Seite 1 von 1
Rechtliche Situation?
Verfasst: Do Okt 31, 2013 12:20
von flora
Hej Leute,
hat von euch jemand eine Ahnung ob ich von Gesetzes wegen meinem zukünftigen Arbeitgeber die Bulimie offenbaren muss? Ich hab einen Fragebogen vom Betriebsarzt bekommen in dem es auch einen Punkt "psychische Leiden" gibt. Muss/soll ich da nun ein Kreuzchen machen? Was kann es für Folgen haben wenn ich das ganze verschweige?
Ich hab im letzten Jahr einen stationären Aufenthalt hinter mich gebracht und es geht mir viel besser obwohl ich immer noch Rückfälle habe, weshalb ich auch grade dabei bin mir wieder eine Therapeutin zu suchen. Ich hab keine Lust bei meinen Kollegen gleich als "die mit der Essstörung" abgestempelt zu werden....
LG
Re: Rechtliche Situation?
Verfasst: Do Okt 31, 2013 13:05
von Hirngespinst
Zunächst einmal: deine Kollegen geht es rein gar nichts an, was du für Krankheiten hast oder hattest und in welcher Lebenssituation du gerade steckst oder früher mal gesteckt haben könntest.
Wenn du selbst das nicht erzählen willst, dann darf es auch kein anderer, sollte dein Chef da etwas sagen, würde ich den direkt verklagen.
Eigentlich wüsste ich auch nicht, was es deinen Arbeitgeber angeht, was du früher mal für Wehwehchen hattest (oder auch noch heute hast).
Wie das bei Verbeamtungen ist weiß ich nicht genau aber man ist doch auch nicht verpflichtet, zu erzählen, dass man Schwanger ist (oder beabsichtigt, es mal zu werden), selbst wenn man im 9. Monat und entsprechend Kugelrund ist.
Soweit ich weiß, brauchst du da gar nichts erzählen, es sei denn, du willst Weltraumfahrerin oder etwas ähnlich abgespacetes werden, die prüfen da glaube ich schon etwas genauer und einen Chirurgen mit Parkinson würde ich jetzt auch nicht unbedingt einstellen...
Aber ansonsten...?
Vielleicht lieber mal die rechtliche Situation speziell für deinen Beruf (und die Gegend, in der du lebst) abchecken bevor du da Auskünfte erteilst, mit denen du dich nachher total unwohl fühlst.
Soweit ich weiß, kann man sogar Sachen aus der Akte bei der Krankenkasse löschen lassen.
Und dann würde ich mir vielleicht auch noch überlegen, ob es wirklich dein innigster Herzenswunsch ist, einen Arbeitgeber zu haben, der ein so reges Interesse an deinen Privatangelegenheiten an den Tag legt...
Vielleicht bin ich da etwas zimperlich aber für mich würde das wirklich gar nicht gehen!
Re: Rechtliche Situation?
Verfasst: Do Okt 31, 2013 15:36
von CoCoRiCo
Hallo!
Ich würde Dir empfehlen, es nicht zu sagen. Was bei Deinem Hausarzt alles so steht, geht keinen etwas an. Ok, wenn Du Epilepsie oder Diabetes hättest - das ist etwas anderes.
Würde den Arbeitsplatz mit zu viel Offenheit nicht aufs Spiel setzen. So wie Hirngespinst schreibt - nicht, dass Du Dich unwohl fühlst oder vllt. beim Stellenabbau als erste fliegst, weil Du krank bist.
Ich habe auch schon geschwindelt
LG
Re: Rechtliche Situation?
Verfasst: Do Okt 31, 2013 19:01
von Fireball
Hallo Flora,
ich würde auch versuchen mich erst mal schlau zu machen bei der Ärztevereinigung oder so.
Kannst ja dort mal allgemein nach einem Reglement zu den Angaben im Betriebsversicherungsbogendingsbums fragen.
Da müsste das ja eigentlich drin stehen.
Freiwillig würde ich das auch nicht angeben wollen, da bin ich ehrlich.
Und wenn es bei mir mal so weit ist werde ich mich auch ganz gezielt schlau machen.
Ich drücke dir die Daumen
Fireball
Re: Rechtliche Situation?
Verfasst: So Nov 03, 2013 11:31
von Sophie11
Hallo Flora,
ich würde mich an Deiner Stelle da an eine Sozialberatung wenden bevor Du den Fragebogen ausfüllst. Generell ist es (in Deutschland) so, dass der Arbeitnehmer ein Recht darauf hat, seine Krankheiten zu verschweigen. Deswegen steht auf der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, die der Arbeitgeber kriegt, auch nie eine Diagnose.
Wie bei allem gibt es aber auch hier Ausnahmen. So ist es z.B. allgemein verboten, nach der Religionszugehörigkeit zu fragen. Das sieht aber anders aus, wenn Du Dich bei einer Stelle bei einem kirchlichen Träger bewirbst. Hier kannst Du abgelehnt werden, wenn Du nicht in der entsprechenden Kirche drin bist.
