicher ist es, dass das Haus der Eltern … ja, eine mehr oder minder Bruchbude ist. Aus eben diesem Grund wollte mein Freund zu Beginn der Beziehung nicht, dass ich mit ihm mitkomme. Ich hab damals gesagt, dass es mir egal ist und ich mit will. War es auch und diese Tatsache ist mir auch echt egal eigentlich. Damals hatte ich noch keine Bulimie muss ich dazu erwähnen. Ich hatte ja wie gesagt früher Magersucht und zu der Zeit hab ich noch sehr Kalorien gezählt. Ständig.
Naja. Nun ist es aber so, dass ich eben Bulimie habe. Mein Freund hat mich auch einmal erwischt, dass ist eine Weile her. Ich bin nicht gerne bei seiner Familie. Absolut nicht. Ein Grund dafür ist definitiv die Bulimie. Dass die Toilette direkt neben der Tür ist – ok. Komm klar. Aber die Spülung geht nicht gescheit. Heißt man muss so um die zwei bis dreimal spülen bis alles weg ist. Genial und wenig auffällig. Ein anderer Grund ist aber auch einfach die Familie und die ganze Situation. Es stresst mich. Mal 2-3 Tage am Wochenende – ok. Seine Mutter bekocht uns ja dann immer. Selbst wenn wir sagen wir kommen erst spät heim wird EXTRA für uns gekocht und wir sollen das essen und.. es belastet mich. Nein, man kann nicht mit der Mutter reden. Funktioniert nicht. Und ich hab einfach ein Problem damit. Ich schaffe es dort nicht ohne mich mal zu übergeben, weil es für mich wirklich belastend ist die Situation. Immer dieses „magst du das nicht? Warum isst du das nicht?“ etc.
Naja. Jedenfalls, wie sollte ich es anders sein hab ich trotz der tollen Spülung dort gek**. Und da es nicht runter ging und ich nicht so oft spülen wollte hab ich die Klobürste genommen und es teils versucht runter zu stoßen. Scheinbar blieb da wohl was hängen oder… ich hab keine Ahnung. Am letzten Tag bevor wir fahren wollten kam dann der Vater zu mir und meinte „trink das, dann geht’s dir besser“ und ich nur perplex „mir ist nicht schlecht“ – „was machst du dann auf dem klo?“ – „gar nichts“. Mir wurd so warm und ich war so panisch und hatte Angst… ich bin dann eben später nach unten gefolgt und hab gelauscht, also dem Gespräch zwischen seiner Mutter und Vater. Lief ca. so „hast du denn gesehen, dass sie kotzt?“ – „nein, aber es ist doch recht eindeutig, das klopapier ist leer und sie geht ja oft, hab ja immer mal geguckt wenn sie auf dem klo war“ – „wenn du sie drauf ansprichst streitet sies eh ab.“ – „ja, natürlich“ – „wie viel will sie denn noch abnehmen“ .. bin dann wieder hoch. Sie wissen ja nicht, dass ich das gehört hab. Am nächsten Tag hat sie sich nichts anmerken lassen. Also… ja. Sie isst ja selbst eh fast nichts. Da hat man Freund ja schon ihr gesagt „iss halt mal selbst was“ aber dann kommt nur ein blöder Kommentar. Aber ich wollte an dem Abend nur weg. Es war eben nun eine Woche ab dem 1. Weihnachtsfeiertag das wir dort waren. Und ihr ständiges getue und alles… ich bin gerne bei mir Zuhause… ich weiß nicht, ob es blöd klingt aber wenn ich weiß, ich könnte mich übergeben wenn ich will… teils reicht das. Aber dort.. ich sags ehrlich, ich kann dort teils gar nicht anders. Teils geht’s mir überall so, klar. Aber… ich muss dann. Hab echt schon überlegt wie ich das nun machen soll. Weil diese Toilette ist fürn Arsch. Gibt nirgends sonst sowas. Echt nicht.
Und nun ist es so, dass sein Bruder und sein Vater am 23.1 Geburstag haben. Mein Freund wollte da noch mal ne Woche dort bleiben. Ich natürlich.. das ist mir echt zu bald. Viel zu bald. Gerade JETZT nach der Nummer. Das sie es weiß und sie mir aufs klo hinterher rennt und alles und… ich will das so nicht. Das ist mir zu viel Druck gerade. Ich hab dann eben bei meinem Freund gesagt, dass ich Montags Klausur habe und Sonntag fahren würde. Von ihm kam nix. Ka. War dann recht patzig. Hab dann später halt gesagt „gut, dann buche ich mir mal ein Ticket zum heimfahren“. Und er „hmm. Wann ist deine Klausur?“ – ich: „14 Uhr, Montag“. – „naja, wenn du da dann fährst dann darf ich mir das ganze Gemotze anhören, will ich eigentlich nicht. Dann fahren wir eben Sonntag“. Also. Ich hab keine Ahnung warum er ne Woche da hin will, wenn selbst keinen Bedarf. Pflichtgefühl? Geld? Ich weiß es nicht.
Ich frag mich eben… will ich nicht hin wegen Verhalten der Eltern und er ganzen beschissenen Stimmung. Also, die Mutter meint es gut aber auf eine blöde Weise für jeden mit dem Aufgedränge und für jemand mit einer Essstörung noch schlimmer. Finanziell sind die ja … ist das wichtigste hab ich das Gefühl. Kenne ich eben wirklich anders. Ich weiß es nicht. Ob ich deshalb nicht so lange hin will oder ob es mir ohne B. egaler wäre. Aber.. ich kann das nicht immer unterdrücken und mit klar kommen. Versteht ihr? Teils will ichs und… ich kann es noch nicht unterdrücken. Und gerade dass nun noch kritisiert wird, dass ich so oft aufs klo geh und Klopapier ausgeht.. ich trink enorm viel. Ich weiß nicht, ob durch die ES, aber.. ich kann nicht alles ändern auf einmal nur weil ich ne Woche dort sein muss. Ich will einfach keine Woche dort sein. Abends ka was ich tun soll und… ich weiß nicht was ich da so lange soll. Echt nicht. Und dann eben noch die ES. Ja. Klar. Klar, sollte das kein Punkt sein, ist es aber. Und das sie es jetzt weiß… trau mich kaum mehr aufs klo und überhaupt. Ich find das richtig, richtig schlimm. Die sind nach außen ohnehin so perfekt und alles. Trau mich kaum mehr zu essen. Und… ich kanns nicht so.
Was würdest ihr tun? Ich weiß echt nicht weiter. Fühl mich da nun richtig scheiße. Wirklich.

