Der Brief von Mia & die Antwort darauf.

#1
Hallo liebe Leute, ich habe vor einer gewissen Zeit einen stationären Aufenthalt hinter mir und habe viel gelernt. Ich möchte gerne meine Abschlussrede mit euch teilen vlt hilf es dem ein oder anderen an seine Ziel von der Bulimie los zu kommen, festzuhalten.


Brief von Mia (Bekannter Text)

Hi,

wie gehts dir? Ich werde mir mal kurz die Zeit nehmen und mich dir vorstellen. Ich bin unter dem Namen Bulimia Nervosa bekannt, aber da wir uns immer näher kommen, kannst du mich einfach Mia nennen. So nennen mich nämlich meine besten Freunde, meine treusten Freunde. Nach und nach wirst du auch ein loyaler Freund von mir werden. Manchmal wirst du dir mehr, wie eine Art Diener vorkommen, aber dann wirst du einfach an alles denken, was ich für dich tue und dich daran erinnern, dass ich deine einzige, richtige Freundin bin.

Kennst du all diese Mädels um dich herum, denen alles zufällt? Ich hasse sie!

Aber ich kann mein Leben auch nicht mit jemandem verschwenden, der es nicht wert ist, also musst du mir beweisen, dass du es wert bist. Ich werde so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen, aber das wird niemand außer dir bemerken. Nur du wirst es wissen, dass ich da bin, wenn du etwas essen willst, ich werde da sein, wenn du den Schokokuchen siehst und dir Sachen ins Ohr flüstern. Manchmal werde ich dir sagen, dass du essen sollst und du wirst gehorchen. Dann wiederum wirst du mir nicht gehorchen und den ganzen Kuchen fressen. Ich werde dir dann ein schlechtes Gewissen machen, denn du hättest auf mich hören sollen. Also beweg deinen fetten Arsch und geh den Kuchen auskotezen!! Wie konntest du dir das nur antun? Du wirst dir meine Kommentare zu Herzen nehmen und ins Bad gehen, den Wasserhahn aufdrehen und dich dann zum Erbrechen bringen. Manchmal wirst du dich stundenlang übergeben. Dein Gesicht wird rot, Rotz wird über dich laufen, deine Augen sind dann blutunterlaufen, dein Rachen wird dir wegen der geschwollenen Drüsen weh tun ... und das verdienst du! Wenn du mein Freund sein willst und bekommen möchtest, was ich dir geben kann, musst du meinen Anweisungen folgen. Du wirst schon bald bemerken, dass ich dich kontrolliere. Auch wenn du mir nicht gehorchst, wirst du mich hören, wie ich dich anschreie, dir sage, wie fett und hässlich ud bist, das du härter trainieren musst und dass du Diätpillen nehmen musst, ich werde dich darauf aufmerksam machen, dass alle Leute hinter deinem Rücken über dich lästern, weil du so fett bist.

Nach einiger Zeit wirst du anfagen mich zu hassen, aber du wirst mich auch noch stärker lieben. Du wirst mich so sehr lieben, dass ich dein süßes Geheimnis bleiben werde. Denn wenn du es preis gibst, werden sie es zerstören wollen und das willst du doch nicht, oder?

Du wirst so viel deiner Zeit in mich investiert haben, dass du niemanden mehr außer mir hast. Du hast keine Wahl, entweder ich oder die komplette Einsamkeit. Wenn ich einmal weg bin, nehmen Fett und Celculite meinen Platz ein. Was ist dir da wohl lieber? Also darfst du niemandem von mir erzählen. Und selbst wenn du es tun würdest, viele Leute würden es nicht glauben und denken du willst nur Aufmerksamkeit. Also erhebe deinen Kopf stolz und gib vor Selbstbewusst zu sein. Mit meiner Hilfe wirst du wie ein Topmodel aussehen werden oder eine tolle Schauspielerin. Du kannst sogar noch besser aussehen.

Ich werde mich jezt verabschieden, aber denk an mich. Denk immer an mich! Ich bin die einzige die möchte, dass du dich geliebt fühlst.

WIRKLICH geliebt fühlst. Denk daran.

Machs gut,

Mia.



.Brief an Mia ( selbst geschrieben )