So wie ich das verstanden habe, hast Du die Stelle ja bereits, und dieser Fragebogen kam nach dem Unterzeichnen des Arbeitsvertrags. Und soweit ich mich erinnere, muss man auf diesem Fragebogen auch ehrlich sein, sonst kann man im schlimmsten Fall den Arbeitsplatz auch wieder verlieren. Es kann sein, dass in bestimmten Bereichen Du verpflichtet bist, Krankheiten anzugeben. Zum Beispiel, wenn Du selbst in der psychosozialen Betreuung tätig sein willst, ist es natürlich kontrainduziert, wenn Du selbst psychisch krank bist. Du würdest den Klienten keinen Gefallen tun, und Dich selbst würdest Du auch kaputt machen.
Weil ich aber nicht genau weiß, wo Du genau arbeitest, und was Dein Beruf ist, lässt Du Dich besser vor Ort beraten.
LG
Sophie
Re: Rechtliche Situation?
Verfasst: So Nov 03, 2013 22:04
von flora
Liebe Leute,
danke für eure Ratschläge erst mal.
Ich werd morgen auf jeden Fall noch mit meiner Hausärztin reden und mir dann eventuell noch weitere Beratung suchen.
Wenn ich kommende Woche meine letzte Prüfung schaffe dann bin ich Ärztin und obwohl Menschen, die im Gesundheitsbereich arbeiten, ein gewisses Verständnis aufbringen sollten, hab ich trotzdem Angst womöglich nur als "die mit der ES" wahrgenommen zu werden. Ich werd also nach Möglichkeit versuchen die Bulimie zu verschweigen und es weiterhin so halten, dass ich mich nur solchen Leuten anvertraue bei denen ich das will.
Dieser komische Bogen ist vermutlich einfach Standard für alle neuen Mitarbeiter, größtenteils geht´s wohl sowieso um Impfungen, was ja auch durchaus Sinn macht. Naja, mal sehen...
LG, Flora
Re: Rechtliche Situation?
Verfasst: So Nov 03, 2013 22:18
von Fireball
Ich hoffe wirklich für dich das es so möglich ist.
Und wenn du dann Ärztin bist bescheid sagen.
Wir müssen ja auch auf dich anstoßen
Ich drücke dir die Daumen.
Re: Rechtliche Situation?
Verfasst: Di Nov 05, 2013 16:30
von CoCoRiCo
WOW! Dann mal viel Glück bei der Prüfung
Ich war vor kurzem auf einer Fortbildung & dort war eine deutlich magersüchtige Ärztin & einige andere sehr schlanke Ärztinnen haben die drei Tage lang auch nur in ihrem Essen rumgestochert (

ja, ich achte immer auf "sowas")... bist leider absolut nicht die Einzige
glg
Re: Rechtliche Situation?
Verfasst: Do Nov 21, 2013 7:54
von maxi
flora hat geschrieben:obwohl Menschen, die im Gesundheitsbereich arbeiten, ein gewisses Verständnis aufbringen sollten, hab ich trotzdem Angst womöglich nur als "die mit der ES" wahrgenommen zu werden.
Aus eigener Erfahrung (hatte schon einige stationäre Aufenthalte) weiß ich, das Ärzte u. Pflegepersonal sich über Patienten lustig machen. Was mir als Patientin es dann schwer macht, offen über meine Probleme zu reden (was ja notwendig wäre, um gesund zu werden).
Hast Du Deine Prüfung geschafft?
Und so wie schon gepostet wurde: Auch ich würde nichts von einer Erkrankung erwähnen, sofern es nicht etwas ist, was man unbedingt wissen muß, um im Notfall helfen zu können (Herzerkrankungen, Diabetes usw.).
Lg, maxi
Re: Rechtliche Situation?
Verfasst: Do Nov 21, 2013 17:12
von flora
Ja, ich hab meine Prüfung geschafft und hab auch schon meinen Promotionsbescheid bekommen. Meinem Arbeitsbeginn steht also nix mehr im Wege.
Ich werd das mit der bulimie definitiv nicht angeben, sogar meine Hausärztin war dagegen.
@CoCo: zum Glück bin ich nicht so dünn, dass man's mir ansehen würde, aber mir sind auch schon solche Kolleginnen begegnet.
Bist du auch Ärztin?
@maxi: das tut mir sehr leid, dass du solche Erfahrungen hast machen müssen! Wenn man so etwas mitkriegt, sollte man den oder diejenigen am besten sofort konfrontieren.
LG
Re: Rechtliche Situation?
Verfasst: Do Nov 21, 2013 19:20
von maxi
Toll, daß Du die Prüfung geschafft hast u. jetzt Ärztin bist. Gratuliere Dir ganz herzlich
Und ich finde es super, daß Du diesen Standard-Fragebogen "standardmäßig" ausgefüllt hast.
Zu meinen KH-Erfahrungen: Nein, es macht keinen Sinn, als Patient ins Stationszimmer reinzugehen u. den 4 Leuten + Oberärztin zu sagen, daß ich mich durch das zufällig gehörte Gespräch gekränkt fühle. Als psychisch kranker Mensch zieht man sowieso immer den Kürzeren. Und ich will auch gar nicht wissen, was die Therapeuten bei ihren Sitzungen über uns Patienten so reden ...
Andererseits: Das Personal ist täglich mit essgestörten od. anders kranken Menschen konfrontiert. Die brauchen halt zwischendurch etwas "Entspannung" u. lästern über Patienten. Ist ja nicht so leicht, im KH zu arbeiten u. sich abgrenzen zu können?
Soo ernst nehme ich dieses Lästern nicht. Aber natürlich ist es für mich ein Vertrauensbruch - ich fühle mich nicht mehr ernst genommen ...