Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"?

#1
Erzählt doch mal?
Wie ging es los mit der ES bei euch? Warum habt ihr angefangen zu Ko* oder Hungern? Wie kam es zu den ersten FAs?

Und entsprecht ihr dem Klischee?
Normal- oder Untergewicht?
Beim FAs den "ganzen Kühlschrank" leer essen?
Essen in Gesellschaft und Öffentlichkeit ist schlimm? Weil?

Frage nebenbei: Was ist für euch das klassische Klischee der Bulimie?

Ich frage das, weil immer wieder mal Reportagen im TV kommen und ich mich immer wieder darüber aufrege.
Weil dort nur schlanke Leute gezeigt werden, die richtig extreme FAs haben und so. Und dass sie "nur" ko*, um abzunehmen. Alles andere (meiner Meinung nach viel wichtigere) wird allerhöchstens nur am Rande mal erwähnt wenn überhaupt.

Ich hatte zuerst FAs, es war extremes Trost- und Frustessen. Irgendwann eines Tages war die Menge viel zu groß, dass ich sie nicht mehr ertragen konnte und deshalb steckte ich mir den Finger in den Hals. Das hatte nichts mit Abnehmen zu tun. So fing es an.
Ich hatte in meinen 12 Jahren B* nur 1 Jahr, wo ich ko* aus Angst zu zunehmen.

Auch sind bei mir keine großen Mengen nötig, um das Ko* auszulösen. Noch nie hab ich Essen wahllos in mich reingestopft.
Und, ich bin sehr übergewichtig. Weit entfernt vom Normalgewicht.
Mit Essen in Gesellschaft oder Öffentlichkeit hab ich nur ab einem gewissen Gewicht Probleme. Dieses ist allerdings Dreistellig! Ab da fühle ich mich so viel zu fett, dass ich mich schäme, vor anderen etwas zu essen.
Zuletzt geändert von kugel am Do Sep 12, 2013 12:08, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#2
Hallo Kugel!!

Also dem Klischee entsprechen, werden hier denke ich nur Wenige!!
Ich war 3 Monate stationär in Eggenburg - wir waren 6 Mädls mit B.. und /oder M... und wir waren alle unterschiedlich!!! Und doch hatten wir eine Verbindung - die Essstörung!!!

Ich war immer übergewichtig - und wenn meine Tante auf Besuch kam - stellten wir uns alle auf die Waage und notierten unser Gewicht!!! Meine Tante hatte immer NG und ich beneidete sie!! Dann gab es Fleischpalatschinken und ich aß sehr viel - und dann kam mir die Idee - raus damit!!!!
WOWWWW - essen und nicht zunehmen und sogar abnehmen - genial - dachte ich!!!! Und so rutschte ich in die B..! Immer wieder, denn bei mir verlief sie in Phasen!! Ich k... mir massig viele Kilos weg!!!Aber wenn ich nicht mehr k..... nahm ich flott zu!!!!
Mit 37 Jahren war ich extrem adipös und hatte eine Magenverkleinerung! Und schwupp war ich in der MS... ! Und dann B..!!
Also ich hatte schon alle Essstörungen!!!

Seit einiger Zeit ist die MS halbwegs still, obwohl ich schon noch immer diese Gedanken hab!!
Aber ich wurde am 6.9 operiert (Galle weg und Bruch am Darm) und lag natürlich mit einer Patientin die zuminderst optisch der MS zum zuordnen gewesen wäre!! Und obwohl ich derzeit NG habe konnte ich in ihrer Gegenwart nicht essen, denn ich dachte, dass ich es nicht verdiene zu essen!!! Ich weiss dass es Blödsinn ist, aber meine Kehle war zu - ich konnte nicht!!!
Ich dachte, dass ich schon einen Schritt weiter sei, aber falsch - ESSEN wird ewig mein Thema bleiben!!!

