bulimie.at - das Forum

Stellt Euch vor, ihr würdet ein Abschiedsfest für Eure Bulimie feiern, weil ihr beschliesst, dass ihr sie nicht mehr nutzen wollt..

Wie sähe dieses Fest aus?

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Ich frage, weil ich überlege solch ein Fest zu feiern.. Hatte bisher die Idee mir bunte Helium-Luftballons zu kaufen, Zettel zu schreiben mit allem positiven und negativen, was ich meiner B. zum Abschied sagen möchte und diese dann fliegen zu lassen..

ein fiktives grab buddeln mit pappgrabstein:

hier ruht die bulimie von *****
geboren 2006 gestorben 2013 irgendwie sowas

und dann drauf tanzen
blümchen reinschmeißen
und (natürlich mit einer plastiktüte drunter) eine richtig große sahnetorte reinschmeißen (muss ja keine vom konditor sein kann ja auch eine aus dem tk im supermarkt sein)
so à la ätschbätsch damit kannst du mich nicht mehr

ich hoffe das hilft ein bisschen weiter
und es hat sogar spaß gemacht sich das auszudenken

Cool Das ist klasse!
Die Idee gefällt mir!

Oh aber fiktiv?
Ich mach' das wirklich! Im Wald

Meine damalige Freundin hat das auch so gemacht, nicht als Fest, aber als abschließendes Ritual.

Sie hat einen Platz gesucht an einem kleinen Bach und hat dort die Zettel, die sie vorher geschrieben hatte, verbrannt. Die Asche dann in den kleinen Bach geworfen.

lG
Caruso

Klasse!
Danke sehr!

Na ja, soweit ich mich erinnern kann, ist Carusos Freundin ihre Bulimie nie los geworden.....

Na ja, ich weiß nicht. Wenn es euch hilft, dann macht so ein Ritual.....

Aber ich glaube nicht, dass sich das auf den Heilungsverlauf auswirkt. Der funktioniert entweder so. Oder eben nicht.

Wichtig ist ja, dass man an seinem Essverhalten arbeitet, und an den zugrundeliegenden Problemen. Verbrannte Gedanken sind ja deswegen noch lange nicht aus dem Kopf. Die muss man schon anders da raus kriegen. Man hat mit dem Ritual nur (öffentlichheitswirksam) guten Willen gezeigt. Was ja auch schon was ist. Aber auch den kann man anders zeigen. Bzw. auch für sich behalten.

Ach, ich weiß nicht. Ich werde kein Freund von systemischer Therapie....

LG

Sophie

Liebste Sophie
Ich bin zwar Systemische Therapie - Fanatiker, aber das hier hat nun ausnahmsweise mal nichts mit dieser Therapieform zu tun..
(Jedenfalls nicht, dass ich wüsste)

Also ich finde die Idee klasse und ich glaube auch, dass es mir helfen wird, denn ich bin davon überzeugt, dass ich alle Fähigkeiten haben, meine Probleme auch ohne die B. zu lösen (das, liebe Sophie, sagt neben der Systemischen Therapie auch meine Verhaltenstherapeutin) und die Male, in denen sie dann doch noch auftaucht, mache ich es mir lediglich einfach und die Bulimie ist eben auch nach zwei Jahren schon konditioniert. Problem/Anspannung --> Bulimie.

Um dies zu unterbrechen werde ich ganz bewusst Abschied nehmen.
Zumal es langsam wirklich Zeit wird, da sie mit meinen Plänen nicht konform geht.

Liebste Grüsse und Dir alles Gute!

Na ja, soweit ich mich erinnern kann, ist Carusos Freundin ihre Bulimie nie los geworden.....

Falsch. Und auch keine Ahnung, woher Du meinst, dieses Halbwissen bezogen zu haben und nun unter das Volk streuen zu müssen. Sie ist heute weder Bulimikerin noch Alkoholikerin mehr. Zwei Süchte innerhalb von 7 Jahren erfolgreich bekämpft. Und nach wie vor sehr gut mit mir befreundet, daher kann ich es auch beurteilen, daß dem so ist. Und meinen allergrössten Respekt vor ihr, weil ich es miterlebt habe, wie schwer dieser Weg ist. Frag mich einfach, wenn Du dazu etwas wissen willst.

Wenn es euch hilft, dann macht so ein Ritual.....

Eben ! Ob sich das auf einen Heilungsverlauf auswirkt oder nicht, ist weder die Frage noch der Inhalt des Threads. Es ist vielleicht der letzte Anstoß, sich auf einen Weg zu begeben, der in ein anderes, gesundes Leben führt.

Wichtig ist ja, dass man an seinem Essverhalten arbeitet, und an den zugrundeliegenden Problemen

Genau ! Und wenn dann so eine, in Deinen Augen profane, Aktion dazu führt, dies auch tatsächlich zu tun, es in Angriff zu nehmen und durchzuziehen, dann hat das Häuflein Asche, oder was es auch immer sein mag, zu mehr als 100% seinen Zweck erfüllt.

