Rückfall

#1
Hallo zusammen,
Mir geht es gerade ziemlich bescheiden. Habe nach 7 Jahren das erste Mal wieder gekotzt. Seit etwa einem halben Jahr ist mein Essverhalten schon wieder nich normal, ich habe sehr restriktiv gegessen es aber immer noch geschafft, nicht zu kotzen. Die Feiertage mit dem ganzen Essen waren dann aber wohl doch zu viel für mich. Bin heute alleine zuhause und habe mich nach dem Frühstück schon so voll gefühlt und dann war die Entscheidung getroffen. Ich hab mir noch mehr essen reingepfiffen und das ganze wieder zum Klo gebracht. Ich fühle mich gerade total mies und als Versagerin, dass ich es nicht geschafft habe, stark zu bleiben. Ich schäme mich so arg und mach mich im Kopf total fertig. Das macht mich alles so mutlos und ich habe so Angst davor, dass ich das jetzt wieder öfter mache und wieder voll in die Bulimie rutsche. Ach man ich bin einfach ein Idiot. Sorry für mein Rumgeheule.

Krachmacherin

Re: Rückfall

#2
Mh, ich versteh deine Gefühle zwar, aber du weißt ja bestimmt, dass Verkriechen, Selbstmitleid und Jammern jetzt nix bringen.
Einmal - in sieben Jahren? Mach dich nicht fertig deswegen, feiere stattdessen die Erfolge der 2554 anderen Tage ;)

Und kuck doch mal genau hin. Was läuft denn schief im Moment?
Was hat der Essstörung wieder Nahrung und Boden gegeben?

Jetzt bloß nicht den Kopf hängen lassen!

Re: Rückfall

#3
Hallo :)

Christie hat recht, mach dich nicht verrückt! Alleine das du es 7 verdammt lange Jahre da rausgeschafft hast ist erfolg genug!! Ich habe es ein halbes Jahr geschafft und bin nun 3-4 mal rückfällig geworden.. ich hab auch total panik bekommen und dachte mir oh nein oh nein jezt fängt alles wieder an :oops: aber es war nicht so.. das waren echt ausrutscher und ich glaube wir werden nie ganz ganz ganz gesund werden. Wir können nur damit leben und das macht du echt gut wenn du es mal über jahre hinweg schaffst ohne k**

seh es einfach als kleinen ausrutscher! Geht es dir gerade emotional auch nicht so gut oder lag es definitiv nur am Essen? Bei mir ist es oft auch mein seelischer zustand der mich k** lässt.

Gute besserung und kopf hoch!

liebe grüße

lovely

Re: Rückfall

#4
Danke für eure Antworten. Ja ich weiß eigentlich, dass es ¨nur¨ ein Rückfall ist und die Welt davon nicht untergeht. Nur war das für mich immer so eine Grenze, die ich nicht mehr überschreiten wollte und eigentlich auch nicht darf, eben weil ich dann eher dazu neige, das wieder öfter zu machen. Klar habe ich das selber in der Hand und kann entscheiden, aber ich weiß, dass es mir wieder schwer fallen wird. Ich habe mich ja vor kurzem wieder hier registriert, weil ich merke, dass ich ne verdammt ungünstige Entwickung gerade fahre. Ich immer mehr diese Gedanken zulasse, die ich von früher kenne, mir sehr viel Essen verbiete, die Zahl auf der Waage wieder meine Stimmung beeinflusst usw.
Das Essen an den letzten Tagen war mit Sicherheit nicht das Einzige, sondern vielleicht letztentliche Überforderung für mich. Meine aktuelle Stimmung ist eher ziemlich bescheiden, ich fühle mich von anderen ausgegrenzt und ungeliebt, nirgendwo dazugehörig, unverstanden. Insgesamt ein ziemlich einsames und wertloses Gefühl. Naja und dazu passt natürlich mein aktuelles Versagen besonders gut, auch wenn mich Selbstkritik nicht weiterbringt, aber stecke eh zur Zeit in dem Modus und mag mich am liebsten verkriechen.

Re: Rückfall

#5
Ich verstehe dich wirklich so gut :( habe es auch ein halbes Jahr geschafft komplett aufzuhören (das klingt zwar nicht gerade viel) :roll: :wink: aber es hat einiges gebracht.

