Krank, kränker, Mäuschen
Verfasst: Fr Dez 20, 2013 19:22
Hallo ihr Lieben,
Einige kennen mich ja schon mehr oder weniger gut, aber heute hab ich beschlossen meine Geschichte mehr und weniger nochmal auf den Punkt zu bringen. Danke an alle, die sich die Zeit nehmen.
Das erste Mal darüber nachgedacht hab ich, als meine beste Freundin meinte sie macht das auch, wenn sie zu viel gegessen hat. Ich war ein wenig moppelig, nie dick und ich hab mich eigentlich immer ganz schön gefunden. Irgendwann wollte ich abnehmen, hab gesünder gegessen und dann immer weniger. Mir war allerdings nicht bewusst, dass das eine Essstörung ist. Erst als ich nach einem Kollaps im Krankenhaus landete und mir eine Psychologin so komische Fragen stellte, begriff ich, was ich hatte. Anorexie. Ich hörte auf mit dem Hungern, aß normal und verbrachte einen wundervollen Sommer im Ausland.
Zurück zuhause lief alles super. Ich freute mich auf die Schule, war motiviert wie noch nie und genoss mein Leben. Ich wollte ein wenig abnehmen, aber richtig. Ich habe eine Zeit lang viel Sport gemacht und mich 3x täglich gesund ernährt, was auch super funktioniert hat. Ich hab mich wohl gefühlt und stark. Und dann kam der m*ssbr**ch zu Halloween.
Dazu muss ich sagen, dass ich als ich jünger war, sehr schlimm m*ssb**ch* worden bin, über Jahre. Und ich hab es immer noch nicht überwunden, gewisse Aussagen und "Manipulationen" sind immernoch in mein Hirn gebrannt und dieser Mann hat immer noch einen wahnsinnig großen Einfluss auf mich.
Es war die Woche danach als ich mich an den Satz meiner besten Freundin erinnerte. „Ist doch nicht schlimm“, hat sie gesagt. „Mach ich auch, wenn ich zu viel gegessen habe“, hat sie gesagt. Also hab ich es versucht. Die ersten Male ging es nicht, aber ich war hartnäckig. Dann hat es geklappt – der Weg in eine traurige, kalte Welt begann.
Ab jetzt stand kotzen an der Tagesordnung. Was ich auf einmal alles essen konnte, ohne zuzunehmen! Nein, sogar abgenommen hab ich. Ich meine, welche Frau wünscht sich das nicht? Ich dachte, ich könnte immer aufhören. Manchmal habe ich so oft gefressen und danach erbrochen, dass ich es nicht mehr zählen konnte. Ich hab mich auf p*** Seiten schlau gemacht, mit Abführmitteln angefangen und meine Techniken spezialisiert. Ich dachte das wäre nicht weiter schlimm, immerhin bin ich ein braves, schlaues und anständiges Mädchen, das ist schon ok. Das war es aber nicht.
Seit dem ist ein bisschen mehr als ein Jahr vergangen. Meine Gewichtsschwankungen sind teilweise sehr groß. Vor ein paar Wochen war ich an einem Punkt, wo ich mehr Kalorien zu mir genommen hab als sonst, mein Körper aber so kaputt war, dass ich innerhalb von wenigen Tagen fast nochmal soviel Gewicht verlor, wie im gesamten Krankheitsverlauf. Einfachs so, das war beängstigend.
Meine Eltern haben es nie bemerkt. Bis letzte Woche - da bin ich aufgeflogen. Zuerst hieß es, ich muss in die Klink. Naja, meine Mutter war einfach nur sauer und eiskalt zu mir, ich habe die Überweisung gefunden und mir den Rest selbst zusammengedichtet. Mittlerweile weiß ich auch, wer mich verraten hat, was die Geschichte schwer macht, da es innerhalb der Familie passiert ist. Im Moment bin ich seit 4 Tagen, also vor 6 Tagen ist es aufgeflogen, clean. Und es geht mir mehr und weniger gut damit, ich fühle mich manchmal schon schlecht und ich weiß, dass ich momentan wirklich zuviel esse, aber es ist ok.
Das was es im Moment schwer macht ist, dass mir ein Ventil fehlt und ich die ganze Tragweite meiner Krankheit zu spüren bekomme - und es ist offensichtlich nicht nur die Bulimie, die in mir steckt. Panik, SVV, nicht mehr realisieren können was real ist und was nicht. Ich mache mir Angst.
Gott sei Dank gibt es zwei Menschen mit denen ich reden kann, auf der einen Seite eine Freundin die selbst betroffen ist (aber seit 1,5 Jahren mehr und weniger symptomfrei) und mir sehr hilft, weil ich bei ihr einfach das für mich persönliche abartige Ich rauslassen kann, was ich sonst verstecke. Auf der anderen Seite eine Lehrerin, die mir sehr viel geholfen hat und hilft, wobei ich mir im Moment sorgen machen, dass ich ihr einfach zu viel werde.
