Hallo zusammen,

ich weiß das klingt sehr dumm. Naja, ich habe mir überlegt ein Schloss am Kühlschrank zu montieren. Und natürlich auch an all den anderen Küchenschränken mit den haltbaren Lebensmitteln.
Die Idee entstand eigentlich durch einen ziemlich abwertenden Scherz meines Freundes.

Wir leben zusammen und das ist das Problem. Beziehungsweise, dass er sich auch noch ausgerechnet durch eine relativ seltene Stoffwechselerkrankung sehr hochkalorisch ernähren muss. Was für eine Ironie.

Klingt etwas eklig, aber er scheidet Fett unverdaut aus, und auch seine Tabletten, können die Kalorienzufuhr nicht komplett regulieren. Nur zur kurzen Information.

Ja, echt traurig, was das für eine Ironie ist... Und es ist für ihn auch nicht sonderlich angenehm.

Auf jeden Fall weiß ich, dass das sehr degradierend ist, wenn ich mir mein Essen von meinem Freund geben lassen müsste, also meine Tagesration, weshalb ich auch damals sehr traurig war über diesen Scherz. Und jetzt möchte ich das sogar selbst, ganz ernsthaft...!

Aber jetzt weiß ich einfach nicht wie ich das Problem anders angehen könnte.

Klar, ich könnte mir dann theoretisch auch neues Essen kaufen, aber ich habe die Hoffnung, dass es funktioneren könnte.
Der Thread mit all den Tipps bei, vor und nach Fressanfällen habe ich mir zur Aufgabe gemacht. Die wirklich sehr, sehr guten Ratschläge sind allerdings noch sehr schwer umzusetzen. Man muss sich erst einmal daran gewöhnen und das dauert, also ist daher noch wenig bzw. kein Erfolg sichtbar.

Lächerlich möchte ich mich hier nicht machen, auch nicht vor meinem Freund, aber meine Würde habe ich sowieso schon verloren und schlimmer kann es nicht mehr werden. Also vielleicht würde es ja sogar tatsächlich etwas bewirken.

Was meint ihr?

Ich hoffe, dass ihr nicht auf meine Idee negativ reagiert, auch wenn es nachzuvollziehen wäre. Ich habe was das Thema betrifft keine Therapieerfahrung und bin mir und der Krankheit hilflos ausgeliefert, zumindest fühlt es sich so an...

Resigniert bin ich jedoch nicht, sonst würde ich ja nicht um Ratschläge und Meinungen bitten.


Alles Gute

Nichtssagend

Hallo Nichtssagend
Deine Idee klingt auf die Schnelle gut. Trotzdem ist es meiner Meinung nach der falsche Ansatz: Mit Verboten erreichst du dein Ziel nur so lange, wie du keine Möglichkeit hast, diese zu Umgehen. Wenn du sie dann umgehen kannst, nutzt du die Situation gnadenlos aus => FA oder zumindest Plünderungen.
Dein Ziel muss sein, ohne Schloss deine Essensgewohnheiten in den Griff zu bekommen. Du weisst doch selber, dass Bulimiker Meister sind der Schauspielkunst. Viele lügen, verstecken, tricksen was das Zeug hält, um an Essbares heranzukommen oder ihre Sucht zu verheimlichen. Deshalb glaube ich, dass auch du Mittel und Wege suchen (und auch finden) würdest, die Schlösser zu knacken oder dir alternative Vorräte anlegen würdest. Ich weiss, du verneinst das im Augenblick. Doch irgendwann, wenn die Sucht stärker zu sein scheint, siehst du die Dinge nicht so vernünftig wie jetzt und dann kommt dir das Schloss wie die letzte Hürde vor dem Ziel vor.
Ich glaube also nicht, dass dich diese Methode weiterbringen könnte im Bemühen, gesund zu werden.

liebe Grüsse
Peter

Hallo Peter,

erst einmal danke für deine Antwort, die sich sehr vernünftig anhört.
Nur im Augenblick kann ich kaum sagen, wie ich darüber denken soll und muss erstmal darüber nachdenken.
Erinnert mich jedenfalls an die Aussage: ''Du kannst deine Umgebung ändern, aber nicht die Umstände.'' Oder so ähnlich...