Seit ca. 2 Wochen bin ich auch rückfällig und Weihnachten hat es mir nicht einfacher gemacht. Ich glaube aber auch eher das es an deinen unterdrückten emotionen liegt.. das ist bei mir immer der auslöser gewesen. man sucht sich einfach wieder kontrollpunkte sobald man denkt man verliert sie. Also ist das essen und K** eine gute möglichkeit sich zu kontrollieren... So denkt man leider.

Ich habe auch gedacht es fängt alles wieder von vorne an, aber glaub mir das passiert nicht mehr! du hast sowas starkes geleistet und du wirst nicht gleich wieder rückfällig. Versuche bewusst deine gefühle an dich ran zu lassen. Denke nach und lass wut, trauer und aggression ruhig zu. Das ist wichtig.

Was geht denn schief im moment bei dir? Hast du jemanden dem du deine krankheit anvertraut hattest? Dieses wertlos fühlen kenne ich so gut :oops: und meistens ist es total unbegründet, und trotzdem immer im kopf... gibt es im moment gründe für deine gedanken?

lg,

lovely

Re: Rückfall

#6
Hallo Krachmacherin,

ich denke, nach all den Jahren, die Du mit Esstörung verbracht hast, und den sieben Jahren danach, bist Du vermutlich ein echter Experte auf dem Gebiet. Dir kann keiner mehr was vormachen. Du weißt, wie Du Dich da wieder rausmanöverieren kannst, wenn Du willst. Am besten entsorgst Du als allererstes die Waage. Und alles andere, was Dich runter zieht.

Ich denke, momentan solltest Du in erster Linie an Deinen negativen Gedanken arbeiten, wie z.B. "Ich bin einsam", "Ich bin wertlos", "Ich bin ein Versager", "Ich gehöre nirgendwo dazu". Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht so genau, wie man solche Gedanken effektiv loswird. Ich habe auch oft Probleme mit Grübelschleifen. Wenn ich in der Therapie mal dazu komme, Gedanken umzuformulieren, sage ich Dir, wie es ging. Oder Du machst solange selbst eine Therapie.

LG

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Rückfall

#7
Ich wünsche euch allen erst einmal ein Frohes Neues Jahr und hoffe, dass ihr den Silvesterabend gut überstanden habt!
@Lovely: Hey ein halbes jahr nicht kotzen ist doch total super! Da kannst du wirklich stolz drauf sein und auch darauf ,dass du trotz Rückfällen den Kopf nicht in den Sand steckst und weiter machst. Das mit der Kontrolle kann ich total gut nachvollziehen, das ist bei mir auch immer so. Sobald ich das Gefühl habe, dass mir irgendwas aus den Händen gleitet, kotrolliere ich mein Essverhalten. Ja ich habe Menschen, die von meiner ES wissen. Meine Eltern wissen ist noch von damals, aber icht davon, dass es mir aktuell schwerfällt. Mein Freund weiß es auch, aber er kann es glaube ich nicht so ganz begeifen und so ganz lass ich mir da auch nicht hinter die Karten schauen. Dann habe ich eine sehr gute Freundin, mit der ich darüber rede, aber die weiß auch nichts vom Rückfall, da ich mich so dafür schäme. Ob ich Gründe für meine Gedanken habe, ist schwer nachzuvollziehen. Ich empfinde es so, aber ob das objektiv auch stimmt?-Keine Ahnung. Ich kriege deutlich weniger Aufmerksamkeit von meiner Familie und auch mit Freundschaften ist es shwer, da es überwiegend ich bin, die sich kümmert und immer kaum etwas von Anderen zurückkommt, dabei würde ich es mir wünschen, dass auch mal jemand anderes den ersten Schritt macht. Ach keine Ahnung :-/

@Sophie 11: Ja man sollte meinen, dass ich die Expertin bin und prinzipiell stimmt das wahrscheinlich auch, aber ich krieg es momentan einfach nicht auf die Kette. Manchmal fällt es mir auch gerade deswegen besonders schwer und reißt mich noch mehr runter, eben weil ich es eigentlich besser wissen müsste, aber irgendwas hält mich da momentan auf, ich weiß nur noch nicht genau was. Die Grübelschleifen sind echt lästig und sind echt nicht gut für die Stimmung. Ja mit denen sollte ich mich mal auseinandersetzen, aber dann kommt auch ne ganze Menge an Gefühlen mit und das versuche das auch zu vermeiden, das ist wahrscheinlich auch eins der Probleme.