Beängstigend ist, dass ich manchmal das Gefühl habe ich leben nicht in der Realität, sondern in einem Paralleluniversum. Die letzten Monate waren gesundheitlich und emotional sehr anstrengend und ich denke, dieses Intervall hat einfach zu lange angedauert. Ich konnte meiner Mutter klar machen, dass ich nicht in die Klinik will und das alleine hinbekommen möchte, einfach, weil es mir mein Abi kosten könnte. Im Moment habe ich auch nicht das Bedürfnis zu erbrechen. Aber ich weiß, dass es wieder kommen wird und ich habe keine Ahnung wie ich damit umgehen soll.
In drei Monaten bin ich 18 - dann treffe ich ganz alleine meine eigenen Entscheidungen. Ob ich mich dann zu Grunde hunger oder weiterhin die Bulimie praktizieren ist dann mir überlassen, was auf der einen Seite gut ist weil ich unabhängig bin, auf der anderen Seite macht es mir Angst, weil ich eben das Gefühl hab, die 'klaren' Momente werden weniger.
Ich würde mir gerne einreden das ich nicht krank bin, sondern einfach nur psychisch belastet. Aber ich bin es. ein total psycho und das macht mir Angst. Furchtbare Angst.
Ich fühl mich unverstanden und immer wenn einer der beiden oben angeführten Menschen sagt, sie verstehen mich, kann ich es nicht glauben. Ich verstehe mich ja selbst nicht. Am schlimmsten sind die Panikattaken, die ich einfach die letzten Tage nicht kontrollieren konnte.
Ein großes Thema ist auch suizid. Meine Lebenswillen ist schon lange nicht mehr vorhanden, ich habe oft darüber nachgedacht, es auch vor vielen Jahren versucht - und überlebt. Fakt ist, dass ich immer noch das Gefühl habe ich sollte nicht hier sein, ich hätte damals sterben müssen. Ich bin chronisch unzufrieden mit mir selbst, aber ich ändere ja auch nichts daran, weil ich vor allem im Moment überhaupt nicht kritikfähig bin. Ich vertrage Kritik nur auf einer sehr erwachsenen, gut formulierten Ebene und dazu sind die meisten Menschen nicht fähig. Ich möchte mich nicht umbringen, teilweise weil ich angst habe wieder zu überleben und teilweise weil es das noch nicht gewesen sein kann. Aber ich habe Angst, dass ich zu einem Pflegefall werde, wirklich.
Kennt ihr sowas? Könnt Ihr mich irgendwie aufbauen?
Ich brauche im Moment wirklich jegliche moralische Unterstützung.
Euer Mäuschen
Einige kennen mich ja schon mehr oder weniger gut, aber heute hab ich beschlossen meine Geschichte mehr und weniger nochmal auf den Punkt zu bringen. Danke an alle, die sich die Zeit nehmen.
Das erste Mal darüber nachgedacht hab ich, als meine beste Freundin meinte sie macht das auch, wenn sie zu viel gegessen hat. Ich war ein wenig moppelig, nie dick und ich hab mich eigentlich immer ganz schön gefunden. Irgendwann wollte ich abnehmen, hab gesünder gegessen und dann immer weniger. Mir war allerdings nicht bewusst, dass das eine Essstörung ist. Erst als ich nach einem Kollaps im Krankenhaus landete und mir eine Psychologin so komische Fragen stellte, begriff ich, was ich hatte. Anorexie. Ich hörte auf mit dem Hungern, aß normal und verbrachte einen wundervollen Sommer im Ausland.
Zurück zuhause lief alles super. Ich freute mich auf die Schule, war motiviert wie noch nie und genoss mein Leben. Ich wollte ein wenig abnehmen, aber richtig. Ich habe eine Zeit lang viel Sport gemacht und mich 3x täglich gesund ernährt, was auch super funktioniert hat. Ich hab mich wohl gefühlt und stark. Und dann kam der m*ssbr**ch zu Halloween.
Dazu muss ich sagen, dass ich als ich jünger war, sehr schlimm m*ssb**ch* worden bin, über Jahre. Und ich hab es immer noch nicht überwunden, gewisse Aussagen und "Manipulationen" sind immernoch in mein Hirn gebrannt und dieser Mann hat immer noch einen wahnsinnig großen Einfluss auf mich.
Es war die Woche danach als ich mich an den Satz meiner besten Freundin erinnerte. „Ist doch nicht schlimm“, hat sie gesagt. „Mach ich auch, wenn ich zu viel gegessen habe“, hat sie gesagt. Also hab ich es versucht. Die ersten Male ging es nicht, aber ich war hartnäckig. Dann hat es geklappt – der Weg in eine traurige, kalte Welt begann.
Ab jetzt stand kotzen an der Tagesordnung. Was ich auf einmal alles essen konnte, ohne zuzunehmen! Nein, sogar abgenommen hab ich. Ich meine, welche Frau wünscht sich das nicht? Ich dachte, ich könnte immer aufhören. Manchmal habe ich so oft gefressen und danach erbrochen, dass ich es nicht mehr zählen konnte. Ich hab mich auf p*** Seiten schlau gemacht, mit Abführmitteln angefangen und meine Techniken spezialisiert. Ich dachte das wäre nicht weiter schlimm, immerhin bin ich ein braves, schlaues und anständiges Mädchen, das ist schon ok. Das war es aber nicht.
