Meine Bulimiegeschichte

#1
Hallo...
Der folgende Text dient eigentlich dazu, mir vielleicht auch mit Hilfe von anderen vor Augen zu führen, was Sache ist. Dass ich Hilfe brauche ! Für alle Anderen kann es als Negativbeispiel genutzt werden.

Ich habe seit einem Jahr Bulimie und bin mir dessen auch von Anfang an bewusst. Viel, und oft auch zu viel gegessen, habe ich schon immer. Allerdings war ich früher trotzdem immer sehr sehr dünn, was wohl auch daran liegt, dass ich sehr viel Sport mache. Mit der Zeit haben sich die Mengen, die ich gegessen habe, immer mehr gesteigert, und so nahm ich pro Jahr cirka **kg zu. Und war immer noch schlank. Doch natürlich störte es mich mein ganzen Fett mit mir herumtragen zu müssen, obwohl mein Umfeld meine Gewichtszunahme kaum registrierte.

Ich wurde immer unglücklicher und wünschte mir nach dem Essen nichts sehnlicher, als alles wieder zu erbrechen. Doch das fiel mir sehr schwer, denn ich war nie der Typ, der sich oft übergeben musste, einmal in 5 Jahren vielleicht. Außerdem war mein Magen schon an die großen Mengen gewöhnt und gab deshalb auch von alleine nichts von sich.

Anfangs versuchte ich es, mir den Finger in den Hals zu stecken. Die Mengen, dich ich dabei hervorwürgen konnte, waren allerdings winzig. Dafür bekam ich vor Anstrengung Muskelkater im Bauch. Ich versuchte auch andere Techniken. Zum Beispiel, *. Fürchterlich schlecht wurde mir davon, doch Erbrechen konnte ich nicht. Also probierte ich, *. Doch wenn überhaupt, waren das dann *ml Flüssigkeit.

Letztendlich blieb ich dann bei der erstgenannten Methode, die ich täglich anwendete. Allerdings nicht zu Hause, damit meine Familie nichts mitbekommt. Schnell fand ich den perfekten Zeitpunkt, um meine Ess-Brech-Attacken durchzuführen. Nämlich die Zeit, zwischen Schule und Training. Denn man muss dazu sagen, dass ich Leistungssport mache und deshalb täglich trainiere.

Also fuhr ich nach der Schule zu Aldi und kaufte dort alle möglichen Süßigkeiten, von Geld, das ich heimlich von meinem Vater nahm. Dann fuhr ich viel zu früh zur Sporthalle und schloss mich dort in einer etwas abgelegener Toilette ein, wo ich ungestört Essen in mich hineinstopfen konnte. Anfangs strebte ich es an, mit Absicht so viel zu essen, damit ich mich von alleine übergeben kann, doch dasvfunktionierte nicht. Mir war zwar speiübel, aber auch nach *, kam nichts. Die Übelkeit war so schlimm, dass ich mich kaum noch bewegen konnte und fast ohnmächtig wurde. Dann kam der Finger zum Einsatz und ich brach wenigstens etwas wieder aus.

Zwar war es trotzdem viel zu wenig, im Verhältnis dazu, was ich gegessen hatte, aber es war ein wenig Erleichterung. Das Problem dabei war, dass der Schwall plötzlich kam und teilweise mit einer solchen Wucht in der Toilette landete, dass er zurück in mein Gesicht spritzte. Die ganze Toilette und meine Hände waren voll von Erbrochenem. Nachdem ich mich dann gesäubert hatte und den Gestank größtenteils beseitigt hatte, zog ich mir meine Trainingskleidung an, und verließ die Toilette.

Natürlich war ich nach so einer Aktion völlig fertig und erschöpft. Meine Stimme war heiser, mein Gesicht rot gefleckt, meine Beine zitterten und meine Augen waren rot und tränten. Aber es war mir recht, dass es mir danach so unglaublich schlecht ging, da ich fand, es verdient zu haben.

