Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#16
Ich glaube man muss einfach akzeptieren, dass man Probleme als erstes mit Essen kompensiert. Vielleicht schafft man es irgendwann entgegenzuwirken, aber es wird sich spätestens da zeigen. Jeder hat seine Art mit Problemen umzugehen und unsere ist die ES. Ob man es dann auch nutzt, ist a dann eine andere Sache , aber die Gedanken werden kommen, befürchte ich.

Dass man es komplett rausschafft ( ohne die Gedanken) ist glaube ich ein verschwinden geringer Prozentsatz. Genauso wie Menschen , die es schaffen bei 2-3 Zigaretten im Monat zu bleiben und nicht zu erhöhen.

Bei mir klappt es auch teilweise wochenlang gut und dann kommt irgendwas und alles ist weg quasi.

LG

PS : ich finde die verschiedenen Geschichten hinter den Personen (Accounts) echt interessant. Spiegelt die breite Vielfalt an ES wieder.

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#17
ich entspreche dem klischee in dem sinne, dass es bei mir anfing wie bei vielen anderen auch - ich war schon länger pummelig, wollte abnehmen und bin im zuge übertriebener diäten in die bulimie gerutscht. früher war ich ÜG, heute bin ich NG, wobei sich mein gewicht auf einem punkt eingependelt habe, der meiner meinung nach mein idealgewicht ist. ich bin mit meinem körper eigentlich sehr zufrieden, weiß zwar, dass ich problemzonen habe, aber weiß auch, dass jede frau diese hat, und finde mich attraktiv. die bulimie liegt für mich eher in meinem schlechten essverhalten begründet, da ich schon als kind gelernt habe, dass essen mir ein gutes und sicheres gefühl verschafft. daran arbeite ich...
"den ganzen kühlschrank leer essen" tue ich bei FAs manchmal, aber nicht immer. generell braucht es mehr als ein wenig zu viel zu essen, damit ich mich übergebe. aber so viel wie früher ist es auch nicht mehr.

was das problem angeht, das viele essgestörte mit dem essen vor anderen haben, so betrifft mich das nicht. im gegenteil, ich esse sehr gern mit anderen zusammen. hier spiegelt sich eine meiner grundsätzlichen verhaltensweisen wieder - ich esse oft nicht aus hunger oder appetit, sondern weil es alltägliche dinge interessanter und weniger langweilig macht. zum beispiel empfinde ich ein treffen mit freunden oder eine party als viel lustiger und unterhaltsamer, wenn ich dabei essen kann.

ich finde es auch sehr interessant, unter welchen umständen die bulimie bei verschiedenen leuten "fuß fassen" konnte. leider stellen sich die meisten menschen unter bulimikerin in wirklichkeit magersüchtige vor, die alles, was sie essen, wieder erbrechen. dass diese krankheit viele verschiedene ausprägungen haben kann, wissen die wenigsten. damit habe ich mich schon abgefunden...

@anyone: was meinst du mit "generell"?
würde ich es einem außenstehenden beschreiben wollen, würde ich versuchen, auf andere süchte bzw. krankheiten zu referenzieren. ein alkoholiker zum beispiel kann auch nicht aufhören zu trinken, sobald er einen tropfen alkohol getrunken hat - so geht es uns bulimikern ja auch oft in FAs. das freiwillige erbrechen, m*ssbr**ch von AFM etc. ist dann schwerer zu erklären. ich glaube auch, dass außenstehende die krankheit nie wirklich verstehen können.

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#19
ich denke, es gibt _zwei arten_ von b*
einerseits die, die einfach _nur abnehmen wollten um jeden preis_ und dadurch hineingerutscht sind und diejenigen, die auch von anfang an psychische gründe haben, die sie dadurch zu kompensieren versuchen.
ich gehöre sicher zur zweiten kategorie, obwohl ich mir damals eingeredet habe, dass ich einfach nur abnehmen will. da bin ich in die ms gerutscht. da ich das nach einer zeit _nicht mehr durchziehen_ konnte, bin ich in die b* ms gerutscht.
durch viel thera bin ich nach und nach draufgekommen, dass ich in die ms durch klassisches denken gerutscht bin. ich wollte _einfach verschwinden_
also in dem sinn entspreche ich wohl diesem klischee :cry: :oops:

