Rückfall

#1
Hallo ihr Lieben,


ich bin nun schon seit über 11 Jahren (liest sich mehr als verrückt :shock: ) betroffen, selbstverständlich mit Höhen und Tiefen. Die letzte Zeit lief alles super, also symptomfrei. Nur derzeit fängt es wieder an.
Vor ca. einer Woche habe ich ein absolutes Tabu gebrochen. Ich habe mich 2mal vor meinem Partner übergeben. :shock: Ich war selber total geschockt. Ich schäme mich dafür echt sehr.
Ansonsten fällt mir das Essen schwer. Also überhaupt etwas zu essen. Ich habe auch keinen Appetit oder Hunger. Jedenfalls den Großteil der Zeit. Am Abend würde ich zu gern den ganzen Kühlschrank leeren. Echt bitter.
Im Moment verliere ich an Gewicht, was mir auf der einen Seite gefällt. Auf der anderen Seite weiß ich ja, dass das die Essstörung ist, die Gefallen an einem Gewichtsverlust hat.
Laufen kann ich derzeit nicht, da ich genau weiß, dass es dann wieder ausartet. Dass ich es übertreibe und dann jeden Tag muss, ob ich erschöpft bin oder nicht.

Ich habe keine Idee, woher das plötzlich wieder kommt. Ich habe wirklich nichts auszustehen. Meine Arbeit macht mir Spaß, Studium läuft und den besten Mann der Welt habe ich auch.

Habt ihr eine Tipp? Wie ich weiter vorgehen soll? Wieder Therapie oder erstmal warten?

Ich wünsche euch einen angenehmen Nachmittag.

Euer Schweinchen.

Re: Rückfall

#2
hallo Schweinchen
Herzlich willkommen in diesem Forum. Du bist bei weitem nicht die Einzige (leider), die schon so lange in der Sucht drinsteckt und du bist auch nicht die einzige mit einer solchen Symptomatik. Daher denke ich, dass du viele Posts bekommen wirst in diesem Thread.

Eine Therapie wieder aufnehmen, sei es auch "nur" eine ambulante, kann bei einem solchen Krankheitsbild, wie du es zeigst, ganz sicher nicht schaden.
Auch wenn du der Ansicht bist, du müsstest eigentlich zufrieden und glücklich sein mit deinem aktuellen Leben ist da offenbar etwas, das dich belastet. Das dich daran hindert, so glücklich zu sein wie du möchtest. Geh dem auf den Grund, wenn nötig halt eben mit einer Therapie.

Unterdessen wünsche ich dir hier einen regen Austausch. Ich bin sicher, du kannst auch der einen oder dem anderen wertvolle Tipps abgeben.

liebe Grüsse
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

Re: Rückfall

#3
Hej Schweinchen,

willkommen im Forum!

Wie Peter schon geschrieben hat, du bist leider bei weitem nicht die Einzige, die schon so lange mit einer ES zu tun hat. Bei mir selbst sind mittlerweile dreizehn oder vierzehn Jahre vergangen, seit ich mich zum ersten Mal absichtlich übergeben hab.

Ich glaube obwohl du schreibst, dass grade alles in bester Ordnung sei, dass es irgendwo einen Grund für deinen Rückfall geben muss. Fühlst du dich eventuell überlastet? Gab es irgendwelche Veränderungen in deinem Leben?

Magst du noch ein Bisschen mehr über dich schreiben?

Wie alt bist du? Wie hat die ES bei dir angefangen? Hast du schon Therapieerfahrungen, durch die du vielleicht auf Ursachen für das Auftreten der ES gestoßen bist?

LG, Flora

Re: Rückfall

#4
Hey ihr,

vielen Dank für die schnelle Antwort..

Ich bin jetzt 23 Jahre alt. Hab letztes Jahr mit meinem Studium begonnen, nebenbei arbeite ich in meinem Beruf, den ich auch erlernt habe... Dort hab ich aber nur eine reduzierte Stelle.
Was gibt es sonst so von mir zu erzählen? Ich wohne seit Anfang des Jahres mit meinem Freund zusammen, wir sind auch sehr glücklich. Im Moment ist es so, dass wir beide relativ viel arbeiten und zu tun haben im Studium, sehen uns nicht ganz oft. Klingt sicherlich seltsam.
Ich habe schon ambulante Therapien gemacht, allerdings nie beendet.

