Vegan

#1
So, hier mal ein Thema, das mich schon lange beschäftigt und im Moment akut.
Meinungsäußerungen sind ausdrücklich erwünscht.

Für alle die mich nicht kennen, ich habe beinahe 12 Jahre lang unter Essstörungen gelitten, die meisten zeit über Bulimie, zwischendurch eine anorektische Phase und eine in der "wieder alles gut" war.
Ich bin mir gerade nicht mehr sicher, wie lange ich jetzt schon "clean" bin, grob überschlagen müssten es so ungefähr 4,5 Jahre sein.

Seit fast zwei Jahren lebe ich nun vegan, ich habe damit also erst angefangen, als ich auf "normalem" Wege das Essen wieder gelernt hatte.
Die Umstellung ist mir vergleichsweise schwer gefallen, als ich es aber geschafft hatte ging es mir essenstechnisch besser als kaum jemals zu vor.
Körperlich ging es mir sehr gut, ich habe das ganze auch verantwortungsvoll betrieben um mich möglichst nicht in irgendwelche Mangelzustände hineinzumanövrieren.
Auch seelisch ging es mir sehr gut, ich bin keine verrückte Spinnerin, die über ihre eigene Leiche irrwitzige ideale durchsetzen möchte und keine Tabletten nimmt wenn sie krank wird aber ich finde die Massentierhaltung nicht gut.
Meiner Meinung nach ist das unmoralisch und weder für die Tiere noch für die Umwelt gut (und im Endeffekt auch nicht für den Menschen, Antibiotika, irgendwelche Epidemien die ausbrechen und sich auf den Menschen übertragen und so weiter).

Ich habe nach der Umstellung schlichtweg nicht mehr ans Essen gedacht, jedenfalls nicht mehr in krankhafter Weise.
Ich dachte mir, das schlimmste was passieren kann ist, dass du fett wirst aber selbst wenn du noch so gierig und unersättlich bist:
Es tut ja jetzt niemandem mehr weh!
Und dann war der Gedanke ans dick werden plötzlich auch gar nicht mehr schlimm.
(Kurze Info am Rande: ich habe nach der Umstellung weder zu noch abgenommen sondern mein Gewicht, abgesehen von den normalen Schwankungen, gehalten).

Weswegen ich jetzt schreibe ist, dass es in der letzten Zeit nicht mehr so rund läuft.
Ich hatte einen Eisenmangel ausgebrütet und in Folge dessen massiv Bock auf Fleisch.
Das war in einer Phase in der ich zeitgleich umgezogen bin und extrem wichtige Prüfungen hatte, also nicht großartig zum Kochen gekommen bin und meine Ernährung nicht wirklich gesund und ausgewogen war.
Nachdem der Mangel mit Tabletten behoben wurde und sich die Ernährung wieder eingependelt hatte, war auch die Fleischeslust wieder verschwunden, ich dachte erst, dass jetzt alles so weitergeht wie zuvor.
Das tut es aber nicht.
Kurze Zeit später wollte ich Schokolade.
Normale Schokolade.
Und Lachs.
Versteht mich nicht falsch, es gibt sehr gute vegane Alternativen, die schmecken auch lecker und alles aber sie schmecken eben nie wirklich so wie das Originalprodukt.

Und jetzt weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.
Ich bin überzeugt davon, dass Veganismus eine gute Sache ist.
Ich bin auch bereit, dafür mehr Geld auszugeben als es für eine "normale" Ernährung.
Wozu ich nicht bereit bin ist, meine Lebensqualität dauerhaft einzuschränken in dem ich mich über einen längeren Zeitraum zu etwas quäle, was mir eigentlich keinen Spaß mehr macht.
Und ich finde es auch komisch, andauernd zum Arzt zu rennen und mir Blut abnehmen zu lassen.

Was dazu kommt ist, dass vegan kompliziert ist.
Es ist schwierig (bzw. einseitig) unterwegs zu essen.
Wenn jemand mir etwas zu essen anbietet und ich es zum hundertsten Mal ablehne (weil Gelatine oder so drin ist), dann ist das ätzend weil es erstens unhöflich ist (ich habe Studienbedingt mit Leuten aus anderen Kulturen zu tun, mit denen ich zum Teil auch keine gemeinsame Sprache spreche, so dass eine Verständigung ohnehin schon kompliziert ist, wenn man dann noch versuchen muss, mit Händen und Füßen eine Lebensart zu erklären, von der die die Leute zum Teil noch nie gehört haben, ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit. Also, kurz und gut, ich habe keine Lust immer irgendwie ein Außenseiter zu sein.

Weswegen ich nicht einfach wieder tierische Lebensmittel esse?
Diese frage habe ich mir auch gestellt und vor drei Tagen wieder damit angefangen.
Schmeckt geil, fühlt sich aber falsch an.
Und richtig.

Richtig weil ich die ganzen Probleme, die ich oben geschildert habe jetzt einfach nicht mehr habe.
Falsch weil ich ganz genau weiß, woher das zeug kommt, das vergisst man nicht so leicht wenn man sich einmal ernsthafter damit beschäftigt hat.
Und ehrlich gesagt ist das Essen auch nicht mehr so entspannt.
Was jetzt gerade bei mir läuft ist (noch) keine richtige Essstörung.
Aber ich habe wieder dieses Gefühl, was ich noch aus der ES Zeit kenne, dass ich mich nur einmal kurz nicht konzentrieren bräuchte beim Vorbeugen und mein Magen sich Quasi von alleine auskippen würde.
Mir ist plötzlich wieder so schrecklich bewusst, wie EINFACH es wäre.
Das ist anstrengend.
Ich lebe das nicht aus aber ich denke darüber nach, ich muss mich quasi die ganze zeit zusammenreißen, um nicht einfach nach dem Essen auf die Toilette zu gehen da ich ja ganz genau weiß, wie viel "besser" ich mich danach fühlen würde.
(Die Anführungsstriche habe ich bewusst gesetzt, natürlich ist mir vollkommen klar, dass ich mich danach kein Stückchen besser fühlen würde).
Und weil es ja so einfach wäre, kurz den Magen auskippen zu gehen, könnte ich auch, eben so einfach, noch ein kleines bisschen mehr essen, wäre ja kein großer Aufwand, das wieder loszuwerden.
Versteht ihr?