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#20
wow der Text war wunderschön geschrieben und ich bin ganz Deiner Meinung, es wird uns immer und ein Leben lang begleiten.
Auch die Zigarette wird uns immer und immer wieder in Erinnerung gelangen. Eine Sucht kann man zwar bewältigen, aber vergessen wohl niemals.
Darf ich fragen, wie Du es anders machst, als Kopf über die Toilette. Ich finde diese fünf Minuten einer der schrecklichsten in meinem Leben. Ich sehe mich dann im Spiegel an und schüttel den Kopf und denke, warum tust Du Dir das an und trotzdem wandere ich wieder an den Kühlschrank. Ich glaube ich esse sogar, ohne Gelüste oder Fressanfall zu haben, Derzeit, wegen Krankenschein einfach aus Langeweile oder Beschäftigung meines Mundes, wie beim Rauchen.

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#21
Also ich entspreche teilweise dem "klischee".
Ich habe und hatte schon seit ich denken kann üg. Und Angefangen hat es auch mit dem Gedanken abzunehmen. Aber auch daa Gefühl der erleichterung und des selbstmögens kamen da mit hoch. je mehr ich ab nahm desto mehr wurde ich bewundert. Und dann hatte ich die "pause" wo ich mich zusammen gerissen habe, und ich nahm wieder zu. Und jetzt war ich an dem punkt, jetzt gehts nichtmehr. Und bin vor ca 3 wochen wieder in die B zurückgefallen. Also mich hat das jeden tag des k* frei seins beschäftigt.

einerseits entspreche ich dem Klischee, von wegen abnehmen und so.
Aber andererseits war ich nie dünn und man hat es mir nie angesehen/angemerkt.
Leb jeden Tag als wäre es dein letzter!
Veni Vidi Vici! Ich kam, ich sah, ich SIEGTE!

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#22
Also bei mir war es so, dass ich immer sehr schlank war und schon immer alles essen konnte was ich wollte. Mit 15 dann leider nicht mehr, aber ich wollte um jeden Preis schlank bleiben. Nach einer dreimonatigen Magersuchts-Phase hab ich dieses Hungern nicht mehr ausgehalten und die Essanfälle kamen durch psychische Probleme wieder...naja aber ich hatte riesen Angst vorm Zunehmen, und so fings mit dem K* an...
Schlank bin ich immer noch, also entspreche ich vermutlich ziemlich dem Klischee ;)
Aber inzwischen habe ich die Bulimie weitestgehend hinter mir gelassen :)

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#24
chuck hat geschrieben:und wie hast Du das geschafft, es hinter Dir zu lassen und wie genau sahen denn die FA denn aus. Meine sind so extrem, ich glaube, dass ist bei niemanden so, dass hat mit Heißhunger schon nix mehr zu tun.
Ich geh jetzt mal davon aus, du meinst mich?
Wie ich es geschafft habe...nunja also erstmal hab ich eine Therapie angefangen. War ganz nett, hat aber nicht soo sehr geholfen.
Dann hab ich ein Praktikum in der Psychiatrie gemacht, alle um die 50,mit Schizophrenie und völlig am Ende des Verstandes.
Da hats bei mir Klick gemacht. Nämlich, dass ich ein Leben habe, was ich noch leben kann und dass ich das auch nutzen soll und blabla. Und naja, ich hab mit meiner Therapeutin einen Essplan aufgestellt und war überrascht, wieviel ich überhaupt essen darf. Seitdem ist es für mich eher schwer, genug zu essen. Also ich verbiete mir nix mehr und mache Sport und so, das hilft :)

Ja und wie meine FAs aussahen...ich weiß ja jetzt nicht inwiefern ich hier Angaben machen darf, aber sie waren täglich und im vierstelligen Kalorienbereich, allerdings nicht total extrem (:

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft, dass du da auch bald rauskommst!jeder kann es schaffen (:
Zuletzt geändert von littleHell am Do Sep 19, 2013 17:02, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#26
chuck hat geschrieben:Darf ich fragen, wie so ein normaler Essensplan dann aussieht, wo Deine Therapeutin Dir erstellt hat
bitte tauscht detaillierte essenspläne per PN aus, nicht öffentlich hier im forum, wo sich andere davon getriggert fühlen könnten. allgemeine angaben ("müsli zum frühstück", "spagetti mit tomatensoße zum mittagessen" o.ä.) sind in ordnung, aber keine genauen angaben bitte.

