Der Wahrheit ins Auge sehen?!

#1
Hallo Leute,

ich stecke seit einem Jahr tief in dem Teufelskreis drinnen. Es hab sehr schwere Phasen, schlimme... Ich bin morgens aufgestanden habe ans essen gedacht, gegessen, ins Bad gerannt das 3-4mal in nur kürzester Zeit und das nicht genug für den Tag. Mittlerweile habe ich es wieder halbwegs im Griff. Ich wurde zum Arzt geschleppt, musste es offenbaren, einem Arzt... ja ich habe es getan! Er hat mich gleich untersucht, Blut benommen... alle meine Werte waren und sind in ordnung... das gab mir kurzzeitig (und auch jetzt noch) eine Bestätigung dafür das ich ja eigentlich "kein Problem" habe , das es mir gut geht....
Der Arzt hingegen erzählte mir immer und immer wieder ich würde in Lebensgefahr schweben das ist eine Krankheit mit der man nicht spielt, das muss SOFORT!!! Behandelt werden. Er gab mir eine Überweisung in eine stationäre Behandlung in eine Klinik, hat sofort den Chefarzt angerufen in der Klinik hat mir ein Termin für ein Vorgespräch ausgemacht. Er sagte zum Behandelten Arzt das es sich um eine schwere Bulimie handle und er sofort einen Termin möchte... Ich habe das angenommen, war kurzzeitig auch stark. Jedoch rede ich mir immer und immer wieder ein ich habe kein Problem, obwohl ich laut Arzt dadurch in eine tiefe Depression gefallen bin, oder es der Grund dafür wäre das ich damit angefangen habe. Ich rede mir immer ein das es andere Mädchen gibt die das schon viel länger haben das ich mir das nur bzw. mein Umfeld sich das nur einbildet das ich die Bulimia habe. UND DANN GLEICH EIN STADIONÄRER AUFENTHALT??

Es fühle mich so aufgewühlt. Einerseits weiß ich das es so nicht weitergeht, da ich daran kaputt gehe, mein soziales Umfeld sich auf ein minimum reduziert hat, ich keine Lust mehr habe etwas zu unternehmen am liebsten den ganzen Tag im Bett wäre um mich auf den TV und den "toilettengang" konzentrieren würde, dass ich da raus muss egal mit welchen Mitteln ein Teil in mir das unbedingt durchziehen möchte den Klinikaufenthlt meine letzte Chance ist, wie es der Arzt jetzt beschreiben würde, andererseits, es geht mir doch gut? ich kann doch so weiter machen wie bisher, oder?- es hat mir ja an nichts gefehlt...

Übertreibt der Arzt oder habe ich wirklich so eine verzerrte Wahrnehmung?!!!!
Schuldlosigkeit bedeutet nicht wir wären immun gegen diese Dinge, lass uns das Verstreichen der Zeit tadeln,
Liebe und Schaden, Wahrheit - es benötigt mehr als ich zur Zeit erbringen kann.

Re: Der Wahrheit ins Auge sehen?!

#2
Liebe Lot,

es tut weh der Wahrheit ins Auge zu sehen, aber die Wahrheit ist, dass es dir NICHT gut geht, dass dir vieles fehlt und dass du so nicht weiter machen kannst, wenn du dein Leben nicht länger aufs Spiel setzen willst durch die Bulimie, die du tatsächlich hast.

Vor gut einem Jahr war ich an einem ähnlichen Punkt wie du jetzt. Essen und Kotzen war zu meinem einzigen Lebensinhalt geworden, die Depression hatte mich fest im Griff und alles ist mir entglitten, so dass ich mein Problem endlich nicht länger verheimlichen konnte.

Als man mir damals gesagt hat, ich solle stationär gehen hab ich ähnlich reagiert wie du. Ich? So krank bin ich ja nun wohl wirklich nicht? (Seht mich an, ich hab Normalgewicht, die lachen mich doch da aus?) Ich kann auch so weiter machen! Das macht doch eh keinen Sinn!

Ich hab mich nach langem hin und her letztlich dafür entschieden in eine Klinik zu gehen, von Jänner bis März war ich also acht Wochen stationär und es war die beste Entscheidung meines Lebens!

Was hindert dich daran dir einzugestehen, dass du Hilfe brauchst und die Hilfe dann auch anzunehmen?

Re: Der Wahrheit ins Auge sehen?!