Morgen haben wir beide allerdings mal frei und ich freu mich drauf :-)

Liebe Grüße.

Re: Rückfall

#5
ehrlich gesagt, denke ich man wird nie mehr vollständig von der Bulimie befreit sein.
vielleicht wird man es schaffen längere zeit nicht mehr zu kotzen oder nur noch selten, doch ich glaube nicht das es einem tatsächlich gelingt nie mehr zukotzen.

Es klingt jetzt vielleicht etwas merkwürdig aber ich glaube nicht, dass wenn jemand schon seit langem Bulimie hat
das er es schafft sein ganzes leben kotz frei zuleben ohne rückfall, ich denke man wird sein leben lang daran zukämpfen haben.

Re: Rückfall

#6
Hey Bigmonster,

deine Vermutung macht mich nicht sonderlich happy. Ich würde gerne mal ganz ohne Stress, ohne Schuldgefühle und mit Genuss essen. Mir keine Gedanken mehr machen, eben alles entspannt angehen.

Aber wahrscheinlich hast du gar nicht so Unrecht... :-(

Re: Rückfall

#7
das tut mir jetzt leid, ich wollte dich damit nicht runterziehen oder dir die hoffnung nehmen.



Ich wünschte mir auch ich hätte keine Bulimie, ich möchte auch das alles wieder ist wie früher, dass ich normal essen kann ohne schlechtes gewissen. Ich beneide meine freunde, die sind dünn und essen worauf sie lust haben. Ich wünschte ich könnte es auch,
das leben wäre so viel schöner ohne ES.


Ich versuche auch mit der Bulimie aufzuhören, doch es gelingt mir einfach nie. Es ist wirklich hart, wenn man mit jedem versuch aufzuhören scheitert. Wie soll man da noch hoffnung haben? Stell dir vor du versuchst jede Woche damit aufzuhören, doch du bekommst es einfach nie hin, da es nie das letste mal war.

Re: Rückfall

#8
Also, ich hoffe weiterhin, dass ich irgendwann ganz gesund bin und glaube auch, dass das möglich ist! Und die eine oder andere Erfolgsgeschichte kann man ja auch hier im Forum nachlesen.
Ich beneide meine freunde, die sind dünn und essen worauf sie lust haben.
Liebe bigmonster,

irgendwann findest du hoffentlich raus, dass es bei deiner ES nur Vordergründig um´s Dünnsein und Essen geht und dahinter tiefere Ursachen liegen, die es zu bewältigen gilt.

Die ES ist wie eine Krücke (Ich hoffe Caruso verklagt mich nicht wegen geistigem Diebstahl!), die man so lange verwendet bis man wieder ohne gehen kann.
Aber ein gebrochenes Bein zum Beispiel muss auch behandelt werden. Es muss eventuell gerichtet und dann geschient und ruhig gestellt werden, sonst kann es nicht ordentlich zusammenwachsen.

Ich hab schon viel erreicht durch die Therapie und vor allem durch die selbständige Arbeit an mir selbst. Das ist alles andere als einfach aber ich hab viel über mich rausgefunden und werde mit jeder neuen Einsicht stärker.
Meine ES ist noch da, aber sie beherrscht nicht mehr mein Leben und ich glaube, dass ich sie irgendwann nicht mehr brauchen werde.

Re: Rückfall

#9
Hey ihr Lieben,

ich hoffe sehr darauf, dass ich die Essstörung irgendwann nicht mehr brauche. Sie nervt einfach nur und schränkt das Leben schon ein. Angst vor der Nahrungsaufnahme zu haben ist doch eigentlich verrückt. Aber im Moment ist eben genau wieder so.
Mit meinem Freund konnte ich ein wenig darüber sprechen. Wir hatten gestern einen schönen Tag. Er achtet darauf, dass ich esse oder eben nicht zu viel esse, was mir im Moment doch hilft.
Ich hoffe, dass es bald wieder besser wird. Er meint eben auch, dass ich wieder eine Therapie beginnen soll, wenn es nicht besser wird. Lust habe ich im Moment keine. Irgendwie habe ich bisher auch keine gute Erfahrung gemacht.