Ich denke, dass es DEN B... nicht gibt!!
Alles Liebe Petzi
Zuletzt geändert von Petzi am Do Sep 12, 2013 13:16, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#3
hey kugel!
aaaalso, ich kann mich garnicht mehr so richtig erinnern.. bei mir wars eine mischung aus extremen uni-stress, viel unsicherheit (studier ich das richtige? hab ich die richtige beziehung? fühl ich mich wohl in meiner haut?), heimweh...so das 'dünn-sein-wollen' war nicht im vordergrund.. zumindest am anfang nicht! natürlich als ich dann gesehen habe dass ich auch meine figur verändert, hat es auch eine rolle gespielt! aber bei mir war eher immer das ESSEN im vordergrund mit dem ich löcher in meiner seele stopfen wollte... und ich wollte immer weiter stopfen bis ich mich wieder ganz 'heil' gefühlt habe...natürlich hat das nie funktioniert...!
lg lenny

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#4
also ich entspreche auch gar nicht dem KLischee. Bin extrem adipös und hab schon ewig lang B***.
Meine FA sind auch nciht so, wie man es klischehaft glaubt und naja hab damit angefangen, als der Selbsthass mich voll unter Kontrolle hatte. (und immer noch hat)

petzi, ich hab mich jetzt auch für diese KLinik angemeldet, kannst du mir evtl. mal so sagen, wie es dort so abläuft und was dort passiert. Komm auf die Traumaabteilung, dabei wollte ich eigentlich auf die ES .

piggi

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#5
Hallo Kugel !

Den Thread find ich ja mal echt spannend.

Mein Klischee von B ist ehrlich gesagt genau das, was in den Medien publiziert wird. Das K*** um abzunehmen. :oops: ( Sorry dafür)
Das war halt so das erste was mich diesbezüglich erreicht hat (durch Schule etc.)

Im Nachhinein betrachtet, weiß ich nicht wo ich den Beginn meiner ES hinsetzen soll, denn ich habe schon vor der MS ein merkwürdiges Verhältnis zu essen gehabt, was mir nicht aufgefallen ist. Ich habe total viele Süßigkeiten gegessen, die ich heute schon als kleine FAs bezeichnen würde. Hat mich aber nicht gestört, war im NG und alles supi.
Beim Tod meiner Oma dachte ich mir dann " wenn sie nichts mehr isst, möchte ich auch nicht mehr ". So begann, dann quasi meine MS. Denn auch meine Figur änderte sich und die Komplimente machten mich stolz und ich machte immer weiter. Der eigentliche Grund rückte in den Hintergrund. Trotz der MS (die ich nicht als solche wahrgenommen habe) habe ich mir einmal die Woche erlaubt voll reinzuhauen, alles was ich wollte. Irgendwann konnte ich das Gefühl danach nicht ertragen und so begann dann die B. Ich muss auch zugeben, dass es wirklich nur eine Abnehmmethode war: Essen ohne zuzunehmen.

Die Problematik dahinter wurde mir erst viel später bewusst. :oops:
Auch heute nutze ich die B. meist um zu essen und inzwischen ist es auch Gewohnheit.
Ich gehöre also anscheinend doch ganz gut in das Klischee :roll:

LG

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#6
Hey Ihr

also ich passe auch voll in das Klische bzw das Bild das die Medien von B vermitteln. K um schlank zu werden. Ich habe damals als Au Pair innerhalb kurzer Zeit sehr viel zugenommen obwohl ich regelmäßig und viel Sport machte ich wusste nicht mehr weiter. Also fing ich an viel zu essen und danach alles wieder rauszuspuken. Ich nahm dadurch nicht ab was mich beinah zum verzweifeln brachte aber ich dachte das mit dem spucken habe ich voll im Griff und ich mache das nur, weil ich das MÖCHTE.
An B dachte ich zu keinem Zeitpunkt. Dann kam ich wieder nach Hause nahm durch eine strenge Diät das zugenommene Gewicht innerhalb kürzester Zeit wieder ab und damit hatte sich auch die B wieder erledigt. Zumindest für 2 Jahre. In dieser Zeit spuckte ich wirklich nur alle paar Monate vllt einmal wenn ich ein wirkliches Völlegefühl verspürte.

