Motivation muss man sich erarbeiten, oder?

#1
Hallo zusammen,

ich denke mal, dass ich unter anderem zu wenig Motivation habe, normal zu essen und keine FAs zu haben..warum ich das denke? Hmm, weil ich schon sehr lange krank bin und mehrere staionäre Aufenthalte hatte und auch ambulante Therapien..Ich konnte immer gut gehorchen und machen in den stationären Aufentalten. Ich arbeitete perfekt mit, doch zu Hause angekommen, brach alles zusammen. Für mich persönlich will oder kann ich mich zumindest NOCH (hoffentlich) nicht motivieren..für andere ist es zu schwach, also zu sagen: Ich kämpfe jetzt für meinen Freund, damit er zufrieden ist. Geht gar nciht, da kommt nur Trotz, auch weil ich mich sonst zu sehr anpasse...

Meint ihr, man muss sich Motivation oder den Willen oder was auch immer erarbeiten und vor allem wie?

Knackpunkt für mich ist, dass ich es nicht für mich und meinen Körper machen will...vielleicht weil ich mich irgendwo wertlos fühle...merke ich aber nicht dieses Gefühl oder ich eiß auch nicht, wie es sich anfühlt, so richtig...ich bin meistens getrieben, etwas zu tun, um anderen einen Gefallen zu tun udn sie glücklich zu machen. Es tut mir dann auch gut, so wie gestern das Schwimmen gehen oder ich motiviere mich, dass ich Leistung erbringe...Aber das funzt nur in Klinikaufenthalten und zu hause bin ich stolz, aber das reicht nicht als Gefühl


Bin ich hoffnungslos?

Manche haben auch gesagt, sie motivieren sich, wieder richtig zu leben..ja gut, ich lebe auch jetzt ganz gut, habe ich mir erarbeitet, dass ich mich mehr traue und Kontakte habe und auch so mal essen kann...ja, aber dieses Kämpfen ist anstrengend und ich glaube nciht, dass ich mich dann wolfühle, währenddessen ist es doch nur quälend und ätzend und einfach nur zu schwer. Also keine FAs und aufhören zu essen, mein größtes Problem

Ich bin hier jetzt wirklich ganz ehrlich und gespannt, wie es euch so geht und welche Erfahrungen ihr gemacht habt...

LG
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Motivation muss man sich erarbeiten, oder?

#3
hallo du,

warum denn 'bei dir denk ich mir IMMER?' hast du schon so viel von mir gelesen?

mir geht es recht gut, ja und ich habe hart an mir gearbeitet...mir ging es vor Jahren sehr viel schlechter, dennoch ist die Bulimie noch da und ich nutze sie für vieles, was ich so noch ncith genug kann (abgrenzen, eigene Bedürfnisse, etc.)


Ich denke nict, dass Leidensdruck ein gutes Motiv ist. Ganz und gar nicht...ich kann es auch nicht mehr gut lesen, wenn jemand hier oder auch woanders sagt, dass man erst ganz unten sein solle, bevor man was tut.

Irgendwie fühl ich mich ein wenig angegriffen...wie meinst du das, was du geschrieben hast? Ich soll noch was mehr leiden, dann werde ich wohl was machen...mit so nem ironischen Lächeln dahinter oder was ?

Motivation muss meines Erachtens hin zu etwas positivem sein...nicht: Ich soll nicht mehr kotzen und fressen, sondern ich möchte das und dies...leider kann ich da nict einsetzen: Ich möchte leben, bzw. gesund sein oder was auc immer...das ist so weit weg bzw. so ungreifbar...

Wie geht es dir denn? Du scheinst was neuer zu sein hier im Forum...was treibt dich hierher und was treibt dich an, ein gesundes Leben zu leben bzw leben zu wollen?

Ich habe mich jetzt etwas eingelese in das Thema Motivation und Ziele in Verbindug mit Werten...vielleicht macht es Sinn für mich, mich mit meinen Werten auseinander zu setzen. Mit dem, was mir wirklich wichtig und wertvoll ist und danach mein Leben ausrichten...denn Gesundheit oder so etwas in die Richtung ist mir glaub ich wichtig...aber es gibt ja noch viel mehr. Hab da einige interessante Blogs zu gelesen und auch in Büchern, auch in Richtung Bedürfnisse und Selbstwahrnehmung. Ist vielleicht leichter danach zu leben, wenn man weiß, wofür oder warum oder was metamäßig über dem ganzen steht...
Zuletzt geändert von Schlafquala am Mi Jun 11, 2014 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Motivation muss man sich erarbeiten, oder?

