Aufmunternde Worte...

#1
Hilfe ich kann heute absolut nicht mehr. Hatte mehrere Anfälle bis ich irgendwann heulend zusammengebrochen bin, meinem Spiegelbild Sachen entgegengeworfen habe und es angeschrien habe, das es gefällgst sterben soll. Bin gerade absolut am Ende und niemandem zum reden. Gesund werden halt ich anscheinend nicht aus, weil ich dadurch zunehme. Und alles dreht sich im Kreis. Beschissener Tag, könnte ein paar aufmunternde Worte gebrauchen... :(

Re: Aufmunternde Worte...

#2
Hey Estrella,
oh man das klingt ja gar nicht gut! Wie geht es dir heute denn und wie hast du den Abend gestern noch uberstanden? Ich kenne solche verzweifelten Momente momentan auch sehr gut, wenn auch anders als du es schilderst. Gib nicht auf gegen die Bulimie zu kämpfen, wir können das schaffen und ich habe es schon mal für 7 Jahre geschafft und es lohnt sich! Hast du niemanden in deiner Umgebung, dem du dich anvertrauen kannst? Mir hilft das immer, auch wenn es anfangs schwerfällt. Lass dich nicht von dem gestrigen Tag runterziehen, heute ist ein neuer Tag, halte durch!

Re: Aufmunternde Worte...

#3
Hallo Krachmacherin, Danke für deine liebe Antwort!!

Es ist komisch, ich habe Tage, an denen geht wirklich gar nichts mehr und ich komme mir vor wie in einem schlechten Film und dann, am nächsten Tag geht's mir ganz gut, ich schaffe es halbwegs normal zu essen und das was am Vortag passiert ist kommt mir total unecht vor und ich verdränge es regelrecht.. kennst du das vielleicht?
Wow, ich bewundere dich dafür, dass du die Bulimie für so lange Zeit besiegt hast! Das gibt Mut weiterzumachen. Wie bist du denn von der ES weggekommen?

Ich habe Freunde, denen ich mir anvertraut habe, nach zweieinhalb Jahren ganz alleine mit der Krankheit war das ein großer Schritt für mich, aber du hast recht, es tut unglaublich gut mit jemandem reden zu können. Andererseits möchte ich niemandem mit meiner Krankheit "einnehmen" und behalte sehr viele Dinge für mich, weil ich Angst habe dann nur noch die Krankheit für sie zu sein.

Alles Liebe.
Estrella

Re: Aufmunternde Worte...

#4
Hallo Estrella,

diese schwankenden Tage kenne ich auf jeden Fall von früher, aktuell ist es leider überwiegend schlecht. Jedoch merke ich auch, dass ich an Tagen, an denen viel anliegt, das relativ gut hinkriege und gedanklich einfach super abgelenkt bin. Dann kann ich meine Traurigkeit und das Essen recht gut vergessen. Sobald ich jedoch alleine bin und das ist momentan leider relativ oft, rattert es in meinem Kopf und ich kann mich kaum auf die Arbeit konzentrieren, die ich eigentlich erledigen müsste (hab einige Tage, an denen ich Schriftkram zuhause erledige).
Damals hat mir vor allem eine definitive Entscheidung gegen die Essstörung geholfen. Ich wollte mein Studium unbedingt schaffen und noch im Grundstudium gesund werden, was ich dann auch geschafft habe. Ich war zwar nicht in richtiger therapeutischer Behandlung, habe aber über zwei Jahre lang eine Beratungsstelle besucht, was mir ne gute Unterstützung war. Aber mein Willen, war eindeutig die wichtigste Komponente. Zuvor bin ich aber auch echt einmal fett abgestürzt und wollte da unbedingt raus, da es so nicht weitergehen konnte.

Deinen letzten Gedanken bezüglich Freunde kenne ich auch. Auf der einen Seite bin ich manchmal so voll mit Sch** im Kopf und würde das gerne alles mit jemanden teilen, aber dann habe ich auch diese Sorge, dass ich den anderen damit zu sehr belaste, nerve und auch nur noch darauf reduziert werde. Momentan muss ich da echt aufpassen, weil mein Kopf eigentlich voll mit essen ist und ich tatsächlich fast nur noch daraus bestehe, auch wenn ich nach wie vor keinen Fa hatte und nicht erbrochen habe, aber so was von restriktiv esse, dass ich auf dem besten Weg eine MS zu entwickeln, was natürlich auch nicht das Ziel ist und ich momentan mit mir am hadern bin und mich anstrenge, meinen Körper das zu geben was er braucht. Klappt meist eher weniger, aber an einigen Tagen klappt es ganz gut. Muss halt versuchen, dass mein Kopf dabei ausgeschaltet ist und ich nur darauf höre, was mein Körper mir sagt, was er braucht.
Wir müssen uns wohl anfangs an den Tagen festhalten, an denen es schon gut klappt, anstatt zu gucken, wo es noch schief läuft, und dabei nicht die Hoffnung und das Durchhaltevermögen verlieren.