Seit dem ist ein bisschen mehr als ein Jahr vergangen. Meine Gewichtsschwankungen sind teilweise sehr groß. Vor ein paar Wochen war ich an einem Punkt, wo ich mehr Kalorien zu mir genommen hab als sonst, mein Körper aber so kaputt war, dass ich innerhalb von wenigen Tagen fast nochmal soviel Gewicht verlor, wie im gesamten Krankheitsverlauf. Einfachs so, das war beängstigend.
Meine Eltern haben es nie bemerkt. Bis letzte Woche - da bin ich aufgeflogen. Zuerst hieß es, ich muss in die Klink. Naja, meine Mutter war einfach nur sauer und eiskalt zu mir, ich habe die Überweisung gefunden und mir den Rest selbst zusammengedichtet. Mittlerweile weiß ich auch, wer mich verraten hat, was die Geschichte schwer macht, da es innerhalb der Familie passiert ist. Im Moment bin ich seit 4 Tagen, also vor 6 Tagen ist es aufgeflogen, clean. Und es geht mir mehr und weniger gut damit, ich fühle mich manchmal schon schlecht und ich weiß, dass ich momentan wirklich zuviel esse, aber es ist ok.
Das was es im Moment schwer macht ist, dass mir ein Ventil fehlt und ich die ganze Tragweite meiner Krankheit zu spüren bekomme - und es ist offensichtlich nicht nur die Bulimie, die in mir steckt. Panik, SVV, nicht mehr realisieren können was real ist und was nicht. Ich mache mir Angst.
Gott sei Dank gibt es zwei Menschen mit denen ich reden kann, auf der einen Seite eine Freundin die selbst betroffen ist (aber seit 1,5 Jahren mehr und weniger symptomfrei) und mir sehr hilft, weil ich bei ihr einfach das für mich persönliche abartige Ich rauslassen kann, was ich sonst verstecke. Auf der anderen Seite eine Lehrerin, die mir sehr viel geholfen hat und hilft, wobei ich mir im Moment sorgen machen, dass ich ihr einfach zu viel werde.
Beängstigend ist, dass ich manchmal das Gefühl habe ich leben nicht in der Realität, sondern in einem Paralleluniversum. Die letzten Monate waren gesundheitlich und emotional sehr anstrengend und ich denke, dieses Intervall hat einfach zu lange angedauert. Ich konnte meiner Mutter klar machen, dass ich nicht in die Klinik will und das alleine hinbekommen möchte, einfach, weil es mir mein Abi kosten könnte. Im Moment habe ich auch nicht das Bedürfnis zu erbrechen. Aber ich weiß, dass es wieder kommen wird und ich habe keine Ahnung wie ich damit umgehen soll.
In drei Monaten bin ich 18 - dann treffe ich ganz alleine meine eigenen Entscheidungen. Ob ich mich dann zu Grunde hunger oder weiterhin die Bulimie praktizieren ist dann mir überlassen, was auf der einen Seite gut ist weil ich unabhängig bin, auf der anderen Seite macht es mir Angst, weil ich eben das Gefühl hab, die 'klaren' Momente werden weniger.
Ich würde mir gerne einreden das ich nicht krank bin, sondern einfach nur psychisch belastet. Aber ich bin es. ein total psycho und das macht mir Angst. Furchtbare Angst.
Ich fühl mich unverstanden und immer wenn einer der beiden oben angeführten Menschen sagt, sie verstehen mich, kann ich es nicht glauben. Ich verstehe mich ja selbst nicht. Am schlimmsten sind die Panikattaken, die ich einfach die letzten Tage nicht kontrollieren konnte.
Ein großes Thema ist auch suizid. Meine Lebenswillen ist schon lange nicht mehr vorhanden, ich habe oft darüber nachgedacht, es auch vor vielen Jahren versucht - und überlebt. Fakt ist, dass ich immer noch das Gefühl habe ich sollte nicht hier sein, ich hätte damals sterben müssen. Ich bin chronisch unzufrieden mit mir selbst, aber ich ändere ja auch nichts daran, weil ich vor allem im Moment überhaupt nicht kritikfähig bin. Ich vertrage Kritik nur auf einer sehr erwachsenen, gut formulierten Ebene und dazu sind die meisten Menschen nicht fähig. Ich möchte mich nicht umbringen, teilweise weil ich angst habe wieder zu überleben und teilweise weil es das noch nicht gewesen sein kann. Aber ich habe Angst, dass ich zu einem Pflegefall werde, wirklich.
Kennt ihr sowas? Könnt Ihr mich irgendwie aufbauen?
Ich brauche im Moment wirklich jegliche moralische Unterstützung.
Euer Mäuschen