Vegan
Verfasst: Do Dez 18, 2014 20:12
So, hier mal ein Thema, das mich schon lange beschäftigt und im Moment akut.
Meinungsäußerungen sind ausdrücklich erwünscht.
Für alle die mich nicht kennen, ich habe beinahe 12 Jahre lang unter Essstörungen gelitten, die meisten zeit über Bulimie, zwischendurch eine anorektische Phase und eine in der "wieder alles gut" war.
Ich bin mir gerade nicht mehr sicher, wie lange ich jetzt schon "clean" bin, grob überschlagen müssten es so ungefähr 4,5 Jahre sein.
Seit fast zwei Jahren lebe ich nun vegan, ich habe damit also erst angefangen, als ich auf "normalem" Wege das Essen wieder gelernt hatte.
Die Umstellung ist mir vergleichsweise schwer gefallen, als ich es aber geschafft hatte ging es mir essenstechnisch besser als kaum jemals zu vor.
Körperlich ging es mir sehr gut, ich habe das ganze auch verantwortungsvoll betrieben um mich möglichst nicht in irgendwelche Mangelzustände hineinzumanövrieren.
Auch seelisch ging es mir sehr gut, ich bin keine verrückte Spinnerin, die über ihre eigene Leiche irrwitzige ideale durchsetzen möchte und keine Tabletten nimmt wenn sie krank wird aber ich finde die Massentierhaltung nicht gut.
Meiner Meinung nach ist das unmoralisch und weder für die Tiere noch für die Umwelt gut (und im Endeffekt auch nicht für den Menschen, Antibiotika, irgendwelche Epidemien die ausbrechen und sich auf den Menschen übertragen und so weiter).
Ich habe nach der Umstellung schlichtweg nicht mehr ans Essen gedacht, jedenfalls nicht mehr in krankhafter Weise.
Ich dachte mir, das schlimmste was passieren kann ist, dass du fett wirst aber selbst wenn du noch so gierig und unersättlich bist:
Es tut ja jetzt niemandem mehr weh!
Und dann war der Gedanke ans dick werden plötzlich auch gar nicht mehr schlimm.
(Kurze Info am Rande: ich habe nach der Umstellung weder zu noch abgenommen sondern mein Gewicht, abgesehen von den normalen Schwankungen, gehalten).
Weswegen ich jetzt schreibe ist, dass es in der letzten Zeit nicht mehr so rund läuft.
Ich hatte einen Eisenmangel ausgebrütet und in Folge dessen massiv Bock auf Fleisch.
Das war in einer Phase in der ich zeitgleich umgezogen bin und extrem wichtige Prüfungen hatte, also nicht großartig zum Kochen gekommen bin und meine Ernährung nicht wirklich gesund und ausgewogen war.
Nachdem der Mangel mit Tabletten behoben wurde und sich die Ernährung wieder eingependelt hatte, war auch die Fleischeslust wieder verschwunden, ich dachte erst, dass jetzt alles so weitergeht wie zuvor.
Das tut es aber nicht.
Kurze Zeit später wollte ich Schokolade.
Normale Schokolade.
Und Lachs.
Versteht mich nicht falsch, es gibt sehr gute vegane Alternativen, die schmecken auch lecker und alles aber sie schmecken eben nie wirklich so wie das Originalprodukt.
Und jetzt weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.
Ich bin überzeugt davon, dass Veganismus eine gute Sache ist.
Ich bin auch bereit, dafür mehr Geld auszugeben als es für eine "normale" Ernährung.
Wozu ich nicht bereit bin ist, meine Lebensqualität dauerhaft einzuschränken in dem ich mich über einen längeren Zeitraum zu etwas quäle, was mir eigentlich keinen Spaß mehr macht.
Und ich finde es auch komisch, andauernd zum Arzt zu rennen und mir Blut abnehmen zu lassen.
Was dazu kommt ist, dass vegan kompliziert ist.
Es ist schwierig (bzw. einseitig) unterwegs zu essen.
Wenn jemand mir etwas zu essen anbietet und ich es zum hundertsten Mal ablehne (weil Gelatine oder so drin ist), dann ist das ätzend weil es erstens unhöflich ist (ich habe Studienbedingt mit Leuten aus anderen Kulturen zu tun, mit denen ich zum Teil auch keine gemeinsame Sprache spreche, so dass eine Verständigung ohnehin schon kompliziert ist, wenn man dann noch versuchen muss, mit Händen und Füßen eine Lebensart zu erklären, von der die die Leute zum Teil noch nie gehört haben, ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit. Also, kurz und gut, ich habe keine Lust immer irgendwie ein Außenseiter zu sein.