Ich habe mich immer gesträubt, Veganismus als "Arzneimittel" gegen eine Essstörung zu sehen aber was jetzt gerade läuft geht gar nicht.
Eigentlich ist das eine schöne Lebensart, die unglaublich viel Spaß machen kann.
Ich möchte aber auch nicht so leben MÜSSEN weil alles andere irgendwie total sick ist.
Kann man das irgendwie verstehen?
Und noch viel wichtiger: Hat irgendjemand hier eine Idee dazu?
"You," he said, "are a terribly real thing in a terribly false world, and that, I believe, is why you are in so much pain."

Re: Vegan

#2
Hallo Hirngespinst,

ich lebe ja auch schon ewig vegetarisch und immer wieder phasenweise vegan.
Bei mir ist es auch so, vegan finde ich einfach richtig, aus ethischer Sicht.
Aber "nur" vegetarisch ist einfach oft im Alltag praktischer, da findet man meist noch genug, ohne große Umstände zu machen.
Und vor allem, mein Körper hat manchmal größtes Verlangen nach Milchprodukten.
Wenn das auftaucht und ich dem über Wochen nicht nachgebe, dann merke ich wirklich, wie mir etwas fehlt, und kann mir gut vorstellen, dass ich dann irgendetwas brauche, was mir die vegane Ernährung nicht geben kann.
Und trotzdem ist es auch so, bei tierischen Lebensmitteln habe ich eher das Gefühl, dass die umgehend wieder aus meinem Körper raus sollten.

Meistens versuche ich, das möglichst nach Gefühl zu machen.
Wenn ich kein Interesse an tierischen Lebensmitteln habe, dann esse ich sie auch nicht, und komme wunderbar ohne aus.
Wenn dieser Heißhunger danach auftritt, dann nehme ich die eben vorläufig wieder dazu, und nach ein paar Tagen merke ich schon, dass ich keine Lust mehr darauf habe und die Gier danach weg ist. Und meine Vorräte davon auch, weil wenn ich die da habe, dann mache ich fast alle Mahlzeiten damit und die sind flott weg.
Und dann lebe ich eben wieder eine Zeitlang vegan, bis ich wieder das Gefühl habe, ich brauche das.

Bei mir ist das auch so, ich esse diese Ersatzprodukte, aber sie sind kein vollwertiger Ersatz, mit dem ich irgendetwas ersetzen könnte, sondern das sind eigenständige Lebensmittel mit völlig anderen Eigenschaften, wie sie schmecken und auf den Körper wirken. Und meistens mag ich sie sehr gerne.
Aber manchmal mag ich lieber etwas anderes.

Ich habe es schon lange aufgegeben, irgendwie feste Regeln beim Essen zu haben, sondern wäge ab zwischen körperlichem und psychischem Zustand.
Versuche nach Möglichkeit, das zu essen, was mein Körper möchte, und aber auch zu berücksichtigen, stehe ich sehr unter seelischem Stress und kann die Körpergefühle kaum noch wahrnehmen und fehlen mir Hunger- oder Sättigungssignale, dann muss ich versuchen, mich erst einmal wieder in einen erträglichen emotionalen Zustand zu bringen, um die Stimme meines Körpers zu hören.
Oder andersherum, wenn es mir gut geht, dann kann ich mehr Lebensmittel tolerieren, habe eine breitere Auswahl, und komme auch gut mit tierischen Produkten zurecht.

Für dieses Körpergefühl, dass ich einfach esse, worauf ich Lust habe, haben sich irgendwann einmal Rahmenbedingungen entwickelt.
Fleisch steht nicht zur Diskussion, das ist in meinem Kopf so verankert, dass das kein Lebensmittel ist, dass ich da auch seit Jahren keine Gelüste nach hatte.
Zu viele Süßigkeiten sind kein Mahlzeitenersatz, das ist eher durch Beobachtung entstanden, dass ich mich danach nie satt und zufrieden fühle, und sage mir das dann meist so halbbewusst, wenn ich in die Situation komme, dass es nur so etwas zu essen gibt, dass ich mir da lieber etwas Richtiges besorgen sollte, um satt zu sein.

Ich denke mal, es ist gut, einen gewissen Toleranzrahmen zu haben, welche Lebensmittelauswahl man hat, und was man je nach Wunsch des Körpers dazunehmen kann, also einen großen Pool von möglichen Dingen, die essbar sind. Und einen deutlich kleineren Bereich von Grundnahrungsmitteln, die einfach dazugehören und die ich im Alltag immer esse. Und wenn ich einfach nicht weiß, was ich essen mag, dann kann ich ja auf etwas davon zurückgreifen, damit liege ich fast nie falsch.
In meinem Fall sind in diesem Grundlagenbereich z.B. Sojamilch, Hirse, Buchweizen, Gemüse etc. Und im erweiterten Bereich, wo sich mein Körper etwas wünschen kann, Tofu, Kartoffeln, Schokolade, Kefir/Dickmilch/Joghurt, Käse, Gebäck, Obst, Nüsse/Mandeln/Sonnenblumenkerne, Reis, und bestimmt noch reichlich mehr, was mir gerade nicht einfällt.

