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Der nächste Versuch, es zu schaffen

Verfasst: So Mär 10, 2013 21:04
von Munchairudo
Nachdem ich mich ja nun schon ein paar Tage nicht mehr hier gemeldet habe, fand ich es an der Zeit, nun doch endlich mal wieder einen Versuch zu starten.

Ich kämpfe noch nicht allzu lange mit der Bulimie, zumindest verglichen mit den meisten hier, aber inzwischen ist es doch schon fast ein 3/4 Jahr.
Wie bei vielen dachte ich anfangs auch: Sobald du wieder bei deinem alten Gewicht bist, kannst du locker wieder damit aufhören. Ist ja nicht so schwer.
Es hat auch anfangs ganz gut funktioniert weil ich mich nur 1-2 mal in der Woche übergeben habe - wenn überhaupt. Aber seit einem halben Jahr ist es nun fast tägliche Routine geworden. Zwischenzeitlich hatte ich Phasen, da ging alles eine Woche gut und ich war 'glücklich', aber dann kam doch immer wieder ein neuer Rückfall. Und inzwischen habe ich einfach weder die Kraft, noch die Lust, noch länger in diesem Teufelskreis zu stecken.
Ich pack das einfach alles nicht mehr, ich sage Treffen, auf die ich mich so sehr gefreut habe, ab, weil ich mich so dermaßen unwohl fühle... Sogar die Uni leidet inzwischen darunter. Zwar habe ich gerade Semesterferien, aber ich bin gedanklich so sehr mit Kcal und dem ganzen Kram beschäftigt, dass ich mich kaum auf meine noch anstehenden Hausarbeiten konzentrieren kann.

Meine Eltern wissen von all dem nichts, und mir wäre es auch ganz lieb, wenn es dabei bleibt. Allgemein weiß keiner davon, bis auf meinen besten Freund. Allerdings hat es mich bei ihm auch extrem viel Überwindung gekostet, ihm davon zu erzählen. Und ich denke ich habe es ihm auch nur erzählen können, weil er gute 4 Stunden Zugfahrt von mir entfernt wohnt. Aber er hat mir versichert, dass er stets zu mir hält und mich auch bei allem unterstützen wird, was mich doch sehr beruhigt hat.
Ihr kennt sicherlich alle diese Angst, auf Grund der Sucht abgestempelt und verurteilt zu werden...

Mein heutiger Tag ist auch schon wieder gelaufen. Warum könnt ihr euch sicherlich denken.
Nun versuche ich ab morgen also noch mal einen Versuch, diese Sucht irgendwie wieder in den Griff zu bekommen. Ich hoffe wirklich, dass ich es schaffe.
Eine Therapie kann ich momentan leider nicht machen, da ich noch nicht weiß, ob meine Krankenversicherung mich weiterhin versichert. Und das Geld, auf eigene Faust Hilfe zu suchen, habe ich einfach nicht. Oft kostet schon allein das Erstgespräch 20€ und alle weiteren Termine 15€. Das kann ich mir schlicht nicht leisten, auch wenn es bestimmt hilfreich wäre. Vor allem um herauszufinden, warum genau man überhaupt in die Bulimie gerutscht ist. Das ist mir nämlich noch ein wenig schleierhaft.

Gibt es hier welche unter euch, die es eigenständig wieder aus der Bulimie rausgeschafft haben oder gerade dabei sind, es auf eigene Faust zu versuchen?

Re: Der nächste Versuch, es zu schaffen

Verfasst: Di Mär 12, 2013 18:12
von michi_w
Hallo Munchairo

Das Gefühl kenne ich - sobald man wieder gekotzt hat, ist der Tag gelaufen und dann denkt man "sch**ss* drauf, eh schon zu spät. Aber man darf sich von dem nicht unterkriegen lassen. Meine Therapeutin hat mir einmal gesagt: Jeder Tag ist wieder ein neuer Tag, also auch ein neuer Start. Du kannst jeden Morgen wieder von vorne beginnen und lass dich nicht unterkriegen - du kannst eine Bulimie nicht von heute auf morgen einfach so ausschalten, als wäre nie etwas gewesen. So einfach ist es leider nicht, auch wenn ich mir das oft so sehr wünsche. Aber man muss mit kleinen Schritten beginnen.

