erwarte ich zuviel?

#1
Hallo zusammen

Ich weiss nicht ob ich zu sehr reagiere, zu egoistisch bin, oder einfach wieder mal zu viel erwarte?

Ich war 3 Jahre mit einem Mann zusammen. In dieser Zeit war meine Bulimie nicht so stark. Habe dann auch fast nichts von meiner Krankheit erzählt. Nun haben wir wieder eine Affäre begonnen. Er sagt, er liebt mich und er will es nochmal probieren. Meine Bulimie wurde in den letzten zwei Jahren schlimmer, ich habe auch 4 Monate nicht mehr gearbeitet und Therapie gmacht. Dachte ich gut, ich erzähle ihm was genau mein Problem ist und er hat dann hoffentlich verständnis, wieso ich ab und zu so komisch bin.
Gut. Er kommt nicht nach, also er sagt zwar verstehe mich, aber er hat keine ahnung, er vergleicht mich mit einem Kolleg der "auch mehrere Dürüm auf einmal essen kann".
Ich erwarte eigentlich, wenn er mich schon liebt, dass er sich über die Krankheit schlau macht! Im Internet nach liest... etc... ist das zu viel erwartet?

auch mein Vater weiss dass ich in Therapie bin etc. Nun musste ich eine Infusion haben weil meine Blutwerte so schlecht sind.... er: na dann iss mal fleich.... ??' ich: ja es geht ja noch nicht ganz....er: ich finde dass solltest du selber bezahlen nicht die anderen Leute mit der Krankenkasse.... grml.... er sagt auch er liebt mich, aber er fragt mich nie wie meine Krankheit genau geht und wie ich mich fühle.... erwarte ich zu viel?????


Wie macht ihr das??' denkt ihr dann einfach "blabla du hast ja keine ahnung" und lebt weiter???
Zuletzt geändert von melibeli am So Jul 06, 2014 8:18, insgesamt 1-mal geändert.
ich bin streng und böse- keine Angst, nur zu mir!

Re: erwarte ich zuviel?

#2
Hey,

ich denke nicht, dass du da egoistisch denkst oder zu viel erwartest. Menschen, zu denen man eine tiefe Beziehung, vielleicht auch Liebe, aufgebaut hat, möchte man doch beistehen, wenn man weiß, dass da Probleme sind. Klar, jeder Mensch ist verschieden und ich (als Angehöriger) wusste früher auch wenig über B und was das noch so mit sich bringt. Aber als mir meine (nennen wir's) Freundin erzählte, dass sie betroffen ist, habe ich den gesamten nächsten Tag viel darüber gelesen und ich informiere mich auch immer noch viel über das Thema. Hätte ich das nicht getan, dann würde ich vieles von dem was sie fühlt, denkt und äußert nicht nachvollziehen können. Natürlich verstehe ich lange nicht alles, aber in Foren zu stöbern und zu schreiben und Bücher über das Thema zu lesen hat mir schon sehr geholfen. Und ich hoffe, dass ich ihr dadurch auch besser helfen, zuhören und mit ihr reden kann, wenn das Thema mal wieder aufkommt.

Vielleicht wäre es trotzdem gut, deinem Freund und vielleicht auch deinem Vater zu sagen, dass du es gut finden würdest, wenn er/sie sich schlau machen würden. Eventuell kannst du ja ein Buch oder einen Foren-Beitrag zeigen, der deiner Meinung nach das Thema angemessen darstellt? Vermutlich schätzen beide die Krankheit als lapidar ein, was aber wirklich an der Unwissenheit von den Menschen liegt, die sich damit noch nie befasst haben. Der Vergleich von deinem Freund zu seinem Kollegen ist wirklich daneben, genauso die Aussage deines Vaters. Ich schätze ihre Sichtweise würde sich ändern, bei mehr Hintergrundwissen.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag noch.

Re: erwarte ich zuviel?

#3
von zu hohen erwartungen würde ich da ebenfalls nicht sprechen. aber es muss einem, damit man beginnt sich über etwas zu informieren, ja auch erst einmal bewusst sein, dass man auf einem bestimmten gebiet ein wissensdefizit hat. wenn man der absolut festen überzeugung ist, eine bulimie wäre ohne weiteres mit einem großen hunger auf dürüm zu vergleichen (weil man eben noch nie ernsthaft mit dem thema in berührung gekommen ist und die vorstellung von der krankheit, die dementsprechend nur auf der eigenen phantasie basiert, deshalb für die "wahrheit" hält), sieht man sich ja vielleicht erstmal nicht dazu veranlasst, diese theorie anzuzweifeln. bzw. es kommt einem gar nicht erst die idee, da was anzuzweifeln. warum auch. man hälts ja für wahr.
da hilft wohl nur klartext sprechen. ist zwar doof. weil man sich natürlich wünscht, die anderen würden sich ganz von selbst um einen bemühen...aber wenn sies nicht tun, man es aber gerne möchte (was ja die meisten möchten, verstanden werden...) dann muss man es sagen.

Re: erwarte ich zuviel?

#4
Ich finde auch nicht dass du zu viel erwartest.
Mein Papa hat mal zu mir gemeint "genau weiß ih ja nicht was das bedeuted was du da hast weil ich einfach nicht die kraft habe nachzuschauen was da dahinter steckt" (oder irgendwie so)
Mich hat das damals auch irrsinnig verletzt. Aber mir hat mein Vater damals zumindest klar gemacht dass es für ihn einfach zu schmerzhaft ist sich (momentan) damit auseinanderzusetzen...
Kannst du ihnen sagen, dass es dir wichtig wäre, dass sie sich über die Krankheit informieren? Ihnen vielleicht ein Buch geben, das deiner Meinung nach deine Situation am besten beschreibt?
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!