Vielleicht wäre das ja auch etwas für dich, dass deine Grundernährung tendentiell immer noch vegan ist, aber du einen erweiterten Toleranzbereich dazunimmst, den du vielleicht in Gesellschaft ausleben kannst oder wenn dein Körper meint, das unbedingt zu brauchen. Dann hast du deine ethischen Grundsätze zumindest so zu 80%, oder wieviel auch immer, erfüllt, aber ohne dich selber unter Druck zu setzen, dass es ein alles oder nichts sein muss.
Wie dein erweiterter Bereich aussehen sollte, kannst nur du entscheiden, ob da zum Beispiel auch Lachs bei sein soll, oder ob du mit gelegentlichem totem Tier klarkommst, oder ob es vielleicht traditionelle Lebensmittel aus deinem internationalem Freundeskreis sein sollten, die du dazunehmen möchtest.
Einfach nur als Möglichkeit.
Ob du es dann tatsächlich isst, oder doch wieder deine veganen Gewohnheiten umsetzt, kannst du ja im Einzelfall entscheiden.

Das mit diesen anstrengenden Gedanken zu etwas, das so einfach wäre, obwohl man es schon ewig nicht gemacht habe, das kommt mir manchmal in Bezug auf Selbstverletzung.
Es wäre so leicht, das einfach noch mal zu tun, und vielleicht würde es mir besser gehen, und das taucht dann als Zwangsgedanke immer wieder unerwünscht auf, was einfach nervig und anstrengend ist, auch wenn meine Hemmschwelle nach den nun anderthalb Jahren viel zu groß ist, um es tatsächlich zu tun.
In Bezug auf Bulimie kenne ich das so nicht, weil ich da auch meinen Körper entscheiden lasse. Wenn der gelegentlich mal meint, etwas unbedingt loswerden zu müssen, dann erlaube ich dem das auch :oops: Wenn der aber meint, etwas unbedingt zu brauchen, dann darf der das auch, und ich zwinge ihn nicht dazu, das wieder herzugeben, wie ich das vielleicht in akuteren Krankheitsphasen getan habe. Also fast immer esse ich sehr entspannt und zwanglos, dafür nehme ich halt die gelegentlichen Rückfälle in Kauf. Ob das für jeden so funktioniert, weiß ich nicht, ist aber auch hier im Thread nicht Thema.

Ich hoffe, das hilft dir etwas, das Thema ist ja tatsächlich sehr komplex und wenn man eben viel über diese ganzen Haltungsbedingungen weiß und dazu noch tatsächlich die Möglichkeit hat, relativ frei zu wählen, weil es ja von allem ein Angebot gibt, dann ist das schwierig, alles auf einen Nenner zu bringen, Körperbedürfnisse, Ethik, Soziale Umstände usw.

Ich drücke die Daumen, dass du da einen für dich geeigneten Weg/Kompromiss finden kannst :)
Der Wind umspielt die Nacht, formt sich leis´zur Melodie
von weit ist er gekommen, aus dem Land der Poesie

Und ich höre schon wie das Leben aus der Ferne nach mir ruft
doch in mir ist nur dieses Schweigen, das die Qual in der Seele sucht.

(Mantus)

Re: Vegan

#3
Hallo,

ich bin auch vegetarier mit veganer Richtung. Und mir geht es mit dem Essen auch viel viel besser, je mehr ich darauf achte, nichts tierisches zu mir zu nehmen. Mein Körper ist dann fitter, fühlt sich gesünder an, uns irgendwie "sauberer" von innen.

Was mir überhaupt nicht fehlt, ist das Fleisch, im Gegenteil. Ich finds zieeenmlich eklig, der Gedanke daran. Ich esse aber sehr gerne Tofu, Seitan, Soja - auch in Schnitzel- und Würstchenform, da hat man meistens schon eine gute Würzung, das mag ich. Deshalb fühl ich mich da ziemlich befriedigt in der Ersatz-Fleisch-Aufnahme, viel mehr als mit dem Original.

Bei Milchprodukten fällt es mir sehr viel schwerer. Was ich gut ersetzen kann, ist Milch mit Soja und Joghurt mit Soja-Joghurt. Da fehlt mir nichts.
Aber Schokolade, Kuchen, der meiste andere Süßkram, da krieg ichs nicht immer hin. auch nicht ganz ohne Eier. Ich verbiete mir das auch nicht und nehme so oft wie es geht die vegane Alternative, aber manchmal eben auch einfach nicht - um ökologisch und ethisch trotzdem meinen persönlichen Anspruch zu halten, kaufe ich da aber nur Demeter und Naturland und andere gehobene Bio-Produkte, die noch bestimmte zusätzliche Siegel haben.Ansonsten könnte ich das nicht mit mir selber vereinbaren.

Allgemein kaufe ich fast nur Bio, ich ekel mich fast schon vor dem Obst und Gemüse aus dem Supermarkt, wie das gehandhabt wird, wie viel wahnsinnig gefährliche Chemie und Gentechnik da drin ist; aus Gesundheitsgründen muss man das gar nicht essen, macht einen ja mehr krank, als sonst was.
Da bin ich schon ziemlich strikt geworden und fühle mich viel viel besser, wenn ich im reinen Biomarkt einkaufe (weil ich Rewe oder Aldi-Bio oder was es noch so gibt, auch nicht vertraue...).