Dann folgte ein beruflicher Umzug in eine entferntere Stadt und wieder nahm ich schnell an Gewicht zu und ZACK, da war sie wieder, die Bulimie. Noch immer dachte ich dass ich alles voll im Griff habe aber abnehmen? Fehlanzeige. Von da an war ich quasi auf Dauerdiät ohne Erfolg.
Und dann irgendwann sprach ich mit einer Freundin darüber Sie überzeugte mich zu einer ambulanten Therapie und erst 5 Jahre nach Beginn der B wurden mir die Hintergründe bewusst.
Jetzt habe ich zwar wieder NG aber die B hat sich leider nicht wieder verflüchtigt. Eher im Gegenteil.
So viel zu meinem "Einstieg"
Stay hungry, Stay foolish (Steve Jobs)

head up, stay strong

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#9
Ja habe ich auch Angst davor. ich habe meine erst seit zwei oder drei Wochen, aber ich glaube ich habe schon immer irgendwo an Bulimi gelitten.
Ich weiss jetzt auch nicht so Recht, was ich unternehmen soll. Wie lange leidest Du denn schon?
Und was hast Du dagegen schon unternommen oder wem erzählt, ich derzeit niemand. Ich mache einige Anspielungen, aber die interessieren irgendwie nieanden

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#10
ich kann ehrlich gesagt nicht genau sagen wie lange die B bei mir schon geht.. ca. 8 oder 9 Jahre...
und ich habe erst nach den ersten 6 jahren den mut für eine therapie gefunden, davor wollte ich die B nicht loslassen, ich habe sie gebraucht... aber seitdem ich jetzt mittlerweile mehr als 2 jahre eine therapie mache ist vieles anders (besser) geworden!! erzählt habe ich es nur meiner therapeutin. und vor 2 monaten ca. einer einzigen freundin. meine familie und mein freund wissen nicht bescheid.. ich will nicht dass sie mich anders ansehen...
hast dus jemanden erzählt?

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#11
Also als Kerl entsprech ich natürlich sowieso schon nicht dem Klischee ;)

Als das ganze losging war ich recht dünn, und hab mir auch keinerlei Gedanken um mein Gewicht gemacht. Hatte dann aber immer öfter FA... hat halt weh getan und ich musste es loswerden. So gings los... habs dann versucht selber in den Griff zu bekommen, aber gegen nen FA kommt man halt nicht an.

Aber mich nervt das teilweise auch ziemlich... O-Ton: Jeder mit Bulimie ist weiblich und möchte dünn sein. Fertig. Aber einfache Erklärungen sind halt beliebt.

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#12
Nein ich trau mich nicht, es irgendjemand zu erzählen, habe Angst, dass sie sich vorstellen, wie ich es mache und dann kann verständlicherweise Ekel entstehen. Werde es auch so schnell bestimmt keinem sagen wollen.
habe von der Krankenkasse eine Ernährungsberatung bekommen, die fängt hoffentlich bald an, wegen Intoleranzen jedoch, vll wird es ja dadurch besser.
Aber sechs Jahre lang jeden Tag k.. muss doch echt hart sein.
Was macht man, wenn man arbeitet und ist bis zu 11 Stunden ( bei mir jedenfalls ) unterwegs und bekommt Fressanfälle. Man kann doch net einfach so k.. gehen auf der Arbeit ( Bin derzeit, wegen kaputten Fuß schon vier Wochen im Krankenschein) Vll hab ich Bulimi aus Langeweile)


Wegen Frauen und Männer muss ich sagen, liegt es nur daran, dass wirklich nur Frauen so dumm sind und sowas machen, Männer sind ja eher selten. Liegt daran, weil Frauen auf etwas dickere Männer stehen, wegen Beschützerinstinkt und so und Männer stehen halt einfach vielmehr auf dünnere Frauen. Vll sind deshalb mehr Frauen betroffen. wobei ich aber sagen muss, Bulimie ist nicht nur wegen Dünnsein anwesend. ich denke es ist vielmehr eine Art Selbstverletzung. Oder was meint Ihr. Klar will man auch nicht zunehmen, Aber hinter einer Essstörung ist meistens mehr vorhanden. Bei mir auf jeden Fall, das weiss ich auch

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#15
chuck hat geschrieben:Ich glaube, wer einmal an einer Bulimie gelitten hat, der wird sie nie wieder zu hundert Prozent los. Man wird sein Leben lang daran denken, auch wenn man mal nicht mehr k.. Denke ist wie rauchen aufhören nur schlimmer. ich kenne beides

Bei mir ist es jedenfalls so. Ich habe seit 36 Jahren mit diesem Thema zu tun. Es gibt kotzfreie Zeiten, sogar Jahre und dann kommt irgendeine stressige Zeit, Trennung vom Partner, Auszug der Kinder etc., die mich seelisch mitnehmen und dann ist es mir schon passiert, dass ich nach 10 Jahren wieder in meiner Bulimie steckte. Es ist nie mehr richtig schlimm geworden (diese Zeit hatte ich Anfang zwanzig, an der Uni!), aber immer auch nicht komplett aus meinem Leben verschwunden.

