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einfach mal ein kleines bisschen Mut machen....

Verfasst: Mi Jun 12, 2013 0:25
von Schnuddel
Ihr lieben Foris,

ich hab hier ziemlich lange nichts geschrieben, aber seit über einem halben Jahr immer fleißig mitgelesen. Deshalb hab ich mich gerade spontan dazu entschieden, einfach mal wieder ein paar Gedanken mit euch zu teilen.
Erstmal hat mir dieses Forum eine ganz wichtige und grundlegende Erkenntnis geliefert: Ich bin nicht allein. Ich bin nicht die einzige Person in einer Welt von scheinbar nur wunderbar funktionierenden Menschen, die Tag für Tag ihr Leben im Klo runter spült, ohne dabei auch nur ansatzweise zu verstehen warum und scheinbar machtlos, dagegen anzukämpfen.
so viele viele Beiträge habe ich gelesen, so viel trauriges und absurdes und in so vielem habe ich mich auch wieder erkannt.
Was meine eigene Situation angeht, so geht es auf und ab. Mal besser und eigentlich habe ich seit Oktober schon viel viel geschafft, aber heute war beispielsweise wieder ein verdammt mieser Tag.
Und weil ich gerade versuche mich trotzdem nicht hängen zu lassen, wollte ich euch einfach mal was von meinem Mut und meiner Hoffnung, dass morgen wieder alles besser wird, abgeben.
So oft fühlt man sich in dieser Krankheit so auswegslos gefangen, aber ich weigere mich einfach das hinzunehmen. Ich weigere mich zu glauben, dass wir alle dazu verdammt sind, damit zu leben. Und nur weil man es so lange nicht geschafft hat, es zu lassen, heißt das nicht, dass man es morgen nicht schaffen kann. Das ist manchmal ein so verdammt schwerer Kampf, jeden Tag aufs neue. Aber ich hab so viele Tage schon gewonnen, und das könnt ihr auch!Stark sein. Und morgen wieder einen schönen Tag haben. Und nochmehr vom Leben spüren, als sich zu betäuben. Ich glaub wir können das alle schaffen, ich glaub ganz fest daran, denn ich hab ja gar keine andere Wahl!

Das klingt gerade alles so blumig und optimistisch, obwohl ich das echt selten bin, aber das sprudelte gerade alles so aus meinem Kopf :D und ich drück euch allen die Daumen in eurem Kampf gegen die Bulimie. Weiter so, ihr seid alle so tolle Menschen hier !

Re: einfach mal ein kleines bisschen Mut machen....

Verfasst: Mi Jun 12, 2013 9:10
von hanne
Schnuddel hat geschrieben: So oft fühlt man sich in dieser Krankheit so auswegslos gefangen, aber ich weigere mich einfach das hinzunehmen. Ich weigere mich zu glauben, dass wir alle dazu verdammt sind, damit zu leben. Und nur weil man es so lange nicht geschafft hat, es zu lassen, heißt das nicht, dass man es morgen nicht schaffen kann. Das ist manchmal ein so verdammt schwerer Kampf, jeden Tag aufs neue.
ahoi schnuddel,

ich finde diese haltung gegenüber der krankheit toll. sich weigern sie hinzunehmen. ich war auch so oft so hilflos ausgeliefert. die füße liefen wie ferngesteuert zum kühlschrank, die hand ging wie mechanisch zum mund. ich sage mir jeden morgen: und du hast wieder eine neue chance einen schönen tag zu haben - egal ob der gestrige gut oder schlecht war, denn das soll mich erstmal nicht interessieren.

mir geht es meist auch ganz gut mit dem essen. einige probleme sind noch da, viele gegangen, neue dazu gekommen. ich habe mittlerweile akzeptieren können, daß das leben ein ewiges auf und ab ist. mal ist der peak nach oben, mal der nach unten größer. auf regen folgt sonnenschein und umgekehrt. es ist dieses schwarz-weiß denken, in dem wir bulimikerinnen scheinbar oft gefangen sind. gut oder schlecht. ganz oder gar nicht. gepaart mit perfektionismus eine gefährliche mischung.

ich dachte früher immer, wenn ich nur endlich die krankheit los bin, werde ich glücklich oder wenn ich endlich glücklich bin, geht die krankheit von alleine. tja, pustekuchen. niemand ist nonstop glücklich. niemand! ich habe gelernt das leben als solches mit eben den höhen und tiefen zu ertragen (das klappt mal mehr mal weniger gut) ohne auf das hilfs-, betäubungs-, whatevermittel bulimie zurückgreifen zu müssen.
Schnuddel hat geschrieben:Ich glaub wir können das alle schaffen, ich glaub ganz fest daran, denn ich hab ja gar keine andere Wahl!
das glaube ich auch! wir haben schon noch eine andere wahl, nur führt die am ende tiefer in den dschungel...also: ich wähle dann doch liebend gerne das leben in freiheit, auch wenn ich dafür manchmal alles in blank und ungeschönt ertragen muss.

schönen tag,

hanne