Ich hab tatsächlich eigentlich ziemlich wenig Geld, gebe fürs Essen und Wohnen fast alles aus. Bin ansonsten auch recht anspruchslos und fühle mich unendlich reich dadurch, dass ich mir gutes Essen leisten kann (alles eine Prioritätensache). Ich habe auch kein schlechtes Gewissen mehr bei Süßigkeiten, wenn ich weiss, dass es aus guten Quellen kommt (auch wenn ich trotzdem auf meinen Zuckerkonsum besser achten sollte.... aber ganz komm ich davon nicht weg).
Und mir gehts körperlich und psychisch damit auch so viel besser.

Naja, Fazit: Wenn ich mal zu Milch und Eier greife, dann achte ich eben da sehr genau drauf, dass es am besten Demeter ist und komme damit gut zurecht, weil es mein Gewissen deutlich mehr beruhigt, als wenn ich an die konventionelle Tierquälerei-Haltung denke froh bin, diese nicht zu unterstützen.
Kraft kommt nicht aus körperlichen Fähigkeiten, sie entspringt einem unbeugsamen Willen.

Re: Vegan

#4
Hi Hirngespinst,
ich esse auch schon einige Zeit vegan, vorher lange Zeit vegetarisch. Ich halte es so, dass ich alles, was ich selbst zubereite 99,5 % vegan ist und wenn ich unterwegs etwas esse und es keine Alternativen gibt, kleinere Bestandteile nicht vegan sein dürfen. Also z.B. esse ich kein Rührei, aber wenn 1-2 Eier auf 40 Kekse kommen esse ich die. Ich erkläre auch niemandem, dass ich Veganer bin oder gebe sonstige Erklärungen ab. Ich sage einfach: Nein, Danke. Wenn ich irgendwo eingeladen bin oder Bekannte besuche, esse ich vegetarisch. Ganz einfach, weil die Leute das eben nicht wissen oder wenn doch, fände ich es eine Zumutung zu erwarten, dass für mich extra gekocht wird.^^

Wenn mich "Fleischgelüste" überkommen, ignoriere ich das erstmal. Wenn es anhält und ich merke, dass ich stattdessen immer häufiger als Ersatz zu viel esse oder Zeugs, was ich gar nicht mag, dann esse ich auch mal Suppen mit Mini-Fleischeinlagen oder hauchdünne Salami auf's Brot für ein paar Tage. Und dann ist gut. Kommt nicht allzu oft vor, ich bin auch nicht schnell nachgiebig, aber wenn ich dem nicht nachgebe, rutsche ich automatisch in FAs.

Blöderweise habe ich eine Sojaallergie, was besonders bei Sojamilch üble Magenkrämpfe bringt, die über Stunden anhalten. Andere Sojaprodukte gehen oftmals trotzdem. Generell versuche ich nicht Fleischmahlzeiten "vegan" nachzuahmen (ich war eh nie großer Fleischliebhaber, habe noch nie ein Steak essen wollen!), sondern gerade die Eigenheiten des Gemüses oder des Getreides mit Kräutern und Gewürzen zu unterstreichen.

LG N.
Zuletzt geändert von genervt am Fr Dez 19, 2014 21:49, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Vegan

#5
Vielen Dank für eure Antworten!

Mit so viel und so positivem Feedback hätte ich gar nicht gerechnet! :)

Dieses Abwegen zwischen körperlicher und psychischer Situation, von dem du schreibst Dreamdancer, fällt mir leider verdammt schwer.
Ich weiß, dass das (besonders in Bezug auf dieses Thema) vielleicht sinnvoll wäre und würde das auch gerne können.
Aber das ist wohl etwas, was ich erst langsam lernen muss.
Ich bin (schon von der Veranlagung her) eher ein Extremist, in vielen Punkten hilft mir das und manchmal, wie jetzt gerade steht es mir halt auch massiv im Weg.
Bisher war "vegan" halt mein Toleranzrahmen und zwar alles was vegan war.
Auch die absoluten Killer wie Weingummis, Schokolade, Chips, Alkohol und was sonst noch die handelsüblichen Ernährungsberater an den Rande des Wahnsinns treibt.
Klar habe ich schon versucht, mich halbwegs gesund zu ernähren damit es halt möglichst nicht zu irgendwelchen körperlichen Mängeln kommt aber wenn das ein paar Tage lang (aus welchen Gründen auch immer) nicht so geklappt hat, dann hat mich das auch nicht weiter gejuckt.
Und so Sachen wie traditionelle Süßigkeiten von meinen Mitstudenten habe ich ehrlich gesagt auch immer genommen, egal ob vegan oder nicht, da war die Neugier immer Größer als meine Prinzipien. :)