#4
Ich habe auch das Gefühl aktiv an meiner Motivation arbeiten zu müssen.

Und ich brauche Alternativen zur Bulimie. Wenn ich mir nur vornehme ohne Bulimie klarzukommen, dann fühlt sich das für mich so quälend an, dass ich lieber esse und breche als das auszuhalten. Wenn ich aber Alternativen habe, die ich ausprobieren kann, dann habe ich auch Erfolgserlebnisse.

Ich habe für mich festgestellt, dass ein Leben mit viel Bulimie nicht das ist, was ich mir wünsche. Deswegen habe ich für mich entschieden den Alternativen wenigstens eine Chance zu geben. Momentan noch mit dem Hintergedanken, mich auch wieder für die Bulimie entscheiden zu können. (Ganz loslassen möchte ich noch nicht)

Wenn du weißt für was du die Bulimie brauchst, dann könntest du dir zB eine konkrete Situation vornehmen, wo du bewusst anders als gewohnt handelst.
Mir hilft es, wenn ich mir die Ziele überschaubar stecke. Also zB statt "ab sofort nutze ich nie mehr die Bulimie zum Gefühle ausdrücken/zu betäuben", "heute male/schreibe ich eine Schmerzwelle auf, bevor/statt den Schmerz wegzuessen"

Hast du schon eine pro/contra-Liste geschrieben? Hast du da Argumente gefunden, die dich motivieren können?

Und ich arbeite momentan auch daran, die Motivation auch zu haben, wenn ich nicht komplett am Boden bin.

Re: Motivation muss man sich erarbeiten, oder?

#5
Misch mich auch noch mal kurz ein....

Ich frage mich auch oft woher die Motivation kommt und eigentlich Stärke immer wieder aufzustehen und von neuen zu kämpfen....
Ich kam auch mal an einen Punkt, wo ich so tief war, dass ich nicht mehr funktionierte, ich nicht mehr der normalen Arbeit nachgehen konnte.... da habe ich mir Gedanken gemacht.... und jetzt ist die Motivation die Therapie weiterzumachen: Ich bin jetzt 30ig, ich bin single, mein Leben zieht an mir vorbei und allles nur weil ich dünn sein will?
Ich verbrachte wunderschöne Abende über der Kloschüssel, während man tolle spaziergänge, lustige Gespräche mit Freunden, nächtelanges tanzen in der Disco etc hätte machen können. Ich sagte x verabredungen ab oder erfand scheiss ausreden, nur damit ich nichte essen will? Will ich mit so einem versteckspiel mein Leben weiterführen? nur damit ich ein bisschen dünner bin? Ich brauchte ganz viel hart erarbeitetes Geld, für Esswaren? Will ich mir nicht was schönes gönnen?

Schlussendlich habe ich mir wohl einfach überlegt, dass ich leben will.... dass ich wieder lebensfreude spüren will etc....
und ein Gedanke geht natürlich auch an meinen Körper.... was ich dem immer wieder antue, mit meiner Lebensweise und jedem Kotzen...

Was mich auch noch unheimlich motiviert weiterzumachen: Ich bin durch die Bulimie beziehungsunfähig geworden, die Versteckspiele und die Sucht nach Sport machen eine Beziehung unmöglich.... Meine Uhr tickt, alle Freunde haben schon Kinder.... wie will ich so irgendwann mal ein Kind grossziehen? Im Moment will ich zwar keine Kinder, aber ich will selber entscheiden können und nicht die Bulimie! Und ja, alles nur weil ich ein bisschen dünner sein will?


PS: ich habe alles in Vergangenheit geschrieben, ist manchmal aber schon noch die Gegenwart aber weniger, weil ich leben will.
ich bin streng und böse- keine Angst, nur zu mir!

Re: Motivation muss man sich erarbeiten, oder?

#6
Ich will jetzt nicht für ImLikeABird sprechen, aber vielleicht meint sie, dass die Motivation recht gering ist, wenn man die Bulimie ganz gut in sein Leben integriert hat.
Sprich wenn alles so einigermaßen läuft (Job, Wohnung, Geld, Beziehung, was auch immer) und man nicht zu sehr eingeengt oder eingeschränkt ist.
Wie gesagt, ist nur ne Theorie zu dem, was sie gemeint haben könnte.

Re: Motivation muss man sich erarbeiten, oder?