#3
guten morgen lot,

die geht es doch gut, sagst du?! du hast morgens schon 3-4 mal gekotzt? du würdest den ganzen tag am liebsten nur zwischen bett, tv und toilette pendeln? macht dir das soviel spaß, weil du sagst, es geht dir gut?

na, du hast doch schon geschrieben, daß du weißt, daß du da raus musst und ein teil von dir es sogar unbedingt will. kannst du es dir beruflich erlauben mal ein bißchen weg zu sein? ich finde dein arzt ist doch ganz großartig. er erkennt, daß was gemacht werden muss und hilft dir sogar soweit, daß er ärzte in kliniken anruft. ich hab da ganz andere sachen erlebt: "sie sind zu dünn! ach sie übergeben sich nach dem essen? das ist ja eklig. hören sie doch einfach damit auf und essen sie normal" :roll: ohman...

und es ist egal ob man "schlimm" oder "weniger schlimm" bulimie hat. ich würde da sowieso null abstufungen machen. du hast eine essstörung, ich hab eine essstörung, wir wollen sie nicht mehr, also holen wir uns hilfe bei dem weg von ihr weg.

ja, lot, was hindert dich daran, die hilfe deines arztes anzunehmen? müsstest du wegen irgendetwas operiert werden und dein arzt hätte deswegen einen ihm bekannten spezialisten angerufen, dann hättest du dich ziemlich über die kontaktherstellung gefreut.

los, trau dich ;)

ich drück dir die daumen!

hanne

Re: Der Wahrheit ins Auge sehen?!

#4
Das kommt mir auch bekannt vor... Nur hatte ich damals keine Bulimie. Ich war auch die ganze
Zeit allein und dachte es geht mir gut. Oft ist es aber leider so, dass man garnicht merkt,
dass es einem richtig schlecht geht... Man denkt nicht darüber nach, ob einem was fehlt und
was einen alles belastet. Man verdrängt es fast schon. Ich kenn es aber auch, dass man
sich das einfach nicht eingestehen will, obwohl man weiß, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Es ist aber einfach so, dass mit einer ES auch die Depression kommt.

Du würdest momentan nichts daran ändern wollen, oder? Ich hab das auch geglaubt, aber
jetzt hab ich Freunde und bin oft draußen. Ich könnte mir ein Leben ohne sie, die ganzen
Feiern mit ihnen, die Gespräche, die Spaziergänge und alles nicht mehr vorstellen. Es ist
viel besser als den ganzen Tag zu Hause zu sitzen. Glaub mir im Moment findest du es gut
so, aber später, wenn sich etwas geändert hat merkst du erst was du alles verpasst hast
und dass du dich am liebsten noch früher wachgeschüttelt hättest. Wir erleben sogut wie
jeden Tag Dinge, die es einfach wert sind sich selbst wenn man keine Lust hat mal rauszu-
gehen zu überwinden.

Was willst du denn dadurch erreichen? Du willst nicht zunehmen, vielleicht auch weiter ab-
nehmen. Du siehst selbst nicht wieviel du abnimmst. Vielleicht denkst du da anders, aber
du siehst dich jeden Tag im Spiegel. Denkst du wirklich dir fällt es auf, wenn du *kg
abnimmst? Die Veränderung ist so klein, dass du es nicht sehen kannst... Anders Außen-
stehende. Was bringt dir das also? Du wirst dich mit einer ES IMMER zu dick fühlen und
auch IMMER Angst davor haben zuzunehmen! Wieso wählst du dann nicht einen anderen
Weg? Gesunde Ernährung. Das wird dir in einer Klinik beigebracht. Eine ES ist nichts weshalb
man stolz auf sich sein sollte! Vieleicht gibt es andere, die das länger haben, ABER die wird
es IMMER geben. Sie sind nicht stark... sie sind schwach. Sie sind nicht stark genug zuzu-
geben, dass etwas nicht in Ordnung ist und bilden sich ein stärker als alle anderen zu sein,
weil sie die Kontrolle über ihr Essverhalten haben. Aber genau das haben sie nicht. Gesund
zu essen, ohne zuzunehmen. Das ist doch, was wir uns alle wünschen? Man muss nicht
auf irgendwas verzichten, denn selbst Fett und Kalorien braucht der Körper und es ist sogar
gesund. Du lernst in einer Klinik wie man normal ist... und das ist das schöne. Nie wieder
hungern, erbrechen oder sonst was. Irgendwann kannst du wieder ein normales Leben führen
und machst dich nicht wegen jeder Mahlzeit fertig. Du kannst rausgehen, hast Energie und
kannst mit deinen Freunden Spaß haben. Das klingt viel schöner, als den ganzen Tag vorm
Fernseher zu sitzen, oder?
Du kannst die Zeit nicht anhalten. Du kannst nicht zurück. Alles, das dir bleibt
sind Erinnerungen. Die Guten und die Schlechten. Lass sie uns zusammenfassen
und durch zwei teilen... Damit wenigstens einer von uns lächeln kann!