Ich glaube, es geht im Moment gar nicht so sehr darum, dass ich mit irgendwelchen spezifischen Lebensmitteln nicht klarkomme (oder ja oder nein oder doch nicht).
Es geht darum, dass ich erstens nicht damit klarkomme, ÜBERHAUPT KEINE Regeln mehr zu haben (was absurd ist weil ich ja eigentlich auch keine haben will. Aber anscheinend habe ich die vegane Lebensart unbewusst dann doch als so eine Art essgestörten Kontrollmechanismus verwendet, auch wenn ich mich wirklich bemüht habe, dass gerade so etwas eben nicht passiert).
Zum anderen geht es darum, dass ich irgendwie gerade in so einer Art Sinnkrise stecke.
Ich war immer überzeugt davon, dass es egal ist, dass mein Konsumverhalten (in Bezug auf die große Masse) nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist weil es vor und nach mir noch andere Tropfen geben wird und weil der Stein dann irgendwann einfach nicht mehr heiß ist, so dass die Tropfen nicht mehr verdampfen und sich tatsächlich etwas ändert, für die Tiere, für die Menschen, für unseren Planeten.
Und letztendlich stimmt das ja auch, ich kann beobachten, wie sich gerade in der letzten zeit unglaublich viel zum Positiven verändert hat und sich auch immer weiter verändert.
Aber in der letzten Zeit bin ich so seltsam wenig gewillt, mich in dem Maße "anzustrengen" (also zu Verzichten) um die Welt ein Stückchen besser zu machen und mich für das einzusetzen, wofür ich ja eigentlich glaube.
Wenn man das mal ganz böse formulieren will könnte man sagen, dass mir meine persönliche Bequemlichkeit gerade einfach vorgeht.
Was ja an sich auch legitim ist.
Ich wollte gerade schreiben, ich weiß nur gerade nicht, wo ich persönlich die Grenze stecken möchte, die Wahrheit ist, ich habe keine Ahnung, wie man mit flexiblen Grenzen (die hier zumindest für mich) Sinn machen, umgeht.

@Wispy: Generell finde ich viele Ersatzprodukte auch sehr gut und lecker.
Aber es ist und bleibt eben ein Ersatz.
Zum Teil schmeckt mir der Ersatz auch viel besser als das Original aber ich ekele mich Beispielsweise eher nicht vor Fleisch (auch wenn ich das gerne tun würde. Amen. :roll: )
Ich weiß, dass das eine ziemlich bizarre Äußerung ist für jemanden, der fast zwei Jahre lang vegan gelebt hat aber an ein "richtiges" Steck, an echten Lachs und an so viele andere Sachen kommt einfach nichts heran.
Ich bin auch nicht pauschal gegen Fleisch und der Meinung, dass der Mensch (von der Bauart her) eigentlich Allesfresser ist.
Mich stört nur massiv die Art und Weise, wie das heutzutage alles gehandhabt wird und Bio macht es vielleicht ein BISSCHEN besser aber vor dem Schlachter sind dann letztendlich doch wieder alle Tiere gleich (es gibt keine Bioschlachthöfe) und wie die Milch- und Eierindustrie funktioniert brauche ich gar nicht extra aufzuschreiben.
Da ist in den seltensten Fällen irgendwie Nachhaltigkeit oder Respekt gegenüber dem Leben zu erkennen und das kotzt mich so ohne Ende an.
Wenn ich zum Beispiel durch den Supermarkt laufe, dann denke ich nicht an Pestizide sondern denke nur "geil, Paprika!" (oder was auch immer mir gerade vor die Flinte kommt).
Einerseits macht es das Leben leichter, andererseits, naja, macht es halt auch das Leben der Personen leichter, die diese ganzen Gefährlichen Substanzen auf Gemüse Sprühen müssen.
Ich glaube, mir geht das ewige Mitdenken(-müssen) im Moment einfach unglaublich auf den Keks, ich will auch mal nicht denken(müssen) sondern einfach nur genießen.

@N.: Das mit dem "Nein, danke." funktioniert bei mir leider nur sehr, sehr eingeschränkt.
Die meisten Deutschen akzeptieren das und gucken dann höchstens etwas komisch ein paar fragen dann vielleicht auch nach, bist du vegetarisch/vegan aber mehr dann in der Regel auch nicht. (So zumindest meine Erfahrungen)
In anderen Kulturen (mit denen ich nun einmal zu tun habe und das so möchte) ist das unter Umständen etwas schwieriger.
Wenn dir jemand gerade erklärt hat, wie lecker Hund oder Schlange oder Affe schmeckt und du dann sagst, du möchtest keinen Keks weil du aus ethischen Gründen keine Eier ist, dass stößt das manchmal nur Begrenzt auf Verständnis.
Dazu kommt, dass selbst denken in einigen Kulturen einfach nicht so selbstverständlich ist wie in Deutschlands mittlerweile, das wird teilweise einfach nicht gefördert in den jeweiligen Heimatländern und ist dort manchmal sogar unerwünscht, so dass man die Freigeister eher nicht auf den ersten Blick erkennt, weil das für die unter Umständen gefährlich sein könnte den Mund aufzumachen.
In so einem Klima gedeihen Sachen wie Veganismus deutlich schlechter als hier, so dass es auch weniger bekannt ist.

Dass für mich extra gekocht wird habe ich auch nie erwartet.
Allerdings habe ich ein gutes Umfeld, so dass ich schon mehrfach erlebt habe, dass plötzlich veganes Essen für alle auf dem Tisch stand obwohl ich mich innerlich schon auf Beilagen eingestellt hatte. :D
Das ist großartig.
Unterwegs essen ist allerdings dann meistens doch etwas schwierig (bzw. einseitig) und das Betrifft bei mir zur zeit leider genug Mahlzeiten um mich zu stören.

Wahrscheinlich wird es auf einen Kompromiss hinauslaufen.
Wie genau der aussieht weiß ich noch nicht.
Vielleicht zuhause vegan und unterwegs halt nicht oder ich weiß es nicht.
"You," he said, "are a terribly real thing in a terribly false world, and that, I believe, is why you are in so much pain."

Re: Vegan

#6
Hi Hirngespinst,
ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum du mit anderen Kulturen so viel Probleme hast (ist mir in deinem Blog schon aufgefallen) Ich lebe seit meiner Jugend extrem multi-kulti, habe auch beruflich mit ganz vielen Ausländern zu tun (die also nur für kurze Zeit in Deutschland arbeiten). War schon in vielen (nicht- Tourismus) Ländern unterwegs. Habe da echt nie Probleme.