VG
Krachmacherin

Re: Rückfall

#8
Hallo Krachmacherin,
Krachmacherin hat geschrieben:Die Grübelschleifen sind echt lästig und sind echt nicht gut für die Stimmung. Ja mit denen sollte ich mich mal auseinandersetzen, aber dann kommt auch ne ganze Menge an Gefühlen mit und das versuche das auch zu vermeiden, das ist wahrscheinlich auch eins der Probleme.
Zu mir meinte mal ein Coach "Wenn ich an schmerzhafte Gefühle denke, bisher habe ich sie alle überlebt." Den Gedanken finde ich immer ganz hilfreich.

Ich tendiere auch dazu, mein Essverhalten zu manipulieren, wenn etwas in meinem Leben schief läuft, ich aber nichts daran ändern kann. Aber man muss sich vor Augen halten: Das Fressen macht es auch nicht besser. Die Situation bleibt die gleiche. Sie wird nicht mal erträglicher oder so. Also schreibt man sich am besten eine Notfallliste zusammen, kopiert sie ein paar Mal und legt sie an verschiedenen Stellen aus...

Und wie gesagt, eine Therapie würde ich Dir empfehlen. Klingt, als wenn Du ein bisschen Hilfe gebrauchen könntest in dem gegenwärtigen Stadium Deines Lebens. Du musst nicht alles alleine machen.

LG

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Rückfall

#9
Ich denke viele meiner Vorposter haben REcht: 1 (!) Rückfall in 7 (!) Jahren, dass sollte dich eigentlich nicht verrückt machen.

Allerdings, wenn man eine ES durchlabt hat, dann kennt man sein Verhalten nur allzugut.

Wenn du von ganzen Herzen sagen kannst, dass es nur ein 'Ausrutscher' war, dann mach dich bitte wirklich nicht verrückt. Es ist scheiße, dass es passiert ist, sicherlich. Aber wie heißt es so schön "einmal ist kein mal"

Solltest du alerdings ganz tief in dir drinnen spüren, dass es nicht bei diesen einem Mal bleiben könnte/sollte, dann musst du unbedingt mit jemanden offen darüber reden.
Wenn man einfach nur versucht dieses Gefühl zu unterdrücken, dann baut es sich unbemerkt auf, bis die ES eventuell wieder ausbricht. Das ist nicht das, was wir wollen, oder?

Fühle dich gedrückt
BlackSun

Re: Rückfall

#10
@Sophie11: Klar du/dein Coach hat recht. Gefühle werden mich nicht umbringen, aber sie werfen mich erst einmal aus der Bahn und es fällt mir dann immer super schwer, meinen Job ordentlich zu machen und das ist wichtig für mich. Und ich bin es gewohnt immer die Starke zu sein, der es nach Außen hin gut geht, mein Umfeld wäre glaube ich erst einmal total damit überfordert. Es reicht schon, dass mein Freund es aktuell mitbekommt und glaube ich immer mehr dahinter steigt, was es bedeutet eine ES zu haben. Ich weiß, dass es den meisten hier genauso geht und das wir uns das gönnen sollten, die Fassade fallen lassen sollten, aber es fällt einfach so schwer. Teilweise gelingt mir dies bei einer Freundin, aber die will ich auch nicht immer damit behelligen. Für eine erneute Therapie fühle ich mich momentan noch nicht bereit, auch wenn es mit Sicherheit nicht verkehrt wäre, mir Unterstützung zu holen.