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#29
[quote="chuck"]Nein ich trau mich nicht, es irgendjemand zu erzählen, habe Angst, dass sie sich vorstellen, wie ich es mache und dann kann verständlicherweise Ekel entstehen. Werde es auch so schnell bestimmt keinem sagen wollen.
habe von der Krankenkasse eine Ernährungsberatung bekommen, die fängt hoffentlich bald an, wegen Intoleranzen jedoch, vll wird es ja dadurch besser.
Aber sechs Jahre lang jeden Tag k.. muss doch echt hart sein.
Was macht man, wenn man arbeitet und ist bis zu 11 Stunden ( bei mir jedenfalls ) unterwegs und bekommt Fressanfälle. Man kann doch net einfach so k.. gehen auf der Arbeit ( Bin derzeit, wegen kaputten Fuß schon vier Wochen im Krankenschein) Vll hab ich Bulimi aus Langeweile)


Hey chuck
Bei der Ernāhrungsberatung war ich auch schon leider ohne Erfolg und die Dame wusste von der B.
Deine Angst dich jemandem anzuvertrauen kann ich nachvollziehen meine Familie wusste auch lange nichts von der b weil ich genau die gleiche Angst hatte wie du zudem habe ich noch befürchtet dass sie mich nicht verstehen wollen und mich als "Psycho" abstempeln. Bei meinem jetzigen Freund war es noch schlimmer ich dachte wenn ich ihm davon erzähle will er mich nicht mehr anfassen geschweige denn mit mir zusammen sein.
Aber es kam alles ganz anders. Nie kamen fragen wie:
Wie genau machst du das mit dem k?
Findest du das nicht selbst widerlich?
Kannst du damit nicht einfach aufhören?
Alle wollten eigentlich nur wissen Wielang das schon geht und ob ich weiss woher es kommt. Natürlich haben sie sich erstmal über die Krankheit informieren müssen und ich habe gesagt sie sollen mich fragen wenn sie etwas nicht verstehen.
Fakt ist aber bei meiner Familie sowie bei meinem Freund und den Freundinnen denen ich bisher davon erzählt habe stand immer nur eine Frage im Vordergrund:
"Was kann ich tun um dir zu helfen?"
Die beschäftigen sich nicht mit dem k... An sich sondern sind eher an der Ursache und einer lösung interessiert.
Mein Freund sagte dann auch dass ihm jetzt vieles klarer ist warum ich mich manchmal anders verhalte und anders reagiere als man es erwarten würde.
Es ist immer schwer den ersten Schritt zu machen aber es wird leichter wenn du jemanden zum reden hast. Suche dir jemandem aus von dem du weist dass er einfühlsam und verständnisvoll ist und jemand dem du blind vertraust nimm ihn zur Seite und dann einfach raus damit.
"Hey ich muss mit dir über was sprechen: ich hab b"
So in der Art habe ich es gemacht.

vg
Stay hungry, Stay foolish (Steve Jobs)

head up, stay strong

Re: Wie ging es bei euch los & entsprecht ihr dem "Klischee"

#30
Das klingt, als hättest Du eine optimale Familie und sogar Freund.
Mit meinem Freund bin ich erst ein halbes Jahr zusammen und leider nicht wirklich glücklich, also wirds dem schon mal gar nicht erzählt.
Meiner Mutter, sprich also Familie kann ich es nicht sagen, weil die auch viel dran SChuld ist, dass ich diese scheisse habe, das würde nur Ärger geben und noch mehr B und k. Einer Freundin könnte ich eventuell erzählen, aber dies ist so peinlich, weil die sehr sehr dünn ist und froh wäre, sie könnte etwas zunehmen. ( Ja auch solche gibt es ) mir ist es zu peinlich. Und wenn ich es Ihr erzählen würde, ändert das die Situatuion, dass ich so Lust auf Essen habe auch nicht. Eher ist es unangenehmer, wenn wir mal essen gehen und ich aufs Klo gehe und sie dann genau weiss, was ich mache. Das führt dann wahrscheinlich nur dazu, dass ich nie wieder mit ihr Essensmäßig was unternehmen würde