Darf ich mal fragen ob du Veganismus nur auf Ernährung beziehst? Neulich ist mir in so einem OffTopic-Thread eine Tasche aufgefallen, da war ich dann irgendwie verwundert? Vielleicht verwechsele ich das jetzt auch? Weingummis, Schokolade, Chips fallen bei mir auch raus, Alkohol trinke ich sowieso nicht.
Unterwegs frage ich immer nach veganer Alternative, wir haben hier aber auch super vegane Restaurants und wenn es absolut nicht geht und ich starken Hunger habe, dann eben vegetarisch. Kommt vielleicht 2x im Jahr vor. Für mich ist das ok. Was mich wirklich nervt sind diese missionarischen Veganer.^^ ÄTZEND! Da schäme ich mich fast und das ist auch der Grund, warum ich mich nicht Veganer nenne.

Hast du schon mal überlegt, warum zu diesem ganz oder gar nicht tendierst? Ist das vielleicht nur ein Erziehungs-Überbleibsel, was du noch nicht ablegen konntest?

LG
Zuletzt geändert von genervt am Sa Dez 20, 2014 11:43, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Vegan

#7
Ich habe keine Probleme mit diesen Kulturen.
Es ist nur so, dass die Verständigung manchmal nur eingeschränkt funktioniert, das passiert unter anderem auch weil die Sprachbarriere teilweise wirklich sehr, sehr groß ist.
Und wenn dann noch sehr viele sehr verschiedene kulturelle Backrounds aufeinander treffen, führt das nun einmal gelegentlich zu Missverständnissen, das passiert ja sogar unter Leuten, die aus dem gleichen Kulturkreis kommen und die gleiche Sprache sprechen und bei denen es diese Hürden nicht gibt.
Jedenfalls ist das in meinem Umfeld so.
Aber es freut mich natürlich immer zu lesen, dass andere vor so etwas gefeit sind. :wink:

Bisher habe ich es so gehalten, dass ich Veganismus hauptsächlich auf Ernährung und auf Pflegeprodukte bezogen habe.
Wobei ich auch da nicht 100% strikt war, wenn irgendein Getränk mit Gelatine geklärt war habe ich das nicht so eng gesehen, genauso wenig wie bei Aromen und irgendwelchen undefinierbaren Speiseffettsäuren, wo man letztendlich nie weiß, woher sie kommen. Womit Etiketten befestigt waren habe ich nicht hinterfragt (oft ist der Kleber ja tierischen Ursprungs) und ich habe Bienenwachs in meiner Maskara geduldet weil ich nichts besseres gefunden habe.
Unterwegs habe ich Sachen gegessen, die zwar vegan aussahen aber von denen man es letztendlich nie genau wissen konnte (und die Verkäufer, beispielsweise in Bäckereien habe da in sehr vielen Fällen auch keine Ahnung).
Und bei Medikamente (so ich denn mal welche brauchte) habe ich sie genommen, egal was drin enthalten war.
Wenn ich konnte auch auf andere Bereiche darauf geachtet aber meiner Erfahrung nach halten z.B. Schuhe aus Fakeleder nicht so lange, daher höherer Verschleiß, öfter Nachkaufen was dann am Ende nicht so toll für die Umwelt ist.
Bei solchen Sachen gucke ich dann erst ob ich es irgendwo gebraucht bekomme weil recyclen meiner Meinung nach immer noch besser als neu kaufen ist, zur Not dann aber auch neu.
(Btw. die Tasche besitze ich übrigens nicht. Wünschen ist denke ich aber mal pauschal legitim. :wink: )
Strenggenommen war ich also nie wirklich vegan.
Aber das war, wie ich es gehandhabt habe und ich bin gut damit zurecht gekommen.

Und um deine Frage zu beantworten, nein, ich wurde nicht so erzogen.
Ich hatte diese ganz-oder-gar-nicht-Mentalität schon als sehr kleines Kind und man hat mich zwar gewähren lassen, mir aber auch oft zu erklären versucht, dass das nicht unbedingt immer zielführend ist.
"You," he said, "are a terribly real thing in a terribly false world, and that, I believe, is why you are in so much pain."

Re: Vegan

#8
hey hirngespinst.. ich habe nun eigentlich nur deinen ersten post gelesen.. der rest wäre mir grad zu viel... wollte dennoch meine gedanken mitteilen..
ich hatte auch schon vegane phasen... seit ich nicht mehr bei meinen eltern lebe esse ich großteils vegetarisch und oft auch vegan.. mal mehr mal weniger...
war schon vor der esstörung der fall... wärend dessen und jetzt ebenso... hatte darauf also nicht den enormen einfluss...

dauerhaft vegan zu leben/essen finde ich auch ne gute sache.. aber auf dauer habe ich es nie hinbekommen.. weil ich irgendwann lust auf kuhmilchjoghurt hatte... oder käse und ähnliches... somit habe ich das dann auch wieder gegessen...
fisch esse ich auch ab und zu mal.. derzeit häufiger... da mein freund gerne fisch isst.. und selber angelt... fisch mag ich auch einfach...
auf fleisch habe ich schon länger kaum appettit... in letzer zeit hatte ich es hin und wieder mal probiert... eigentlich auch durch meinen freund.. weils da immer mal fleisch gab... und ich dachte ich kann ja mal kosten.. zumal ich letzens auch ziemlich appettit auf wiener hatte... aber oft habe ich gemerkt dass es mir garnicht schmeckt... jetzt wo ich mit bei seiner familie war gabs auch unendlich viel fleisch... wo ichs dann eben mitgegessen hatte.. oder eben raussortiert hatte... wollte da kein drama drum machen... aber gebraucht hätt ichs nicht....
kurz um.. ich schau halt worauf ich appettit habe... esse aber großteils vegan/vegetarisch... damit komme ich am besten zurecht.. als mich irgendwo rein zu zwengen.. auch wenn ich es moralisch besser fände wirklich nur vegan zu essen....

