Angst vor Rückfall
Verfasst: Mi Apr 10, 2013 17:33
Hallo liebe Community,
ich habe bis heute nie mit jemandem über meine Krankheit geredet oder geschrieben. Da ich nicht möchte, dass es eskaliert, möchte ich mit jetzt gerne mitteilen und danke schon mal fürs Zuhören.
Ich (w, 24) hatte letztes Jahr Bulimie für ca. vier Monate. Die Dauer ist nicht sehr lange, dafür war der Verlauf umso intensiver. Ich glaube, das einzige was ich nicht gemacht habe, war Geld zu stehlen und gefrorene Lebensmittel zu essen. Die Bulimie hatte sich damals daraus entwickelt, dass ich mithilfe einer Diät, die mich essenstechnisch stark eingeschränkt hat (Dukan-Methode) sowie regelmäßigem Sport ein *kg abgenommen hatte. Mit dem neuen Gewicht war ich ganz zufrieden. Als es dann darum ging, das Gewicht zu halten und ab und an Süßigkeiten und Kohlenhydrate wieder erlaubt waren, habe ich die Kontrolle verloren. Ich konnte nicht damit umgehen, diese Dinge zwei Mal pro Woche in begrenzter Menge zu essen, ich wollte mehr. Ich bekam täglich Fressanfälle und erbrach mehrmals täglich. Es gab zum Schluss keinen einzigen Tag mehr, den ich ohne Erbrechen ausgehalten habe.
Ich bekam Panik, meinen Körper und Seele zu zerstören. Ich wollte normal sein. Ich wollte nicht mehr F&K und begann zu hungern. Ich habe zwei Wochen kaum etwas gegessen, bekam zwischendurch immer wieder FAs. Es war sehr schlimm. Erst mit der Einsicht und Akzeptanz, dass ich zunehmen würde, wenn ich aufhöre, habe ich die Krankheit in den Griff bekommen und von einem Tag auf den nächsten aufgehört.
Das ist jetzt ein halbes Jahr. In der Zeit habe ich keinen Drang verspürt, mich zu übergeben. Ich habe etwas zugenommen und wiege jetzt wieder ungefähr so viel wie vor der Diät und Bulimie. Ich weiß es nicht genau, da ich panische Angst vor der Zahl habe. Trotz Abstinenz kreisen meine Gedanken noch viel um Essen und Gewicht. Ich fühle mich wieder zu dick für viele Dinge: ich gehe nicht mehr in die Sauna, gehe ungern shoppen und denke, dass mich jeder für fett hält, dass ich uninteressant und körperlich abstoßend auf Männer wirke. Mir graut es vorm Sommer, wenn ich gefragt werde, ob ich mit ins Freibad gehe. Ich schäme mich für meinen Körper!
In den letzten zwei Wochen habe ich ein paar Mal darüber nachgedacht, zu fressen und zu kotzen. Ich habe dem Drang aber nicht nachgegeben! Ich will nicht, dass die Krankheit je wieder zurückkommt. Doch je stärker der Drang wird, desto weniger schlimm finde ich es leider auch. Ich glaube, dass es jetzt wieder losgehen könnte, weil ich Druck verspüre. Ich muss meine Abschlussarbeit schreiben, stehe noch am Anfang und habe Angst, es nicht zu schaffen oder dass irgendwas Unvorhergesehenes passiert (z.B. dass mein Betreuer alles schlecht findet, was ich erarbeitet habe). Dass ich Bulimie hatte weiß niemand. Meine Familie hat nichts mitbekommen, obwohl ich damals eine Zeit lang Zuhause gewohnt habe. Ich war geschickt, aber gleichzeitig finde ich es schrecklich und denke immer, sie müssen das doch mal gemerkt haben. Ich möchte es auch niemandem von meinen Freunden erzählen. Ich möchte nicht „die mit der Bulimie“ sein. Bei GZSZ ist die Krankheit gerade Thema. Wenn da mal jemand von meinen Freunden was dazu sagt, krieg ich sofort Gänsehaut und will wegrennen oder das Thema wechseln. Ich will nicht hören, was sie darüber denken, auch wenn sie nicht wissen, dass ich auch betroffen bin.
Ich habe leider auch ein schlechtes Selbstwertgefühl, fühle mich manchmal wertlos. Denke auch, dass ich total uninteressant auf andere wirke. Ich habe einfach nichts zu erzählen, mache nichts Besonderes (außer Musik vielleicht). Denke manchmal, was wollen die Leute mit mir, wo es doch so viele hübschere, nettere, lustigere und v.a. zufriedene und lebensfrohe Menschen gibt? Dazu muss ich noch sagen, dass man mir mein schlechtes Selbstwertgefühl nicht anmerkt (enge Freundinnen waren überrascht, als ich ihnen das erzählte).
Was kann ich tun, um einem Rückfall vorzubeugen? Therapie kommt für mich nicht in Frage und ich denke auch nicht, dass es nötig ist. Aber gibt es irgendwelche Tipps oder einfach aufmunternde Worte? Ich möchte endlich zu mir stehen können und zufriedener werden. Ich möchte auch wieder etwas abnehmen (wirklich nur etwas), weil ich schon ganz schön angesetzt habe an Bauch und Hüften (das ist objektiv gesehen nicht schön und subjektiv erst recht nicht). Wahrscheinlich ist es dafür noch zu früh?