Weswegen ich nicht einfach wieder tierische Lebensmittel esse?
Diese frage habe ich mir auch gestellt und vor drei Tagen wieder damit angefangen.
Schmeckt geil, fühlt sich aber falsch an.
Und richtig.
Richtig weil ich die ganzen Probleme, die ich oben geschildert habe jetzt einfach nicht mehr habe.
Falsch weil ich ganz genau weiß, woher das zeug kommt, das vergisst man nicht so leicht wenn man sich einmal ernsthafter damit beschäftigt hat.
Und ehrlich gesagt ist das Essen auch nicht mehr so entspannt.
Was jetzt gerade bei mir läuft ist (noch) keine richtige Essstörung.
Aber ich habe wieder dieses Gefühl, was ich noch aus der ES Zeit kenne, dass ich mich nur einmal kurz nicht konzentrieren bräuchte beim Vorbeugen und mein Magen sich Quasi von alleine auskippen würde.
Mir ist plötzlich wieder so schrecklich bewusst, wie EINFACH es wäre.
Das ist anstrengend.
Ich lebe das nicht aus aber ich denke darüber nach, ich muss mich quasi die ganze zeit zusammenreißen, um nicht einfach nach dem Essen auf die Toilette zu gehen da ich ja ganz genau weiß, wie viel "besser" ich mich danach fühlen würde.
(Die Anführungsstriche habe ich bewusst gesetzt, natürlich ist mir vollkommen klar, dass ich mich danach kein Stückchen besser fühlen würde).
Und weil es ja so einfach wäre, kurz den Magen auskippen zu gehen, könnte ich auch, eben so einfach, noch ein kleines bisschen mehr essen, wäre ja kein großer Aufwand, das wieder loszuwerden.
Versteht ihr?
Ich habe mich immer gesträubt, Veganismus als "Arzneimittel" gegen eine Essstörung zu sehen aber was jetzt gerade läuft geht gar nicht.
Eigentlich ist das eine schöne Lebensart, die unglaublich viel Spaß machen kann.
Ich möchte aber auch nicht so leben MÜSSEN weil alles andere irgendwie total sick ist.
Kann man das irgendwie verstehen?
Und noch viel wichtiger: Hat irgendjemand hier eine Idee dazu?
Meinungsäußerungen sind ausdrücklich erwünscht.
Für alle die mich nicht kennen, ich habe beinahe 12 Jahre lang unter Essstörungen gelitten, die meisten zeit über Bulimie, zwischendurch eine anorektische Phase und eine in der "wieder alles gut" war.
Ich bin mir gerade nicht mehr sicher, wie lange ich jetzt schon "clean" bin, grob überschlagen müssten es so ungefähr 4,5 Jahre sein.
Seit fast zwei Jahren lebe ich nun vegan, ich habe damit also erst angefangen, als ich auf "normalem" Wege das Essen wieder gelernt hatte.
Die Umstellung ist mir vergleichsweise schwer gefallen, als ich es aber geschafft hatte ging es mir essenstechnisch besser als kaum jemals zu vor.
Körperlich ging es mir sehr gut, ich habe das ganze auch verantwortungsvoll betrieben um mich möglichst nicht in irgendwelche Mangelzustände hineinzumanövrieren.
Auch seelisch ging es mir sehr gut, ich bin keine verrückte Spinnerin, die über ihre eigene Leiche irrwitzige ideale durchsetzen möchte und keine Tabletten nimmt wenn sie krank wird aber ich finde die Massentierhaltung nicht gut.
Meiner Meinung nach ist das unmoralisch und weder für die Tiere noch für die Umwelt gut (und im Endeffekt auch nicht für den Menschen, Antibiotika, irgendwelche Epidemien die ausbrechen und sich auf den Menschen übertragen und so weiter).
Ich habe nach der Umstellung schlichtweg nicht mehr ans Essen gedacht, jedenfalls nicht mehr in krankhafter Weise.
Ich dachte mir, das schlimmste was passieren kann ist, dass du fett wirst aber selbst wenn du noch so gierig und unersättlich bist:
Es tut ja jetzt niemandem mehr weh!
Und dann war der Gedanke ans dick werden plötzlich auch gar nicht mehr schlimm.
(Kurze Info am Rande: ich habe nach der Umstellung weder zu noch abgenommen sondern mein Gewicht, abgesehen von den normalen Schwankungen, gehalten).
Weswegen ich jetzt schreibe ist, dass es in der letzten Zeit nicht mehr so rund läuft.