was seit fast 2 jahren anders ist.. das ich meine ernährung großteils auf bio-lebensmittel aus einen kleinen privat bioladen umgestiegen bin.. da die lebensmittel teurer sind habe ich diese dann auch nicht mehr erbrochen und gefressen... wäre zu schade drum gewesen... und zum anderen bin ich satter davon... nicht bauch mäßig voll.. sondern eben gesättigt... schmecken auch nach mehr...

mit eisenmangel hatte (oder habe) ich auch zu tun... weis gar nicht genau wie das jetzt ausschaut.. da ich meine letzen blutwerte nicht kenne... (aufgrund von einer rheumaerkrankung wird mir relativ regelmäßig blut abgenommen) hing jedenfalls mit einer magenentzündung zusammen... und da esse ich seit einer weile häufig haferbrei zum frühstück.. weil der brei wie eine schutzschicht auf die magenschleimhaut legt... macht auch gut satt und ist wohl gesünder als brötchen mit was drauf.... wobei es das gelegentlich auch gibt.. als abwechslung... und es geschmacklich eben auch ganz lecker ist ;)
ich bin gut so wie ich bin. egal was andere sagen oder denken. ich bin richtig!

1 1/2 jahre clean! (5.10.14)

Re: Vegan

#10
Vielen Dank für eure Antworten!

@Minka: Äh, ja, ist tatsächlich ziemlich viel Text geworden. :oops:
Ich finde es gut, wie du das handhabst, eben einfach nach Gefühl, Appetit, Situation etx. entscheidest.
Leider ist genau das mein Problem, sch... Perfektionismus ... :roll: :x

Ich kaufe ehrlich gesagt selten in Bioläden ein, meistens nur in ganz normalen Supermärkten.
Ich habe aber festgestellt, dass diese ganzen Zusatzstoffe die man auf den ersten Blick und ohne Fachwissen gar nicht als "Lebensmittel" identifizieren kann, ein echtes Problem sind, mir geht es deutlich besser (kopfmäßig und die ES betreffend) wenn ich zusehe, dass ich mir da möglichst nicht die volle Dröhnung gebe.
Also so etwas wie Tiefkühlpizza ist zwar geil (weil eben das Zeitaufwands-Geschmacksverhältnis für mich stimmt), sollte ich mir aber lieber nicht zu oft zu Gemüte führen weil ich nach so etwas ziemlich regelmäßig das Gefühl habe, es wieder loswerden zu müssen (und zwar körperlich und nicht vom Kopf her).

Ja, eine Magen(- Darm- und Speiseröhren-)entzündung wurde bei mir Anfang Dezember auch festgestellt.
Körperliche Ursachen wurden aber keine gefunden, nur zu viel Stress. :roll:
Von Haferbrei hat mein Arzt aber nichts gesagt, ich habe einfach nur Tabletten bekommen.
Darf man den nur mit Wasser zubereiten oder "wirkt" der genauso gut mit (Pflanzen-)Milch und anderen Zutaten um den etwas aufzupeppen?

@Christie: :lol:
Darüber gibt es verschiedene Meinungen.
Viele Veganer behaupten, der Mensch wäre auf eine rein pflanzliche Ernährung ausgelegt.
Ich persönlich denke, dass wir vom Körperbau her Allesfresser sind und somit eine rein vegane Ernährung tatsächlich widernatürlich ist.
Allerdings in der heutigen Zeit auch problemlos machbar, zumindest in der Theorie, dass es in der Praxis irgendwie doch nicht so einfach ist merke ich ja. (Für mich jedenfalls nicht, es gibt ja auch genügend Leute, die hervorragend damit zurecht kommen.)
"You," he said, "are a terribly real thing in a terribly false world, and that, I believe, is why you are in so much pain."

Re: Vegan

#11
Ich hab das auch gar nicht böse gemeint oder so!
Ich hab mir nur überlegt, dass es ja nicht sehr "natürlich" sein kann, wenn man zusätzlich zu seiner Nahrung oft noch Ergänzungsmittel nehmen muss, um keinen Mangel zu bekommen.
Ich würde es nie tun wollen, aber für alle, die bewusst (und nicht aus der ES heraus) vegan leben möchten, gibt's heute wirklich die besten Möglichkeiten dazu. Ich glaube vor 50 Jahren hätte es da schon schlechter ausgesehen ;-)

Re: Vegan

#12
Ich hab das auch gar nicht böse gemeint oder so!
So hatte ich das auch in keinster Weise aufgefasst. :)

Theoretisch (!) braucht man nur Vitamin B12 zu substituieren, auf ein paar andere Dinge wie Proteine, Kalzium, Eisen Jod... sollte man zumindest ein Auge haben und das gegebenenfalls regelmäßig überprüfen lassen (und dann im Zweifelsfalls auch in Tablettenform ausgleichen).
Natürlich ist das nicht, manche Quellen behaupten, dass der Körper chemisch produzierte Nährstoffe weniger gut aufnehmen kann als welche in ihrer natürlichen Form.

