ES akzeptieren?

#1
Hallo ihr Lieben,

ich wollt da jetzt einfach mal drueber reden. Mein Leben hat sich ganz schoen krass veraendert in den letzten 2 Jahren. Ich bin nach England gezogen, hab meinen Doktor angefangen, hab geheiratet und jetzt sind wir gerade dabei eine Wohnung zu kaufen. Damit hab ich alles abgehakt, was ich dachte, dass ich niemals machen werde :)
Mir ist das fast ein bisschen zuviel, ich spuer richtig, das ich auf einmal fuer alles selber verantwortlich bin. Ich war nie die sesshafte, ich hatte auch nie wirklich viel was ich verlieren koennte und meine Beziehungen hab ich bisher eigentlich auch immer auf die leichte Schulter genommen. Und auf einmal ist alles anders, wunderschoen anders, aber auch echt ueberfordernd. Wir stecken gerade all unser Geld in diese winzige Wohnung. Und ich hab auch wirklich Angst vor dem Umzug. Im Moment wohnen wir noch in einer WG und das haelt meine Bulimie in Grenzen, weil einfach oft die anderen zu Hause sind und ich auch nicht weiss, wann ich alleine bin. Aber wenn wir in der neuen Wohnung sind, weiss ich immer genau wann ich alleine sein werd und das macht mir ein bisschen Sorgen. Und es ist mir richtig peinlich das zu sagen, aber am meisten macht mir Sorgen, dass ich nicht weiss wie gut die Klospuelung ist... das ist doch total bescheuert. Ich will am liebsten einfach meine ES gar nicht mitnehmen... vielleicht klappts ja auch, ich hab beschlossen, die Dosis meiner Antidepressiva zu erhoehen (natuerlich unter Absprache mit meiner Aerztin). Ich leide nicht unter Depressionen, aber hier werden die auch fuer Bulimie verschrieben und nachdem ich mich Jahre dagegen gewehrt habe, merke ich dass sie es mir wirklich leichter machen. Ich hoffe jetzt auf den letzten Kick raus aus der ES (die ich jetzt schon 14Jahre habe!!!!). Ich hab wirklich alles andere ausprobiert. Es ist zwar nicht mehr schlimm, aber eben doch noch alle ein bis 2 wochen. Meint ihr ich muss die ES einfach als Teil meines Lebens akzeptieren?
Naja, heute abend bin ich allein zu hause und war auch sehr versucht, aber ich habs vorbei ziehen lassen und bin ohne FA ausgekommen. Das ist doch schon mal ein Anfang. Aber manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht froh sein sollte, dass es so selten ist und es mir sonst eigentlich gut geht. Aber sobald ich das denke und schreibe, schreit was in mir auf keinen Fall.
Vielleicht gibt es ja andere "alte Hasen", die sich damit schon auseinander gesetzt haben?

Danke fuers zuhoeren.

Sandra

Re: ES akzeptieren?

#2
ich denke, wir werden wohl immer akzeptieren müssen, dass wir probleme mit dem essen haben werden. aber ohne essen geht es nun einmal nicht. wir können nur mal besser, mal schlechter damit klarkommen und versuchen, uns gesund zu ernähren.
viele hier haben auch geschrieben, dass sie lange clean waren, und durch einen emotionale situation wieder einen rückfall hatten... :(

Re: ES akzeptieren?

#3
akzeptieren dass das mit dem essen nicht so leicht ist ja...
aber nicht das man sich hin und wieder überfrisst und übergibt... das braucht man nicht akzeptieren.....
ich bin gut so wie ich bin. egal was andere sagen oder denken. ich bin richtig!

1 1/2 jahre clean! (5.10.14)

Re: ES akzeptieren?

#4
Vielleicht gibt es ja andere "alte Hasen", die sich damit schon auseinander gesetzt haben?
Ja, mich. :-X) Und meine ganz und gar subjektive! Antwort auf deine Threadstart-Frage ist ein überzeugtes Ja, auch wenn ich mich damit wieder äußerst angreifbar mache.
- Ausführliches kannst du meinen früheren Posts entnehmen (hatte mich im August 2011 im Forum angemeldet und in der Vorstellungsecke ´n paar Dinge zu, tja, eben glaube ich DEINEM Thema hier gesagt.
Mit reichlich Gegenwind (am Anfang).
Viele liebe Grüße von der alten Eule (statt altem Hasen).
Gut genug.

Re: ES akzeptieren?

#5
Hallo!

Also ich bin ebenfalls der Meinung, dass man es vielleicht akzeptieren muss, dass wir im Ernstfall die "Lösung" vieler emotionaler Probleme zuerst einmal im Essen suchen. Aber ich persönlich gebe mich mit dem nicht zufrieden, denn auch hier bin im Endeffekt ich derjenige, der dieses Lösung wählt. Und wenn es dann passiert, dass ich einfach mal zu viel esse, weil ich nervös bin, Angst habe oder unter Druck stehe, dann sage ich mir während dessen immer wieder, dass das Essen aber drinnen bleibt. Somit grenzt sich das dann schon wieder ein wenig ein und wird nicht so schrecklich viel.
Ich habe nun seit November 2012 nicht mehr erbrochen.

Dennoch hatte ich Tage an denen ich einfach voll viel gegessen habe, aber das blieb drinnen und diese Essanfälle wurden immer seltener.
Ich weiß, dass ich auf dieses Mittel einfach noch öfter zurückgreifen werde, aber es wird immer seltener... Und ich habe wirklich drei schlimme Monate hinter mir. Dennoch bin ich nicht in die Sucht zurück geflüchtet.

Ich akzeptiere die Essstörung als einen Teil meiner Geschichte, der mich sicherlich in meiner Entwicklung stark beeinflusst hat, aber ich akzeptiere sie bestimmt nicht als alltäglichen Begleiter für mein weiteres Leben. Darauf hab ich keine Lust ;)

alles Liebe
Cooky
auf Urlaub

Re: ES akzeptieren?

#6
Hallo ihr Lieben,

vielen Dank fuer die Antworten. Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut es tut es einfach mal auszu"schreiben".
@owl: ich hab mir auch direkt die ganze diskussion durchgelesen, die du damals gestartet hast, das hat mir sehr gut getan. Ich hoffe du verstehst das jetzt nicht falsch, aber ich war danach irgendwie sehr dankbar, dass ich es mit 2 bis 4mal im Monat wirklich gut in Grenzen halten kann.
Ich habs jetzt schon durch 2 schwere Tage allein daheim geschafft und mir eine neue Strategie zurecht gelegt: ich will zumindest bevor ich mich fuer einen FA entscheide erst mal hier im Forum stoebern. Manchmal nimmt das schon den Druck weg. Mal sehen wie es weiter geht.
Ach ja, ich weiss nicht ob das irgendwer von euch schon mal in erwaegung gezogen hat, aber ich nehme zur zeit fluoxetin und das hilft mir wirklich sehr. nicht dass es meine wenigen FAs verhindert, aber es hilft mir auf einer alltagsbasis nicht staendig ueber essen nachdenken zu muessen.

Danke nochmal
Sandra