Unglaublicherweise, merkte trotzdem nie jemand etwas. Weder mein Trainer, noch Andere Personen. Ich war im Training sehr schwach und musste mich ständig hinsetzen, damit ich nicht zusammenbrach. Zudem war mir die ganze Zeit über fürchterlich übel, ich hätte mir am liebsten die Seele aus dem Leib gekotzt, jedoch blieb alles was noch in meinem Magen war auch dort.
Niemand, wirklich niemand sagte etwas zu meinem doch recht offensichtlichen Zustand. Das gab mir den Anlass, das nächste Mal zur Provokation noch ein bisschen fertiger nach meiner Essattacke im Training zu erscheinen.

Diesmal war es allerdings zu viel. Ich brach auf dem Sportplatz vor Erschöpfung zusammen und musste das Training abbrechen. Aber niemand kümmerte sich auch nur ansatzweise um mich. Niemand hat je gefragt, wie es mir geht, oder ob alles klar sei...

So ging das eine Weile, bis ich irgendwann beschloss, gar kein Essen mehr bei mir zu behalten, um wenigsten das lästige Fett an meinem Körper verschwinden zu lassen. Da musste allerdings gut organisiert werden, damit zu Hause niemand etwas mitbekam. Das mit dem Frühstück war kein Problem, ich stieg auf dem Weg zur Schule eine Haltestelle früher an einem Stück Wald aus und erbrach es dort. Da ich aufpassen musste, mich nicht dreckig zu machen, dauerte es relativ lange. Auch anschließend musste ich mein Gesicht notdürftig neu schminken und den Geruch nach Erbrochenem mit Deo übertönen. Mittags aß ich in der Mensa außerhalb und fand auch dort wieder eine Stelle in der Natur, wo ich mein Essen lassen konnte.

Nach wie vor hatte ich in meiner tiefsten Verzweiflung den Wunsch, dass das Essen von alleine wieder hochkam, damit mir weitere Anstrengungen erspart blieben. Das funktionierte nach wie vor nicht. An etwas ekliges zu Denken bewirkte rein gar nichts. Ich habe überlegt, es einmal mit Milch zu versuchen, da das erstens das einzige Lebensmittel ist, vor dem ich den Totalekel habe, aber andererseits konnte ich mich bisher noch nicht dazu überwinden , es einmal auszuprobieren.

Der tägliche Fressanfall mit anschließendem Speihen vor dem Training blieb unverändert.
Doch je öfter ich mich zum Erbrechen brachte , desto schlimmer wurde auch die Übelkeit, die mich tagtäglich begleitete und trotzdem noch nie zum spontanen Übergeben gebracht hatte. Manchmal konnte ich kaum sprechen, so schlecht war mir.
Ich wünsche mir dann nichts sehnlicher als Kotzen, Reihern, Speien. Doch das funktionierte nach wie vor nicht. Meine kompletten Gedanken drehten sich nur noch darum, wie ich mich selbst besser zum Erbrechen bringen konnte. Ich beneidete alle Menschen, deren Nahrung einfach von alleine wieder hoch kommt. Egal was und wieviel ich esse, eher platzt mein Magen, als dass ich Brechen muss.

Da mein selbstherbeigeführtes Übergeben nach den Fressanfällen so uneffektiv war, nahm ich durchgängig zu, was sich natürlich auch negativ auf meine Leistungen auswirkte.

Eines Tages fehlte mir nach dem Fressen vor dem Training die Zeit, es danach mühsam herauszuwürgen, also kaschierte ich meinen kugelrunden Bauch mit einem weiten Shirt und begann mich Aufzuwärmen. Jeder Schritt war eine Qual. Das Essen schwappte auf und ab und auf und ab. Ich hatte das Gefühl vor Übelkeit gleich ohnmächtig zu werden. Doch dann war der Knoten geplatzt. Ich spürte wie mein Magen rebellierte und hielt mir die Hand vor den Mund.
Und es kam. Die Kotze quoll durch meine Finger und lief meinen ganzen Körper hinab. Es kam ein riesen Schwall. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu würgen. Und auch wenn es seltsam klingt, es war in diesem Moment ein unbeschreiblich tolles Gefühl, den ganzen Druck im Bauch diesmal nahezu mühelos los zu werden. Eine solche Erleichterung. Endlich meinen Magen von alleine dazu gebracht haben, die Nahrung von allein von sich zu geben.

Seit diesem Tag passiert das öfter. Ich trinke zu viel und Schwupps, ist alles wieder draußen. Oder auch bei Joghurt oder Pudding.

