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Von wegen Schönheitsideal!

Verfasst: Sa Sep 07, 2013 17:11
von lientje
Ich sehe es nicht ein und ich weigere mich auch dagegen, dass ich nur Bulimie haben soll bzw. das es einen sehr großen Anteil ausmacht, weil ich dem gängigen Schöhnheitsideal entsprechen möchte.
Ich habe nicht mit dem Fressen und Kotzen angefangen, weil ich dachte (bei anderen Frauen) 'Man ist die schön und dünn, so will ich auch aussehen'.
Ich habe mir noch nie das gängige Schöhnheitsideal von 90-60-90 zum Maß aller Dinge genommen. Warum sollte ich das auch?
Für mich ist das nicht schön. Die meisten von den Menschen, die solche Maße habe, sehen krank aus und wer will schon freiwillig krank aussehen? Ich jedenfalls nicht.
Ich finde es z.B. auch nicht schön, wenn überall die Knochen hervorstehen, aber da ich ja eine Esslerin bin, müsste ich das ja auch schön finden.
Ich für mich habe irgendwann beschlossen, dass ich mit dem Gewicht, welches ich mit elf Jahren hatte, nicht mehr so leben möchte.
Aber nicht weil mir irgendwer sagte, ich sehe fett aus oder hässlich. Das hätten viele sagen können. Ich bin nicht schön und war auch fett.
Nein, ich wollte es selbst. Ich wollte mich endlich wieder besser bewegen können und ja auch in meine Lieblingshose passen (war aber eher sekundär). Ich habe es gehasst, mich im Sport nicht mehr so bewegen zu können, wie ich es sonst konnte. Es hat micht genervt.
Ich habe also beschlossen abzunehmen.
Ich begann damit mein Essverhalten zu ändern.
Ich habe damals viel über das Thema gesunde Ernährung gelesen und mir auch viel darüber im Fernseher angesehen.
Und das was ich gelesen und auch oft gesehen hatte, war ziemlich logisch.
Eine augewogene Ernährung und ausreichend Sport.
Nichts leichter als das dachte ich.
Ich aß ausreichend und ausgewogen. Habe den ganzen Süßkram weggelassen, welches ich immer zwischendurch gegessen hatte und macht zu meinem Sport (den ich eh schon machte) noch 2 zusätzliche Stunden.
Mein Problem: Ich nahm in einem Jahr 'nur' ** K*** ab. Das war mir zu wenig.
Ich wollte das es schneller geht, viel schneller.
Dann habe ich einen Bericht über Bulimie gesehen. Es wurde so dargestellt, dass diese Menschen essen und essen und essen können, ohne zu zunehmen. Das fand ich an sich keine schlechte Lösung für mein Problem.
Ich hatte zu der Zeit aber schon leichte Tendenzen mich selbst zu verletzten. Deswegen waren mir auch die daraus folgenden Konsequenzen, die mir da schon in einer gewissen Weise bekannt waren, vollkommen egal.
Ich wusste noch nicht genau auf welches Gewicht ich genau runter wollte. Ich wollte mich einfach nur wieder gut fühlen.
In den Jahren habe ich dann einiges abgenommen, natürlich nicht durch die Bulimie. Sondern durch extrem viel Sport.
Zwischen meinem Startgewicht und meinem geringsten Gewicht lagen dann ** K***. Ich bin darauf nicht stolz. Ich wäre es, hätte ich es aus eigener Kraft geschafft aber so nicht.
Ich fand das Gewicht dann auch nicht gut. Ich fand mich schlimmer als zuvor. Schöhnheitsideal der breiten Masse war aber längst errreicht. Aber wie schon gesagt, ich empfand es nicht als schön. Ich nahm wieder etwas zu, weil ich wieder begann mehr zu essen.
Ich fand mich dann auch mit diesem Gewicht gut. Nur konnte ich es nicht halten. Klar ich aß ja wieder ... .
Aber auf was ich hinaus will.
Viele sagen mir, sie finden es nicht schön das ich so viele Ohrlöcher und Piercings habe (bisher 16), sie find es es manchmal seltam das ich mich entweder total dunkel oder total bunt kleide, sie denken, dass ich viel besser aussehen würde, wenn ich mich nicht so viel schminken würde. ABER ICH FINDE DAS SCHÖN!! Warum muss ich mich denn einem Schönheitsideal anpassen, das keines für mich ist? Ich sehe es nicht ein das man mir unterstellt, ganau dieses Ideal zu wollen, was momentan die Medien bestimmt. Was die momentane Gesellschafft will. Deswegen sei ich doch krank, weil ich genau diesem Schönheitsideal entsprechen möchte. Aber dahinter steckt doch was anderes. Warum kann man das nicht akzeptieren. Nicht jeder der Bulimie hat, möchte klapper dürr sein!

edit: keine gewichtsangaben bitte

Re: Von wegen Schönheitsideal!

Verfasst: Sa Sep 07, 2013 17:18
von joliana
mir geht es genauso wie dir, ich finde dünne menschen auch nicht schön. eine zeitlang - als ich schon abgenommen hatte und in der bulimie steckte - war ich auf pro-seiten unterwegs und wollte mir einreden, pro sein zu wollen, weil ich einfach eine art identifikation gesucht habe... aber das war nicht wirklich "ich". dementsprechend fiel es mir leicht, mein eingebildetes abnehmziel, das sowieso nie wirklich mein herzenswunsch war, schritt für schritt fallenzulassen.

allerdings habe ich es nie so empfunden, als würde mir als bulimikerin in der hinsicht etwas eingeredet... dir etwa?