Ich hatte einen Eisenmangel ausgebrütet und in Folge dessen massiv Bock auf Fleisch.
Das war in einer Phase in der ich zeitgleich umgezogen bin und extrem wichtige Prüfungen hatte, also nicht großartig zum Kochen gekommen bin und meine Ernährung nicht wirklich gesund und ausgewogen war.
Nachdem der Mangel mit Tabletten behoben wurde und sich die Ernährung wieder eingependelt hatte, war auch die Fleischeslust wieder verschwunden, ich dachte erst, dass jetzt alles so weitergeht wie zuvor.
Das tut es aber nicht.
Kurze Zeit später wollte ich Schokolade.
Normale Schokolade.
Und Lachs.
Versteht mich nicht falsch, es gibt sehr gute vegane Alternativen, die schmecken auch lecker und alles aber sie schmecken eben nie wirklich so wie das Originalprodukt.
Und jetzt weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.
Ich bin überzeugt davon, dass Veganismus eine gute Sache ist.
Ich bin auch bereit, dafür mehr Geld auszugeben als es für eine "normale" Ernährung.
Wozu ich nicht bereit bin ist, meine Lebensqualität dauerhaft einzuschränken in dem ich mich über einen längeren Zeitraum zu etwas quäle, was mir eigentlich keinen Spaß mehr macht.
Und ich finde es auch komisch, andauernd zum Arzt zu rennen und mir Blut abnehmen zu lassen.
Was dazu kommt ist, dass vegan kompliziert ist.
Es ist schwierig (bzw. einseitig) unterwegs zu essen.
Wenn jemand mir etwas zu essen anbietet und ich es zum hundertsten Mal ablehne (weil Gelatine oder so drin ist), dann ist das ätzend weil es erstens unhöflich ist (ich habe Studienbedingt mit Leuten aus anderen Kulturen zu tun, mit denen ich zum Teil auch keine gemeinsame Sprache spreche, so dass eine Verständigung ohnehin schon kompliziert ist, wenn man dann noch versuchen muss, mit Händen und Füßen eine Lebensart zu erklären, von der die die Leute zum Teil noch nie gehört haben, ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit. Also, kurz und gut, ich habe keine Lust immer irgendwie ein Außenseiter zu sein.
Weswegen ich nicht einfach wieder tierische Lebensmittel esse?
Diese frage habe ich mir auch gestellt und vor drei Tagen wieder damit angefangen.
Schmeckt geil, fühlt sich aber falsch an.
Und richtig.
Richtig weil ich die ganzen Probleme, die ich oben geschildert habe jetzt einfach nicht mehr habe.
Falsch weil ich ganz genau weiß, woher das zeug kommt, das vergisst man nicht so leicht wenn man sich einmal ernsthafter damit beschäftigt hat.
Und ehrlich gesagt ist das Essen auch nicht mehr so entspannt.
Was jetzt gerade bei mir läuft ist (noch) keine richtige Essstörung.
Aber ich habe wieder dieses Gefühl, was ich noch aus der ES Zeit kenne, dass ich mich nur einmal kurz nicht konzentrieren bräuchte beim Vorbeugen und mein Magen sich Quasi von alleine auskippen würde.
Mir ist plötzlich wieder so schrecklich bewusst, wie EINFACH es wäre.
Das ist anstrengend.
Ich lebe das nicht aus aber ich denke darüber nach, ich muss mich quasi die ganze zeit zusammenreißen, um nicht einfach nach dem Essen auf die Toilette zu gehen da ich ja ganz genau weiß, wie viel "besser" ich mich danach fühlen würde.
(Die Anführungsstriche habe ich bewusst gesetzt, natürlich ist mir vollkommen klar, dass ich mich danach kein Stückchen besser fühlen würde).
Und weil es ja so einfach wäre, kurz den Magen auskippen zu gehen, könnte ich auch, eben so einfach, noch ein kleines bisschen mehr essen, wäre ja kein großer Aufwand, das wieder loszuwerden.
Versteht ihr?
Ich habe mich immer gesträubt, Veganismus als "Arzneimittel" gegen eine Essstörung zu sehen aber was jetzt gerade läuft geht gar nicht.
Eigentlich ist das eine schöne Lebensart, die unglaublich viel Spaß machen kann.
Ich möchte aber auch nicht so leben MÜSSEN weil alles andere irgendwie total sick ist.
Kann man das irgendwie verstehen?
Und noch viel wichtiger: Hat irgendjemand hier eine Idee dazu?