Viele Grüße
Krachmacherin

Re: Aufmunternde Worte...

#5
liebe krachmacherin,

das mit dem viel zu tun gleich guter tag, viel daheim gleich schlechter tag kenne ich nur zu gut. gerade in der letzten zeit war ich viel krank und daheim im bett, konnte nichts tun und hatte umso mehr anfälle. dann brauch ich mich auch nicht wundern, wenn ich nicht gesund werde :roll: vielleicht hilft es dir, wenn du an alle dinge denkst, die dir wichtiger und lieber sind zu erledigen, oder dir was gutes tust und du anstattdessen für eine halbe stunde ein nickerchen machst... ich hab's so versucht und es hat immerhin ein paar mal geholfen!

wenn du es einmal aus der essstörung rausgeschafft hast, schaffst du's bestimmt auch ein zweites mal! ich habe bulimie "noch nicht so lange" (jeder tag mit bulimie ist ein tag zu viel mit bulimie) aber ich will definitiv da raus, ich mein, das kann's ja echt nicht sein, dass die meinen tag bestimmt!! gestern abend hatte ich ein "aha" erlebnis wo ich mir echt dachte, jetzt reicht's mir endgültig mit dem ganzen (ganz anfall-unabhängig) und ich werd jetzt gesund. sic!

wie sind deine erfahrungen mit der beratungsstelle? ich bin mir noch unsicher, ob ich mich an eine solche wenden soll, weil ich nicht weiß, wie das funktioniert.

deine einstellung zum gesund werden gefällt mir, bleib stark!

alles liebe.
estrella

Re: Aufmunternde Worte...

#6
Liebe Estrella,

ja sich an positive Dinge halten und sich damit ablenken, ist tendenziell immer eine prima Idee. Da bei mir ein Wochenendseminar ausgefallen ist, hatte ich heute plötzlich ganz viel Zeit und habe mich aufgerafft, mich mit den Weihnachtsgeschenken zu beschäftigen. Das hat mir dann auch super viel Spaß gemacht, weil ich mir total gerne schöne Dinge für andere ausdenke und sehr viel Freude daran habe, wenn ich anderen eine Freude machen kann. Seitdem ich wieder zuhause bin, klappt hier leider mal so gar nichts und ich habe nur blöd vor dem TV gesessen und den größten Quatsch geguckt, der da läuft, aber irgendwie konnte ich mich zu nichts anderem aufraffen.

Finde es super, dass du deiner Entscheidung gegen die Essstörung wieder einen Schritt näher gekommen bist. Wie gesagt, nach meiner Erfahrung war das die wichtigste Arbeit, dass ich mich endgültig entscheide und dabei die "Risiken" in Kauf nehme. Die Beratungsstelle hat mir dann bei der Umsetzung geholfen. Ich hatte mich damals an eine Kinder- und Jugendberatungsstelle gewandt, weil ich um die 18 Jahre alt war. Ich glaub schon, dass ich auch einfach Glück hatte, dass die mich "behandelt" haben, weil prinzipiell ja Psychotherapeuten diesen Job machen sollten und die Beratungsstellen den Weg zum Therapeuten ebnen sollten. Aber vielleicht ist das auch Standard, zumindest habe ich diese Erfahrung in zwei Beratungsstellen gemacht (bedingt durch das Studium, musste ich umziehen und brauchte eine neue Anlaufstelle). Ich habe mich da "einfach" telefonisch gemeldet und einen Termin vereinbart. Mir hat es geholfen, dass ich es mir ja einfach mal angucken kann und nicht dazu verpflichtet bin, dort zu bleiben. Die Chemie passte dann zwischen mir und der Psychologin und ich bin geblieben. Das ist halt auch ein wichtiger Punkt für mich gewesen, dass ich mit meinem Gegenüber gut zurecht komme, das Gefühl habe mir ihr über alles reden zu können, ohne dass ich mich zu arg dafür schäme. Drücke dir ganz fest die Daumen, dass du den Schritt mal ausprobierst und hoffentlich auch das Glück hast, auf jemanden zu treffen, bei dem du dich gut aufgehoben fühlst.

Viele Grüße
Krachmacherin