Re: Von wegen Schönheitsideal!

Verfasst: Sa Sep 07, 2013 18:07
von Fireball
Wow, ein tolles Statement!
Man könnte das noch wesentlich weiter denken. In die unterschiedlichsten Richtungen.
Aber schön das du das so für dich sehen kannst!

Re: Von wegen Schönheitsideal!

Verfasst: Sa Sep 07, 2013 19:04
von anyone
Ich finde diesen Text auch ziemlich gut. Ich finde es vor allem auffällig, dass gerade ES'ler dazu neigen sich abzugrenzen und eben nicht der Gesellschaft zu folgen. Außerdem ist es doch zu einfach zu sagen, dass es an der Gesellschaft liegt, dann musste ja jeder essgestört sein, da gehört meiner Meinung nach schon mehr zu.
Ich krieg jedes Mal die Krise zu lesen, dass "das gängige Schönheitsideal" die Menschen in die ES treiben ( wobei ich das eher der MS zu ordne , kann aber auch täuschen). Das ist zwar schön einfach, aber nicht sooo zu treffend.

Wo ich aber ganz eindeutig der Gesellschaft die Schuld gebe ist, dass viele mit der B anfange, weil sie denken es sei eine Abnehmmethode. Da wird es immer als "ganz toll" angepriesen, ohne zu zeigen wie es endet und gefährlich es ist. Das finde ich echt schlimm. Aber andererseits weiß ich nicht, ob das so viele sind?!

Ziemlich schwierig das Thema, wie ich finde.

LG anyone

Re: Von wegen Schönheitsideal!

Verfasst: Mo Sep 09, 2013 22:15
von lientje
Hallo Joliana

naja einreden vllt nicht. Aber ich habe schon oft gelesen und auch, als wir das Thema in der Schule hatten, gehört dass man nur kotzt um diesem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen. Nur das ist ja nicht bei jedem so.
Das ist was mich nervt. Ja, ich habe Bulimie. Ich lass mich aber in keine Schublade stecken, wo schon tausend andere drin sind:D. . Jeder sollte seine eigene bekommen ;).
Weißt du was ich meine ?

Hi Fireball :D, du kennst doch mein Problem mit dem kurzfassen. Hätte ich wirklich alle meine Gedanken hier rein geschrieben, hätte es mal wieder den Rahmen gesprengt :D. Du hast aber recht.

Hallo Anyone,
Ich finde es vor allem auffällig, dass gerade ES'ler dazu neigen sich abzugrenzen und eben nicht der Gesellschaft zu folgen.
!!!!! Mehr kann ich dazu nicht schreiben :D.
Wo ich aber ganz eindeutig der Gesellschaft die Schuld gebe ist, dass viele mit der B anfange, weil sie denken es sei eine Abnehmmethode.
Ja, genau deswegen habe ich das auch so geschrieben gehabt. Ich dachte, als ich diesen Bericht damals im TV sah, dass es doch eine echt gute Lösung für mein Problem wäre. Ich wusste zwar das es gesundheitliche Schäden mit sich bringt aber nicht, dass ich dadurch zunehmen kann. Jede Diät ;), hat ja so seine Schwierigkeiten (ich weiß ist nicht lustig :roll: ).

Re: Von wegen Schönheitsideal!

Verfasst: Mi Sep 11, 2013 19:15
von anyone
Also bei uns auf der Schule ist es auf jeden fall so (hauptsächlich natürlich MS , B sieht man halt nicht so direkt). Das sind diejenige die total viele Piercings haben, ausgefallen gekleidet oder Mega Partyqueen. Die stechen auf jeden fall raus, nichts mit grauen Mäuschen die jedem nach den Mund labern. Allein die ES zeigt doch schon, dass man sich abgrenzen möchte.

In den meisten Berichten steht auch immer, dass sich andere den Finger in den Hals stecken um abzunehmen. Was zwar ansatzweise stimmt, aber halt nur das Symptom ist.

Eine ES kann so viele Gründe habe, es ist zu einfach zu sagen, dass sie den Schönheitsideal zu entsprechen.

LG

Re: Von wegen Schönheitsideal!

Verfasst: Mi Sep 25, 2013 7:11
von schnuetchen
Wobei das angegebene 90-60-90 ja nun auch nicht wirklich sooo dünn ist, im Vergleich zum neuen Schönheitsideal ist das ja fast noch schön weiblich..

Re: Von wegen Schönheitsideal!

Verfasst: Mi Okt 02, 2013 14:40
von Mobs
Toller Beitrag.

Als ich anfing zu erbrechen waren mir Models und andere Frauen noch echt egal.
Ich kam im Sport nicht weiter und hoffte wenn ich so dünn wie meine Freundin währe dann könnte ich auch genauso gut sein.
Trugschluss natürlich ich wahr erst 8 Jahre alt und damals schon keine Schönheit.
Das bin ich auch zu keinem Gewichtszeitpunkt gewesen.
Nach einer kurzen Magersuchtsphase kamen die FA eigentlich eher als folge dessen musste ich brechen um nicht zu platzen.
Im Laufe der Zeit wurde jede kleine verstimmung so schlimm für mich das ich brechen muss um die schlechten gedanken loszuwerden (ich denke das dauernt jede über alles lästert und jeder satz den ich sage falsch ist).
Aber irgenteinem schöhnheitsideal renne ich nicht nach.Ich denke das die wenigsten bulemikerinen das wirklich dauerhaft/bewusst machen um 90-60-90 zu haben.