Zahlt bei euch die Kasse nichts für solche Gespräche?

Liebe Grüsse

Re: Der nächste Versuch, es zu schaffen

Verfasst: Di Mär 12, 2013 22:12
von Munchairudo
Hey,

Ja, ich versuche mir auch immer zu sagen, dass dadurch eben nicht der ganze Tag gelaufen ist. Aber das ist echt schwierig. Inzwischen habe ich meine FA's eigentlich nur noch abends, da geht es. Aber vor ein paar Wochen habe ich schon, dadurch dass ich so spät Uni hatte, schon vormittags alles in mich reingefuttert, was irgendwie ging - und danach musste ich es natürlich wieder loswerden. Nicht selten musste dann eben die Uni darunter leiden. Und das war wirklich nicht leicht für mich, weil ich liebe meinen Studiengang, es macht mir Spaß, zur Uni zu gehen :(
Und bei meinem Plan kann ich es mir auch nicht wirklich leisten, die Uni schleifen zu lassen. Ich will schließlich das Stipendium für den Master bekommen, um dann damit ein Jahr im Ausland studieren zu können. Wenn ich das wegen meiner eigenen Dummheit aufs Spiel setze..ich weiß nicht, ob ich mir das verzeihen könnte :?

Meine Krankenkasse hat diesbezüglich nur einen Kooperations-Parter, dort übernimmt sie dann aber auch alle Kosten. Das Problem bei mir ist halt gerade, dass ich theoretisch aus dem Alter raus bin, in dem die Kasse mich weiterhin familienversichert - es sei denn, ich studiere weiter. Was ja aber noch nicht klar ist. Alles sehr kompliziert gerade. :?

Heute lief es leider auch nicht so wie geplant...
Aber ich werde die nächsten zwei Tage nutzen. Zwar habe ich ein wenig Angst, weil ich mit meiner Schwester in Berlin bin und ich nicht weiß, wie ich mich essens-technisch verhalten soll, aber vielleicht ist es ein guter Anfang, mit der dämlichen k****rei aufzuhören. Ich brauche einfach irgendwie einen Anfang, und vielleicht ist das einer.

Dennoch würde ich gerne auch noch eine Therapie machen, da vor allem mein Verhältnis zu meinem Körper extrem gestört ist..ich grenze ihn sogar quasi von mir ab, ich rede über ihn, als würde er nicht zu mir gehören. Eventuelle Schwächen schiebe ich auf ihn - schließlich ist mein Körper daran schuld, und nicht ich. Kennt ihr diese Gedanken auch? :oops:

Re: Der nächste Versuch, es zu schaffen

Verfasst: Di Apr 23, 2013 20:01
von michi_w
Hallo Munchairudo

Hat sich deine familiäre Situation bzw. Uni Situation ein wenig gebessert? Ich hoffe sehr, dass du das Stipendium für den Master kriegst! dass die Uni darunter leidet, kenn ich auch - wenn sich am Vormittag bereits der Gedanke an's Essen einschleicht, kann man sich am Rest des Tages nicht mehr konzentrieren. Bei mir ist es auch häufig so, dass der Tag gut läuft - aber der Abend eher schlimm. Zum Teil habe ich aber auch Tage, da fängt es bereits beim Frühstück an - wie schlimm.. =( ich will endlich davon loskommen und kämpfe jeden Tag aufs Neue.

Wie war es in Berlin? Ging es gut mit dem Essen? Ich denke, eine Therapie würde dir helfen, deinen Körper zu verstehen und ihn zu akzeptieren. Es kann auch sein, dass tief liegendere Gründer dahinter stecken, wieso du deinen Körper so abstosst - ist in der Vergangenheit mal etwas passiert?

alles Liebe!