Vor 50 Jahren wäre das in der Tat ein bisschen schwieriger geworden, sich in dem Maße um seine Gesundheit zu kümmern.
Allerdings gab es da auch noch keine Massentierhaltung und -schlachtung in der Form wie wir sie heute haben, keine Gentechnik, kein Formfleisch, kein Analogkäse und so weiter.
Ob es damals schon einen funktionierenden Verbraucherschutz gab weiß ich nicht, er dürfte aber auch weniger dringend nötig gewesen sein als das was wir heute haben.
Viele dieser Dinge, die eine omnivore (und teilweise auch vegetarische) Ernährung heutzutage mit sich bringt empfinde ich auch als unnatürlich.
Klar, es ginge auch alles in Bio...
Aber unterwegs wird auch das etwas schwierig.

Letztendlich kommt es glaube ich einfach "nur" darauf an, wofür man selbst sich entscheidet und womit man gut leben kann.
In meinem Fall spielt die ES bei der Entscheidungsfindung (bei der längerfristigen genauso wie bei der spontanen) da aber wohl leider doch eine größere Rolle als ich geahnt hatte oder mir eingestehen wollte. :|
"You," he said, "are a terribly real thing in a terribly false world, and that, I believe, is why you are in so much pain."

Re: Vegan

#13
Wo du grade den Kostenfaktor ansprichst, wie sieht es denn aus mit dem Geld bei veganer Ernährung?
Klar: Man gibt weniger Geld aus für Fleisch, was tw ja auch recht teuer ist, v.a. wenn man hochwertiges kauft. Aber Sojaprodukte, Tofu, Ahornsirup etc. sind auch recht teuer, oder?
Zumindest kommt's mir im Vorbeigehen immer so vor, wenn ich Sojamilch und co im Vorbeigehen im Supermarkt sehe.

Re: Vegan

#14
Der Kostenfaktor ist von Mensch zu Mensch verschieden.
Man kann relativ günstig leben wenn man extrem viel selbst kocht, auf "Superfoods" wie Chiasamen und co verzichtet, keine Genussmittel wie Kaffee konsumiert und die Haferflocken nur mit Wasser zubereitet.

In meinem Fall ist/war vegane Ernährung teurer als die omnivore aber für mich als Studentin mit wirklich nicht besonders viel Geld aber trotzdem gut machbar.
Die Pflanzenmilchproduktion wird im Gegensatz zu der von Kuhmilch nicht vom Staat subventioniert, sodass die pflanzlichen Endprodukte für den Verbraucher teurer sind.
Außerdem ist (in meinen Augen) sinnvoll, auf eine ausreichende Proteinzufuhr zu achten (dass es zu wenig war merke ich an Heißhungerattacken oder an einem subtilen Schlappheitsgefühl) und das ist in vegan oft etwas kostenintensiver als auf omnivorem Wege.
Viele Hülsenfrüchte sind zwar günstig und enthalten Proteine, diese sind dann aber oft nicht so gut verwertbar wie Protein aus Soja oder bestimmten (Pseudo-)Getreiden wie Amaranth oder auch einfach Hafer.
Das kann unter Umständen ins Geld gehen.
Außerdem ist es sinnvoll, auf Jod zu achten weil es sonst Probleme mit der Schilddrüse gibt, dafür kann man zum Beispiel Algen essen (oder eben Tabletten).
Und so weiter...

Mit der Zeit lernt man aber, wie und wo man sparen kann.
Besonders türkische und Asiatische Supermärkte machen da echt einen Unterschied, die verkaufen qualitativ gleichwertige Sachen oft zu einem Bruchteil von dem, was man in deutschen Supermäkten dafür bezahlen würde.
Außerdem boomt diese ganze Nachhaltigkeitsgeschichte ja auch enorm und wenn man wie ich in einem "Szene-Stadtteil" lebt (ich hasse dieses Wort! :roll: :lol: ), findet man oft auch eine etwas andere Sortierung in den Diskountern, das macht es auch zunehmend einfacher und bezahlbarer.
"You," he said, "are a terribly real thing in a terribly false world, and that, I believe, is why you are in so much pain."

Re: Vegan

#15
ich finde vegan ehrlich gesagt albern. Also zumindest dann, wenn man diese merkwürdigen extrem künstlich zusammengemanschten Fleisch- und Käseersatzsachen zu sich nimmt. Und das mit dem Soja soll ja auch nicht so gut sein, für Soja werden ja Regenwälder abgehölzt.
ich denke, der Beste Kompromiss wäre (wenn man das Geld hätte) sich von regionalen Lebensmitteln zu ernähren, und dazu gehört hin und wieder vielleicht doch auch mal etwas fleischiges, aber vom Bauern. Auch Eier vom Bauern, evtl. Milch. Der Mensch ist vom Gebiss her kein reiner Pflanzenfresser, aber man sollte auch nicht diese ganze miese Fleischindustrie unterstützen. Dazu gehören aber auch Fische, die meisten werden ja in Kulturen gehalten, auch nicht prickelnd, wenn man sich darüber mal schlau macht.
Man sollte sich daran orientieren, was unsere Ur-/Großeltern gegessen/gekocht haben. Nix mit Maggitütchen, nein, Soße selbst gemacht. Warum ist Krebs gestiegen? ich denke, u.a. genau deshalb, weil wir so viel Kunstprodukte zu uns nehmen (einschließlich Kosmetika, Duschgel, Deo, usw. - gabs ja damals so auch nicht).
Was noch blöd ist: Wenn man vegan/vegetarisch wird weil man abnehmen möchte ;-)
Tine