#7
ein bisschen hab ich den beitrag auch so empfunden und muss sogar leider eingestehen, dass es mir irgendwo ähnlich geht (falls denn wie gesagt der beitrag so gemeint war).
zwar läuft längst nicht alles, aber ich glaube nur wenig davon hat mit der bulimie zu tun. ich verstehe das problem also irgendwie. oft, wenn hier die leute sagen sie wollen endlich aufhören kann ich nur bewundern bei wie vielen diese einsicht da ist. ich habe bei mir innerhalb von acht jahren nur äusserst selten den gedanken bemerkt, wirklich aufhören zu müssen, eben weil ich sehr oft denke: ach, warum überhaupt?

ist generell ein schwieriges thema schätze ich, einerseits weil man aufpassen muss dass man nicht in die pro-diskussion abrutscht, andererseits weil es ja auch normal ist, dass man bei der krankheit lange keine einsicht hat oder keinen direkten leidensdruck verspürt.

Re: Motivation muss man sich erarbeiten, oder?

#8
Und ich glaube, an genau dem Punkt, den du beschrieben hast, schnuetchen, setzen die an, die sagen, dass man erst ganz am Boden sein muss, bevor man die endgültige Motivation hat, etwas zu ändern.
Das gilt sicher nicht als Grundregel und für alle, aber es gibt durchaus Fälle, wo das zutrifft.
Ich bin so ein Fall zB.
Ich musste erst wirklich ganz unten sein, bis ich endlich angefangen hab, an mir zu arbeiten und gegen die ES ernsthaft vorzugehen.

Re: Motivation muss man sich erarbeiten, oder?

#9
ich denke auch, dass man ganz ganz weit unten sein muss um einsicht zu haben.... solange es/ die person noch funktioniert hört man nicht auf... aber ist das nicht mit jeder sucht so, alkoholiker, spielsüchtige etc man muss auf dem Nullpunkt sein um genügend Motivation zu finden. Mit Bulimie ist es so, dass man ja "nur" sich schadet, niemand anders ( ich weiss umfeld leidet mit).....

Ich kotze nun seit 17 Jahren, das ist mehr als die Hälfte von meinem Leben und erst als ich wirklich ganz unten war kam die Motivation.
ich bin streng und böse- keine Angst, nur zu mir!

Re: Motivation muss man sich erarbeiten, oder?

#10
mh, was ist für euch ganz unten???

Bei mir ist es auch so, dass ich einfach nur funktioniere. Dass ich nicht weiß, wie man sich die Motivation erarbeiten kann, weil das JA zum Leben nicht zu finden ist usw..

Deshalb auch die Frage, was ist für euch ganz unten???

Gefühlsmäßig empfinde ich mich eigentlich tief unten-glaub- weil naja ich kenne kein "glücklich sein usw." und ich weiß, dass man sich das erarbeiten muss, aber ich weiß nicht wie. Sich an kleinen Dingen erfreuen, ja das funktioniert im Kopf mit den Worten, doch kommt das beim GEfühl nicht an und wenn mal was freudiges ankommt, dann so heftig, dass es mit svv wieder weg gemacht werden muss, weil zu viel.
Versteht ihr was ich meine??

Deshalb eben auch meine Frage diesbezüglich an euch Anderen.

Schlafqua, wie hast du hart an dir gearbeitet?? Ich meine wie kann man das?? Ich gehe in Therapie usw., schon seit Jahren, doch ich habe immer das Gefühl nicht voran zu kommen(obwohl alle sagen, cih hätte schon viele Fortschritte gemacht). Ich weiß nicht, wie man bewusst an sich arbeiten kann, denn ich vergesse , wenn ich aus der Tür von Thera raus gehe, sofort wieder alles usw..
Wie geht es dir mit dem Voran kommen?? Die Bulimie ist eine echt lästige SAche und ich will sie auch los werden, doch gleichzeitig weiß ich nicht wie und hab keine Energie dagegen zu kämpfen-denk-

Naja, sorry, dass ich euch da jetzt so vollgemüllt habe.

piggi

Re: Motivation muss man sich erarbeiten, oder?

#11
Tief unten ist, denke ich, wenns an die Substanz geht.
Wenn der Job den Bach runtergeht, die Beziehung bedroht ist, man auf riesigen Schuldenbergen sitzt, alle Freunde sich abwenden, die Familie einen nicht mehr unterstützt, der Körper anfängt zu streiken und Ähnliches.