Allerdings funktioniert das nur unvorbereitet bzw. spontan. Wenn ich gerade nicht daran denke, gleich Erbrechen zu müssen und es auch gar nicht will, geschieht es von alleine. Sobald ich jedoch einen geplanten Fressanfall vollführe, muss ich nach wie vor meine ganze Kraft dazu aufwenden, das Essen wieder nach draußen zu befördern.

Mittlerweile ist meine Hand schon total vernarbt und verätzt von der vielen Magensäure.

Mein Gewicht steigt nach wie vor stetig an und meine Gesundheit lässt auch zu wünschen übrig. Ich zittere ständig, habe keine Ausdauer mehr, das schon erwähnte durchgängige Gefühl, gleich Brechen zu müssen, dazu noch Sodbrennen, etc.

Was das Problem am spontanen Übergeben ist, ist, dass ich keine Kontrolle mehr habe, wann es geschieht. Ich würde es so gerne steuern können, dass ich weiß, wann es losgeht, wann ich Reihern muss, zum Beispiel, wenn ich mich nach unten beuge, oder wenn ich Kohlensäure trinke. Aber es kommt unerwartet, in den ungünstigsten Situationen.

Einmal ist es mir passiert, dass ich zu Hause in meinem Zimmer einen riesigen Topf Pudding gegessen habe und diesen danach auch wieder erbrechen wollte. Ich löffelte ihn in sehr hohem Tempo in mich hinein und machte natürlich auch weiter, als ich das Gefühl hätte, gleich zu Platzen. Ich ignorierte wie immer die Schmerzen, die ich dabei hatte. Als der Topf fast leer war, schoss aus meinem Mund vollkommen unvorbereitet der ganze Pudding hinaus. Es war so viel, dass ich das Gefühl hatte gleich zu ersticken, weil ich während des Brechens nicht atmen konnte. Mein ganzes Erbrochenes fiel in den Topf, aus dem ich den Pudding gegessen habe, was mich plötzlich so anwiderte, dass ich auch als mein Magen leer war, noch eine Menge Galle hervorwürgte.

Dieses Gefühl, mich ohne Hilfsmittel zu übergeben, war für mich eine solche Erleichterung und gab mir so ein Glücksgefühl, bis mir eine Stunde später bewusst wurde, wie tief ich gesunken war.

Trotzdem ist es bei mir nach wie vor eine Ausnahme, dass alles ohne Anstrengung wieder nach oben strebt.

Angenehm ist es, wenn ich nach dem Essen alleine spazieren bin und mich nur über einen Busch beugen muss, wenn ich spüre, dass ein Schwall Kotze kommt. Dann gehe ich weiter, bis ich spüre, dass die nächste Portion Mageninhalt die Speiseröhre nach oben schießt und dann vor meinen Füßen auf den Weg plascht. Oder wenn ich mich nach einem Fressanfall zwinge, bis zu * Liter Wasser in mich hineinzuschütten und mein Magen schon nach * Litern rebelliert, ich es aber trotzdem noch schaffe, den letzten Liter hineinzupressen und erst dann den bereitgestellten Eimer bis zum Rand füllen kann.

Nicht schön ist es, wenn ich zum Beispiel im Unterricht sitze und spüre, dass ich jeden Moment brechen muss, würgend mit der Hand schon voller glitschigem Speisebrei nach draußen renne, es nicht bis zum Klo schaffe, und dann brechend auf dem Flur liege.

Fressen, und dann vor allem anschließend von alleine Reihern zu können, sind die einzigen Dinge, die mir in letzter Zeit etwas Zufriedenheit gegeben haben. Ich habe schon viele Versuche gestartet mir Hilfe zu holen, die leider bisher aufgrund meiner selbstverschuldeten Unkonsequenz gescheitert sind.
Die geschilderten Situationen sind selbstverständlich nicht zu Nachahmung empfohlen. Ich möchte hiermit auch niemanden triggern oder schaden und wollte mir einfach mal meinen Kummer von der Seele schreiben. Ich hoffe die Kritiker solcher Beiträge haben hierfür Verständnis.

Nastacia
Zuletzt geändert von Caruso am Mo Feb 03, 2014 22:06, insgesamt 1-mal geändert.