@BlackSun: Ich glaube du hast das Problem auf den Punkt gebracht. Ich kann nicht ruhigen Gewissen sagen, dass es "nur" ein Ausrutscher war, sondern ich befürchte, dass dies der Anfang vom erneuten Untergang ist. Ich kämpfe momentan dagegen an, denn seit dem Rückfall könnte ich jeden Tag essen und kotzen. Somal sich mein Körper gerade zu holen scheint, was ich ihm die letzten Monate verwehrt habe. Ich fühle mich wie eine Raupe Nimmersatt und kann es momentan nur sehr schwer eindämmen. Ich sehe die Zahl auf der Waage steigen, könnte einfach nur heulen und würde so gern alles wieder auskotzen, aber da setzte ich momentan meine ganze Energie rein, dass das nicht passiert. Sich jemand anvertrauen klingt gut, aber ich weiß nicht wem. Ich könnte keinem dabei in die Augen schauen, weil ich mich so schäme, mich als Versagerin sehe und eigentlich am liebsten den Kopf in den Sand stecken möchte. Es häufen sich Gedanken, nicht mehr leben zu wollen, auch wenn ich mir nie etwas antun würde. Aber einfach nicht mehr da sein, sich nicht mehr vergleichen müssen mit anderen, nicht mehr schlechter abschneiden, nicht mehr grübeln, frei sein- kling einfach märchenhaft, aber das ist und bleibt es wohl auch, ein Märchen.
Ach man jetzt habe ich hier schon wieder so viel Kram geschrieben, aber dieser Kram läuft gerade in meinem Kopf ab, bzw. es ist ein Teil davon.

LG
Krachmacherin

Re: Rückfall

#11
Hey, jetzt bloß nicht hektisch werden.
Ich kenne das, wenn der Körper sich alles wiederholen will und man anscheinend machtlos 'daneben' steht.
Kennst du ein paar Tricks, deinen Heißhunger etwas unter Kontrolle zu bekommen?
Bei mir hilft phasenweise viiiieeeeel heißen Tee oder Kaffee zu trinken. Wenn ich meinen Kopf austricksen will, dann gibt es einen total verwässerten Cappuccino mit etwas Süßstoff. Sieht lecker, süß und zuckerhaltig aus...wenn man es genau nimmt, ist es allerdings fast nur gefärbtes Wasser.
Kaugummikauen, den ganzen Tag. Zähne putzen. Oder Zitrone-Ingwer-Gummis (von Haribo) lange lutschen, das ist schön scharf.
Das wären so ein paar kleine Tricks, vielleicht....

Was auch helfen soll: Ein großes Glas Wasser NACH dem Essen trinken, das dehnt den Magen noch ein Stück mehr (spürt man ja), wird aber ja schnell wieder ausgeschieden, so dass sich der Magen scheinbar ganz schnell wieder kleiner wird und man das Essen darin besser ertragen kann.

Bitte rede dir nicht ein, dass du eine Versagerin bist. Verdammt, du hast 7(!) Jahre deine ES total unter Kontrolle gehabt. Das muss man erst einmal schaffen!!
Das es immer wieder Phasen gibt, die uns herausfordern, das ist wohl leider 'normal' und gehört wohl dazu.

Versuch dich bitte nicht zusehr verrückt zu machen.

Re: Rückfall

#12
Danke für die Tipps BlackSun. Zumindest das viele Tee trinken habe ich gestern mal ausprobiert. Es hat mich nicht ganz vom Heißhunger abgehalten, ihn aber deutlich reduziert, also wirklich danke dafür! Gegen Heißhunger an sich, habe ich sonst kaum Tricks parat, weil ich das von früher so extrem nicht kenne, liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich "damals" auch nicht so starkt eingeschränkt habe mit dem essen, sondern "einfach" das ausgekotzt habe, was es so im normalen Alltag gab und manchmal kleinere Essanfälle. Ich werde es einfach weiter probieren, teilweise aushalten müssen und mich vor allem mit irgendwas ablenken. Da aber ab heute mein Urlaub vorbei ist und die Arbeit wieder ruft, ist ja auch schon eine gewisse Ablenkung vorhanden, mal schauen wie es wird.

Als Versagerin fühle ich mich dennoch, auch wenn ich die 7 Jahre geschafft habe. Es wird zwar langsam besser, da ich etwas Abstand zu dem Rückfall bekomme, aber so ein Grundgefühl bleibt, eben vor allem aus der Sorge, dass es wieder schlimmer werden könnte. Trotzdem danke dafür, dass du meine Leistung anerkennst, dass ich meine Es 7 Jahre im Griff hatte. Drücken wir die Daumen, dass ich da auch wieder hinkomme.

LG
Krachmacherin