Man hat mit dem Ritual nur (öffentlichheitswirksam) guten Willen gezeigt

Falsch ! Es geht nicht um andere und um Öffentlichkeit. Es geht darum sich mental von einem Stück Vergangenheit zu trennen. Für sich ganz alleine. Sich selber einen Startschuß zu geben, um nach vorne sehen können und sich eben nicht in der Vergangenheit zu drehen und hängen zu bleiben, oder im Selbstmitleid unterzugehen.

So...

Meine Bulimie ist erfolgreich unter der Erde vergraben.
Sie hat noch einen Abschiedsbrief und Schokolade bekommen.
Blumen, Kerze, Schleife.
Seifenblasen habe ich ihr gepustet.
Ihr wird's da gut gehen.

Und ich verspüre riesengrosse Erleichterung, Freiheit, Selbstbestimmtheit - eine dicke Last, die von meinen Schultern verschwunden ist.

Alles Liebe!

Sophie11 hat geschrieben:
Aber ich glaube nicht, dass sich das auf den Heilungsverlauf auswirkt. Der funktioniert entweder so. Oder eben nicht.

Es geht um die (neue kraftschöpfende) innere Einstellung, den Willen, ein Kapitel seines Lebens zu beenden und sie mit einer symbolischen Geste zu versiegeln. Nur ist das halt kein Garant auch wirklich die Bulimie los zu sein. Hier geht es um eine ledigliche Symbolik, ein Abschied von der Bulimie.

Sophie11 hat geschrieben: Wichtig ist ja, dass man an seinem Essverhalten arbeitet, und an den zugrundeliegenden Problemen. Verbrannte Gedanken sind ja deswegen noch lange nicht aus dem Kopf. Die muss man schon anders da raus kriegen. Man hat mit dem Ritual nur (öffentlichheitswirksam) guten Willen gezeigt. Was ja auch schon was ist. Aber auch den kann man anders zeigen. Bzw. auch für sich behalten.

Ja und nein - es kommt darauf an! Das ist wie mit dem Glauben an Gott. Wenn man an ihn glaubt, schöpft man Kraft und findet seine individuellen Antworten. Man glaubt, hofft und findet dadurch einen Weg, den man geht. Das ist eine Art Ether, Instanz.

Ich kenne das nur von Erinnerungen, von Traumata - wenn man sich an eine Zeit zurück erinnert, die schrecklich war und man möchte damit "offiziell" abschließen, dann macht man ein Ritual, indem man zb. eine Kerze anzündet, oder alte Zettel verbrennt, oder an Luftballons hängt und weg fliegen lässt.

Bei einem religiösen Glauben geht an bei einer verstorbenen Person zur Beerdigung - das ist das gleiche wie mit dem Abschiedsfest der Bulimie, so mehr oder weniger. Klar, ist den Leuten auf der Beerdigung bewusst, dass der Tote nicht mehr lebendig wird, man nimmt aber Abschied, also einen würdigen Abschied von der verstorbenen Person, indem man sich an sie erinnert, sie bewusst im Inneren aufleben lässt und eine symbolische Geste macht, eben die Beerdigung.

Wenn man nicht glaubt und man sehr rational denkt, dann erspart man sich die Beerdigung.
Wenn man kein Zeichen setzen will, dann macht man auch kein Abschiedsfest für die Bulimie.

Jedem ist das selber überlassen.

Sophie11 hat geschrieben:Ach, ich weiß nicht. Ich werde kein Freund von systemischer Therapie....

Dann lass es.

Glückwunsch facilite!

Alles gute und lass sie ihn Frieden ruhen

Meine Bulimie ist erfolgreich unter der Erde vergraben.
Sie hat noch einen Abschiedsbrief und Schokolade bekommen.
Blumen, Kerze, Schleife.
Seifenblasen habe ich ihr gepustet.
Ihr wird's da gut gehen.

Und ich verspüre riesengrosse Erleichterung, Freiheit, Selbstbestimmtheit - eine dicke Last, die von meinen Schultern verschwunden ist.

cool !

aber ...

Ohne Dir weh zu tun und Dir Angst zu machen .... sie kennt Mittel und Wege, um sich zurück schleichen zu können. Es wird wieder an Deine Türe klopfen. Aber es liegt in Deiner eigenen Macht, diese Türe dann zu öffnen.

Wir hatten mal zwischendurch ein wenig Stress miteinander, aber ich beginne zu begreifen, wie Dein Lösungsweg aussieht. Ich kann ihn verstehen mittlerweile.

alles Liebe

caruso

Ich denk an dich und hoffe das du, sollte sie irgendwann aus ihrem Grab gekrochen kommen, stark genug bist um ihr zu zeigen das du ohne sie besser klar kommst!

Lg

Danke Euch!

So schnell geht das!
Morgen feiern wir beide unseren ersten Wochentag!
Das wird klasse!
Ich denke sie bekommt Blumen.
Vielleicht einen Grabstein..
Habe auch schon überlegt, ob ich sie noch einmal umverlege, sie liegt nämlich auf einem Schleichweg und da kommen wohl immer Menschen vorbei.. Meine Kerze war auch schon futschikato..

Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal so sage, aber hey, mir geht's einfach klasse ohne sie!

Und zu aller Freude habe ich heute die Nachricht erhalten, dass meine Therapieverlängerung bewilligt ist.