Deine Aussage, das ich im Moment diese Situation verkennen würde, hat mich irgendwie sehr angesprochen und ja, gerade stelle ich mir das sehr leicht vor, das stimmt, so wie es halt allzu oft ist.

Ich habe oft wochenlang anorektische Züge, in denen ich dann halt eben das wenige Essen ''loswerde'', was somit heißt, ich kann das auch echt schaffen die ''Kontrolle'' zu behalten und dann sind so Tage dazwischen, da ess ich und ess ich und ess ich, aber das kennt ja wohl jeder hier, leider. Ich habe mal irgendwo aber schon öfter gelesen, Bulimiker hätten eine unwahrscheinlich große Gier nach Essen. Ja, diese Gier macht einem das Leben schwer. Und dann habe ich eben diese Phasen, da habe ich so eine wahnsinnig starke Gier nach einem total leeren, wunden, und knurrenden Magen. Und erst wenn ich als Bauchschläferin auf der total harten Matratze, auf der man wirklich jeden Knochen spürt, vor Schmerz nicht mehr auf meinem Bauch schlafen kann, dann bin ich einigermaßen zufrieden. Ist das nicht bescheuert? ...

Ich versteh' mich selber nicht.

Liebe Grüße
Nichtssagend

Hey
also ich stimme peter zu. durch die verbote wird die gier nur größer und man nutzt jede situation aus.auf der anderen seite hilft es aber auch 3 mal darüber nachzudenken ob man (fr)essen will.
Ich kenn das aus eigener erfahrung. weil ich so viel gegessen habe,haben meine eltern als ich noch bei ihnen wohnte, ein schloss vor die vorratskammer gemacht, wo dann alles hochkalorische und das was ich üblicherweise esse (vorallem süßes) weggesperrt. ich habe meine jüngeren geschwister und eltern fragen müssen ob ich etwas süßes darf. ich hab das als ziemlich erniedrigend empfunden und stattdessen das gegessen, was ich sonst noch irgendwo gefunden habe, auch wenns nicht wirklich lecker war, aber das ist es ja nie.
wenn ich das jetzt nochmal überlege, versteh ich das auch. aber die gier wird halt immer größer und das eigentliche problem nicht aufgegriffen, weil man nicht lernt normal zu essen.
Was ich bei deiner situation befürchten würde ist, dass du irgendwann heimlich lebensmittel kaufst, sodass dein freund das nicht mitkriegt, weil du nicht zeigen willst, dass du 'scheiterst'. aber das ist nur eine vermutung.ich weiß ja nicht wie viel dein freund über dich und die krankheit weiß und kann nur davon reden wie es bei mir verlaufen würde.
zu dem hungern und fressen. ich kann das verstehen. pch freu mich immer wenn ich meine Knochen spüren kann und esse auch eigentlich immer zu wenig, aber halt noch nicht so, dass ich anorektisch bin. das problem ist, dass es vollkommen normal ist, dass der körper nach einer hungerphase so viel nahrung wie möglich zu sich nehmen will und seinen speicher auffüllen möchte. Und da bleibt das einzige was hilft leider nur regelmäßig essen, auch wenn es schwer ist.
liebe grüße

also, ich finde, das muss nicht pauschal schlecht sein.
natürlich, radikal und so weiter...

vor gut 10 jahren habe ich meine ma tatsächlich darum gebeten, alles essbare einzuschließen.
natürlich hat mich das nicht generell vom fressen abgehalten, natürlich habe ich mir unterwegs was gekauft und so weiter.
aber die wohnung war "save" und das hat für mich damals eine sehr größe hilfe bedeutet und hat deutlich (!) zur verbesserung der sympotomatik beigetragen.