Und ja, das Thema Essen wird lebenslang ein wichtiges sein. Denn es gibt Lebensmittel, die man besser meidet, weil sie FA auslösen, man wird sich mit einer vernünftigen Ernährung auseinandersetzen und diese einhalten müssen, um bulimiefrei zu sein. Dazu gehört die Beschäftigung mit Essen, im positiven Sinne etwa von selbst kochen und "sich versorgen" wie eine gute Mutter. Essensmäßig und seelisch.

Ich war als Kind immer schlank, wurde mit 15 dann mopsig und fand das gar nicht lustig. Da ich noch keinerlei Disziplin beim Essen kannte, ruderte ich da lange herum, war mit 18 eine Zeit lang magersüchtig und ziemlich dünn. Ansonsten war ich mit und ohne Kotzanfälle immer schlank, bin es heute noch. Ich habe eine eher androgyne Figur, da setzen sich Fettpölsterchen nur am Bauch ab. Der Busen bleibt so klein wie eh und je. Ich sehe dann entsetzlich aus. Also entscheide ich mich für die schlanke Figur, da sehe ich am besten mit aus. Ich beneide immer die Frauen, die so richtig schöne üppige Rundungen haben, da, wo man sie an ihnen liebt. Mir gefallen auch leicht rundliche Frauen mit schönen Kurven am besten. Hab sie aber selbst nicht. Ist halt so.

Ich schlitterte mit 15 in die Bulimie. Nach einer Party, auf der ich zuviel gegessen und getrunken hatte, fühlte ich mich furchtbar abgefüllt und habe mir den Finger in den Hals gesteckt auf'm Klo. In fünf Minuten war die Sache erledigt und ich sehr erleichtert. "Das ist ja toll," meinte ich zu mir und wiederholte die Prozedur. Bis ich irgendwann völlig die Kontrolle verlor.

Wenn mich heute eine FA heimsucht, dann esse ich **. Danach kann ich mich nicht mehr bewegen und los geht's.
Vom "normalen" Essen habe ich schon Ewigkeiten keinen Kotzanfall mehr bekommen. Ich esse da viel zu gesund seit Jahren. Und gesundes Essen möchte einfach nicht unverdaut im Klo landen. Und schon dreimal kein selbst gemachtes gesundes Essen. Und um gewisse Nahrungsmittel aus der Fertignahrungsindustrie mache ich schon seit Jahren einen Bogen, weil ich weiß, dass sie Auslöser sind.

**als Magenfüller für eine Kotzattacke haben mich noch nie interessiert, wie man es in Filmen zum Beispiel oft sieht.

Ich hänge auch nicht mehr über'm Klo für eine Kotzorgie. Da habe ich so richtige Rituale entwickelt, die die Sache erträglicher machen. Aber dadurch nicht besser. Ich schade meinem Körper damit. Aus. Und deshalb muss das alles aufhören. Ich möchte mich auch nicht mehr als Versagerin beschimpfen. Ich möchte stolz auf mich sein. Das gibt mir noch einmal einen großen Ansporn, es jetzt endgültig sein zu lassen.

Mit dem Rauchen habe ich auch sechs- sieben Mal aufgehört, immer mit der Meinung, dass eins oder zwei Zigaretten mal ab und an, nicht schaden. Doch, hatten sie, denn irgendwann war ich wieder beim Päckchen am Tag. Seit 2009 bin ich ENDGÜLTIG Nichtraucherin mit der Gewissheit, nicht mehr anzufangen und mit dem Wissen, dass ICH keine Zigarette mehr rauchen darf, auch nicht eine mal ab und an. (komme, was da wolle) :) . Ich nehme an, mit der Bulimie ist es genauso: auch keine Kotzorgie mal an und ab. Sie führen wieder zur üblen Gewohnheit :twisted:

Nee, nee der Teufel soll sich andere Opfer suchen.

Viele Grüße
Ariadne

edit: zu detaillierte essens-/FA-angaben
Zuletzt geändert von joliana am Fr Sep 13, 2013 20:16, insgesamt 3-mal geändert.