Re: Familie des Freundes

#2
Okeeeeh, das ist ja jetzt nicht besonders übersichtlich ;-)

Also deine Hauptprobleme bestehen darin...

... dass die Eltern deines Freundes mitgekriegt haben, dass du kotzt
... dass du immer, wenn du bei ihnen bist, kotzt
... dass das aber nicht so leicht geht, wie zu Hause, weil das Klo "doof" ist
... dass dir die Mutter deines Freundes in deinen Augen zu viel Essen aufdrängt, dabei selber aber recht schlank ist (Konkurrenz-/Vergleichsdenken?)
... dass du jetzt zu den Geburtstagen für ne längere Zeit zu den EdF musst

Was ich nicht verstehe ist der finanzielle Aspekt, den du immer wieder betonst. Wo ist da das Problem, dass dein Freund aus einer finanziell besser gestellten Familie kommt?

Musst du zu dem VaterBruderGeburtstag mitkommen? Was meinst du damit, dein Freund habe "keinen Bedarf" dahin zu fahren? Vielleicht möchte er seinem Vater und Bruder einfach ne Freude machen?
Wie lange wärt ihr denn dann da? [Edit: Sorry, hab ich überlesen, eine Woche.] Warum ginge es nicht, für diese Zeit nicht zu kotzen?
Zuletzt geändert von Christie am Mi Jan 07, 2015 13:07, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Familie des Freundes

#3
Hey Nakoma,

mensch, das klingt ja echt nach viel Druck! Wie ist es denn inzwischen weiter gegangen? Hast du dich schon entschieden oder nochmal mit deinem Freund darüber geredet?
Hast du denn das Gefühl, die ES schränkt dich ein, weil du deswegen nicht so gern hinmagst oder sie ist ein Warnsignal, das dir zeigt, dass du dich da nicht wohl fühlst obwohl du den ganzen Kram sonst mitmachen würdest?
Ich erinnre mich gut, wie ich zu Anfang meiner Therapie nicht mehr zu meinen eigenen Eltern wollte - da konnte ich auch nicht anders als mich zu übergeben und hatte gleichzeitig eine starke Panik, sie würden es rausfinden. Ich bin dann immer seltener hin, was mir einerseits gut tat um vieles aufzuarbeiten ohne mich direkt in die Situation zu begeben, und andererseits auch einfach meinem Körper sehr gut tat. Man merkt den Unterschied dann doch schon stark finde ich, ob man sich nun nach einer normalen Mahlzeit schon übergeben muss oder ob man es zuhause mit extra großen/süßen/fettigen/was auch immer Mahlzeiten herbeiführt. Für mich war das damals ein eindeutiges Warnsignal, was ich mit dem heutigen Wissen auch ganz gut interpretieren kann.
Soll heißen - wenn dein Körper schon rebelliert wenn du da bist, vielleicht solltest du es dir zustehen und auf dich hören? Natürlich ist es schwer wenn sich dein Freund deine Anwesenheit wünscht, und man fühlt sich ja auch irgendwie egoistisch in so einer Situation, aber ich denke es ist wirklich gar nicht egoistisch, sondern wichtig da eine Grenze zu ziehen, wenn man sie braucht. Und in unserer Situation ist es eben noch oft der Körper der die Grenze zeigt, da wir es lieber anderen Recht machen als auf unser Gefühl zu hören.
Ich weiß nicht, ob das jetzt so zutrifft auf dich? Vielleicht kannst du ein bisschen mehr erzählen, wie es weiter verlaufen ist und was die Pro und Contra Punkte sind um dahin zu fahren?
Alles Gute dir!