Bei mir war es so, dass ich so gut wie keine Freunde mehr hatte. Ich wusste, dass ich mein Studium und den darauffolgenden Job abschreiben könnte, wenn ich so weitermachen würde. Mein Körper machte noch einigermaßen mit, aber er litt immer mehr. Ich war immer knapp bei Kasse, konnte mir nichts mehr leisten und das schlimmste war, dass mein Freund mir klipp und klar gesagt hat, dass er geht, wenn ich nicht anfange, etwas zu ändern.

Und generell ist es so, dass man sich zwingen muss.
Kein "ich kann nicht". Kein "ich schaff das nicht". Kein "die ES hat mich im Griff".
Vernünftigen Essensplan aufstellen (lassen) und durchziehen. Kommt ein FA - drinlassen. Das geht. Es ist scheiße, es ist unangenehm, es macht beschissene Gefühle, man nimmt zu, es geht einem DRECKIG, aber ES GEHT.
Wenn man wirklich will, dann muss es einem das alles wert sein. Dann muss man diese "Opfer" bringen.

Und ich glaube, dass man (oder zumindest viele) dafür wirklich ganz weit unten sein muss, um diese Anstrengungen und diese Scheißgefühle und alles was dranhängt, mitzumachen. Denn das ist dann auch nicht schlimmer, als die Situation, in der man sich befindet.

Und es wird leichter. Mit der Zeit. Es wird auch wieder schön. Auch die ganz kleinen Dinge werden wieder schön, wenn sich langsam der Nebel anfängt zu lichten, den man mit dem Fressen und Kotzen über sein Leben gehängt hat. Wenn langsam die Gefühle, angenehme wie unangenehme, anfangen die Leere zu füllen, die die Bulimie vorher geschaffen hatte.
Man spürt, man sieht, man hört man riecht, man nimmt die Welt wahr - ganz anders, ganz neu.
Und das ist wunderschön!

Re: Motivation muss man sich erarbeiten, oder?

#13
Also ich habe die Beiträge hier ein bisschen verfolgt und versuch jetzt mal zu beschreiben wie ich das (bei mir zumindest) sehe.
Ich brauche diese schreckliche Krankheit im Moment noch, um irgendwie mit meinen Gefühlen umzugehen. Mein Therapeut sagt es ist der Schmerz, die Trauer über meine Vergangenheit und die Einsamkeit, die so schlimm sind und für mich nicht zu ertragen. Und dann kommt die B. ins Spiel.

Und er hat Recht, er hat so Recht.... Ich merke das auch. Ich laufe den lieben langen Tag draußen herum, renne, jogge, pendel durch die STadt oder durch Wälder. Immer alleine, da ich Angst vor anderen Menschen habe. Und wenn ich dann zurück in die Wohnung komme dann geht es mir sehr schlecht, vielleicht ist es wirklich so was wie Traurigkeit, es schmerzt so sehr und ich krieg Panik, es fühlt sich so schlimm an und entweder ich laufe dann wieder raus oder es ist so schlimm, dass nur noch das Fressen und Kotzen hilft.

Es ist wirklich buchstäblich zum davonlaufen....

Wie lange geht das denn noch so? Kennt ihr das, wenn der Schmerz so groß ist und ihr ihn gar nicht fühlen wollt? Kann ich den denn nicht irgendwie "umgehen"? mein Tehrapeut sagt NEIN.... aber hat er recht? Klar er ist vom Fach, aber vielleicht gibts ja Ausnahmen.
im Leben gibts Höhen und Tiefen.
Wie du dein Leben letzten Endes meisterst, ist allein Deine Wahl!

Re: Motivation muss man sich erarbeiten, oder?

#15
wow, die Antworten freuen und erschlagen mch zugleich...ich werde morgen in Ruhe darauf eingehen.

Nur eins, ich fühle mich irgendwie sehr sehr schuldig, dass ich die Bulimie so in mein Leben integriert habe, dass ich dadurch zumindest nicht ausreichend LEIDENSdruck habe, etwas zu tun. Dennoch bin ich immer noch der Meinung, dass es für mich richtiger ist, auf etwas positives zu sehen und mich damit zu motivieren...alllerdings nicht über das ach so tolle und freie Leben ohne Buliie, weil ich es mir ncht vorstellen kann und es nicht greifbar ist...zu weit weg...ich muss mich doch bis dahin, bis ich frei bin, nur anstrengen und Qualen erleiden...so denke ich. Oder wie seht ihr das?


LG
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.