das ist sicher nicht für jeden etwas aber wenn du dir wirklich sicher bist, dass du aufhören willst, dann kann es zumindest einen versuch wert sein.
und ja, es ist schräg, sehr schräg...
für meine ma war das damals glaube ich sogar fast noch schlimmer als für mich.
aber damals war es, so besch... eiden die situation auch war...
es hat geholfen.
in diesem fall hat der zweck das mittel geheiligt und zu verlieren (zb luxus wie "stolz" und so weiter) hatte ich damals ohnehin nichts mehr.
(ich hatte damals übrigens immer "freie radikael", lebensmittel, dich ich niemals(!) für fressatacken benutzt hätte, im kühlschrank stehen sodass ich nicht jedesmal extra fragen musste, wenn ich etwas essen wollte...)

Meine Eltern haben früher alles Essbare vor mir weggeschlossen. Ich habe dann begonnen die Schlösser aufzubrechen um trotzdem Fressen und Erbrechen zu können. Es kam dazu, dass ich mich gefühlt habe wie ein gefangenes Tier, weil ich immer um normale MAhlzeiten bitten musste.
Trotzdem hilft es mir gerade, dass ich mein Geld abgegeben habe und jeden Tag eine bestimmte Summe davon bekomme. Also solche äußeren Einschränkungen können auch sehr hilfreich sein. Dauerhaft muss es natürlich von innen kommen, dass man es nicht mehr tun, sondern leben will. Aber wenn die äußeren Bedingungen einem dabei helfen können, lohnt sich der Versuch auf jeden Fall! Also probiers aus .

Oder hast du das mittlerweile schon getan?

hätt für mich genau gar keinen Sinn.
Essen bekommt man immer und überall, da hilft auch kein schloss vorm Kühlschrank!
Ausserdem bekämpft das ja eigentlich nur eine sozusagen Statistenrolle in deinem Film und nicht den Bösewicht!

HI Nichtssagend!

Ich hatte auch mal die glorreiche Idee abends die Küche abzuschließen und meiner Mutter den Schlüssel zu überreichen.
Das ging vielleicht 1 bis 2 Tage gut, dann kam ich mir total überwacht und erbärmlich vor. Wie ein wildgewordenes Tier, vor dem man alles Essbare wegschließen muss, damit es nicht erbarmungslos zuschlägt.
Nach ein paar Tagen wurde mein Fressdrang immer größer und ich bin Richtung Küche gehechtet und auf die versperrte Türe getroffen( hab wohl in meinem Wahn vergessen, dass sie zu ist). Eine scheiß Wut ist mich darauf hin überkommen und ich bat meine Mutter die Türe aufzuschließen, um "einen Apfel zu holen" Wie hätte es anders sein sollen, hat sie natürlich geschnallt was los ist, und hat gemeint sie würde mitkommen. Darauf hin bin ich total ausgerastet, hab vor ihren Augen Lebensmittel ausm Kühlschrank in einen Sack reingeschmissen, sie weggestoßen, in mein Zimmer geflüchtet und hab angefangen hemmungslos zu fressen. Hätte sie mir die Türe nicht geöffnet, hätte ich in dem Moment der Gier, warscheinlich auch die Scheibe eingeschlagen oder wär übers Küchenfenster geklettert nur um Stoff zu besorgen...

Ich glaub einfach, dass es nicht so gut ist sich etwas zu verbieten bzw sich zu sagen ich DARF nicht in die Küche gehen.
Für mich klappt es besser, wenn ich weiß ich kann jeder Zeit in die Küche gehen, einen Blick in den Kühlschrank werfen, und dann für mich entscheiden, dass ich jetzt eine Kleinigkeit essen kann, oder auch gar nichts zu Essen brauche.
Es tut gut wenn merkt, dass man sich selbst wieder einigermaßen vertrauen kann.

Alles Liebe, isa

stimmt das Gefühl es allein aus freiem Willen geschafft zu haben hebt ganz enorm.
Auch wenn man es nicht schafft war es die eigene Entscheidung.
Dann war man eben noch nicht so weit.

Vergiss es...ich brach das Fenster mal ein. Und 3 x die Tür...das Fenster kostete über 800€...