Danke, Mo.
ich habe bis heute nie mit jemandem über meine Krankheit geredet oder geschrieben. Da ich nicht möchte, dass es eskaliert, möchte ich mit jetzt gerne mitteilen und danke schon mal fürs Zuhören.
Ich (w, 24) hatte letztes Jahr Bulimie für ca. vier Monate. Die Dauer ist nicht sehr lange, dafür war der Verlauf umso intensiver. Ich glaube, das einzige was ich nicht gemacht habe, war Geld zu stehlen und gefrorene Lebensmittel zu essen. Die Bulimie hatte sich damals daraus entwickelt, dass ich mithilfe einer Diät, die mich essenstechnisch stark eingeschränkt hat (Dukan-Methode) sowie regelmäßigem Sport ein *kg abgenommen hatte. Mit dem neuen Gewicht war ich ganz zufrieden. Als es dann darum ging, das Gewicht zu halten und ab und an Süßigkeiten und Kohlenhydrate wieder erlaubt waren, habe ich die Kontrolle verloren. Ich konnte nicht damit umgehen, diese Dinge zwei Mal pro Woche in begrenzter Menge zu essen, ich wollte mehr. Ich bekam täglich Fressanfälle und erbrach mehrmals täglich. Es gab zum Schluss keinen einzigen Tag mehr, den ich ohne Erbrechen ausgehalten habe.
Ich bekam Panik, meinen Körper und Seele zu zerstören. Ich wollte normal sein. Ich wollte nicht mehr F&K und begann zu hungern. Ich habe zwei Wochen kaum etwas gegessen, bekam zwischendurch immer wieder FAs. Es war sehr schlimm. Erst mit der Einsicht und Akzeptanz, dass ich zunehmen würde, wenn ich aufhöre, habe ich die Krankheit in den Griff bekommen und von einem Tag auf den nächsten aufgehört.
Das ist jetzt ein halbes Jahr. In der Zeit habe ich keinen Drang verspürt, mich zu übergeben. Ich habe etwas zugenommen und wiege jetzt wieder ungefähr so viel wie vor der Diät und Bulimie. Ich weiß es nicht genau, da ich panische Angst vor der Zahl habe. Trotz Abstinenz kreisen meine Gedanken noch viel um Essen und Gewicht. Ich fühle mich wieder zu dick für viele Dinge: ich gehe nicht mehr in die Sauna, gehe ungern shoppen und denke, dass mich jeder für fett hält, dass ich uninteressant und körperlich abstoßend auf Männer wirke. Mir graut es vorm Sommer, wenn ich gefragt werde, ob ich mit ins Freibad gehe. Ich schäme mich für meinen Körper!
In den letzten zwei Wochen habe ich ein paar Mal darüber nachgedacht, zu fressen und zu kotzen. Ich habe dem Drang aber nicht nachgegeben! Ich will nicht, dass die Krankheit je wieder zurückkommt. Doch je stärker der Drang wird, desto weniger schlimm finde ich es leider auch. Ich glaube, dass es jetzt wieder losgehen könnte, weil ich Druck verspüre. Ich muss meine Abschlussarbeit schreiben, stehe noch am Anfang und habe Angst, es nicht zu schaffen oder dass irgendwas Unvorhergesehenes passiert (z.B. dass mein Betreuer alles schlecht findet, was ich erarbeitet habe). Dass ich Bulimie hatte weiß niemand. Meine Familie hat nichts mitbekommen, obwohl ich damals eine Zeit lang Zuhause gewohnt habe. Ich war geschickt, aber gleichzeitig finde ich es schrecklich und denke immer, sie müssen das doch mal gemerkt haben. Ich möchte es auch niemandem von meinen Freunden erzählen. Ich möchte nicht „die mit der Bulimie“ sein. Bei GZSZ ist die Krankheit gerade Thema. Wenn da mal jemand von meinen Freunden was dazu sagt, krieg ich sofort Gänsehaut und will wegrennen oder das Thema wechseln. Ich will nicht hören, was sie darüber denken, auch wenn sie nicht wissen, dass ich auch betroffen bin.
Ich habe leider auch ein schlechtes Selbstwertgefühl, fühle mich manchmal wertlos. Denke auch, dass ich total uninteressant auf andere wirke. Ich habe einfach nichts zu erzählen, mache nichts Besonderes (außer Musik vielleicht). Denke manchmal, was wollen die Leute mit mir, wo es doch so viele hübschere, nettere, lustigere und v.a. zufriedene und lebensfrohe Menschen gibt? Dazu muss ich noch sagen, dass man mir mein schlechtes Selbstwertgefühl nicht anmerkt (enge Freundinnen waren überrascht, als ich ihnen das erzählte).
Was kann ich tun, um einem Rückfall vorzubeugen? Therapie kommt für mich nicht in Frage und ich denke auch nicht, dass es nötig ist. Aber gibt es irgendwelche Tipps oder einfach aufmunternde Worte? Ich möchte endlich zu mir stehen können und zufriedener werden. Ich möchte auch wieder etwas abnehmen (wirklich nur etwas), weil ich schon ganz schön angesetzt habe an Bauch und Hüften (das ist objektiv gesehen nicht schön und subjektiv erst recht nicht). Wahrscheinlich ist es dafür noch zu früh?
Danke, Mo.