Ich wünsche euch einen sonnigen Tag :-)

Re: Rückfall

#10
hallo schweinchen,

dieses "eigentlich bin ich doch glücklich, eigentlich läuft doch alles gut" würde ich mal hinterfragen. denn offensichtlich ist eigentlich irgendwas gerade nicht stimmig, sonst würdest du nicht wieder auf die bulimie zurückgreifen. den (von caruso geklauten) vergleich von flora finde ich recht gut. vielleicht hast du dir diesmal nur den zeh gestaucht und schon denkt deine psyche "krücke - wo ist meine krücke?!?! ah, da ist sie ja!". sich hilfe in form einer therapie zu holen, finde ich eine gute idee.

ich selbst habe das im letzten jahr gemacht. ich wusste, es kommt ein schweres und anstrengendes jahr auf mich zu und ich wusste, möglicherweise schaffe ich das nicht alleine da durch. so viel habe ich in den letzten jahren immerhin schon gelernt. ich habe mir hilfe gesucht BEVOR das kind in den brunnen gefallen war ;) und weißte was? ich werde es immer wieder tun. alles ist besser, als der bulimie ausgeliefert zu sein!

und ich glaube, wie flora auch, daß es möglich ist, irgendwann ganz gesund zu sein!!!! ich habe es jedenfalls fest vor ;) wann der moment sein wird, an dem ich das letzte mal gekotzt haben werde, das werde ich erst auf dem totenbett wissen können. bei mir ist es bald 20 jahre her, daß ich mich das erste mal übergeben habe. seit anfang 2009 bin ich dabei, die bulimie loszuwerden (sogar mit sage und schreibe zwei symptomfreien jahren). und ich bin froh über jeden tag, jeden moment ohne, den ich bislang erleben durfte. möglicherweise kommen wieder rückfälle, aber die schönen unbeschwerten stunden, die ich seitdem erleben durfte, wird mir keiner nehmen können und sie zeigen mir: es lohnt sich! ich glaube nicht, daß wir der bulimie hilflos ausgeliefert sein müssen...und ich will ihr schon gar nicht die befehlsgewalt über mein leben überlassen! die will nämlich ich ;)

daß dünn sein nicht automatisch glücklich sein bedeutet, sollten gerade wir hier im forum am besten wissen. wenn alle super zufrieden wären, würde hier gähnende leere herrschen. tut sie das?! nein! die fixierung auf das gewicht und auf kalorien hindert uns daran, unser leben zu leben. es reduziert uns auf das äußere. es okkupiert kapazitäten im hirn, die wir für besseres einsetzen können. und schlußendlich macht es krank. lohnt sich das? nein!

ich drück dir ganz fest die daumen, schweinchen!!!

liebe grüße

hanne

Re: Rückfall

#13
Hey ihr Lieben,

vielen Dank für die vielen Nachrichten.

Ich möchte mein gestörtes Essverhalten schon loswerden. Wegen einer Therapie: ich hab da einfach bisher weniger gute Erfahrung gesammelt. Ich war mal bei einem Therapeuten- was mich echt Überwindung gekostet hat. Und was ist? Er sagt, dass bevor wir uns regelmäßig ambulant sehen, muss ich erst stationär etwas machen. Er wusste genau, dass das für mich absolut nicht in Frage kam. Ich wollte auf keinen Fall, dass mein Umfeld etwas davon mitbekommt (meine Eltern wussten natürlich Bescheid, allerdings Kollegen nicht).Ich wollte meinen Alltag weiterhin "normal" für mich gestalten. Und als ich die stationäre Therapie ablehnte, zeigte ich in seinen Augen keine "Compliance" und durfte ich nicht mehr kommen. Obwohl ich die Therapie zu diesem Zeitpunkt echt gebraucht hätte.
Somit bin ich eher abgeneigt. Aber vllt war es ja nur eine einmalige Erfahrung?
Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?

Ich wünsche euch einen sonnigen Tag.

Re: Rückfall

#14
Hey Leute,

wie ist es euch so ergangen?
Mir geht es etwas besser, habe mich wieder gefangen. Allerdings versuche ich (besser: mein nicht ganz normales Ich) viel durch Sport zu kompensieren, aber das ist immerhin besser, als zu brechen.

Ansonsten habe ich viel gearbeitet, aber das geht hier sicherlich allen so. Im September sind dann Prüfungen. Ich habe echt schon Angst. Echt unangenehm.

Wie geht es euch so? Was habt ihr erlebt?


Liebe Grüße :-)