#2
von Flicker
Hallo Mona,
nein, ich weiß es nicht. Bzw. es fällt mir schwer, es auf einen Nenner zu bringen.
Mmmh, ich bin ein sehr verkopfter Mensch, war ich schon immer, habe als Kind damit angefangen, mir feste Vorstellungen von meinem Leben zu machen, die ich für die Realität hielt, für "wahr". Dazu zählte beispielsweise, dass ich immer alleine bleiben werde oder dass andere Menschen von mir automatisch ein bestimmtes Bild haben, ohne dass ich dieses Bild irgendwie beeinflussen könnte. Das ist geblieben. Ich habe nie überprüft, ob meine Vorstellungen tatsächlich der Realität entsprechen. Ich weiß, dass sie es wohl nicht tun, aber ich habe nie die Erfahrung gemacht. Kann man natürlich auch nicht, wenn man sich selbst zu sehr glaubt. Deshalb ist mein Hirn auch heute noch davon überzeugt, dass es alleine bleiben muss, dass es von anderen abgelehnt wird... . Und daraus ergibt sich natürlich eine recht eingeschränkte Perspektive. Insgeheim habe ich hohe Erwartungen an mein Leben, doch im Alltag scheitere ich an den einfachsten Dingen, weil mir meine Denk- und Glaubensmuster ständig im Wege stehen.
Da ist einerseits diese ständige Ambivalenz, die es mir unmöglich macht, von der Bulimie zu lassen...aber auch das, woraus die Denk- und Glaubensmuster entstanden sind, nämlich ein ziemlich angekratzter Selbstwert. Ich schätze, ich will mich irgendwie trösten, tue mir selbst leid, habe ja nur das Essen...
Und, nunja, davon abgesehen nutze ich die Bulimie um mit allen möglichen Gefühlszuständen umzugehen, mit denen ich eigentlich nicht umgehen kann oder will...Langeweile, Ärger, Trauer...sind die schlimmsten. Freude aber auch. Alles mögliche.
Und du?
(Übrigens, dein Therapeut hat zwar Recht...aber genau aus diesem Grund sitzt du ja da. Man kann die Krankheit niemandem einfach wegnehmen, solange sie noch eine Funktion hat.)