Hallo Mia,
Du hast ber einen langen Zeitraum viele Bedingungen an mich gestellt. Ich habe lange Zeit das gemacht was du von mir erwartet hast. Ich wusste vieles nicht was du wusstest. Du konntest mir weiterhelfen, indem du mich an nichts anderes denken liest als an dich. Du hast meinen Kopf mit Gedanken ber Essen, Gewicht und Kalorien berschattet, nur das ich mich nicht meinen verletzten Gefhlen stellen musste. Du hast mich oft in die Knie gezwungen, um mir Erleichterung zu verschaffen. Du hast mich selbst bestrafen lassen, nur das du dich besser fhlst. Ich weiss noch gut als du mir sagtest ich sei eine fette Kuh. Ich habe Tage ber dem Klo verbracht. Ich habe mich gehasst für meine Wilkenlosigkeit. Du triebst mich immer mehr an. Du sagtest mir das ich jeden Tag mehr kotzen msste um mehr Gewicht zu verlieren und mich das purzeln der Kilos auf der Waage nur stärken wrden. In Wahrheit verlor ich mich immer mehr in dir. Du hast dich in meinen Kopf und meine Seele geschlichen und nahmst deinen Platz voll und ganz ein. Du hast mein Bild im Spiegel verzerrt, du hast mir immer Fettleibigkeit und Hässlichkeit zugesprochen. Du hast mich an meinr Grenzen gebracht. Du warst keine gute Freundin, eher für eine kurze andauernte Zeit eine Seelentrösterin. Du hast mir geholfen den wahren Schmerz nicht spüren zu müssen. Du hast immer geglaubt das es richtig sei, mich von Traurigkeit, Wut, Enttäuschungen und Einsamkeit fernzuhalten. Ich habe gekotzt, weil ich nichts fühlen wollte, weil du nichts fühlen wolltest. Ich habe gekotzt, weil ich etwas fühlen wollte, weil du nichts fhlen wolltest. Doch das war nicht richtig. Das weiss ich jetzt. Du warst der größte Gewinn- das glaubte ich mal. Lange sah ich dich als ein Teil von mir, du warst da, an meiner Seite. Sagtest mir was richtig und was falsch war. Du hast dir immer mehr Raum erkmpft, du wolltest mir einen neuen einen angeblich einfacheren Weg zeigen, eine alternative zu meinem bisherigen Leben. Ich habe dich gebraucht um mich frei, geliebt, anerkannt und stark zu fühlen und du hast mich gebraucht um nicht auf deine verletzten Gefhle schauen zu mssen. Mein Kampf gegen dich war unglaublich schwer und mhsam und immet wieder bewiest du, ein starker Gegner zu sein und zwangst mich erneut zum kotzen. Es war schwierig sich mit dir auseinander zu setzen. Du hast es mir oft nicht leicht gemacht mich meinem Krper, meinen Gefhlen und einer positiven Gedankenwelt zuzuwenden. Es gab Momente in denen ich dir den Kampf überlassen wollte und dann andere an denen ich fest daran glaube strker als du zu sein, diesen Kampf zu gewinnen. Du hast dich mit Händen und Füßen gewehrt, ich habe mich gewhrt. Es gab Tage in der Therapie an denen ich glaubte dich ein Stck weit eingeschüchtert zu haben. Du zogst dich zurück, ich hörte nichts von dir, keine Stimme die mir befahl aufs Klo zu rennen, du warst nicht da um mir ins Ohr zu flüstern wie fett und hässlich ich doch sei. Und das war ein befreiendes Gefühl. Doch lange sollte diese ruhe nicht bleiben du kehrtest schon bald zurück, gestärkt und erhohlt und spieltest das Spiel mit mit mir weiter. Viele Therapieformen waren notwendig, bis ich mich langsam dir abwenden und ich mich einem neuen gesunden Gefühl nähern könnte. Ich lernte mit Konflikten anders umzugehen, meine Gefühle die du mir lange Zeit verwehrtest wieder wahrzunehmen und besser zu verarbeiten als deinen Weg weiter zugehen. Du warst hartnäckig und die triebst mich bei jedem Fortschritt erneut in die enge. Wer bin ich, wo bin ich geblieben, wer bin ich ohne dich?! Ich brauche dich nicht mehr um meine Gefühle auszukotzen. Ich werde danach streben zu wissen wer ich ohne Essstörung bin, ohne dich. Ich möchte nicht mehr mit dir den weg gemeinsam bestreiten. Ich will es nicht mehr und ich brauche es nicht mehr. Du hast mich lange genug kontrolliert und beherrscht und mir wurde klar das unsere Freundschaft nur auf Zeit war. Ich werde meine Wut rauslassen, werde meine Traurigkeit nach außen tragen und das ohne deine Hilfe. Ich bin bereit die Antwort zu finden wer ich ohne dich bin. Den du warst lange genug der verletzte Teil von mir dem ich nicht in die Augen schauen wollte und damit ist jetzt Schluss!!
Zuletzt geändert von lot am Di Feb 04, 2014 23:48, insgesamt 1-mal geändert.
Schuldlosigkeit bedeutet nicht wir wären immun gegen diese Dinge, lass uns das Verstreichen der Zeit tadeln,
Liebe und Schaden, Wahrheit - es benötigt mehr als ich zur Zeit erbringen kann.

Re: Der Brief von Mia & die Antwort darauf.

#3
Sehr schön geschrieben.
Es zeigt deinen Kampf, in dem ich mich sehr wieder finde.
Endlich ist die Essstörung mal ruhig und dann schlägt sie wieder mit voller kanone zurück...
Bei mir tut sie das gerade, nach über 3 ziemlich ruhigen Monaten.
Doch ich weigere mich ihr vollständig nachzugehen....
Dein Text ermutigt mich ihr nicht die Macht zu überlassen!
Danke!
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!
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